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RUSSLAND: 30.10. - 22.10.2003
Route: Anapa, Krasnodar, Tuapse, Sotschi
Distanz: 1014 Km
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Vorwort: Dieses Land hat mehr zu bieten als St.Petersburg,
Moskau und Schnee in Sibirien. Auch hier trauen wir uns kaum mehr
zum einkaufen auf die Märkte, da wir fast immer alles geschenkt bekommen.
Wirklich beeindruckend, wenn auch etwas anstrengend für Radler, ist
die Schwarzmeerküste und der Kaukasus. Dem Einzigen Klischee dem die
Russen leider immer noch treu bleiben ist ihre Vorliebe für ihren
Vodka. Die große Hoffnung des Landes liegt in den Frauen!!! |
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Um von der Krim nach Rußland zu gelangen
mußten wir die Meerenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Avsovschen
Meer mit der Fähre überwinden. Da gleichzeitig mit uns ein Ukrainischer
Reisebus übersetzen wollte, dauerte die Ausreisekontrolle etwas länger.
Die Fähre mit Reisenden aus Rußland hatte aber schon angelegt. Bis
die Grenzbeamten auch den letzten Pass der Ausreisenden kontrolliert
hatten durfte keiner das Schiff verlassen. Anscheinend befürchteten
die Grenzbeamten den Überblick zu verlieren, wenn sich Ein- und Ausreisende
gleichzeitig an der Grenzkontrolle befinden. Die eigentliche Überfahrt
und die Einreise nach Rußland waren dann aber völlig Problemlos. Das
Einzige, was die Zollbeamten interessierte, war wieviel Bargeld wir
dabei hatten. |
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Nun lief die Zeit. Laut Gesetz müssen sich nämlich alle Ausländer
binnen 72 Stunden bei der lokalen Ausländermeldestelle Ihren Aufenthaltsort
registrieren lassen. Hierzu ist normalerweise auch die notariell beglaubigte
Adresse des Gastgebers oder die Hotelbuchung vorzuweisen. Da wir aber
stets wild Zelten (in Rußland übrigens genauso verboten wie die Einreise
per Fahrrad), waren wir gespannt ob sich dieses Problem lösen lässt.
Recht zielstrebig steuerten wir also Anapa, der Kurort mit den meisten
Sonnenstunden in Rußland, an. Auf einem Markt im Stadtzentrum erfuhren
wir, daß sich die Meldestelle am Stadtrand befindet. Auf der Meldestelle
durfte ich zuerst eine Bearbeitungsgebühr von 1,5 € entrichten, um
mich dann in eine der Schlangen vor den Schaltern einzureihen. Gerade
noch rechtzeitig vor der Mittagspause war ich dann dran. Die nette
Dame hinter der Glasscheibe erklärte mir dann, daß ich mich auf dem
Einwohnermeldeamt befinde, die Registrierung jedoch in dem Sanatorium
Anapa Okean im Stadtzentrum vorgenommen wird. Also radelten wir wieder
zurück in das Zentrum. Hier wurde mir erst einmal eine Bearbeitungsgebühr
von 28,- € abgeknöpft. Dann erklärte mir die Dame, daß ich erst einmal
eine Stunde lang spazieren gehen soll und dann unsere Pässe wieder
abholen kann. Ja und so unproblematisch war das Ganze dann auch. Nach
einer Stunde erhielt ich unsere Pässe mit dem ersehnten Stempel zurück.
Wann wir uns wie und wo aufhalten wollte aber niemand von uns wissen.
Zum Glück weis anscheinend niemand in Moskau, wie leger hier die immer
noch strengen Reisegesetze ausgelegt werden.Da wir für Rußland etwas
mehr Zeit haben, beschlossen wir uns am Nächsten Tag noch einen Strandtag
zu gönnen und übernachteten im "Stadtpark". |
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Am nächsten Vormittag trafen wir vor dem Markt Christian,
Doris und Jakob. Christian ist Historiker und arbeitet in Anapa gerade
an seiner Habilitation (Tourismus in der UdSSR). Seine Frau Doris
ist Lehrerin für Russisch und verbringt gerade zusammen mit Sohnemann
Jakob Ihren Urlaub hier. Spontan luden sie uns ein, bei Ihnen in der
Pension (bei Vera und Valoya http://www.anapa.ru/
)zu übernachten. Wir bekamen ein eigenes kleines Zimmer mit eigenem
Bad. Es ist schon ein unglaublicher Luxus, wenn man morgens einfach
unter die Dusche springen kann. Den Nachmittag verbrachten wir gemeinsam
am Strand. Christian kannte nämlich die offene Zaunstelle zum schönen
Sanatoriumsstrand, für den normalerweise ein Eintrittsgeld verlangt
wird. Das Meer war zwar noch erstaunlich warm, doch für ein ausführliches
Bad dann doch wieder zu kalt. Den Abend verbrachten wir dann gemeinsam
mit den Pensionsbetreibern in gemütlicher Runde im Garten. Dank Christian
und Doris, die schon seit Anfang der 90er Jahre viel durch Rußland
gereist sind, haben wir viel über die Kultur und die Eigenarten des
größten Landes der Erde erfahren. Aber nicht nur wir, sondern auch
unsere Wäsche wurde verwöhnt. Das erstemal seit etwa 3 Monaten (Linz
in Österreich) durfte sie wieder in eine Waschmaschine!!! Wir haben
aber leider nicht gesehen, was für eine Dreckbrühe aus der Waschmaschine
kam. |
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Auf Empfehlung von Christian und Doris unternahmen wir dann
am Sonntag einen kleinen Radausflug zu einer 20 Km entfernt liegenden
Bucht. Ganz wie zu Hause packten wir uns eine kleine Brotzeit ein
und radelten los. Da wir ohne unser Gepäck unterwegs waren hofften
wir die 20 Km in einer Stunde zu bewältigen. Doch wir hatten die Rechnung
leider ohne den Wind gemacht. In den Nacht zuvor frischte der Wind
nämlich nochmal richtig auf und nun blies er uns stramm in Gesicht.
Noch dazu mußten wir zwei kleine Pässe überwinden. Insgesamt haben
wir dann knapp 2 Stunden reine Fahrzeit benötigt; bis jetzt unser
schlechteste Kilometerschnitt pro Stunde (11Km/h). Der Wind blies
so stark, daß wir ein Gefälle von 8% mit der atemberaubenden Geschwindigkeit
von 12 Km/h hinunterrollten. Die Bucht selbst war sehr schön und gerade
die Sonnen die durch die Wolken schien, verzauberte das Meer mit ständig
wechselnden Lichtspielen. Die Musik von Enja, die aus dem Restaurant
quer über den Strand zu hören war passte genau in diese stimmungsvolle
Situation. Als dann aber Weihnachtslieder aufgelegt wurden (Stille
Nacht), wurde es uns zu viel und wir traten die Heimreise an. Welch
ein Genuß!!!. So einen schönen Rückenwind hatten wir in den letzten
4 Monaten nur einmal kurz in Innsbruck (1 Minute) und einmal kurz
in Rumänien (15 Min.). Genauso schnell wie wir die Berge vorher runtergerollt
waren konnten wir sie jetzt hochfahren. Kurz vor dem höchsten Paß
war der Wind dann so stark, daß er Nadine ohne Ihr zutun den Berg
hochschob (5 km/h). So kam es, dass wir auf dem Rückweg nur knapp
eine Stunde benötigten. Irgendwie schon etwas grotesk, wenn zwei Fahrradweltreisende
dann noch einen Sonntagsausflug mit dem Fahrrad machen. Fast so, als
würde ein "Müllmann" am Sonntagnachmittag nochmal in den Stadtpark
gehen, um den Müll aus den Blumenbeeten zu holen. |
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Am Abend haben wir dann unseren ersten kleinen
"Diavortrag" für Doris und Christian gehalten. Die Digitalcamera wurde
kurzerhand an den Fernseher angeschlossen, und schon ging es los.
Schon erstaunlich wie unkompliziert mittlerweile vieles geworden ist. |
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Am Freitag erreichten wir dann Krasnodar, eine Großstadt mit etwa
500000 Einwohnern. Bereits 1997 war ich für 4 Wochen hier. Damals
absolvierte ich, während meines Studiums, ein Praktikum bei einem
Projekt der Europäischen Union (TACIS), das russischen Unternehmen
den Übergang in die Marktwirtschaft erleichtern sollte. Dabei lernte
ich auch Anna kennen, die uns nun spontan einlud, bei Ihr und Ihren
Eltern das Wochenende zu verbringen. Da Anna noch arbeiten mußte verabredeten
wir uns für 20:00 Uhr an Ihrer Wohnung. So hatten wir also das erstenmal
das Vergnügen, durch eine russische Großstadt bei Nacht zu radeln.
Zum Glück waren aber alle Gullideckel geschlossen (sind oft offen!!!),
und auch die Autofahren hielten genügend Abstand, so daß wir wohlbehalten
dort ankamen. |
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Irgendwie hatten wir es bis jetzt immer verpaßt
mal ein paar Bilder auf dem Markt zu machen. Ohne unsere Bikes im
Schlepptau stürmten wir also den Markt in Krasnodar. Bereits in der
ersten Markthalle war die Besitzerin eines Standes sehr aufgeregt,
darüber, daß wir fotografierten. Doch da wir nicht verstanden, was
sie sagte kümmerte uns die ganze Aufregung wenig. In der Obst- und
Gemüsehalle gelang es mir dann noch 3 Aufnahmen zu machen, bevor wir
von der Polizei aufgegriffen wurden. Gerade noch rechtzeitig konnte
ich den Photo in meiner Jackentasche verschwinden lassen. Natürlich
wollten Sie dann unsere Ausweise sehen. Die waren aber dummerweise
(oder glücklicherweise) zu Hause bei Anna vergssen hatten. Also zeigten
wir Ihnen unsere Personalausweise. Mit unserem Personalausweis konnten
Sie aber nichts anfangen und so fragten Sie nach unserem Reisepaß
unserem Visum und unsrer Registrierung. Ich erklärte Ihnen dann, daß
wir zwar alles haben, daß sich unsere Papiere aber im "Hotel" befinden.
Ich glaube zwar nicht, daß sie meine Erklärungsversuche verstanden
haben, doch anscheinend hielten sie uns für ungefährlich und den Aufwand,
unsere Papiere zu sehen für zu groß, so daß Sie dann unverrichteter
Dinge und unzufrieden wieder abzogen. |
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Eine besondere Ehre war es für uns, daß wir auch
an der Geburtstagsfeier der Oma (Babuschka) teilnehmen durften. Extra
für uns wurden sogar alle Salate ohne Fleisch zubereitet. Zum krönenden
Abschluß wurden wir dann alle noch mit Schokoladensahnetorte verwöhnt.
Leider war aber bereits das Abendessen so lecker, daß wir mit Mühe
und Not gerade noch ein Stückchen schafften. |
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Am Sonntag zeigten und Anna und Sascha (der Freund
von Anna) die Stadtparks von Krasnodar. Eigentlich bin ich ja kein
großer Freund von Spaziergängen, doch nach knapp 4800 Km auf dem Fahrrad
haben uns die Parkbesuche sehr gut getan. Bereits am Nachmittag bemerkten
wir, daß sehr viel Polizei auf den Straßen unterwegs war. Als wir
dann am Abend wieder zurück in die Wohnung fahren wollten, waren auf
einmal alle Straßen im Zentrum gesperrt. Nachdem vor einer Woche der
russische Präsident Putin zu Gast war, wurde Krasnodar heute vom Finanzminister
besucht. Leider ist es aber in Rußland üblich, bei solchen Gelegenheiten
alle benötigten Straßen für den Verkehr zu sperren, so daß der gesamte
Verkehr lahmgelegt wird. Zum Glück kannte Sascha aber einen Schleichweg
raus aus der Stadt. So konnten wir dann die Stadt gen Südwesten verlassen
um dann von Osten wieder zurückzukommen. Denke wir sind so einem Umweg
von etwa 40 Km gefahren, aber immer noch besser als 2 Stunden zu warten,
bis die Straßen wieder freigegeben werden. Außerdem ist es auch in
Rußland üblich, daß Mütter sehr ärgerlich werden, wenn man zu spät
zum Abendessen kommt. Da hilft auch kein Finanzmister. |
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Sehr zur Freude von Nadine hat Anna
auch einen Hund. Natürlich haben sich Chuck (Cokkerspaniel) und Nadine
schnell angefreundet. Dank der wachsamen Augen von Anna und mir ist
Chuck aber immer noch in Krasnodar. |
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Da Sascha am kommenden Freitag Geburtstag hatte, verabschiedeten
wir uns nur kurz und verabredeten uns für Freitagnachmittag in Krasnaja
Palanka (Bergdorf 60 Km hinter Sotschi), um dort dann gemütlich zu
feiern. Um die einzelnen Tagesetappen nicht allzu lang werden zu lassen
erkundete ich auf der Karte eine gute Abkürzung (etwa 30 Km weniger)
durch die Berge. Auch wären hier laut Karte weniger Höhenmeter zu
überwinden gewesen als auf der Haupttrasse. Die ersten 9 Km unserer
Abkürzung waren einfach wunderbar. Eine frisch geteerte einsame Landstraße
ohne nennenswerten Autoverkehr. Danach war aber anscheinend das Geld
ausgegangen und wir mußten mit einer Schotterpiste vorlieb nehmen.
Als wir im nächsten Ort (etwa 6 Km) nach dem passenden Abzweig fragten
schaute man uns nur ungläubig an und erklärte uns, daß die Straße
für Fahrräder völlig unpassierbar sei und nur von Unimogs befahrbar
sei. Da wir solchen Auskünften natürlich prinzipiell erst einmal nicht
trauen (wir haben ja schließlich Mountainbikes, die schlechte Straßen
lieben :-) ), fragten wir noch zweimal bei Einheimischen nach dem
Weg. Doch nachdem wir jedesmal anstatt der passenden Straße beschrieben
bekamen, daß die Straße sehr schlammig ist und daher für uns nicht
befahrbar ist, entschieden wir uns, den Weg auf eigene Faust zu suchen.
Also folgten wir dem unserer Meinung nach passenden Schotterweg. Bereits
nach wenigen hundert Metern mußten wir erkennen, was die Einheimischen
gemeint hatten. Durch die starken Regenfälle der letzten Tage
hatten sich alle Bodenwellen mit Wasser gefüllt, so daß im Abstand
von 20m - 30m ein Riesenschlammloch nach dem anderen kam. Außerdem
gab es über den Fluß keine Brücken, so daß dieser durchfahren werden
mußte. Eingedenk unserer letzten Schlammbäder und der damit verbundenen
Putzaktionen kapitulierten wir schweren Herzens. Anstatt 30 Km zu
sparen hatten wir uns nun also 32 Km zusätzlich aufgehalst und dementsprechend
unglücklich war ich dann auch. |
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Um noch rechtzeitig zur Geburtstagsfeier in Krasnaja
Poliana anzukommen legten wir dann am nächsten Tag mit 102 Km unsere
zweitlängste Etappe ein. Obwohl wir bei der Durchquerung des Kaukasus
2 Pässe überwinden mußten gelang uns, sehr zu unserem eigenen Erstaunen,
ein Tagesschnitt von 16 Km/h. Nach den Bergen freuten wir uns dann
auf eine schöne gemütliche Küstenstraße. Daß es etwas wellig werden
würde hatten wir bereits vermutet. Doch auf dem 182 Km langen Küstenabschnitt
von Dzubka bis Sotschi gab es nur einmal ein Teilstück auf dem die
Straße länger als 1 Km relativ eben verlief. Ansonsten ging es entweder
bergauf oder bergab. Regelmäßig hatten wir kilometerlang mit Steigungen
von 7% oder 12% zu kämpfen. Doch anstatt mit gemütlichen Tagesetappen
die wirklich wunderschöne Landschaft und die teilweise sehr idyllischen
Zeltplätze zu genießen, bewältigten wir den ganzen Abschnitt in 2
Tagen. Denke gerade für Motorradfahrer, oder Radfahrer ohne Zeitzstress,
ist diese Küstenstraße wirklich ein Traum. Die wunderschöne Landschaft
mit den bis ans Meer reichenden Ausläufern der Kaukasus entschädigt
einen wirklich ausreichend für die schmerzenden Oberschenkel. |
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Bereits bei der Durchquerung des Kaukasus ist mir, bei einer
der Abfahrten, irgendetwas ins Auge geflogen. Nachdem es mir nach
zwei Tagen immer noch nicht gelungen war, das Jucken wegzureiben,
begutachtete Nadine mein Auge und entdeckte einen kleinen schwarzen
Punkt knapp unterhalb der Iris. Laut unserem Erste-Hilfe-Buch sind
solche schwarzen Punkte ein Indiz für eine tiefere Verletzung der
Netzhaut, und so entschieden wir uns einen Arzt aufzusuchen. In Sotschi
schickte man uns dann in ein Ambulanzzentrum. Dort versuchte zunächst
ein Notarztteam (1 Notarzt und 2 Sanitäter) sein Glück, doch leider
erfolglos. Also wurde ich kurzerhand in einen Krankenwagen gepackt
und ins nächste Krankenhaus gefahren. Auf der Augenstation untersuchte
dann eine Augenärztin mein Auge und entdeckte einen kleinen Splitter.
Zur Pupillenerweiterung gab sie mir erst eine stark brennende Flüssigkeit
ins Auge und entfernte dann den Splitter. Glaube da habe ich ziemlich
Glück gehabt, denn die Sache hätte auch "böse ins Auge gehen können".
Durch den Krankenhausaufenthalt war es mittlerweile bereits Abend
geworden, so daß wir dann noch bei einbrechender Dunkelheit (ich mit
einem verbundenen Auge) aus Sotschi rausradeln mußten. Auch hier hatten
wir wieder Glück, denn zum einen fielen wir in keinen der offenen
Gullideckel, und zum anderen war hier die Küstenstraße endlich mal
flach. Mittlerweile geht es übrigens meinem Auge wieder super. |
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Nun galt es noch die letzten 60 Km in die Berge
zu meistern. Wir waren bereits auf das schlimmste gefaßt. Doch meistens
kommt es anders als man denkt. Auf der 50 Km langen Strecke ins das
Tal mußten wir lediglich 580 Höhenmeter überwinden und das in einer
atemberaubend schönen Bergwelt. Ständig hielten wir an, um ein paar
Photos zu machen. Nach etwa der Hälfte der Strecke verengte sich das
Tal zu einer Schlucht, die im 2 Stundentakt jeweils nur in eine Richtung
befahren werden darf. Eigentlich hätten wir noch 45 Minuten warten
müssen, doch wir immer hatten wir als Fahrradfahrer wieder einmal
Sonderrechte, und der Polizist ließ uns direkt passieren (die Schlange
der wartenden Autofahrer war bereits über 200m lang). So hatten wir
die einmalige Chance die traumhafte Straße in aller Ruhe entlangzuradeln,
ohne Rücksicht auf den Verkehr nehmen zu müssen. Auf den letzten paar
Kilometern wurden wir dann von Anna und Sascha überholt, die uns auch
noch um unser Gepäck erleichterten. So erreichten wir also völlig
unerwartet am Freitagnachmittag Krasnaja Poliana. |
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Zur Feier des Tages (Saschas Geburtstag) gingen wir dann
erst einmal Essen. Anschließend ging es mit Brennholz und Gitarre
bewaffnet an der Fluß. Singend und erzählend verbrachten wir so ein
paar gemütlich Stunden am Lagerfeuer. Zum krönenden Abschluß des Tages
hatten dann auch noch unsere Gastgeber eigens für uns die hauseigene
Sauna angeschürt. Ihr glaubt gar nicht wie schön es ist, einmal schwitzten
zu können, ohne dabei dieses Brennen in den Oberschenkeln zu spüren. |
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Am nächsten Morgen fuhren wir dann erstmal zum Teetrinken
zu einem kleinen Markt am Talende. Anna und Sascha kannten bereits
einen Standbetreiber. Spontan lud er uns zu einem Tee und ein paar
Weintrauben in seinen Stand ein. Sehr zum Ärger seiner Kollegen durften
wir dann für den Kräutertee und den Honig den wir kauften fast nichts
bezahlen. |
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Auf seinen Tipp hin wollten wir noch
ein ehemaliges Fort besuchen. Bereits vor etwa 2000 Jahren war dieses
Tal ein beliebter, durch die Berge und ein paar Forts gut abgesicherter,
Ort. Also machten wir uns im Regen auf die Suche. Da der Steig zu
dem Fort sehr steil und rutschig war wollten Anna und Sascha umdrehen,
und schickten uns alleine weiter. Zuerst ging es einmal 200 Höhenmeter
steil bergauf. Anschließend folgte der mehr oder weniger gut erkennbare
Trampelpfad einem Bergrücken. Nachdem wir diesem eine Weile folgten,
aber bis auf einen Steinkreis von besagtem Fort nichts zu sehen war,
entschieden wir uns umzukehren. Doch auf einmal war der Weg nicht
mehr erkennbar. Also versuchten wir grob in Richtung Auto zu gehen.
Nachdem wir den Steig nicht finden konnten, versuchten wir den Berg
auf direktem Weg hinabzusteigen. Durch den Regen war der sehr steile
Hang so rutschig geworden, daß wir uns an Bäumen und Wurzeln festhalten
mußten, um nicht abzurutschen. Wir hatten bereits die Hälfte zurückgelegt
als wir feststellten, daß direkt am Berghang unter uns ein kleiner
Fluß verlief, der ohne Brücke nicht zu überwinden gewesen wäre. Also
kletterten wir wieder nach oben. Nun orientierten wir uns nur noch
nach Gefühl. Bereits nach wenigen Metern stießen wir völlig unerwartet
auf Anna uns Sascha. Als wir weg waren hatten sie sich doch noch auf
den Weg gemacht und nun waren sie gerade dabei die Überreste eines
alten Forts zu begutachten. |
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Da wir die Orientierung verloren hatten,
überließen wir nun Sascha die Führung. Doch anscheinend wußte auch
er nicht mehr den genauen Rückweg, und auf einmal waren wir wieder
an dem Abhang, der sich schon einmal als Sackgasse erwies. So drehten
wir also noch eine Ehrenrunde, bevor wir wieder auf den richtigen
Trampelpfad trafen. Unterwegs fand dann Nadine auch noch ihren ersten
eßbaren Pilz denn wir dann mit einem Gipfelfoto an einem schönen Aussichtspunkt
gebührend feierten. Völlig durchnäßt erreichten wir schließlich wieder
das Auto. |
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Nach heftigen Regenfällen in der Nacht zeigte sich am Nächsten Morgen
wieder die Sonne. Leider mußten Anna und Sascha heute wieder zurück
nach Krasnodar (6-7 Std. Autofahrt), so daß gerade noch die Zeit blieb
um das ehemalige Jagdhaus des russischen Zaren zu besichtigen. Am
Nachmittag nutzen wir dann die gute Infrastruktur um unsere Wäsche
zu waschen und um den ersten Ölwechsel an unserer Rohloffnabe durchzuführen.
Insbesondere Nadine war am Anfang sehr skeptisch gegenüber der Nabenschaltung.
Doch mittlerweile ist sie genauso begeistert wie ich, denn der Schaltkomfort
ist extrem hoch. Gerade am Berg oder an der Ampel braucht man nur
den gewünschten Gang einlegen und losfahren. Kein lästiges warten
und rollen mehr, bis die Kette umgesprungen ist. Auch bei unseren
Schlammausflügen mußten wir uns um unsere Schaltung keine Sorgen mach,
da sie ja gut abgedichtet in einem Gehäuse sitzt. Wenn also jemand
viel radelt und nicht zufällig ein Gewichtsfetischist ist, dem können
wir wirklich nur zur Rohloff Nabenschaltung raten. Das Geld ist wirklich
gut investiert! |
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Tja, diesmal haben wir eine sehr ereignisreiche Woche hinter uns,
und es gibt viel zu lesen. Aslo ruhig noch eine Tasse Tee holen bevor
es losgeht. |
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Kurz vor Adler stellten wir dann im
strömenden Regen fest, daß Nadines Vorderradgepäckträger defekt war.
Und zwar war eine Schraubschelle gebrochen, so daß die rechte Stabilisierungsstange
(stabilisiert Gepäckträger bei Räder mit Federgabeln) verloren gegangen
war. Für Laien: der gesamte Vorderradgepäckträger wackelte fürchterlich.
Weder im nächsten Laden für Autoersatzteile, noch auf den umliegenden
Baustellen konnte ich etwas finden um den Defekt notdürftig zu reparieren.
Wie nicht anders zu erwarten schalteten sich ein paar hilfsbereite
Russen in die Sache ein. Schnell war dann irgendeine dünne Metallstange
gefunden, mit der das Ganze zumindest etwas stabilisiert werden konnte.
Glücklich machten wir uns nun auf die Suche nach einem Zeltplatz.
Wir hatten gerade etwas passendes entdeckt, als uns auf der Straße
einer unserer Helfer begegnete. Er bat uns ihm zu folgen, da er nur
ein paar hundert Meter weiter weg wohnte, um bei ihm den Gepäckträger
zu reparieren. Kaum zu glauben. aber irgendwie gelang es uns in etwa
1,5 Stunden mit Flex, Schleifstein, Hammer u. Feile aus einer (zu
dünnen) Stange, einem Gummischlauch, einem Stück Blech und etwas Klebeband
den Gepäckträger zu reparieren. Denke die reparierte Stelle hält jetzt
besser als das Original und die Federung funktioniert nun auch wieder.
Gefeiert haben wir unseren Erfolg dann mit einem Tässchen Mokka. Kaum
hatten wir nach der erfolgreichen Reparatur unser Zelt aufgebaut wurde
Nadine bei Toilettengang von einer Russin aufgegabelt. Sie wohnte
in einem der umliegenden Gärten und bestand darauf, daß ich auf einen
Tee mitkomme. Im Hinterkopf, daß Martin glaubt ich sei nur schnell
auf Toilette, beschloß ich gleich wieder zu gehen. Daß dies die russische
Gastfreundschaft nicht erlaubt, hätte mir mittlerweile klar sein müssen.
Also war die einzige Möglichkeit, die Frau kurz mit zu unserem Zeltplatz
zu nehmen. Martin staunte nicht schlecht, hatte sich aber Gott sei
Dank noch keine Sorgen gemacht. So ein Toilettengang kann ja auch
mal länger Dauern :-)). Trotzdem bestand Sie weiterhin darauf uns
auf einen Tee einzuladen. Also sperrten wir unser Zelt mit unserem
Alarmschloss ab und gingen trotz unguten Gefühl mit ihr mit. Im Gespräch
erklärte Sie uns, daß ihr Mann gleich Heim käme, der neben arabisch
und englisch auch deutsch könne. Dies hätte uns eigentlich bei den
extrem ärmlichen Wohnverhältnissen schon spanisch vorkommen müssen
(die Hütte war nicht Winterfest, der Wind pfiff überall durch und
Strom gab es auch keinen ). Also warteten wir auf ihren Mann, der
ca. 15 Min. später gemeinsam mit zwei anderen Männern nach Hause kam.
Nach kürzester Zeit stellte sich raus, daß alle Männer total betrunken
waren, und kaum noch in der Lage waren, ihre Muttersprache zu beherschen,
geschweige denn eine Fremdsprache. Sie erklärten uns ,daß unser Zelt
sehr Diebstahl gefährdet sei, und wir es doch lieber in ihrem Garten
aufbauen sollten, um dann in Ruhe gemeinsam mit ihnen und Wodka den
Abend zu verbringen. Natürlich gefiel uns dies gar nicht und so versuchten
wir, uns so schnell wie möglich zu verabschieden. Mittlerweile war
aber das Abendessen serviert und so mussten wir wohl oder übel noch
etwas bleiben. Also aßen wir extra schnell, um schneller gehen zu
können. Unsere Gastgeber dachten anscheinend, wir wären besonders
hungrig, so daß wir noch einen Nachschlag bekamen, und somit für die
Hausherrin nichts mehr übrig war. Als wir dann auch unsere zweite
Portion in atemberaubender Geschwindigkeit aufgegessen hatten, und
die Männer wieder meinten unser Zelt würde von der Mafia ausgeraubt
werden, Verliesen wir quasi fluchtartig das Lokal. Wir hatten zwar
ein etwas schlechtes Gewissen, aber es war die Einzige Möglichkeit
halbwegs ungeschoren aus der Sache wieder rauszukommen. Gerade wieder
in unserem Zelt, brach dann in der Ferne auch ein Streit mit Scherben
und viel Geschrei aus. |
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Langsam näherte sich der Grenzübergang nach Georgien/Abrasien.
Da wir bereits mehrfach vor Abrasien wegen der hohen Kriminalität
und der maviösen Strukturen gewarnt wurden, beschlossen wir zuerst
mal an die Grenze zu fahren um uns über die momentane Lage in Abrasien
zu informieren. Das Grenzgebiet entpuppte sich dann als ein wildes
Markttreiben, auf dem die Abrasier Obst und Gemüse verkauften und
dafür sackweise Mehl einkauften. Der Grenzübergang war also für nationalen
Verkehr völlig unproblematisch. Da es uns vor Ort aber unmöglich erschien,
eine adäquate Auskunft zu erhalten, beschlossen wir ebenfalls an nächsten
Morgen unser Glück zu versuchen. Beim Verlassen des Grenzgebietes
wurden wir von einem Polizisten als Spione ("Agent 007")bezeichnet
(ob spaßig oder doch ernst gemeint, blieb uns jedoch vorenthalten).
Am nächsten morgen sind wir dann erneut zur Grenze geradelt und haben
uns in der Schlange eingereiht. Die erste Passkontrolle verlief unkompliziert
und wir wurden bereits freundlich verabschiedet, hatten aber noch
keinen Ausreisestempel erhalten. Wenige Meter später wurden wir schon
etwas unfreundlicher begrüßt und es wurde uns (ohne Passkontrolle)
mitgeteilt, daß wir nicht ausreisen/einreisen dürfen. Zuerst dachten
wir, es läge daran, dass der Beamte glaubte wir hätten kein Visum.
Also holten wir frohen Mutes unsere Pässe raus und hielten Sie ihm
hin. Von diesen unbeeindruckt wiederholte er nur, dass wir nicht ausreisen/einreisen
dürfen, und daß wir mit dem Flugzeug fliegen sollen. Da wir aber bereits
gelernt haben, daß es sich manchmal von vorteilhaft ist einfach stur
stehen zu bleiben, taten wir das. Darauf hin erbarmte sich ein anderer
Beamte und verschwand mit unseren Pässen für ca. 15 Min in die Grenzstation.
Aber leider bekamen wir auch von ihm keine Ausreise-/ Einreisegenehmigung.
Also mußten wir zurück nach Sotschi (ca. 30 km) fahren uns dort nach
den Fährverbindungen erkundigen. 3h später standen wir am Hafen von
Sotschi wo wir Igor kennenlernten (ein sehr gut deutsch sprechender
Russe). Als wir ihm erzählten, dass wir trotz Visum keine Aus-/ Einreise
nach Georgien verweigert bekamen, konnte er es gar nicht glauben und
sagte das er einen Freund mit großem politischen Ansehen, habe, der
uns da mit Sicherheit weiterhelfen kann. Zufällig hatte dieser Freund
gerade eine Besprechung in einem naheliegendem Café und so kam es,
daß wir ihn dort ca. eine halbe Stunde später trafen. Nach einem Telefonat
mit einem seiner Mitarbeiter hieß es, daß der Mitarbeiter jetzt zu
Grenze fährt und versucht herauszufinden, was das Problem ist. Er
war sich sicher, daß man dann bestimmt eine Lösung finden wird. Da
dies aber ein wenig Zeit benötigt wurde vereinbart, dass wir uns einfach
gegen 21:00 Uhr telefonisch bei Igor melden sollen und dann alles
weitere besprochen wird. Da wir aber um diese Zeit schon längst unser
Zelt aufgebaut haben, hieß es für Martin alleine zur ca. 1 Km weit
entfernt liegenden Telefonzelle zu laufen und für mich, mit Pfefferspray
bewaffnet, im Zelt wache zu halten. Martin beeilte sich und war nach
ca. 25 Min wieder zurück. Aber leider ohne gute Nachrichten. Es stellte
sich nämlich raus, das wir als Deutsche eine Sondergenehmigung aus
Moskau brauchen um nach Abrasien (Teil von Georgien) einreisen zu
dürfen. Igor erklärte dazu noch, daß Abrasien zwar eigentlich zu Georgien
gehört, aber eine eigene, jedoch nicht anerkannte Regierung hat. Deswegen
erlaubt Rußland, das sich weiterhin für Abrasien verantwortlich fühlt,
die Einreise nur mit einer ausdrücklich im Visum vermerkten Sondergenehmigung.
Alles sehr mysteriös und unverständlich!!! Also hieß es doch mit der
Fähre zu fahren. Wir entschieden uns aber nicht die direkte Fähre
in die Türkei zu nehmen, sondern nach Poti, die erste Stadt in Georgien
außerhalb Abrasiens, zu fahren. |
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I
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