INDIEN 1: 30.06. - 04.10.04

Route: Amritsar, Delhi,Candigarh, Bilaspur, Mandi, Manali, Keylong, Sarchu, Leh,Pangkong, Leh, Lamayuru, Kargil, Drass, Kaschmirtal, Shrinagar, Jammu, Delhi, Pathankot, Amritsar, Kangar, Mc Leod Ganj,Manali, Keylong, Upshi, Hemis, Leh, LikirLeh, Manali, Delhi, Agra, Manali, Kaza, Rekong Peo, Shimla, Solan, Rishikesh 

Distanz: 2331 Km          Höhenmeter: 26010m

Vorwort: Indien, das von anderen entweder verteufelt oder vergoettert wird, war fuer uns einfach nur ein Land wie jedes andere auch. Klar die starke Ueberbevoelkerung und die zuweilen starke Armut machten auch uns zu schaffen, doch wir sind ja auch nicht nach Indien geradelt und haben hier eine Ueberflussgesellschaft erwartet! Waehrend Nadine 2 Monate Urlaub gemacht hat, bin ich zuerst 4 Wochen alleine in die Berge von Ladakh geradelt und anschliessend nochmal 4 Wochen zusammen mit meiner Mutter, die mich besucht ha, durch Nordindien gezogent. Die Letzen 4 Wochen ging es dann nochmal zusammen mit Nadine in die Berge. Fuer Radfahrer die die Berge lieben ist Indien sicherlich ein Traum!!!!

Die politischen Beziehungen zwischen Indien und Pakistan sind ja seit jeher etwas problematisch. Besonders der Kaschmirkonflikt der beiden Atommächte wird von der Weltöffentlichkeit sehr kritisch beobachtet (hätte er doch 2002 fast zu einem Atomkrieg geführt). Eine etwas amüsantere Art des Auseinandersetzung der beiden Nachbarstaaten kann man täglich in Wahga, dem einzigen Grenzübergang zwischen Pakistan und Indien, erleben. Um die eigene Überlegenheit zu demonstrieren haben beide Staaten irgendwann angefangen, das Schließen der Grenztore und das Einholen der Flagge mit einer kleinen Parade zu zelebrieren. Mittlerweile hat sich das Ganze zu einem ausgewachsenen Spektakel entwickelt. Innerhalb der Grenze gibt es eine 100m lange neutrale Zone. Diese nutzen die Soldaten für ihre eindrucksvollen Paraden. Um das ganze besser beobachten zu können wurden zu beiden Seiten der neutralen Zone große Tribünen errichtet. Täglich pilgern nun mehrere hundert Pakistanis und Inder zur Grenze, um ihre Soldaten anzufeuern und lautstark zu unterstützen. Die Atmosphäre ist fast wie in einem Fußballstadion. Jede Paradeeinlage der Soldaten wird mit Beifall und Gejohle gefeiert. Angefeuert von einem Vorsprecher per Mikrophon werden die Soldaten zusätzlich auch noch mit verschiedenen Schlachtrufe angefeuert. Nachdem die Flaggen eingeholt und die Tore geschlossen sind (offizielle Schließung der Grenze war jedoch schon gut 2 Stunden früher) ist dann der ganze Zauber vorbei. Auch wir wollten uns in Ruhe die Zeremonie ansehen, und waren gerade auf dem Weg dorthin (nachdem wir in Indien eingereist waren mußten wir 2 Stunden außerhalb des Grenzbereiches warten, um dann wieder, zusammen mit den hunderten von Indischen Zuschauern, an den Rand der neutralen Zone gehen zu dürfen). Wir hatten schon dreiviertel des Weges zurückgelegt, als wir von einem Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde mit unseren Bikes wieder hinauskomplimentiert und hinausbegleitet wurden. Er meinte wir könnten die Bikes ja auf dem Motorradparkplatz abstellen. Die Inder die die Imbissbuden und Verkaufsstände betrieben waren uns jedoch alle nicht geheuer, so daß wir die Zeremonie dann lieber nacheinander sehen wollten. Auch damit war unser Beamter nicht zufrieden. Er meinte wir könnten die Bikes in einem Hotelzimmer einschließen. Da wir auch dies ablehnten, die Baken hatten bereits geschlossen und wir konnten noch kein Geld tauschen, brachte er mich zu einem Geldwechsler. Das Grenzhotel verlangte dann jedoch für ein einfaches Zimmer einen etwas unverschämten Preis, so daß wir wieder auf unseren ursprünglichen Plan zurückgreifen mußten. Durch das ganze Heckmeck hatte die Parade aber längst angefangen. Ich ging also vor bis an die Zuschauertribüne und machte ein paar Photos. Nach ein paar Minuten ging ich jedoch wieder zurück, damit auch Nadine das Spektakel sehen konnte. Nadine hatte gerade die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sie wieder von unseren "Freund" abgefangen wurde, der ihr erklärte, daß nun alles vorbei sei und sie wieder zurückschickte. Dank der Hilfe des Grenzbeamten, der uns im übrigen auch eine falsche Anfangsuhrzeit und eine falsche Dauer der Parade (1 Stunde statt 1/2 Stunde) genannt hatte, haben wir, bis auf die 3 Minuten in denen ich die Photos machen konnte, die Zeremonie verpasst. Zum Abschied meinte der Grenzbeamte dann nur lapidar, wir könnten ja morgen wiederkommen!

Das Wahrzeichen von Amritsar, einer Hochburg der Sikhismus (Religion) ist der Goldene Tempel. Umrahmt von prunkvollen in weiß gehaltenen Gebäuden steht der Goldene Tempel inmitten eines künstlich angelegten Sees, und ist nur über eine Brücke zu erreichen. Erbaut wurde der heiligste Tempel der Sikh unter Regie des 5. Guru der der Sikh, Guru Arjan Dev, zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Wie unschwer zu erkennen ist, hat der Goldene Tempel seinen Name von seiner goldenen Kuppel, die, wie man sagt, mit 100 Kg Gold überzogen ist. Wir fanden die Bilder die wir vom Goldenen Tempel gesehen hatte ja schon faszinierend, doch in der Realität war dann alles noch viel beeindruckender. Von allen von Menschenhand erbauten Tempeln, Kirchen und Moscheen, die wir bisher auf unserer Reise gesehen hatten, ist der Goldene Tempel in Amritsar mit Abstand der Beeindruckendste von allen.

Da der Sikhismus bei uns völlig unbekannt ist, hier einiges wissenswertes zu dieser Religion. Gegründet wurde der Sikhismus 15. Jahrhundert von Guru Nanak. Unzufrieden mit den beiden bestehenden Religionen (z.B. Hinduismus mit seinem Kastensystem und der Frauenfeindlichkeit des Islam), wurde im Sikhismus das beste aus beiden Religionen vereint. So glauben die Sikh an einen einzigen allmächtigen Gott der Gnade, der die Menschen nicht geschaffen hat um sie später für ihr Fehlverhalten zu bestrafen (wie im Islam und im Christentum), sondern daß der Mensch auf der Erde ist um seine wahre Stellung im Kosmos zu erkennen und sich mit dem Kosmos zu vereinigen. Da das Leben in seiner ursprünglichen Form nicht voller Sünde ist, gibt es auch keine Erbsünde wie im Christentum. Vom Hinduismus hingegen haben sie die Konzepte von Karma (man erschafft durch vergangene und gegenwärtige Verhaltensweisen (gute oder schlechte) seine eigene Gegenwart und Zukunft) und Samsara (Reinkarnationskreislauf) angenommen. Rechtes Leben und Meditation und die somit erlangte Wiedervereinigung mit dem Kosmos ermöglichen es den Sikhs, den Reinkarnationskreislauf zu beenden. Zu den Regeln für gute Lebensführung gehören bei den Sikh: der tägliche Besuch des Tempels, mehrmaliges tägliches Gebet, Haare dürfen nicht geschnitten werden sondern werden mit einem imposanten Turban verhüllt, Abstinenz von jeglicher Art von Rauschmitteln (auch Tabak), Gleichberechtigung der Frauen, usw.. Durch das Haarschneideverbot tragen alle männliche Sikh einen meist sehr eindrucksvollen Bart. Einzig die Tatsache, daß die Sikh anstatt der christlichen Maxime "wenn dich einer auf die Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere Wange hin" zu folgen nach dem Grundsatz "wenn alle Mittel versagt haben, ist es berechtigt, das Schwert zu ziehen" handeln, fanden wir etwas unschön. So ist es auch nicht verwunderlich, daß viel Sikh entweder mit einem Speer (Tempelwärter), einem Säbel oder zumindest mit einem kleinen Dolch bewaffnet sind.

Eine wichtige Rolle im Leben der Sikh stellt die Gemeinschaft dar. So verfügt zum Beispiel jeder Sikhtempel über eine große Gemeinschaftsküche, in der täglich zigtausend Essen zubereitet werden, die dann kostenlos verteilt werden (insgesamt 30000 Essen täglich). Die Köche in den Küchen bestehen alle aus Freiwilligen, meist Tempelbesuchen, die dann eine Weile beim Kochen mithelfen. Auch beim Abspülen gab es wieder unzählige Freiwille, die gemeinsam, laut singend, die anfallenden Arbeiten erledigten. Den Sikh sind alle Gäste, egal welcher Religion sie angehören, herzlich willkommen. Eintrittspreise gibt es keine, eher im Gegenteil, es werden kostenlose Führungen angeboten und auch die kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten stehen jedem bis zu 3 Tage lang offen. Die Einzigen beiden Regeln die es beim Betreten eines Sikhtempels zu befolgen gilt sind, daß man seine Schuhe ausziehen und den Kopf mit einem Tuch (auch die Männer) bedecken muß.

In New Delhi wollten wir dann das Rotes Schloß besichtigen. Laut unserem Reiseführer sollte der Eintrittspreis 2 Rupies betragen (umgerechnet 4 Cent) so waren wir dann auch leicht geschockt als wir am Eingang dann auf einmal den Unglaublichen Preis von 100 Rupies lasen. Ok. unser Reiseführer ist noch von 1999 aber alle anderen Preise sind stabil geblieben bzw. teilweise sogar etwas gesunken (wie z.B. die Fahrradrikschas). Eine Steigerung um das 50-fache ist natürlich schon gewaltig, zumal sich für die Einheimischen nicht viel geändert hat. Am Abend sollte dann eine Sound- und Lightshow stattfinden, die für 50 Rupies quasi als Schnäppchen zu haben war. Natürlich haben wir sofort bei der Sound und Lightshow zugeschlagen. Die 3 Stunden bis Showbeginn vergnügten wir uns beim Shopping auf dem Sonntagsbasar, einem Sikhtempel und in einer Moschee. Die Schloßanlage selbst ist riesig und sicherlich auch bei Tag einen Besuch wert. In der Sound- und Lightshow selbst wurde anhand der Geschichte des Roten Schlosses die Geschichte Indiens der letzten Jahrhunderte erzählt. Die Show war zwar in Englisch, jedoch konnte man das meiste sehr gut verstehen. Insgesamt war die Show recht gut aber nach der Sound und Lightshow im Karnaktempel in Luxor waren wir natürlich diesbezüglich schon sehr verwöhnt, so daß wir zu hohe Erwartungen hatten. Leider gab es nur eine Handvoll Touristen, die die Show besuchten, was sicherlich neben dem für die Einheimischen Touristen zu hohen Eintrittspreis darin liegt, daß die Aussicht auf eine nächtliche Heimfahrt durch die chaotischen Straßen Delhis so manchen ausländischen Touristen abschreckt.

Bisher waren wir der Meinung, daß der Verkehr in Kairo am chaotischten und in Teheran am gefährlichsten war. Beide Kategorien (Chaos und Gefahr) haben nun jedoch einen neuen Spitzenreiter bekommen: DELHI !!! Wir haben uns zwar noch nicht richtig mit unseren Bikes auf die Straße gewagt, doch allein unsere Erfahrungen als Fußgänger reichen uns für dieses Urteil aus. I den wenigen Tage die wir nun hier sind haben wir bereits mehrere Unfälle, insbesondere mit Fahrradrikschas, gesehen. Im Zweifelsfall wird hier vermutlich der schwächste Verkehrsteilnehmern einfach über den Haufen gefahren. Am sichersten kann man vermutlich als Kuh verkleidet am Straßenverkehr teilnehmen. Kühe gelten in Indien als Heilig und haben somit immer Vorfahrt! Wir hoffen, es im Land selbst dann besser wird. 

Bevor ich lange um den heißen Brei herum schreibe:
Ich (Nadine) habe einen Heimaturlaub eingelegt. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber mich zum guten Schluß doch dafür entschieden. Es ging dann auf einmal auch alles ganz schnell. Eigentlich wollten wir uns nur mal nach einem Flugticket erkundigen, da die Inder aber alle sehr geschäftstüchtig sind war das Ticket schneller gebucht als ich denken konnte. Jetzt hatten wir noch knapp zwei Tage um alles zu organisieren. Und wie das immer so ist wenn man wenig Zeit hat, es klappt gerade mal gar nix. Es fing damit an, daß wir nicht mehr genug Bargeld hatten um das Flugticket zu bezahlen, also mussten wir uns eine Bank suchen die unsere EC-Karte akzeptiert. Nach über zwei Stunden erfolgloser Suche entschieden wir uns, das Flugticket mit der Visa-Karte zu bezahlen (das Ticket kostet dann 2 Prozent mehr, und ich bin immer noch gespannt was sonst noch für Gebühren erhoben werden). Dann mussten wir uns um die Mitnahme meines Bikes kümmern. Aber auch das war leichter gesagt als getan. Wir gingen also zum Air India Büro, aber leider wussten die Mitarbeiter dort auch nicht richtig Bescheid und sagten, wenn wir eine 100-prozentige Antwort wollten, müssten wir uns am Flughafen direkt erkundigen. Leider liegt dieser gute 25 km außerhalb und somit auch nicht einfach mal schnell zu erreichen, vor allem wenn die Zeit knapp ist. Als einzige Info bekamen wir mitgeteilt, daß jedes Kilo Übergepäck 15 Euro kostet. Da nur 20 kg erlaubt sind und mein gesamtes Gepäck (inklusive Fahrrad) aber mindestens 35 kg wiegt, hätte ich schlappe 225 Euro (einfache Strecke) fürs Gepäck bezahlen müssen. Also mussten wir uns was anderes einfallen lassen. Nach langem hin und her haben wir beschlossen, das Fahrrad im Hotel zu deponieren. Wir besorgten also die stabilste Kette mit Schloss, die auf die Schnelle aufzutreiben war und ketteten das Rad auf der Dachterrasse des Hotels an. Danach mussten wir noch das gesamte Gepäck durchsortieren und ausmisten, was mit nach Hause gehen soll. Als wir endlich alles erledigt hatten blieben gerade einmal noch 2,5 h bis ich auch schon zum Flughafen musste. Der Flug war völlig unproblematisch und so landete ich am 6.7.04 um 11.30 in Frankfurt. Meine Mama hat mich am Flughafen abgeholt und ihr schossen vor Freude die Tränen in die Augen als Sie mich sah. Es war also die richtige Entscheidung.
Für mich war es fast wie ein Schlag ins Gesicht, so plötzlich wieder in Deutschland zu sein. Hier wurde mir die Armut Indiens erst richtig bewußt. Meine Tante erzählte mir auf meinem Geburtstag, daß Sie vor kurzem ein Radiointerview eines Pfarrers gehört hat, in welchem es darum ging, daß 90% der Weltbevölkerung gerne mal so arm wäre, wie wir Deutschen. Diese Worte sprechen mir aus dem Herzen! Etwas merkwürdig war es auch, daß ich  mich auf einmal wieder mit jedem ganz normal unterhalten konnte und man auch alles versteht, was um einen herum gesprochen wird.Ansonsten habe ich mich sehr gefreut meine Familie und Freunde wiederzusehen und werde die Zeit bis Ende August hier sehr genießen. Aber ich habe bereits bei der Ankunft gemerkt, daß ich eigentlich noch nicht wieder hier sein sollte. Außerdem bin ich fast ein bisschen neidisch geworden, als ich Martins Bilder von den Bergen und Affen gesehen habe, jetzt weiß ich wie es vielen von euch jede Woche geht . Also keine Angst, ich habe die Reise nicht abgebrochen, sondern mache nur einen kleinen Urlaub und fliege Ende August zurück nach Indien.

Nachdem ich nun also ganz auf mich alleine gestellt war, bin ich dem Verkehrschaos in Delhi erst einmal mit dem Zug entflohen. Wie immer war auch hier der Kauf des Zugtickets in Kombination mit der Fahrrad etwas kompliziert. Obwohl ich das Ticket bereits am Vortag in dem speziell für Touristen eingerichteten Büro gekauft habe, konnte mit der Ticketverkäufer keine klare Auskunft darüber geben, wie es mit meinem Bike laufen würden. Nach mehrmaligen Nachfragen meinte er dann, daß ich es im Clookroom bekommen würde. Als ich dort nachfragte erhielt ich die Auskunft, daß ich das Ticket für mein Bike hier oder beim Gepäckchef auf dem entsprechenden Bahngleis bekommen würde. Laut Auskunft würde es ausreichen eine halbe Stunde vor Abfahrt zu kommen. Sicherheitshalber war ich dann aber schon 1 Stunde vor Abfahrt an besagtem Clookroom, doch dort wußte natürlich niemand etwas von einer Möglichkeit, daß man hier eine Fahrradticket buchen kann. Von dort wurde ich zu einen Büro am anderen Ende des selben Bahnsteiges geschickt. Von dem "Station Supervisor" erfuhr ich dann, daß ich mein Fahrradticket von dem Gepäckchef auf Gleis 2 bekomme würde (dort sollte auch mein Zug abfahren). Dort angelangt erklärte mir der Gepäckchef dann, daß ich mein Biketicket natürlich nur vom Parceloffice bekommen kann. Diese Möglichkeit war bisher jedoch sowohl von dem Ticketverkäufer am Vortag, als auch von den Beamten im Clookroom und vom "Station Supervisor" vehement bestritten worden. Also machte ich mich auf den Weg zum Parceloffice, das natürlich ganz am anderen Ende des Bahnhofes, quer über alle Geleise hinweg, lag. Mein Ticket war dann schnell gebucht, doch nun erklärte mir der Beamte, daß ich mein komplettes Gepäck abladen müsste. Ich erwiderte, daß ich das Bike mit Gepäck nur schnell zurück auf Gleis 2 radeln würde um dann beim dortigen Gepäckchef mein Gepäck abzuladen. Der Ticketverkäufer des Parceloffice erklärte mir nun, daß dies leider nicht möglich sei, da mit dem Ausstellen des Tickets mein Fahrrad nur noch von einem Angestellten der Bahn bewegt werden dürfe. Alles Argumentieren half nichts und so schleppte ich dann mein gesamtes Gepäck quer über den ganzen Bahnhof zurück zu Gleis 2, während mein leeres Fahrrad 50m (am Anfang, am Ende hatte er weitaus mehr Vorsprung) vor mir hergeschoben wurde. Völlig entkräftet und erschöpft (an meinem T-Shirt war kein trockener Fleck mehr) erreichte ich schließlich den Zug.

Von Chandigarh aus ging es dann wieder in die Berge. Laut Karte sollte es zwar gemütlich an einem Flußtal entlanggehen. Irgendwie haben sie hier jedoch riesigen Spaß dabei, die Straßen über die Berge, anstatt an den Bergen entlang zu bauen. Obwohl mein Zielpunkt an diesem Tag nur etwa 200 Höhenmeter höher lag als mein Startpunkt legte ich insgesamt 1460 Höhenmeter zurück. Bei der tropischen Hitze und einer Luftfeuchtigkeit die nahezu bei 100% lag (vermute ich zumindest) eine ganz schöne Quälerei. Während es in der Nacht zwar etwas abkühlte blieb jedoch die hohe Luftfeuchtigkeit, so daß mein verschwitztes T-Shirt, das ich aufs Zelt zum trocknen gelegt hatte, am nächsten Morgen noch genauso naß war wie am Vorabend war!

Nun traf ich ihn: meinen ersten freilebenden Affen. Ich mühte mich gerade einen der steilen Anstiege hoch, als ich ihn auf einmal neben der Straße sitzen sah. Ich hielt natürlich sofort an um ein Photo zu machen, doch bis ich nach mehreren Fehlversuchen endlich herausgefunden hatte, daß meine Kameraeinstellungen verstellt waren, wurde es dem Affen wohl zu dumm, und er verkrümelte sich in einen Baum. Offen ist bisher nur die Frage wer von uns beiden wohl der größere Affe war; er wie er da so am Wegesrand saß, oder ich, der ich auf dem Fahrrad die Berge erklomm. In den nächsten Tagen traf ich dann noch des öfteren wilde Affen. War immer irgendwie ein nettes Erlebnis so einen ganzen Affenfamilienclan zu sehen, wie er aufgereiht wie auf einer Perlenschnur am Straßenrand saß und in aller Ruhe den Verkehr beobachtete. Besonders interessiert schienen sie vor allem ein meinem sonderbaren Gefährt zu sein, denn jedesmal wenn ich an ihnen vorbeiradelte schauten sie mir solange hinterher, bis ich um die nächste Ecke verschwunden war. Schon ein lustiges Gefühl wenn man von 20 - 30 Affen aufmerksam gemustert wird.

Wie ja allerseits bekannt ist, habe ich einen recht tiefen Schlaf und bin normalerweise nur mit äußerster Anstrengung aufzuwecken. Um also zu verhindern, daß mein Fahrrad über Nacht trotz Alarmanlage einen neuen Besitzer finden konnte mußte ich mir etwas neues einfallen lassen. Zum Glück reise ich ja etwas luxuriös mit einem 3 Personenzelt und so war es dann auch kein Problem das Fahrrad mit ins Zelt zu stellen. Lediglich mein Vorderrad mußte ich ausbauen. Wenn es nun jemand gelingt mein Rad zu stehlen ohne daß ich es mitbekomme, dann hat er es sich zumindest redlich verdient. :-))
 
Manali, ein Touristenort in einer Höhe von etwa 2000m ist bei den Indern ein beliebter Ort für Flitterwochen, und Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Reise nach Ladakh. Viele ausländische Touristen zieht es jedoch eher wegen der angeblich so guten Qualität der örtlichen "Gartenbauprodukte" in die Berge Indiens. Auch ich wurde mehrmals von einigen etwas "dumpf" grinsenden Indern angesprochen, ob ich nicht ein bißchen von ihrem guten "Tabak" kaufen wolle.  

59. Wochenbericht 12.07. - 20.07.2004

Route: Manali, Keylong, Sarchu, Leh

Von Manali aus ging es dann ins 496 Km entfernt gelegene Leh in Ladakh. Normalerweise nichts ungewöhnliches, doch die beiden Orte waren durch die  höchste mit Motorfahrzeugen befahrbare Straße der Welt verbunden. Es warteten also einige der höchsten Pässe der Welt auf mich. Am ersten Tag schlängelte sich die Straße langsam durch das grüne Kullu Tal, vorbei an wunderschönen Bauernhäusern, immer höher in die Berge. Nach nur 38 Km und 1400 Höhenmetern schlug ich schließlich in einer Höhe von 3300m mein Zelt auf.

Am nächsten Tag stand dann mein erster großer Paßübergang an. Der Rothang Paß ist mit seinen 3980m ein beliebtes Ausflugsziel für die Tagestouristen aus Manali. Der Parkplatz liegt etwas unterhalb des Gipfels, so daß die letzen Höhenmeter eigentlich zu Fuß zurückgelegt werden müssten. Um den vorwiegend indischen Touristen diese "beschwerliche" Wanderung zu ersparen stehen hier unzählige kleine Pferde zur Verfügung, die die Gipfelstürmer nach oben tragen. Da es hier oben doch sehr kalt und windig ist konnte man sich in einem der vielen Läden entlang der Straße von Manali bis zum Paß einen langen Kunstpelzmantel leihen, und so bot sich mir also ein wirklich skurriles Bild, als ich endlich am Paß angelangt war. Auf dem Paß wehte mir dann ein starker und eiskalter Wind um die Ohren, so daß ich mir umgehend einen warmen Pullover meine Regenjacke und die Winterhandschuhe anzog. Das konnte ja noch schön werden, wenn ich bereits auf dieser Höhe zu frieren begann, wo es doch insgesamt auf über 5000 Höhenmeter hochgehen sollte.

Am Abend des 2. Tages traf ich dann in Keylong, der wichtigsten Stadt der Region und letzte vernünftige Einkaufsmöglichkeit, ein. Ich war gerade auf Zimmersuche als ich von zwei Australiern angesprochen wurde, die ebenfalls nach Leh radeln wollten. Beim gemeinsamen Abendessen verabredeten wir uns dann, um am nächsten Vormittag gemeinsam weiter zu radeln. Schnell stellte sich heraus, daß die beiden jedoch um einiges schneller waren als ich; vielleicht lag es ja daran daß sie nur mit einem Gesamtgewicht von knapp 35 Kg unterwegs waren anstatt wie ich mit über 50 Kg. So zogen sie also bereits nach einer knappen halben Stunde davon. Da sie jedoch, im Gegensatz zu mir, einige Pausen einlegten, gelang es mir immer wieder kurz zu Ihnen aufzuschließen. Marc und Tim hatten den ausgearbeiteten Routenplan eines Amerikaners bei sich und so erreichten sie bereits gegen 16:00 Uhr in Patseo ihr Tagesziel. Da es mir jedoch zum Aufhören noch etwas zu früh war, und mir auch die nächste Tagesetappe etwas zu lang erschien, radelte ich noch knapp 1,5 Stunden lang weiter bis zur Zing Zing Bar. Erwartet habe ich dort eigentlich ein kleines Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit, doch vorgefunden habe ich nur ein Camp der Straßenbautrupps. Ich hatte meinen Drahtesel gerade mal zum stehen gebracht, da wurde mir vom dortigen Militäringenieur auch schon eine Tasse Milchtee in die Hand gedrückt. Ich hatte diesen gerade mal zur Hälfte gelehrt, als mich der Offizier auch schon fragte, ob ich hier übernachten wolle. Er meinte ich könne entweder mein Zelt aufschlagen oder auch in einem Bett in ihrem Camp nächtigen. Zuerst wollte ich eigentlich mein Zelt aufschlagen, doch da es extrem stürmisch und kalt war, entschied ich mich doch für das Bett (anstatt eines Lattenrostes gab es jedoch eine Metallplatte und die Matratze wurde von einer dünnen Decke ersetzt). Gegen 20:00 Uhr wurde ich dann von einem der Staßenbaujungs in ihren Schlafsaal geholt, wo ich dann gemeinsam mit ihnen ein leckeres Abendessen bekam. Leider war ich von der Tagesetappe so erschöpft, so daß ich nicht sehr kommunikativ war und mich recht früh in mein Bett verkroch.

Auch wenn ich vielleicht manchmal etwas über den schlechten Zustand der Straße geschimpft habe (gerade am Anfang der Strecke bestehen große Teile der Straße aus Schotterpiste), so habe ich doch einen unglaublichen Respekt vor der Leistung der Menschen, die die Straße in einer Höhe zwischen 3000m und 5000m erbaut haben und nun weiterhin in mühevoller Arbeit reparieren. Gerade zwischen Keylong und dem Baralacha La (La bedeutet Paß), habe ich sehr oft Männer und Frauen getroffen, die dabei waren die durch Geröllabgänge zerstörte Straße wieder zu reparieren. Während die Frauen damit beschäftigt waren mit einem Fäustel etwa Fußballgroße Felsstücke zu Schotter zu zertrümmern planierten die Männer die Straßen per Hand um sie anschließend zu teeren. Auch das Teeren erfolgte ausschließlich per Hand. Der Teer wurde stets zuerst in großen Fässern über einem kleinen Feuer erhitzte und anschließend über die "planierte" strecke geschüttet. Die einzige Maschine die sie in ihrer Arbeit unterstützte war ein "Dampfwalze". Entlohnt werden die Arbeiter und Arbeiterinnen für ihre schwere Arbeit dann mit der unglaublichen Summe von 20,- US$ pro Monat!

Am nächsten Morgen schlief ich etwas länger, so daß ich gerade noch sah, wie die ganzen Straßenarbeiter auf einen Lkw aufstiegen und in die Berge verschwanden. Während die Arbeiter wieder ihrer schweren Arbeit nachgingen erklomm ich mit meinem Rädchen den 4830m hohen Baralacha La. Auch hier war es wieder kalt und windig so daß ich für die nun kommenden Tage und Nächte in den Hochebenen (es blieb von nun an bis kurz vor Leh stets über 4000m) das Schlimmste befürchtete, hatte doch unser Weltreiseradführer von plötzlichen Schnee- und Hageleinbrüchen gewarnt. Vom Paß radelte ich dann noch zum nächsten Versorgungszelt um mich wieder etwas zu stärken und um auf die beiden Australier zu warten. Nachdem sie jedoch nach etwa 2 Stunden immer noch nicht in Sichtweite waren, radelte ich weiter nach Sarchu, einer Zeltstadt auf 4200m Höhe, und Hauptübernachtungsplatz der zweitägigen Bustouren von Leh nach Manali. Nachdem ich mich beim dortigen Polizeicheckposten hatte registrieren lassen entschied ich mich, noch knapp 20 Km weiter zu radeln, um den für den nächsten Tag anstehenden Doppelpaß in einem Zug fahren zu können (die beiden Australier wollte in der Mitte und in einer Höhe von 4700m in ihrem Zelt übernachten).

Den Einstieg zu dem Doppelpaß Nekeela La und Lachungla La bilden die 21 Kehren der Gata Loops, mit denen man innerhalb weniger Kilometer 400 Höhenmeter überwindet. Eigentlich hätten es nach dem Ende der Gata Loops nur noch ein paar Höhenmeter bis zum ersten Paß sein dürfen, doch die Straße windete sich immer höher in die Berge. Ziemlich erschöpft erreichte ich schließlich den Nekeela La. Laut meinem Höhenmesser lag der Paß jedoch nicht auf einer Höhe von 4740m wie es meiner Karte zu entnehmen war, sondern auf zumindest knapp über 4900m (alle anderen Radler die ich später getroffen habe bestätigten meine Erfahrungen und prognostizierten mit ihren Höhenmessern stets eine Höhe zwischen 4900m und 5000m).
 
Vom Nekkela La ging es dann wieder 200 Höhenmeter bergab um anschließend umgehend auf schwieriger Straße 9 Km lang zum Lachuglang La auf 5030m anzusteigen. Insbesondere die letzten 2 Km waren sehr anstrengend und ich war sehr froh endlich den höchsten Punkt für diesen Tag erreicht zu haben. Nach kurzer Pause ging es von dort dann die nächsten 20 Km bis Pang nur noch bergab. Den größtenteils der Strecke vom Lachuglang La bis nach Pang ging es durch eine eindrucksvolle Sandgebrigslandschaft. Müde und erschöpft erreichte ich schließlich Pang.
 
In Pang übernachtete ich dann in einer Höhe von 4500m in einem Zelthotel. Im Gegensatz zu den aufwendiger aufzubauenden Jurten der Normaden hatten sie hier einfach einen Fallschirm als Dach genommen und als Wände eine einfache robuste Folie angenäht. Die Zelte boten reichlich Platz für Küche und Sitzgelegenheiten und schützen wunderbar vor Wind und Wetter. Nachdem ich die letzten Nächte oft aufgewacht war, mein Nacken hatte sich durch die holprige Strecke so verspannt, daß ich Kopfweh bekam den ich nur mit Tigerbalsam wieder losbekam, konnte ich hier erstmals wieder richtig erholsam schlafen.
 
Nun stand mir die "Königsetappe" bevor. Um auf der über 90 km langen Etappe mit dem 5360m hohen Taglang La nicht in Zeitprobleme zu kommen brach ich bereits gegen 7:20 Uhr in Pang auf. Zunächst erfolgte der Aufstieg zur 4800m hoch gelegenen Morre Hochebene. Die nächsten 45 Km ging es dann über die riesige flache Hochebene. Die spärliche bewachsene Hocheben wurde von einigen Normaden (Tibetische Flüchtlinge) genutzt, die dort mit ihren Viehherden (überwiegend Schafe und Ziegen) ein einfaches Leben führten. Nach dem ständigen Bergauf und Bergab der letzten Tage wirkte diese riesige ebene Fläche sehr beruhigend und beeindruckend auf mich. Ich hatte Glück und mit Rückenwind gelang es mir die Hochebene zügig zu durchqueren und so erreichte ich den Einstig zu meinem letzen Paß vor Leh bereits gegen 11:30 Uhr.

Nach einer kurzen Pause machte ich mich dann daran die letzen 16 Km und 600 Höhenmeter zu erklimmen und nach drei sehr anstrengenden Stunden stand ich dann schließlich auf dem Taglang La. Mit seinen 5360m ist der Taglang La der zweithöchste mit Motorfahrzeugen befahrbare Paß der Welt! Völlig wieder Erwarten ging es mir in dieser Höhe doch relativ gut, und auch das Radeln bereitete mir keine besonderen Schwierigkeiten. Bereits von einigen Bergsteigern die in dieser Höhe unterwegs waren hatte ich von starken Atemproblemen, bedingt durch die dünne Luft, gehört, doch davon konnte ich nichts spüren. Lediglich nach kurzen Steilstücken brauchten meine Oberschenkelmuskeln wieder eine Weile, bis sie sich erholt hatten und aufhörten zu schmerzen. Auf dem Paß traf ich dann Nico (einen Österreicher) und seine amerikanische Freundin die mit ihrer Royal Endfield ebenfalls nach Leh unterwegs waren. Nach einem kurzen Schwätzchen machte Nico jedoch die Höhenluft so zu schaffen, daß sie sich wieder auf den Weg machten. Nachdem ich noch ein paar Bilder von der grandiosen umliegenden Bergwelt gemacht hatte, machte auch ich mich wieder auf den Weiterweg. Nun ging es auf guter Teerstraße (gut immer auf die hiesigen Verhältnisse bezogen!) in vielen Kehren knapp 1000 Höhenmeter bergab und gegen Spätnachmitag erreichte ich dann die Versorgungszelte von Rumtse.

In Rumtse traf ich dann auf Don, einen radfahrenden Amerikaner. Nach einem netten und langem Abend voller Geschichten radelten wir am nächsten Vormittag dann gemeinsam weiter. Nach der kargen und unbelebten (zumindest habe ich seit Zing Zing Bar keine Häuser mehr gesehen) Bergwelt wurde es nun nach und nach wieder belebter, und bereits nach einigen Kilometern tauchten die ersten Ortschaften auf. Die Häuser der Ladakhi (Bewohner von Ladakh) waren wirklich herrlich anzusehen. Irgendwie passten die liebevoll gepflegten Häuser so gar nicht in das doch sonst sehr "schmuddelige" Indien. Auch die Menschen waren wirklich ungewöhnlich nett und nahezu aus jedem Garten und von jedem Feld hörte man ein freundliches "Jooley" (Hallo) von einem lachendem und winkendem Ladakhi. Nach den Anstrengungen der letzen Tag verbummelten wir nun den Tag und verbrachten den halben Nachmittag zusammen mit Luc, einem französischen Reiseradler, in einem Straßenrestaurant in Uphsi. Erst am Spätnachmittag konnten wir uns wieder aufraffen und während Don und Luc noch bis Thikse, kurz vor Leh, weiterradelten, machte ich noch einen Abstecher in das etwas oberhalb des Industales gelegene Kloster Hemis.

In einem Gartenrestaurant mit "Campingplatz" traf ich dann am Abend auf Ingo und Peter, zwei Schweitzer Radler. Ich hatte von den Beiden schon in Zing Zing Bar gehört, da sie einen Tag vor mir dort genächtigt und mit den Straßenarbeitern ebenfalls einen lustigen Abend verbracht hatten. Natürlich hatten auch wir uns viel zu erzählen und so war es dann auch schon ziemlich spät und kalt, bis wir schließlich in unsere Schlafsäcke krochen. Am nächsten Morgen besichtigten wir dann gemeinsam das Kloster Hemis. Obwohl es eigentlich das reichste Kloster in Ladakh sein sollte war von dem Reichtum nichts zu sehen. Besonders beeindrucken für mich war jedoch eine Situation in einem Gebetsraum in dem ein Mönch eine Trommel schlug, dazu Gebete sang und Räucherwerk verbrannte. Ich war ansonsten der einzige Besucher in dem Raum und so setzte ich mich, um die Zeremonie genau beobachten zu können. Nach einer Weile kam dann eine Ratte angesaust um an den Butterlampen zu trinken. Bereits in dem Kinofilm Kundün fand ich diese Situation sehr faszinierend. Als ich jedoch versuchte ein Photo von der Ratte zu machen verschwand sie bei meiner ersten kleinen Bewegung fluchtartig.

Gemeinsam radelten wir dann weiter Richtung Leh. Unterwegs machten wie dann noch einen Abstecher in das Kloster Thikse. Obwohl anfangs etwas widerwillig gingen Ingo und Peter dann doch mit. Ganz im Gegensatz zu der Beschreibung im Reiseführer der Beiden war das Kloster jedoch absolut sehenswert. Im Gegensatz zu Hemis hatten die Mönche hier die Eintrittsgelder dazu verwendet ihr Kloster zu renovieren. So erstrahlen sowohl die Gebetsräume als auch die Außenfassaden in fast neuem Glanz. Abgerundet wurde der gepflegte Eindruck durch unzählige Blumen, die in voller Pracht blühten und so das ganze Kloster in einen wunderschönen Ort verwandelten. Imposant war auch eine riesige Buddhastatue, die sich über 2 Stockwerke erstreckte. Der Mönch der diesen Raum "bewachte" war so von meiner Digitalcamera fasziniert, daß ich mich eine Weile zu ihm setzte, um gemeinsam mit ihm die Bilder der letzten Tage betrachtete.
 
Am Nachmittag erreichten wir dann endlich Leh, und, nachdem wir uns für den Abend verabredet hatten, gingen wir getrennt auf Zimmersuche. Ich war gerade mal 100m weit gekommen, als ich auf Nico und seine Freundin traf und ehe ich mich versah saßen wir auch schon in einem Café (Nico hatte mir nicht geglaubt, daß ich eine Gitarre dabei habe und lud mich daher zum Tee ein). Dabei trafen wir auch Franz, einen Tiroler, der mir erzählte, daß er eigentlich den Kardung La (mit 5600m der höchste befahrbare Paß der Welt) befahren wollte, doch in ganz Leh noch kein vernünftiges Fahrrad gefunden habe. Ich bot ihm also an, daß er  mein Fahrrad habe könne und so lud er mich ein, daß ich bei ihm im Guesthouse übernachten könne, was ich dann auch gerne annahm.
 
Ich hatte Glück und genau zu der Zeit in der ich in Leh war, fand im Kloster Phyang, etwa 17 Km hinter Leh, ein Klosterfest statt. Um meine etwas müden Glieder etwas zu schonen, fuhr ich mit dem Bus in das Kloster. Dort traf ich dann auf Heerscharen von Touristen aus aller Herren Länder die hierher kamen, um das Festival zu sehen (einige Reiseveranstalter bieten extra Reisen anläßlich dieses Festivals an). So war es dann auch kein Wunder, daß es mehr ausländische als einheimische Besucher gab, und daß der Weg bis zum Kloster mit unzähligen fliegenden Händlern gesäumt war. Der Buddhismus, der in Ladakh praktiziert wird ist übrigens mit dem tibetischen Buddhismus sehr eng verwandt, weshalb Ladakh (auch wegen der ähnlichen Lebensweise der Ladkhis) auch "Little Tibet" genannt wird.
 
Besonders faszinierend fand ich die Maskentänze der Mönche. Da es sich bei dem Festival um eine wichtige religiöse Zeremonie handelte, die auch Touristen besuchen durften, und keine Touristenveranstaltung, gab es leider niemanden, der den Touristen die tiefe Bedeutung der einzelnen rituellen Tänze erklärte. Lediglich über den letzten Tanz, den "Deer Dance" erfuhr ich, daß während des Tanzes das Ego der Menschen, in Form einer Puppe, zerstört wird. Begleitet von Trommeln und Schellen dauerten die verschiedenen Tänze mehrere Stunden.
 
In Ladakh ist es üblich, daß bereits viele Kinder als Novizen in die Klöster geschickt werden. Der Hauptgrund dafür liegt darin, daß so jede Familie ihren eigenen Mönch hat, der die religiösen Rituale, die in jedem Haus (in jedem Haus gibt es einen Hausaltar) vollzogen werden, durchführen kann. Es kann aber auch passieren, daß eine Familie eines ihrer Kinder in ein Kloster schickt, wenn zu befürchten steht, daß das Ackerland nicht alle Familienglieder ernähren können wird. Wie auch alle anderen Kinder in Ladakh (habe hier seit langem wieder einmal Kinder einfach nur spielen gesehen!!!!) haben auch die jungen Novizen allerlei Flausen im Kopf. Erst wenn sie es allzu bunt trieben wurden sie von den älteren Mönchen wieder zur Vernunft gerufen.
 
Obwohl die Masse der Besucher aus Touristen bestand, besuchten auch viele Ladakhis das Festival. Besonders angetan hatten es mir natürlich die alten Ladakhis in ihrer traditionellen Bekleidung. Kaum zu glauben, doch trotz des Rauhen Klimas in einer Höhe von 3500m ü.d.M. (im Winter meist -30°C) und der harten bäuerlichen Arbeit (die Felder werden noch von Hand bestellt und abgeerntet) werden viele Ladakhis über 80 Jahre all. Anders als bei uns nehmen sie auch in hohen Alter noch ihren vollen Platz im täglichen bäuerlichen Leben ein und sind dementsprechend rüstig und gesund.

Bereits auf meinem Weg von Manali nach Leh habe ich Nico (einen Österreicher) und seine amerikanische Freundin Margret kennengelernt. Während ich durch die Bergwelt radle waren die beiden mit ihrem Motorrad, einer neuen Royal Enfiel unterwegs. Wir trafen uns in Leh wieder und verbrachten einige nette Abende zusammen. Die beiden planten zusammen mit ihrem Freund Dean einen dreitägigen Ausflug zu den Bergseen Tso Kar, Tso Moriri und Pangong. Kurzerhand entschied ich mich, mich ihrem kleinen Ausflug anzuschließen. Leider hatte Dean sein Zweitmotorrad bereits verliehen so daß ich mir von einem Freund meines Vermieters eine Honda Hero mit 100 ccm lieh. Die ersten 45 Km waren flach und somit kein Problem, obwohl ich nie über 65 Km/h kam. Ab Upshi ging es jedoch wieder in die Berge und die Leistung des Motorrades nahm rapide ab. Natürlich prüften wir sofort Luftfilter und Zündkerze, und luden mein Gepäck auf die anderen Motorräder um, doch nichts half. Mit zunehmender Höhe wurde die Honda immer langsamer. Auf einer Höhe von 4400m tuckerte ich schließlich nur noch 15 - 20 Km/h dahin. Ich hatte dem Besitzer des Motorrades versprochen auf sein Bike aufzupassen, und da es noch auf 5300m ü.d.M. gehen sollte entschied ich mich umzukehren. So war ich also am Abend wieder in Leh. Eigentlich wollte ich mir umgehend ein stärkeres Motorrad suchen um den anderen noch hinterher zu fahren, doch alle Motorradverleiher rieten mir davon ab, alleine auf die technisch schwierige Tour (überwiegend Sand und Geröll) zu gehen. So verbrachte ich die nächsten beiden Tage wieder in Leh.

Um mir meine Zeit in Leh etwas zu vertreiben besuchte ich zuerst einen größtenteils wirklich sehr guten Film über das bäuerliche Leben in Ladakh. Eindrucksvoll war auch der Besuch der von den Japanern erbauten Shanti Stupa. Die Shanti Stupa liegt oberhalb von Leh, und gerade kurz vor Sonnenuntergang hat man einen Eindrucksvollen Blick über das Industal. Das Kloster von Leh ist die Soma Gompa mitten im Zentrum. Besonders interessant fand ich hier die wunderschönen Schnitzereien, die sich über einen gesamte Wandfront zogen.

Eigentlich wollte ich mich schon auf den Weg nach Shrinagar in Kaschmir machen, als Nico, Margret und Dean wieder von ihrer Motorradtour zurückkehrten und so davon schwärmten, daß ich mich entschied, mit ihnen nochmal 2 Tage in die Berge zum Pangong See zu fahren. Das Zweitmotorrad von Dean war wieder verfügbar und so ging es einen Tag später (wir mußten erst auf unsere Genehmigungen warten, die man für diese Tour benötigt, da der See sehr nahe an der chinesischen Grenze liegt) wieder los. Für mich ein völlig neues Gefühl, da bei der Enfield (indische Motorradmarke) nicht nur die Seiten von Fußbremse und Schaltung vertauscht sind, sondern auch noch die Gänge andersherum geschaltet werden (vom 2. in den 3. Gang nicht nach oben wie bei uns sondern nach unten!). Insbesondere der erste halbe Tag war für mich äußerst schwierig, da ich ständig sowohl Bremse und Schaltung, als auch die Schaltrichtung verwechselt habe, was insbesondere vor Kurven sehr spannend wurde! Auch die Straßenverhältnisse waren relativ schwierig, da wir bis zum Pangong See den dritthöchsten Paß der Welt überqueren mußten (5330m); natürlich mit unzähligen Kurven und vielen langen Schotterpassagen. Gegen Abend wurde es dann aber spannend. Im Laufe des Tages schwollen nämlich die Bäche durch das Schmelzwasser der Gletscher immer mehr an, so daß wir bereits ab Nachmittag bei einigen Bachdurchquerungen ganz schön zu kämpfen hatten. Irgendwie haben wir es dann aber doch immer wieder geschafft die Motorräder durch die Fluten zu bugsieren. 

Gegen Abend erreichten wir dann den Pangong See, einen riesigen Bergsee auf einer Höhe von etwa 4200 Metern, dessen eine Hälfte bereits in China liegt. Normalerweise besuchen die meisten Touristen den See per Jeep in einer sehr langen Tagestour (12 Std.), so daß wir den See ganz für uns alleine hatten. Nachdem es zum Baden etwas zu kalt war bauten wir erst unsere Zelte am Ufer auf, um dann in der Dämmerung unsere Abendessen (Nudeln mit frischer Tomatensauce) direkt am Seeufer zu genießen. Obwohl der wunderschöne klare Sternenhimmel noch Stundenlang zum verweilen eingeladen hätte, krochen wir dann doch einer nach dem anderen in unsere Zelte und gegen 22:00 Uhr war außer dem Rauschendes Windes kein Mucks mehr zu hören.

Am nächsten Tag ging es dann nach einem gemütlichen Frühstück wieder zurück nach Leh. Mittlerweile hatte ich mich schon relativ gut an die Enfield gewöhnt und war schon fast ein bißchen Stolz, daß ich bereits mit den anderen gut mithalten konnte. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall und kurz vor Leh, wir hatte den Paß mit seinen schwierigen Passagen, schon lange hinter uns gelassen und waren fast schon im Industal, als es dann passierte: in einer der letzten Kurven rutschte ich auf einer breiten Ölspur aus und stürzte! Dummerweise lag mein Fuß unter dem Gepäckträger, so daß ich von alleine nicht unter dem Motorrad rauskam. Nico und Margret kamen aber kurz später und befreiten mich aus meiner misslichen Lage. Ich glaube ich hatte wieder einmal mehr Glück als Verstand, denn außer zwei kleineren Rissen in meiner Hose und einem kleinen Riß in meiner Jacke, sowie einer kleinen Schramme am Ellenbogen und einer am Knie ist mir nichts weiter passiert. Auch der Schaden am Motorrad war mit einem verbogenen Sturzbügel (10,-€) nicht weiter erwähnenswert. Die letzten 60 Km saß ich dann zwar etwas wackelig auf dem Motorrad, bin aber letztendlich doch, vielleicht nicht ganz gesund aber zumindest munter, in Leh wieder angekommen.

Durch den Motorradausflug war mein Zeitrahmen für die insgesamt 430 Km lange Strecke mit 3 Paßüberquerungen von Leh nach Shrinagar auf 6 Tage zusammengeschrumpft. Bereits die erste Tagesetappe gestaltete sich wenig erfreulich. Obwohl ich, dem Indus folgend, flußabwärts radelte, ging es ständig bergauf und bergab, so daß ich am Tagesende insgesamt knapp 1000 Höhenmeter bewältigt hatte. Viel schlimmer war aber der starke Gegenwind auf der 90 Km langen Etappe, der auch in den nächsten Tagen, trotz zweier Pässe, mein schlimmster Widersacher werden sollte. Egal in welche Richtung ich radelte (Westen, Süden, taleinwärts oder talauswärts), ständig hatte ich mit starkem Gegenwind zu tun.  Die Pässe selbst waren dann nur halb so schlimm. Zum einen hatte ich mich ja mittlerweile sehr gut akklimatisiert und zum anderen führte die Straße in vielen Kehren nicht allzu steil über die Paßhöhen.

In Mulbeck, dem vorletzten buddhistischen Ort bevor es ins islamische Kargil ging, hatte ich dann das Glück, daß hier gerade ein kleines Klosterfest stattfand. Anders als bei dem ersten Klosterfest, das ich besuchte, tanzten hier aber nicht die Mönche (mir ihren wundervollen Masken) sondern die Einheimischen der Gegend in ihren Trachten. Außer mir war weit und breit kein anderer Tourist zu sehen und so konnten sich die Tänzer vollkommen entspannen. Besonders faszinierend fand ich die aufwendigen, mit vielen Türkisen besetzten Kopfbedeckungen der Frauen. Diese Schmuckstücke (die zum Teil zum Schlafen nicht abgelegt werden können) sind Familienerbstücke und oft bis zu viele tausend Euro Wert. Etwas später kam dann eine kleine Gruppe Touristen in einem Jeep angefahren. Kaum angekommen zückten sie auch schon ihre Spiegelreflexkameras und stürzten sich auf die herausgeputzten Dorfbewohner. Teilweise aus nächster Nähe mußten sich die Frauen gegen ihren Willen photographieren lassen, was zumindest für mich die anfangs so friedliche Stimmung etwas zerstört hat. Leider erinnerte mich jedoch mein knapper Zeitplan viel zu früh an mein Pflicht, und so schwang ich mich am Nachmittag schweren Herzens wieder auf mein Fahrrad.

Während ich in Mulbeck gemütlich dem Treiben des Klosterfestes zuschaute kam ein Pärchen aus  Slowenien mit ihren Bikes angeradelt. So legten wir dann die letzten 40 Km bis Kargil gemeinsam zurück. Zum Glück ging es bis Kargil ständig bergab, denn ansonsten hätte uns der immer noch starke Gegenwind sicherlich schwer zu schaffen gemacht. Kargil, der zweitgrößte Ort in Ladakh, dient vorwiegend als Standort für Militärs und als Durchgangsort für den Fernverkehr und einige Touristen. Während der heißeren Phasen des Kaschmirkonfliktes wurde Kargil des öfteren von der Pakistanischen Armee überfallen, und wie in sovielen Grenzstädten konnte ich mich auch hier nicht so richtig wohl fühlen. Irgendwie haben für mich alle grenznahen Orte und ihre Bewohner eine sehr aggressive Ausstrahlung. Gemeinsam mit den beiden Slowenen stieg ich dann in einem wirklich schäbigen Hotel ab. Wir verbrachten jedoch einen sehr netten Abend gemeinsam beim Abendessen, so daß wir unser ekeliges Hotelzimmer (das Schlimmste auf unserer Reise bisher!!!) wirklich nur zum schlafen genutzt haben.

Die beiden Slowenen wollten jedoch weiter nach Zanskar, und so trennten sich am nächsten Morgen unsere Wege wieder. Für mich ging es nun nahezu direkt an der Pakistanischen Grenze entlang bis nach Drass. Schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, daß noch vor einigen Jahren die pakistanische Armee einfach auf Reisende auf diese Straße geschossen hat. Auch die vielen Soldaten die alle Paar Kilometer an der Strecke postiert waren, trugen nicht gerade dazu bei, daß ich mich hier sehr wohl fühlte.
 
Gegen Nachmittag erreichte ich dann Drass, den zweitkältesten ständig bewohnten Ort der Welt. 1995 wurden hier - 60 °C gemessen, und auch ich wurde nicht vom Wetter verwöhnt, denn es war kalt und regnerisch. Am nächsten Tag stand für mich der Zoja La, mein letzer Paß, auf dem Programm. Da der Paß jedoch noch etwa 40 Km entfernt war, und nur im Einbahnstraßenverkehr befahren werden darf (Öffnungszeiten des Posten auf meiner Seite: 04:00 Uhr bis 8:00 Uhr), entschied ich mich noch die letzten 25 Km bis zum Checkposten zu radeln. Als ich endlich am Checkposten ankam (immer noch starker Gegenwind!) war es bereits dunkel. Ich hatte Glück und wurde von von zwei Sikh Truckern in ihren Tanklastwagen zum Abendessen eingeladen. Besonders mit Jolly, der Beifahrer, der seinen Freund nur auf dieser Tour begleitete um so ein paar Tage Urlaub zu machen, verstand ich mich auf Anhieb sehr gut. Nach einem nicht allzu langem aber sehr lustigen Abend mit einem leckeren Abendessen verkroch ich mich schließlich direkt hinter dem Checkposten in mein Zelt.
 
Nun trennte mich nur noch der Zoija La, mit seinen 3529 Höhenmetern der niedrigste aller Pässe zwischen Manali und Shrinagar, von Kaschmir. Doch ganz so leicht wir erhofft sollte er mir seine Überquerung nicht machen. Durch die schwierigen Straßenverhältnisse (lange üble Passagen aus Kopfsteinpflaster und eine gefährliche Schotterpistenabfahrt ins Kashmirtal) herrschte von dem Polizeicheckposten bis Somarang Einbahnstraßenverkehr. Da alle Lkw´s bereits in den frühen Morgenstunden aufgebrochen waren, hatte ich die Straße nahezu nur für mich alleine. Lediglich ein paar Nomaden mit ihren Ponys, Schafen und, Ziegen mühten sich bei regnerischem und kaltem Wetter durch die schlammigen Straßen Richtung Kaschmir.

Von den kargen Hochebenen in Ladakh ging es nun ins grüne Kashmirtal mit seinen großen alten Wäldern und Reisfeldern. Ich hatte Glück und vom Zoija La ging es, bis auf wenige kurze Gegenanstiege, fast nur bergab, so daß ich schließlich am Abend nach 131 Kilometern Shrinagar, die Sommerhauptstadt Kaschmirs, erreichte. Bekannt ist Shrinagar unter anderem für seine Lage am Dal See. Zur Zeit der Besetzung Indiens durch Großbritannien war Shrinagar bereits ein beliebter Zufluchtsort der Briten in den Monsunmonaten. Der Maharaja hatte den Briten jedoch untersagt, Land zu erwerben. Um dennoch ihre eigenen vier Wände in Shrinagar zu haben, bauten sich die Briten daraufhin eine Vielzahl von Hausbooten und residierten fortan auf dem Dal See (heute beliebte Übernachtungsorte für Touristen). Nach der Offenheit und Herzlichkeit der Ladakhis war es für mich nun eine riesige Umstellung, da die islamischen Kaschmiris durch den jahrelangen Kaschmirkonflikt sehr verschlossen und unfreundlich auf mich wirkten. Ich fühlte mich so unwohl, daß ich eigentlich beschloß, noch am selben Abend mit dem Bus weiter nach Jammu zu fahren. Ich war bereits kurz vor dem Busbahnhof, als mich ein Rikschafahrer überredete, doch auf seinem Hausboot zu nächtigen. Ganz entgegen meiner Gewohnheit ließ ich mich überreden, so daß auch ich nun die obligatorische Hausbootübernachtung vorweisen kann. Am nächsten Morgen verließ ich dann gerade noch rechzeitig das Hausboot, bevor es von einer Gruppe Soldaten "gestürmt" wurde, die dabei war, alle Hausboote auf versteckte Terroristen zu durchsuchen. Ich hatte Glück und kam mit einer einfachen Ausweiskontrolle davon.

Von Shrinagar ging es dann in einer Busfahrt von 12 Stunden (die halbe Zeit war mir ob des wilden Fahrstiles des Busfahres kotzübel) quer durch die wilde grüne Bergwelt von Kashmir nach Jammu. Ich entschied mich die Nacht in Jammu zu verbringen, denn so konnte ich mich auf der einen Seite von den Strapazen der Busfahrt erholen und auf der anderen Seite hatte ich die Gelegenheit Jolly (den Sikh der mich zum Abendessen in den Lkw seines Freundes eingeladen hatte) wieder zu treffen. Von Jammu ging es dann in einer 20-stündigen Zugfahrt zurück nach Delhi wo ich meine Mutter, die mich den ganzen August besuchen kommt, am Flughafen abzuholen.

Mit zwei Stunden Verspätung kam mein Mutter dann mitten in der Nacht am Flughafen an. Natürlich mussten die wichtigsten Neuigkeiten sofort ausgetauscht werden und so war es dann kurz vor Tagesanbruch, als wir endlich einschliefen. Damit sich meine Mutter in aller Ruhe an das neue Klima, die neue Kultur, und das andere Essen gewöhnen konnte, ließen wir es sehr ruhig angehen, und bei Einbruch der Dunkelheit hatten wir außer einem gemütlichem Frühstück und einem Cafébesuch nicht viel geschafft. So entschieden wir uns noch den berühmten Bahai Tempel zu besuchen, der bei Sonnenuntergang und in der Dämmerung besonders eindrucksvoll sein sollte. Wir kamen natürlich etwas zu spät, so daß die Tempelanlage bereits komplett geschlossen war und wir nur einen kurzen Blick über den Zaun werfen konnten, Was wir sahen versetzte und einen kleinen Schock. Für uns ähnelte das Bauwerk eher einem dunklen Bunker als einem Tempel in Form einer sich öffnenden Lotusblüte, so daß wir unverrichteter Dinge und enttäuscht wieder abzogen.

Hätte man uns nach der Farbe des Bahai Tempel gefragt, so hätten wir sicherlich aus tiefster Überzeugung behauptet, daß er aus dunklen (roten oder braunen) Steinen gebaut worden war. Als wir am nächsten Tag wieder am Tempel ankamen, staunten wir nicht schlecht, als sich der Tempel auf einmal in strahlendstem weiß präsentierte. Der Bahai-Glaube ist eine sehr junge universale Weltreligion, die erst Mitte des 19. Jhr. entstanden ist. Die Bahai erkennen alle anderen Religionen mit alle ihren Propheten voll an. Sie glauben, daß alle Religionen von Gott an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten offenbart wurden und den zeitbedingten Bedürfnissen und der Aufnahmefähigkeit der Menschen entsprachen. So war es dann also kaum verwunderlich, daß insbesondere im Besucherzentrum Informationen und Hinweise auf alle größere Religionen zu finden waren (Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Zorathismus, Janiismus, ...). Auffällig waren insbesondere die umfassenden Grundsätze der Bahai: Einheit der Menschheit, unabhängiges Forschen nach Wahrheit, alle Religionen haben gemeinsame Grundlage, innere Harmonie von Wissenschaft und Religion, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Beseitigung von Vorurteilen aller Art, weltweit allgemeine Schulbildung, Weltfrieden, Annahme einer Welthilfssprache, Beseitigung der Extreme von Armut und Reichtum, Einrichtung eines Weltschiedsgerichtshofes, Gerechtigkeit ist herrschendes Prinzip der Gesellschaft, Gottesdienst ist jede Arbeit im Geiste des dienens,  Religion ist Bollwerk zum Schutz der Völker und Nationen, Lösung wirtschaftliche Probleme auf geistiger Grundlage, "Strikter Gehorsam der Regierung gegenüber dem eigenen Land". Bisher kenne ich keine Religion, die einen so umfassende Sichtweise gewählt hat und auch die Lösung weltweiter Probleme als wichtigen, elementaren Grundsatz benannt hat.

Nachdem Nadine und mich der Goldene Tempel in Amritsar bereits so stark beeindruckt hatte, wollte ich ihn natürlich auch meiner Mutter zeigen. Durch die heftigen Monsunregenfälle war die Bahnstrecke nach Amritsar jedoch so stark beschädigt worden, daß auf nicht absehbare Zeit alle direkten Zugverbindungen eingestellt worden waren. Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken und fanden heraus, daß man über einen kleinen Umweg (2-3 Stunden) Amritsar trotzdem per Zug erreichen konnte. Wir wählten den Nachtzug und verließen so Delhi gegen 21:00 Uhr. Auf den Liegepritschen im Zug lies es sich halbwegs gut schlafen doch zur offiziellen Ankunftszeit (7:40 Uhr) waren wir immer noch kilometerweit von unserem Ziel entfernt und erreichten schließlich mit einer Verspätung von über 5 Std. Pathankot unseren Umsteigebahnhof. Wir hatten Glück und bereits eine Stunde später saßen wir in unserem Folgezug nach Amritsar. Nach einer Reisezeit von knapp 21 Stunden (für etwa 450 Km) erreichten wir dann endlich Amritsar. 

Als besonderes Highlight entschieden wir uns in dem riesigen, am Goldenen Tempel angegliederten "Hotelkomplex" zu übernachten. Für die ausländischen Besucher war ein eigener kleiner Bereich, einem Jugendherbergsschlafsaal nicht unähnlich, vorgesehen. Nachdem wir unsere sieben Sachen abgelegt hatten gingen wir in den Tempel. Auch bei meinem zweiten Besuch hatte der Goldene Tempel für mich nichts von seinem Zauber verloren, und auch meine Mutter war restlos begeistert. Das Abendessen nahmen wir gemeinsam mit den Pilgern der Sikh in der riesigen Gemeinschaftsküche ein. Der Ablauf der Verköstigung war nahezu perfektioniert und so wurden in knapp 30 Minuten mehr als 500 Münder mit Dahl, einem schmackhaften Linseneintopf, gespeist, bevor die nächsten Ladung Hungriger an der Reihe war.

Am nächsten Morgen besichtigten wir auch noch den hinduistischen Mata Tempel. Wir hatten Glück und kamen gerade zu einem Tempelfestival, so daß der ohnehin schon etwas "abgefahrene" Tempel mit seinen vielen Götterstatuen und dem "Abenteuerrundweg" (man krabbelt durch künstlich angelegte Höhlen und läuft durch künstliche kleine Bäche) noch mehr wie eine kleine Kopie von Disneyland wirkte. Die Hindus, überwiegend Frauen, die kamen um um reichen Kindersegen zu bitten, hatten keinerlei Berührungsängste und nahmen uns herzlich auf und beschenkten und mit gesegneten Kokusstücken. Meine Mutter bekam sogar, wie alle anderen Frauen, Rosenblätter zum essen.

Unser nächstes Etappenziel war Mc Leod Ganj (bei Dharamsala). Wir bestiegen also wieder die Eisenbahn und machten uns auf den Weg. Statt der normalen 2,5 Std. Fahrzeit bis zu unserem Umsteigebahnhof brauchte der Zug aber wieder etwas länger (über 4 Std.) so daß uns in Pathankot gerade mal 15 Minuten blieben um unsere Gepäck und unsere Fahrräder von der Gepäckaufbewahrung abzuholen, die Zugtickets zu kaufen und die Fahrräder für die Zugfahrt zu buchen (werden in einem gesonderten Gepäckabteil mitgenommen). Als wenn wir sonst keine Probleme hätten beschloß auf einmal einer der Ticketverkäufer, daß wir den Zug eh nicht mehr erwischen würden und verkaufte uns keine Fahrkarte (zum Glück gab es noch einen zweiten Schalter) und der Verantwortliche für die Gepäckbuchung der Züge beschloß, daß er jetzt Teepause hätte. Eigentlich hatten wir keine Chance den Zug zu erreichen, doch irgendwie (der Zug fuhr auch mit etwas Verspätung ab) klappte es dann doch noch. Da wir ja bereits mit Verspätung losgefahren waren und viele Teile dieser Strecke nur eingleisig waren, mußte der Zug einige male auf den Gegenzug warten, so daß wir mitten in der Nacht in Kangra ankamen. Der Bahnhof lag etwa 3 Km vom nächsten Ort entfernt, so daß kein Hotel in erreichbarer Nähe war, und da es ziemlich heftig regnete entschieden wir uns, einfach unter dem überdachten Wartebereich des Bahnhofes zu schlafen.

Eigentlich waren es von Kangra bis Mc Leod Ganj nur etwa 30 Km doch wir hätten auch etwa 1100 Höhenmeter auf stellenweiser sehr steiler Straße überwinden müssen. Es war sehr schwülwarm und meine Mutter hatte sich noch nicht so richtig an Nadines Fahrrad gewöhnt, so daß wir mit dem Bus bis direkt nach Mc Leod Ganj fuhren. Am zweiten Tag fanden wir dann heraus, daß der Dalai Lama gerade auf einer mehrwöchigen Meditation war und somit in den nächsten 3-4 Wochen keine öffentlichen Audienzen stattfinden würden. So nutzten wir unsere Zeit um zumindest die verschiedenen Anlagen und Tempel der Tibetischen Buddhisten zu besichtigen.
 
Mit dem Bus ging es dann von Daramsalah bis nach Manali. Den Vormittagsbus hatten wir bereits verpasst und so starteten wir erst gegen 18:00 Uhr. Ich glaube das große Vorbild unseres Busfahrers war Michael Schumacher, denn so ist er zumindest durch die wunderschöne Bergwelt der Himalayaausläufer gerast. Uns wurde beiden ziemlich übel und so waren wir heilfroh, als wir gegen 4:00 Uhr morgens endlich in Manali ankamen. Um uns ein Zimmer in einem der vielen Guesthouses zu nehmen war es jedoch noch zu früh und so richteten wir uns erst einmal in dem kleinen Park häuslich ein. Gemeinsam mit den Dorfhunden, die sich um einen Platz in unserer Nähe stritten, warteten wir, bis Manali so langsam aus dem Schlaf erwachte, bevor wir nach einem spärlichen Frühstück in einem der Gusethäuser eincheckten und uns erst einmal so richtig ausschliefen!

Am nächsten Tag ging es dann mit dem Bus weiter Richtung Leh. Die Fahrräder wurden auf dem Dach verstaut und mit einer Verspätung von 2,5 Stunden ging es dann los. Kaum zu glauben, doch trotz all der Anstrengung beim Radeln würde ich das Fahrrad auf dieser Strecke dem Bus immer wieder vorziehen. Obwohl der Busfahrer sehr zivilisiert fuhr, war uns meist ziemlich übel von der Schaukeilei. Nach "nur" 7 Stunden erreichten wir am ersten Abend dann das 115 Km entfernt gelegene Keylong (kaum zu glauben aber mit dem Fahrrad habe ich nur 12 Std. gebraucht). Nach einer viel zu kurzen Nacht waren wir dann kurz vor 04:00 Uhr wieder am Bus. Der Kondukteur hatte uns dummerweise eine falsche Abfahrtszeit genannt. Als um 5:15 Uhr vom Busfahrer weit und breit immer noch nichts zu sehen war fragte ich mal vorsichtig am Verkaufsschalter nach. Kurz darauf erschienen dann sowohl Busfahrer und Kondukteur. Später erfuhren wir dann von Schorsch, einem Mitreisenden, daß am Vorabend in seiner Unterkunft alle Busfahrer so kräftig mit Alkohol und Haschisch gefeiert hatten, daß sie sogar den Abfahrtstermin seines Busses verschlafen hatten. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, wenn man von einem Busfahrer über einige der höchsten Pässe der Welt chauffiert wird, der alles andere als nüchtern ist! Gegen Abend des zweiten Tages erreichten wir dann Upshi (etwa 60 Km vor Leh) wo wir erleichtert den Bus verließen.

Von Upshi aus radelten wir am nächsten Tag dann nach Hemis, ein in einem Seitental hoch über dem Industal versteckt liegendes Kloster. Hemis lag zwar nur 20 Km von Upshi entfernt, doch auf den letzten 7 Km ging es noch mal ordentlich steil bergauf. Sowohl durch den schnellen Klimawechsel (In Ladakh ist es wüstenartig heiß und trocken), als auch durch die große Höhe (Hemis lag auf einer Höhe von etwa 3700 m.ü.N.N.) war für meine Mutter das radeln sehr anstrengend, so das sie die letzten 7 Kilometer ihr Rad nur noch geschoben hat. So erreichten wir das Kloster erst am Spätnachmittag. Das Kloster von Hemis war/ist das reichste Kloster von Ladakh, was sicherlich größtenteils an seiner versteckten Lage lag. Da es von den meisten Invasoren in Ladakh erst gar nicht wahrgenommen wurde, wurde es auch nie angegriffen und ausgeplündert. Leider konnten wir von dem Reichtum nicht viel sehen. Anscheinend hielten die Mönche ihre Schätze immer noch sehr gut versteckt, und auch die Renovierungsarbeiten hatten gerade erst begonnen. Nach der Klosterbesichtigung ließen wir uns dann auf unseren Rädern einfach wieder bergab Richtung Indus rollen. Kurz vor dem Indus hielten wir aber an um auf einem wunderschönen Wiesenstück unter schönen Bäumen und mit einem kleinen Bachlauf unser Zelt aufzuschlagen. So verbrachten wir einen idyllischen Nacht in einer zauberhaften Umgebung.

Auch unsere zweite Radetappe wurde anstrengender als erwartet. Nach Leh waren es zwar nur 41 Km, doch mit dem Abstecher ins Thiksey Kloster (Klosterbeschreibung siehe früher im Text) und dem letzten Anstieg nach Leh, erreichten wir unser Guesthouse in Leh erst nach Einbruch der Dunkelheit. Im Gueshouse hatten sie bereits am Nachmittag von Nico und Margret sowie von einem Sohn der Familie, den wir vor den Toren von Leh mit seinem Motorrad getroffen hatten, von unserer Ankunft gehört. So wurden wir sehr zu unserer Überraschung und Freude mit den Worten "Welcome back, your room is already prepared!" begrüßt und hatten, kaum daß wir unser Gepäck ins Zimmer gebracht hatten auch schon eine Tasse Tee in der Hand.

Nach einer kurzen Akklimatisationspause in Leh brachen wir zu einer kleine 4-tägigen Trekkingtour auf. Am ersten Tag stand lediglich die Busfahrt nach Likir, unserem Ausganspunkt, auf dem Programm. Leider kamen wir etwas zu spät in Likir an, so daß die dortige Gompa (Kloster) bereits geschlossen war, doch selbst ein Spaziergang durch die große Anlage mit ihrer riesigen Buddhafigur beeindruckte uns sehr. Das Kloster von Likir wurde auch das Kloster des Wassergeistes genannt, so das viele Bilder und Balken des Klosters in leuchtenden Blautönen gemalt waren. Die Nacht verbrachten wir in einem zwar neu erbauten, aber sehr familiären Guesthouse. Neben einem wunderschönen Zimmer mit einem faszinierenden Ausblick kümmerte sich auch die Gastfamilie (Großvater, Tochter und Enkeltochter) rührend um uns und die anderen Gäste. Insbesondere beim Abendessen und Frühstück konnten wir gar nicht so schnell essen und trinken, wie uns nachgelegt und nachgeschenkt wurde. Vor allem die leckere hausgemachte Aprikosenmarmelade werden wir noch lange in Erinnerung behalten. So viel es uns wirklich sehr schwer, am nächsten Morgen wieder aufzubrechen. 

Von Likir aus folgten wir nun einer staubigen Straße in Richtung Yangtang. Es gab zwar etwas Abseits der Straße auch sehr schöne kleine Steige, doch um meine Mutter zu schonen (die Höhe, mit über 3500m, und die trockene Hitze machten ihr bereits sehr zu schaffen) wählten wir den einfacheren Weg. Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir den ersten kleinen Pass (3700m). Nach einer kurzen Rast ging es dann auf der anderen Seite wieder ins Tal. Beim Anstieg zu unserem 2. kleinen Pass machten sich dann die Magenprobleme, die meine Mutter bereits die letzten Tage hatte, wieder bemerkbar und so entschieden wir uns kurzerhand das nächste Auto anzuhalten (haben an dem ganzen Tag nur ein Auto gesehen, und das hatte uns bereits 3x überholt). So erklommen wir den zweiten kleinen Pass ohne große Anstrengung und erreichten Yangtang, unser Tagesziel, bereits am frühen Nachmittag. Mit dem Guesthouse hatten wir diesmal nicht ganz so viel Glück. Zum einen war es relativ schmuddelig und zum anderen waren die Gastgeber auch etwas sonderbar. Zum ganzen Haushalt gehörten lediglich 3 Männer (Frauen, haben wir keine gesehen). ein Junge von ungefähr 12 Jahren, ein Großvater und ein Urgroßvater. Während der Urgroßvater (übrigens der netteste von allen) mit seiner Gebetsmühle in der Ecke saß und das obligatorische (Om Mani Padme Hum) vor sich hin betete, war der Großvater, insbesondere bei der Butterteezubereitung am nächsten Morgen, damit beschäftigt ständig irgendwelche Beschwörungen vor sich hin zu murmeln. In der Nacht fing es dann etwas an zu regnen. Dummerweise hatten man den Rauchabzug über unserem Zimmer mit einem Stück Pappkarton abgedeckt und diesen mit einem Stein beschwert. Nachdem nun der Pappkarton vom Regen durchweicht war, fiel der etwa faustgroße Stein meiner Mutter direkt aufs Knie! Zum Glück gab es aber nur einen blauen Flecken. Auch mit dem Essen bekleckerten sich unsere Gastgeber nicht mit Ruhm. Zum Frühstück gab es lediglich pro Person 2 Chapatis mit etwas Marmelade und Tee, bevor wir wieder auf die Straße komplimentiert wurden.

Die 2. Tagesetappe war um einiges kürzer als die vorherige und es galt auch nur einen Pass zu überwinden. Am Morgen brachen wir noch gemeinsam mit den letzten Regentropfen auf, doch nach bereits einer halben Stunde klarte der Himmel wieder auf. So erreichten wir Hemis Shukpachen, unser 2. Etappenziel bereits gegen Mittag. Diesmal hatten wir wieder richtig Glück mit unserem Guesthouse und landeten beim Dorfschullehrer und seiner Familie. Gemeinsam mit zwei Lehrerinnen aus der Schweiz verbrachten wir einen sehr netten Abend in der Küche der Familie, in der wir wieder aufs köstlichste bewirtet wurden. Die Küchen in Ladakh sind, obwohl man auf dem Boden sitzt, sehr reich ausgestattet. Es gibt Unmengen von Töpfen, Tassen Tellern, ..... die alle sehr schön in den die halbe Küche umrahmenden Wandschränken dekoriert sind. Insbesondere in den langen Wintermonaten spielt sich nahezu das gesamte Leben in der Küche ab. Oft kommen Verwandte und Nachbarn zu Besuch und gemeinsam verbringt man dann die kalten Wintertage mit dem spinnen von Wolle und anderen häuslichen Arbeiten, wobei es an Chang (Gerstenbier) und Buttertee selten mangelt. Manchmal, so erzählte uns der Dofschullehrer, lädt man sich sogar einen Märchenerzähler ein, der dann in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten (das längste Märchen benötigt 18 Nächte) die Märchen der Ladakhis erzählt.

Eigentlich wäre unsere kleine Wandertour noch bis in den nächsten Ort gegangen, doch da wir mit dem Bus weiter wollten, und der bereits gegen Mittag fahren sollte, entschieden wir uns direkt bis zur 10 Km entfernt liegenden Hauptstraße ins Industal abzusteigen. Unsere Abstiegsroute folgte einem engen Tal mit Bach und so waren wir ständig von Feldern und schönen Wäldern umgeben. Völlig erstaunt waren wir als wir feststellten, daß es in diesem Tal bereits anfing Herbst zu werden. Für mich ist es immer wieder ein wunderschönes Gefühl mit meinen Füßen durch die am Boden liegenden Blätterhaufen zu laufen und das rascheln der trockenen Blätter zu hören. Nach knapp 4,5 Stunden erreichten wir dann schließlich das Industal.

Wir hatten Glück und bereits nach etwa 45 Minuten kam der nächste Bus Richtung Leh. Nach etwa 20 Kilometern verließen wir den Bus jedoch wieder, um noch einen kleinen Abstecher nach Alchi, laut Reiseführer ein "Geheimtip" zu machen. Nun ja, mein Reiseführer war bereits 5 Jahre alt, und so hatte sich der Geheimtip in ein kleines Dorf mit einer Infrastruktur verwandelt, die in der Lage war, ganze Busladungen von Touristen zu versorgen. Nach der Ruhe und Einsamkeit der letzten Tage zumindest für mich ein kleiner Schock. Auch die Gompa in Alchi war etwas eigen. Trotz der vielen Touristen, und den so aus den Eintrittsgeldern erwirtschafteten Geldern, war es den Mönchen noch nicht gelungen zumindest einige Renovierungsarbeiten durchzuführen (zumindest konnten wir nichts erkennen), so daß die gesamte Anlage eher einer baufälligen Ruine ähnelte. Nach dem Abendessen drehten wir noch eine kleine Runde durch den Ort und so wie wir etwas abseits der Hauptstraße waren wurde Alchi auf einmal idyllisch. Kleine Bäche sprudelten durch Gerstenfelder und Wiesen, die überall zwischen den weit verstreuten Häusern lagen, und Dzos (Mischung zwischen Yak und Kuh) weideten friedlich an den Bachrändern. Auch der Ausblick aus unserem Zimmer war wieder atemberaubend (eigentlich unglaublich, daß sie hier in der rauen Bergwelt mit ihren kalten Wintern trotz Einfachverglasung so riesige Glasfensterfronten haben).

Nach einer kurzen Erholungspause in Leh, ging es dann mit dem Bus wieder zurück nach Manali. Eigentlich wollten wir in einem Zelthotel in Sarchu (Hochebene auf 4200m) übernachten und entschieden uns daher einen der Touristenluxusbusse zu nehmen. Leider obliegt es jedoch der Entscheidung des Busfahrers, ob er in Sarchu (Zelthotel) oder in Keylong (Luxushotel) anhält. Natürlich wollte unser Busfahrer lieber im Luxushotel übernachten so daß er mit vier kurzen Pausen (je etwa 15 Minuten) durchfuhr. Einziges Trostpflaster auf dem 13 Stundentrip war die Tatsache, daß der Bus etwas besser gefedert war (als der Bus auf der Hinfahrt) und die Sitzplätze über Nackenstützen verfügten! Am zweiten Tag erreichten wir dann Manali und, nach einem Erholungstag mit Ausflug nach Kulu, ging es am nächsten Abend dann mit dem Bus weiter nach Delhi. Die Hitze, der Gestank, und das quirlige Leben im Indischen Subkontinent hatten uns nach den ruhigen und erholsamen Tagen in den Bergen wieder.

Nach knapp zwei Monaten bin ich (Nadine) nun wieder dabei :-)) Die ersten zwei Tage ließen wir es etwas ruhiger angehen, da ich mich erst wieder aklimatisieren musste und Martins Mutter ebenfalls die extreme Hitze und ein Brech-Durchfall zu schaffen machte. Wir gingen also morgens immer in einem netten Café  gemütlich Frühstücken und vertrieben uns den Nachmittag mit organisatorischen Dingen (Boot vom Flughafen abholen, Ausrüstung sortieren um uns wieder einmal von überflüssigem Gewicht zu verabschieden). Für den Freitag beschlossen wir mit dem Zug nach Agra zu fahren, um das Taj Mahal zu besichtigen. Auf der Zugfahrt dorthin nutzte Martin die Zeit im Lonely Planet Ausgabe 1999 sich das Kapitel über das Taj Mahal durchzulesen und fand heraus das es Freitags keinen Eintritt kostet und daher mit 100.000 - 200.000 Besuchern  zu rechnen ist. In Agra organisierten wir dann eine Rikscha, die uns zu einem Café in der Nähe des Taj Mahal fahren sollte. Der Rikschafahrer fragte uns etwas schüchtern was wir eigentlich in Agra wollten. Ich verstand die Frage nicht. Wollten nicht alle Touristen das selbe in Agra? Ich antwortet also etwas zögernd, daß wir uns das Taj Mahal anschauen möchten. Der Rikschafahrer verkündete uns, daß das Taj Mahal seit zwei Jahren Freitags geschlossen sei. Wir wollten es zuerst kaum glauben, aber es war die traurige Wahrheit. Unser Rikscha Fahrer entschuldigte sich mehrfach dafür, dass uns keiner seiner Landsleute in Delhi darüber informiert habe und machte uns zum guten Schluß das Angebot uns den ganzen Tag zur Verfügung zu stehen um uns die anderen Sehenswürdigkeiten von Agra zu zeigen. Wir beschlossen erst einmal Frühstücken zu gehen und neue Pläne zu schmieden. Nach einer kurzen Krisensitzung beschlossen wir sein Angebot anzunehmen (der Preis war 3,60 € auch mehr mit  als in Ordnung). So zeigte er uns zuerst das Baby Taj Mahal, ein Gebäude das 6 Jahre vor dem Taj Mahal erbaut wurde und von dem viele Bauideen ins Taj Mahal übernommen wurden.

Danach brachte er uns zu der gegenüberliegenden Flußseite des Taj Mahal. Bei windstillen Tagen spiegelt sich dort das Taj Mahal im Fluß, aber auch dieses Glück sollte uns vergönnt bleiben, doch der Anblick war dennoch beeindruckend. Danach ging es noch zum Fort, in welchem Shah Jahan, Herrscher der Mugeln und Erbauer des Taj Mahals von seinem eigenem Sohn gefangen gehalten wurde. Der Legende unseres Rikscha nach, hielt ihn sein Sohn dort gefangen, da er nicht zulassen wollte, daß sein Vater seinen Plan zum Bau eines weiteren Taj aus schwarzem Marmor als eigenes Mausoleum in die Tat umsetzten konnte (das weiße Taj Mahal hatte er für seine geliebte Frau, die im Kindbett verstorben war erbaut). Das eingesparte Geld sollte lieber für die Armen und Bedürftigen verwendet werden. Die aber wahrscheinlichere Geschichte hörten wir aber bereits vor zwei Monaten in Delhi im Red Fort bei der Sound und Light Show. Dort erzählten sie, daß Shah Jahan erkrankt war und seine Söhne sich dementsprechend um die Nachfolge stritten. Der dritte Sohn, Aurangzeb, machte das Rennen, krönte sich selbst, und nachdem der Vater genesen war, lies Aurangzeb ihn kurzerhand einsperren! Schließlich verstarb der Vater nach siebenjähriger Gefangenschaft.  ...aber die Legende des Rikschafahrers erzählt sich halt soviel schöner.

Zum Abschluß des Tages wollte er uns noch in einen Stadtteil bringen, wo wir das alte Handwerk, der aus dem Iran stammenden Mugeln sehen könnten. So landeten wir also kurze Zeit später in einer Marmormosaik"verkaufs"fabrik. Wir konnten sehen wie per Handarbeit Miniatur Marmormosaike hergestellt wurden und dann in Marmorplatten, Schatullen und ähnliches eingesetzt wurden. Ebenso sollte es noch ein Stadtteil mit Christen geben, im dem noch die traditionelle Gold- und Silberschmiedekunst ausführt wurde. Diesmal landeten wir aber nur in einem stink normalen Schmuckladen ohne Einsicht in die Handwerkskunst. Wir rundeten den Tag noch mit einem Abendessen ab und saßen kurze Zeit später wieder im Zug zurück nach Delhi (2,5 Std. Fahrzeit). Ihr fragt euch bestimmt warum wir nicht einfach eine Nacht in Agra geblieben sind und uns das Taj Mahal am folgenden Tag besichtigt haben. Zum einen hatten wir leider bereits das Rückfahrticket, und zum anderen war es bereits der vorletzte Tag von Martins Mutter, so daß wir leider keine Zeit mehr hatten.

Nachdem wir jetzt wieder alleine waren, hieß es die Fahrräder reparieren um uns wieder auf den Weg zu machen. Was aber mal wieder leichter gesagt als getan war. Die folgenden Tage verliefen vom Ablauf eigentlich alle gleich: Nach dem Frühstück sofort das nächstgelegene Internetcafe aufsuchen, immer in der Hoffnung neue Informationen zum Einbau von Martins Federgabel zu bekommen (vor dem Frühstück machte Aufgrund der 3,5h Zeit Verschiebung keinen Sinn). Anschließend sofort zurück zum Hotel um die neuen Einbauanweisungen in die Tat umzusetzen. Leider klappte es nie wie es sollte. Also hieß es alles Werkzeug wieder wegräumen, Fahrräder wieder absperren und ab ins Internet um erneut um Hilfe zu flehen. Dieser Vorgang wiederholte sich zwei- bis dreimal am Tag. Nach einer Woche und unzähligen gescheiterten versuchen (wo bei einmal auch das frisch gelieferte Ersatzteil zerbrochen ist und notdürftig mit Sekundenkleber wieder geklebt werden konnte) sollte es uns endlich gelingen. Leider hatten wir in der ganzen Aufregung um die Federgabel ganz vergessen, daß bei Nadines Rad der Leerlauf nicht funktionierte und dadurch immer die Kette heruntersprang. Also folgte auch dieses mal trotz erfolgreichen Federgabel Einbau der Gang ins Internetcafe um diesmal Hilfe beider Firma Rohloff zu suchen. Rohloff Antwortete zum Glück sehr schnell, nur leider brauchten wir für die Reparatur einen Kunsstoffhammer. Wir klapperten also unzählige Werkzeugläden ab, wurden aber leider immer wieder damit vertröstet, daß Sie uns bis morgen evtl. einen besorgen könnten. Nach mehrstündiger Suche wurden wir dann endlich fündig. Die Reparatur an sich war dann schnell erledigt :-)). Insgesamt haben wir jetzt eine ganze Woche nur damit verbracht unsere Fahrräder zu reparieren (daheim würde man das locker in einem Tag schaffen) und haben schon einen leichten Delhikoller (eigentlich nur Nadine). Delhi ist die dreckigste, stinkendste, ärmste Stadt auf unserer gesamten Reise.

Damit Nadine sich von ihrem "Delhikoller" wieder etwas erholen konnte (bevor sie auf dem Ganges den "Kanukoller" bekommt)  entschieden wir uns doch nochmal in die Berge zu fahren. Da ich  bereits zweimal in Ladakh war und keinesfalls nochmal mit dem Bus die Strecke nach Leh fahren wollte (und für hin und Rückweg per Bike war es bereits zu spät im Jahr) entschieden wir uns ins Spiti-Tal und nach Kinnaur zu fahren. Die Tour würde dann von Manali über den 3978m hohen Rothang Pass und den 4551m hohen Kunzum La über Kaza nach Shimla führen. Wir wählten diese Richtung, da wir so die beiden hohen Pässe bereits in den ersten Tagen bewältigen würden, um so eventuellen Wintereinbrüchen zuvorzukommen. Also fuhren wir mit dem Zug nach Shimla (Zug weil uns die Straßen um Delhi einfach zu gefährlich sind). Shimla wurde Anfang des 19. Jahrhundert von den Briten entdeckt. Shimla liegt in einer Höhe von 2100 m.ü.d.M. und bietet, insbesondere während der Sommermonate, ein angenehm kühles Klima. So entwickelte sich das ehemalige Bergdorf innerhalb kürzester Zeit zur Sommerhauptstadt der Briten in Indien. Schon beeindruckend, wenn man sich bewusst macht, daß von diesem "Bergdorf" aus 1/5 der Menschheit regiert wurde! Nach Abzug der Briten wandelte sich Shimla zum beliebten Feriendomizil der reichen Inder, und so hatten wir etwas Mühe ein halbwegs günstiges Hotel zu finden. Wir deponierten in dem Hotel unser Kanu (ist um es über den 4551m Kunzum La zu radeln doch etwas zu groß und zu schwer), um es nach unserer Rückkehr wieder mitzunehmen. Von Shimla sind es dann nämlich nur noch etwa 4 Tagesetappen bis nach Rishikesch am Ganges.

Vom Shimla ging es dann mit dem Nachtbus nach Manali, unserem Ausgangspunkt für unsere kleine Bergtour. Im Greenland Hotel war ich mittlerweile ein alter Bekannter, residierte ich dort doch mittlerweile zum 4. mal, und so hatten wir keine Probleme um 5 Uhr morgens ein Zimmer zu bekommen. Bereits auf dem Weg zum Bahnhof in Delhi zeigten sich erneut Probleme bei unseren Fahrrädern. Nach dem Wenden unseres Hinterradritzels war nun ständig ein Durchrutschen im Antrieb zu spüren. Wir tippten erst auf einen weiteren Problem in unserer Nabe und schickten erneut Hilfegesuche per e-mail an den Hersteller. In Manali machte ich mich dann an die Fehlerbehebung. Dank der Tips von Carsten (Fa. Rohloff) war das Problem dann auch schnell gefunden. Nachdem wir unser Wenderitzel erst nach 18000 Km gewendet haben war es (obwohl es noch recht gut aussah) anscheinend bereits so verschlissen, daß die neue Kette (übrigens auch das erste mal getauscht!) ständig übersprang und so der Durchrutscheffekt entstand. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Da ich seit Deutschland bereits 2 Ersatzritzel dabei hatte, konnte ich also die defekten Ritzel problemlos austauschen, so daß unsere Räder jetzt wieder einwandfrei funktionieren!

Da Nadine Siedlersüchtig ist , was zumindest in ihrem engeren Bekanntenkreis hinreichend bekannt ist, viel es ihr natürlich extrem schwer, daß ich das Spiel bereits vor Abreise von der Ausrüstungsliste gestrichen habe. Eigentlich wollte ich ihr zum Geburtstag eine kleinere Reiseversion basteln, doch um das mal klamm heimlich nebenher zu machen war es doch zu aufwendig. Also bastelten wir uns in Manali (überwiegend Nadine, da ich ja die Bikes reparierte und Wochenberichte schrieb) ein Reisesiedlerspiel für 2 Personen. Für Unterhaltung während den langen Winternächten ist nun also gesorgt!

68. Wochenbericht 13. - 19.09.04

Route: Manali, Marhi, Rothang Pass, Kunzum La, Kaza

Von Manali ging es dann wieder Richtung Rothang Paß (für Nadine zum 1. Mal und für mich bereits zum 4. Mal (2x Bike und 2x Bus)). Wie schon bei meiner ersten Bikeüberquerung bewältigten auch wir am ersten Tag die 38 Km lange Strecke mit einem Aufstieg von 1400 Höhenmetern bis kurz hinter Marhi. Nach einer nicht allzu erholsamen Nacht (unser Zelt stand etwa 5m neben der Straße und jedes vorbeikommende Auto erleuchtete uns kurz) erklommen wir am nächste Morgen die letzten Höhenmeter zum 3979m hohen Rothang Paß. Wie auch beim ersten Mal war es auch diesmal kalt und windig und wir waren froh uns kurz unterhalb des Paßüberganges in einer der vielen kleinen Dhabas (Zeltstraßenrestaurant) bei einer Tasse heißen Tee aufwärmen zu können. Nach einer kurzen Photo- und "Warmanzieh"-pause ging es dann auf der anderen Seite in vielen Kehren hinunter ins Lahaul-Tal.
 
Wir sind zwar schon eine Weile unterwegs, doch selten hatten wir einen so traumhaft schönen Übernachtungsplatz wie hier kurz vor Chhatru im Lahaul Tal. Wunderschöne Wiese, ein einmaliger Ausblick und frisches Quellwasser nur 100m vom Zelt entfernt. Was will man mehr?

Eigentlich hofften wir auf einen lockeren Tag, standen doch nur 34 Km, einem Fluß bergauf folgend, auf dem Programm. Daß wir mit Schotterpiste zu rechnen hatten war uns ja bereits klar, doch daß unser Fahrbelag an einer Stelle sogar so übel wurde, daß wir nicht einmal mehr fahren konnten hätten wir nicht gedacht. Insbesondere zwischen Chatru und Chotta Dhara hatten wir schwer zu kämpfen, da hier sehr oft die Straße einfach nur aus runden Flußkieseln gebaut wurde (grobes Kopfsteinpflaster ist ein Traum dagegen). Ab Chotta Dhara hatten wir zu allem Überfluß auch noch mit Regen zu kämpfen. Der Einzige der uns an diesem Tag zur Hilfe kam war, eigentlich ganz unüblich, der Wind, der uns freundlicherweise etwas von hinten anschob. Bei den widrigen Bedingungen waren wir dann auch ziemlich erschöpft, als wir am Abend, nach insgesamt 5,5 Stunden für 37 Km (es waren 3 mehr als laut Karte) Batal erreichten. 

Überall um uns herum lag nur grober Flußkies und so wäre es recht schwierig geworden unser Zelt aufzubauen. Dementsprechend froh waren wir, daß wir in einer kleinen Steinhütte neben der Dhaba übernachten durften. Zwar war es auch in der Steinhütte relativ zugig, wir hatten eine Plastikplane als Dach und Türe, und der Wind pfiff durch die Ritzen, doch trotzen war es einigermaßen gemütlich.
 
Auch die Strecke zwischen Batal und dem Kunzum La war natürlich nur geschottert. Auf den letzten paar Kilometern vor dem Paß machte Nadine neben der schlechten und teilweise steilen Wegstrecke  insbesondere die mittlerweile doch recht dünne Höhenluft zu schaffen. Da sie aber unbedingt auch ein paar der hohen Berge sehen wollte kämpfte sie sich tapfer, zuweilen auch schiebend, die letzten Meter bis zum auf 4551m gelegenen Kunzum La (La heißt Paß) hoch. Leider haben wir hier kein schönes Schild gefunden, vor dem wir uns  auf diesem wirklich hart erarbeiteten Paßübergang fotografieren lassen konnten und nahmen so mit den Chörten vorlieb.

Am Tag nach der Überquerung des Kunzum La trafen wir auf John und Anne, ein älteres Ehepaar aus Neuseeland, die mit ihrem Tandem die Berge von Nordindien erkunden wollten. Sie kamen gerade aus Leh in Ladakh zurück und waren, wie wir, auf dem Weg nach Shimla. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut, doch ihre wohlgemeinte Aufforderung, wir bräuchten nicht auf sie warten, und sollten doch ruhig schon weiterfahren, klappte nie so richtig. Wir waren nämlich genauso schnell, bzw. besser gesagt genauso langsam wie die beiden, so daß wir den Tag gemeinsam radelten (was nicht nur daran lag daß Martins Bike schwerer war als ihr Tandem). Am Nachmittag wollten wir eigentlich nur kurz ein Nonnenkloster besichtigen doch ehe wir uns versahen wurden wir vom einzigen Mann des Klosters, einem Mönch und Lehrer, in die Küche geführt und dort von den Nonnen aufs köstlichste mit Tee und selbstgemachtem Salzgebäck verwöhnt. Nach dem kleinen Nachmittagstee bekamen wir dann doch noch eine kleine Führung durch das Kloster, wo wir neben einem gemütlich eingerichteten Schlafraum der Nonnen (mit eigenem kleinen Ofen für die kalten Wintermonate), auch den Unterrichtsraum der kleinen Klosterschule besuchen durften. Am Abend erreichten wir dann gemeinsam Kaza. Kaza ist die "Hauptstadt" von Spiti und der Platz an dem wir unsere Genehmigung für die Weiterreise nach Kinnaur und Shimla beantragen mußten. Die Straße von Kaza nach Shimla führt sehr nahe an die chinesische / tibetische Grenze heran (bis 10 Km), so daß man hierfür eine problemlos zu erhaltene Sondergenehmigung benötigt. Nachdem wir, gemeinsam mit John und Anne, unsere Genehmigung erhalten hatten (nach etwa 3,5 Std.), fuhren wir am Abend noch mit dem Bus ins auf 4205m gelegene Kibber, das sich selbst das höchste Bergdorf der Welt nennt (obwohl der Nachbarort 50m höher liegt!!!).

Bereits am Vorvorabend, kurz vor unserer Ankunft in Kaza, konnten wir die eindrucksvolle Lage der Gompa von Ki, von der anderen Flußseite aus bewundern. Nun, 2 Tag später, auf unserem Rückweg von Kibber, statteten wir der Gompa einen Besuch ab. Bereits kurz vor der Gompa trafen wir auf die jungen Mönche, die sich den Sonntagvormittag mit Cricket vertrieben. Im Klosterinnenhof trafen wir dann anstatt auf Mönche auf ein paar Ältere Einheimische. Fast wären wir schon wieder gegangen, hätte uns nicht einer der Einheimischen, der fröhlich schwatzend seine Gebetsmühle drehte, nicht dazu ermutigt, durch eine kleine Türe weiter ins Innere des Klosters zu gehen. Zögerlich folgten wir seinem Rat, nur um ein paar Meter weiter vor einer Türe zustehen, auf der stand, daß der Zutritt nur Mönchen gestattet ist. Die nächste Türe war halb offen und als wir vorsichtig in den dahinter liegenden Raum (die Küche) spitzten, wurden wir auch schon von einem jungen Mönch herein gebeten. Alswäre es das selbverständlichste der Welt kochte er unserst einmal eine Tasse Tee. Zum Tee bekamen wir dann auch noch Tsampa, die Hauptnahrung der Ladakhis, gereicht. Tsampa besteht im wesentlichen aus gerösteten Gerstenmehl, das mit etwas Butter und vermutlich etwas Zucker (ob Zucker normalerweise dazugehört wissen wir nicht, doch bei uns war er zumindest mit dabei) angereichert ist. Anschließend bekamen wir eine kleine Privatführung durch die Gompa. Der junge Mönch öffnete für uns alle verschlossenen Räume und nachdem er uns den letzten Raum, die Gebetshalle, gezeigt hatte, war er so schnell verschwunden, wie er vorher aufgetaucht war. Wir hatten nicht einmal Zeit uns bei ihm richtig zu bedanken. Wieder im Innenhof öffnete uns dann ein älterer, um nicht zu sagen alter Mönch, den Raum mit der großen Gebetsmühle. Nachdem wir etwas schüchtern den Raum begutachteten forderte er uns auf, die Gebetsmühle doch mal kräftig anzuschupsen. Ganz geheuer war ihm die ganze Sache aber anscheinend nicht, denn er blieb die ganze Zeit über an der Türe stehen und murmelte sein " O Mani Padme Hum".

69. Wochenbericht 20.09. - 26.09.04 

Route: Kaza, Tabo, Rekong Peo, Rampur, Shimla

Tabo Gompa: Eine Tagesetappe von Kaza entfernt liegt Tabo. Die Gompa von Tabo ist eines der wichtigsten Klöster der tibetischen Buddhismus und wurde vor über 1000 Jahren erbaut. Zudem ist geplant, daß sich der IVX Dalai Lama hier zur Ruhe setzten wird (dachten eigentlich daß der Dalai Lama auf Lebenszeit das weltliche und religiöse Oberhaupt der Tibeter ist und erst der Tod ihn von seinen Aufgaben entbindet). Auffällig ist zunächst erst einmal die ungewöhnlichen Lage des Klosters. Während alle Gompas, die wir bisher gesehen haben entweder auf Bergkuppen oder an steilen Berghängen positioniert waren lag die Tabo Gompa mitten im Tal. Interessant ist auch, daß der ganze ganze Klosterkomplex hier ebenerdig, und nicht mehrstöckig wie sonst üblich, angelegt wurde. Des weiteren verfügt die Tabo Gompa über einige der am Besten, erhaltenen Beispiele der Indo- Tibetischen Kunst, weshalb das photographieren in den verschiedenen Tempeln verboten war (um die Farben der bemalten Wände nicht zu beschädigen). 

Morgenpuja in der Tabo Gompa: Nachdem wir nun bereits je eine Nacht in einer Kirche und in einer Moschee verbracht hatten entschieden wir uns nun im zum Kloster gehörenden Guesthouse zu übernachten. Nach einer, zumindest für mich, viel zu kurzen Nacht klingelte bereits kurz nach 5 Uhr morgens wieder der Wecker. Wir wollten an der all morgentlichen Puja (Gebetszeremonie) teilnehmen. Kurz vor 6 Uhr standen wir also frisch gewaschen vor der Gebetshalle doch weder von den Mönchen noch von den anderen Touristen war weit und breit etwas zu sehen. Nach einer weile kam dann der erste, noch reichlich verschlafen wirkende Mönch, öffnete der Gebetsraum und verschwand darin. Nachdem noch zwei weitere Mönch und ein Tourist in dem Gebetsraum verschwunden waren gingen auch wir hinein nur um festzustellen, daß die Puja bereits in vollem Gange war (mit nur 3 Mönchen). Nach und nach trudelten nun auch die restlichen Klostermitglieder ausgerüstet mit je einer leeren Teetasse ein, ließen sich auf ihren angestammten Plätzen nieder und vielen in den Sprechgesang der anderen mit ein. Nach knapp 20 Minuten, die letzten Mönche waren gerade erst angekommen, gab es dann eine Runde Tee für alle (auch für uns Touristen) und zwei junge Novizen knabberten sogar ein paar Kekse. Während die Touristen überwiegend sehr verkrampft auf ihren Plätzen saßen (bewußt entspannt und konzentriert wirkend) nahmen die Mönche die Morgenpuja eher etwas lockerer. Nach knapp einer halben Stunde, ich hatte noch nicht einmal meinen Tee ausgetrunken, war die Puja auf einmal vorbei. Normalerweise dauert die Puja etwa eine Stunde, doch da sich für den heutigen Tag der Ministerpräsident von Himachal Pradesch (ein Indischer Bundestaat) zu Besuch angekündigt hatte, mußten natürlich noch einige Vorbereitungen getroffen werden. Nun wurde uns auch klar, warum wir auf dem Weg von Kaza nach Tabo so viele Straßenarbeiter gesehen hatten, die die Straße kehrten und reparierten, sollte doch der Ministerpräsident auf diesem Streckenabschnitt statt mit seinem Helikopter mit dem Jeep reisen. Für einen Tageslohn von umgerechnet etwa 1,1 € kehrten die Frauen die Straße während die Angestellten der Straßenbaufirma für etwa 3,- € pro Tag arbeiteten. Uns war der Ganze Trubel etwas zu viel und so machten wir uns bereits vor Ankunft des Hohen Gastes aus dem Staub.

Erdrutsch bei Milling: Bei Milling, auf halben Weg zwischen Tabo und Rekon Peo, lag eine seit Jahren für ihre Erdrutsche berüchtigte Stelle. Der letzte Erdrutsch war jedoch so heftig, daß dabei der halbe Berg mit abgerutscht ist und so eine Reparatur der Straße unmöglich machte. Also entschied man sich eine neue Straße zu bauen (sie ist größtenteils bereits fertiggestellt) und in der Zwischenzeit die Erdrutschstelle mit zwei Materialseilbahnen zu überbrücken. Kommt nun also ein Bus auf der einen Seite der Seilbahn steigen alle Fahrgäste aus und schicken ihr Gepäck mit der Seilbahn auf die andere Seite. Da die Seilbahnen keine Personen transportieren muß man den die Erdrutschstelle umgehen, was einen Abstieg ins Tal und Wiederaufstieg von je 250 Höhenmetern bedeutet. Als wir an besagter Stelle ankamen war gerade kurz zuvor eine der beiden Materialseilbahnen Kaput gegangen und somit die andere Seilbahn sehr stark frequentiert. Der Winter nahte und so mußte massenhaft Holz und Stroh für Militär und Zivilbevölkerung in die abgelegene Bergregion transportiert werden. Mit der fehlenden Konkurrenz verdoppelte sich natürlich auch der Preis für die Gepäckbeförderung, doch ein umtragen der Ausrüstung wäre extrem anstrengend gewesen (wir hätten  vermutlich einen ganzen Tag benötigt). Nachdem unsere Fahrräder und unser Gepäck bereits auf der anderen Seite des Erdrutsches waren, machten wir uns auf den Weg, und nach etwa 1,5 Stunden hatten auch wir die Erdrutschstelle überwunden.

Apfeldiebstahl in Kalpa: Mittlerweile sind wir sehr froh daß wir mit einem Reiseführer unterwegs sind. Gerade wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist kann es einem sehr leicht passieren, daß man nur wenige Kilometer an besonders sehenswerten Orten vorbei radelt. Ohne unseren Reiseführer hätten wir sicherlich auch nie von Kalpa, dem netten kleine Bergdorf 10 Km oberhalb von Rekong Peo (das Verwaltugszentrum von Kinnaur) erfahren. Da auf der 10 Km langen Strecke aber etwa 600 Höhenmeter zu bewältigen waren entschieden wir uns den Bus zu nehmen. Kalpa selbst, obwohl einst Hauptstadt von Kinnaur, ist eher ein kleines Dorf soll der Ort sein an dem sich die hinduistische Gottheit Shiva im Winter zurückzieht. Besonders reizvoll ist der Ort durch seine verwinkelten Gassen, die mit Steinplatten gedeckten Dächer und die vielen Apfelbäume. Vermutlich gerade weil es in jedem Garten mehrere über und über gefüllte Apfelbäume gab, war in keinem Laden in ganz Kalpa auch nur ein Apfel zu finden. Nadine die ja ein klein wenig nach Äpfeln süchtig ist konnte deshalb der Versuchung nicht widerstehen und stibitzte sich von einem der am Wegrand stehenden Bäume einfach 2 Äpfel.

Der verschwundene Fluß: Bereits seit Kaza folgte unsere Straße erst dem Fluß Spiti, und anschließend dem aus Tibet/China kommenden Sutlej, in den der Spiti nahe der Grenze mündet. Die ganze Zeit über hatten wir einen wunderbaren Blick auf den schönen imposanten Gebirgsfluß, der für Wildwasserkanuten sicherlich ein Traum ist. Zunächst waren wir etwas überrascht, als der Fluß auf einmal mit einem Stausee gestoppt wurde. Etwas verwirrt waren wir jedoch, als auf der anderen Seite der Staumauer nicht einmal mehr ein kleiner Rinnsal zu sehen war. Gerade in den Bergen Indiens gibt es sehr viele Wasserkraftwerke. Anscheinend hatte man hier zur Optimierung der Energieausbeute einen ganzen Fluß unterirdisch umgeleitet, denn in Rapur (etliche Kilometer später) rauschte der Sutlej, wenn auch sehr braun und schlammig, wieder mit seiner ursprünglichen Kraft durch das Tal.
 
Holzhaus in Rampur: Rampur ist ein alter Ort und lag auf der Seidenstraße nach China. Noch heute bezeugen die prachtvollen Schnitzereien an den alten Häusern im Basar vom ehemaligen Reichtum der Stadt.
 
Rampur - Shimla: Obwohl mitten in den Bergen liegt Rampur nur auf einer Höhe von etwa 900 M.ü.M.. Auf unserem Weg nach Shimla (2200m) führte unsere Straße jedoch über Narkanda (2700m) was uns wieder einen kleine mühevolle Bergauffahrt bescherte. Anders als auf unserem Weg von Kaza nach Rampur, auf dem wir eigentlich nur einem Fluß gen Tal folgen mußten, und dabei  täglich mindestens 500 Höhenmeter bergauf radeln mußten!!!, sollte es ab Narkanda bis Shimla entlang von Bergkämmen gehen. Kaum zu glauben, doch auf der 70 Km langen Etappe verlief die Straße fast überwiegend flach oder  bergab mit nur wenigen kleinen Gegenanstiegen! 

70. Wochenbericht 26.09. - 03.10.04 

Route:
Shimla, Solan, Nahan, Rishikesh

Wir haben unser Kanu wieder: In Shimla holten wir dann unseren Kanadier (Kanu) samt Anhänger wieder im Hotel ab und machten uns auf den Weg nach Rishikesh. Irgendwie war es uns im letzen Jahr nicht gelungen etwas Gewicht abzubauen und so waren unsere Fahrräder mächtig beladen (Nadine vermutlich 45 Kg und Martin etwa 80 Kg) als wir Shimla wieder verliesen. Keine Ahnung, woher das ganze Gewicht kam, aber so waren wir um so glücklicher, als es am ersten Tag fast ausschließlich bergab ging.

Nächtliche Störung bei Solan: Während in den Tagen zuvor die Zeltplätze sehr rar gesät waren, entweder steile Berge oder dichte Besiedelung, hatten wir diesmal das Glück bereits 45 Minuten vor Einbruch der Nacht einen schönen Platz zu finden. Der Einzige Haken an der Sache war, daß wir unser gesamtes Gepäck über einen etwa 8m hohen sehr steilen Erdwall schleppen mußten. Sonst eigentlich sehr darauf bedacht von niemandem gesehen zu werden, wenn wir unseren Schlafplatz aufsuchen liesen wir uns diesmal nicht von zwei jungen Männern mit ihrem Roller stören, die uns erst aus einiger Entfernung beobachteten und schließlich zu uns herkamen um uns zu fragen, woher wir denn kommen würden. Wir blieben wortkarg und schleppten einfach unsere Ausrüstung weiter. Nachdem wir alles aufgebaut und eingeräumt hatten machten wir uns über unser reichhaltiges Abendessen her (Kakao, Chips und Kekse). Wir waren gerade mit unserem Menü am Ende, als wir draußen jemand durch das Gebüsch streifen hörten und machten daher sofort unsere Taschenlampen aus. Dir Person entfernte sich nun von unserem Zelt, erklomm den Erdwall und fing dann an unser Zelt mit Steinen zu beschmeissen. Wir beschlossen erst einmal nicht darauf zu reagieren um so einen eventuellen Konflikt zu vermeiden. Nachdem wir uns durch die Steine nicht reizen liesen, wurde unser "gegenüber" vermutlich etwas aggressiver und warf einen Stein so stark gegen das Zelt, daß das Außenzelt riß und der Stein Nadine am Hinterkopf traf. Nun wollten wir die Störung nicht mehr einfach so hinnehmen und so krabbelte ich, bewaffnet mit Taschenlampe und Pfefferspray, aus dem Zelt. Als ich aber auf dem Erdwall ankam war von unserem Störenfried keine Spur mehr zu sehen. Erst als knapp 15 Minuten vergangen waren, lief ein junger Mann die Straße entlang, ging  zu seinem etwa 50m entfernt geparkten Roller und brauste davon. Erst jetzt wurde mir klar, daß es die beiden jungen Männer (oder zumindest einer von ihnen) waren dir neugierig waren was wir da so machen. Als Nadine, nachdem sie am Kopf getroffen wurde, laut aufschrie und ich aus dem Zelt kam wurde ihnen die Sache aber anscheinend zu mulmig und sie sind einfach abgehauen! Wir wollten auf alle Fälle kein weiteres Risiko eingehen und entschieden uns den Zeltplatz zu verlassen, und so durfte ich erneut unsere gesamte Ausrüstung über den steilen Erdwall schleppen. Wir hatten Glück und wir hatten fast Vollmond und eine sternklare Nacht, so daß wir auch ohne Licht weiterfahren konnten. Nadine wollte nach der Steinatacke nicht mehr im Zelt schlafen und so radelten wir die 10 Km in den nächsten Ort und nahem uns ein Hotel. 

Hotel ohne Wasser aber mit TV: Das einzige Hotel im Ort war natürlich eines der eigentlich gehobenen Klasse (unser teuerstes bisher in Indien). Besonders geärgert hat mich die Tatsache, daß uns die letzten 50m noch ein Einheimischer begleitet hat der dann im Hotel behauptet hat er hätte uns hierher geführt und dafür eine Provision (vom Hotel bzw. von uns) eingesteckt hat. Nun ja das Hotel hatte auch schon bessere Zeiten gesehen und das versprochene heiße Wasser, das es am nächsten Morgen geben sollte, gab es natürlich auch nicht. Genauer gesagt: es gab gar kein Wasser. Wir bekamen dann einen Eimer kaltes Wasser geliefert und dazu einen selbstgebastelten Tauchsieder, der natürlich auch nicht funktionierte. Eigentlich ein Wunder, daß ich keinen Stromschlag bekommen habe! Das Einzige was funktionierte war der Fernseher, was ich auch (wie bereits in den letzten beiden Hotels) intensiv nutzte. Der Vormittagsspielfilm (Die Firma) endete leider erst  um 11:30 Uhr so daß wir erst recht spät wieder auf die Straße kamen.

Achtung Geier: Bei uns freut man sich ja schon wenn man mal einen Mäusebussart fliegen sieht, hier in Indien sieht man jedoch relativ häufig Greifvögel. Auf unserem Weg nach Rishikesh kam es dann aber doch auf einmal recht dicke. Ich wollte gerade in eine Parkbucht einfahren, als ich auf einmal 10m vor mir einen Geier sitzen sehe. Hätte ich nicht sofort gebremst und wäre er nicht weggehumpelt hätte ich ihn vermutlich sogar noch angefahren. Nun erst bemerkten wir, daß in einem der benachbarten Bäume noch 2 weitere Geier saßen. Da von etwas unterhalb ständig so komische Geräusche kamen wurden wir neugierig und blickten über den Abgrund. Hier saßen etwa 15- 20 Geier auf einer toten Kuh und schlugen sich den Bauch voll. Leider war ich etwas zu langsam um davon noch ein Bild zu machen und so konnte ich die Geier nur noch photographieren, als sie sich in einem nahegelegenen Baum nieder ließen und darauf warteten, wieder zu ihrem Festmahl zu dürfen (jeder etwas größere dunkle Punkt ist ein Geier).

Abendzeremonie in Rishikesh: Da es nun von den Bergen wieder ins Flachland ging kamen wir schneller voran als erwartet und erreichten Rishikesh einen Tag früher als erwartet. Rishikesh ist ein wichtiger Pilgerort der Hindus und bezeichnet sich selbst als die "Yogahauptstadt der Welt". Wir kamen nach Rishikesh jedoch nicht um irgendwelche Yogapraktiken zu lernen, sondern um hier unseren Faltkanadier zu Wasser zu lassen um auf dem Ganges nach Varanasi zu paddeln. Neben den vielen Yogakursen gibt es hier auch einen Zeremonie bei der Priester kleine Lämpchen in der Abenddämmerung auf den heiligen Fluß Ganges setzten. Viele Gläubige Hindus nehmen an der Zeremonie teil, und anschließend entweder selbst ein paar Blumen in den Ganges zu werfen oder vom Gangeswasser zu trinken (da der Ganges gerade erst aus dem Himalaja kommt hier vermutlich noch "relativ" unbedenklich!" Begleitet wird die Ganze Zeremonie von Priestern die ständig einen Gong anschlagen und einem Priester der über Lautsprecher ein heiliges Lied über den Fluß erschallen läßt. 

Grosser Spendenaufruf!!!!!! Haben vor ein paar Tagen eine Einladung in ein Kinderheim in der Naehe von Kalkutta bekommen!!!! Ueber die Arbeit des Kinderheimes (Sitz in Deutschland in Bad Camberg) koennt ihr Euch unter http://www.gandhi-kinderhilfe.de/ informieren. Wir planen das Kinderheim Anfang November zu besuchen und werden alle bis dahin auf unserem Spendenkonto “Hilfe fuer Kinder und Menschen in Not” eingegangenen Spenden direkt vor Ort uebergeben!                                                 

Unsere Bankverbindung lautet:                                                            

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