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ÄGYPTEN: 01.01. - 20.02.2004Route: Nuweiba, Suez, Kairo, Luxor, Assuan, Kom Ombo, Luxor, Kairo,
Suez, Sant Katherine, Nuweiba Distanz: 1928 Km Vorwort: Diese Land hat alles zu bieten. Sonne, Meer, atemberaubende
Berge, Wüste, Kultur, aggressive Händler und Trickbetrüger. Wir sind landschaftlich
wirklich begeistert, können uns aber aufgrund der Bevölkerung, die stets
darauf aus ist, den Touristen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen,
nicht wirklich wohl fühlen. Wildes Zelten ist wegen der Überbevölkerung
nur in den Wüstenregionen möglich Am ersten Neujahrstag ging es dann mit der Fähre nach Nuweiba in Ägypten. Wir haben uns an die Empfehlung des Weltreiseradführers gehalten und das langsamere Boot genommen (hat auch nur die Hälfte gekostet!). Nur was Sie mit dem "malerischem Treiben" an Bord meinten konnten wir uns nicht so recht vorstellen. Gemeinsam mit den anderen Touristen (5 Japaner und 3 Australier) sind wir dann auch ins Bordrestaurant gegangen, die einzige Möglichkeit für einen Sitzplatz im inneren der Fähre (alle anderen Räume waren geschlossen). Außer uns, den Touristen, waren aber hier fast nur Frauen und ihre Kinder, und es herrschte ein Riesen Trubel. Der Raum war völlig überheizt und es war natürlich nicht erlaubt, die mitgebrachten Speisen und Getränke zu konsumieren, so daß wir uns nach einem anderen Platz umsahen. Gar nicht so einfach, denn in allen Ecken überall auf dem Boot saßen gemütlich die Araber (Jordanier und Ägypter) in Gruppen auf dem Boden, aßen und unterhielten sich oder machten ein Nickerchen. So war nahezu jeder Quadratmeter auf dem Boot belegt. Das Ganze "malerische" Treiben wirkte eher wir eine große Picknickveranstaltung als eine Fährfahrt. Wir fanden dann noch einen Platz auf dem überdachten und windgeschützten Oberdeck auf zwei Gartenstühlen und nach knapp 3,5 Std. erreichten wir Nuweiba, den Hafenort in Ägypten. Nachdem die Visa und Zollangelegenheiten erledigt waren schlugen wir unser Zelt auf dem erstbesten Patz nach dem Hafen auf. Es war mittlerweile wieder weit nach Mitternacht und uns, die wir normalerweise spätestens um 19:00 Uhr im Bett liegen, höchste Zeit zum schlafen.
Der Sinai ist geprägt von Bergen und Wüste. Laut
Karte gab es mehrere Dörfer und zwei drei Städte bis Suez, so daß wir
uns um die Versorgung mit Wasser und Essen keine Sorgen machten. Die ersten
beiden Dörfer bestanden aus kaum mehr als ein paar Lehmhütten. In der
Erwartung einer kleinen Stadt entschieden wir uns, den Leuten nichts von
ihrem kostbaren Wasser zu erbitten. Die erste Kleinstadt war dann überhaupt
nicht erst vorhanden, so daß unsere Vorräte an Wasser und Essen auf einmal
sehr knapp wurden. Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten wir dann
ein Restaurant, das von ein paar Häusern umgeben war. Leicht ausgehungert
deckten wir uns mit ein paar Keksen, etwas Brot und einer kleinen Dose
Bohnen ein (mehr gab es auch nicht). Laut Karte war die nächste Stadt
noch etwa 4 Km entfernt. Sicherheitshalber fragten wir in dem Restaurant
noch einmal nach. Zu unserem Erschrecken erfuhren wir, daß wir bereits
mitten in EL Tamand waren. Also nutzten wir die Möglichkeit um unsere
erschöpften Wasservorräte in der Toilette wieder aufzufüllen. Zum Glück
verfügte El Nabkl, die nächste Kleinstadt, wieder über eine vernünftige
Infrastruktur. Neben den drei Tankstellen, von denen es in einer Benzin
gab, verfügte der Ort über einen Bäcker und ein Lebensmittelgeschäft,
so daß wir uns wieder mit Grundnahrungsmitteln und Obst eindecken konnten.
Die mageren Tage waren überstanden! Bereits an den Tagen zuvor setzte stets gegen
Nachmittag ein starker Westwind ein, der uns einiges an Kraft kostete,
dann aber gegen Abend wieder abflaute. Diesmal wurde er aber in der Nacht
noch stärker. Auch am nächsten Vormittag war von einer Besserung nichts
zu spüren, so daß wir uns widerwillig auf den Weg machten. Der Wind war
so stark, daß wir uns mit der atemberaubenden Geschwindigkeit von 6 -
7 Km/h gegen den Wind vorkämpften. Nach 3 Stunden schweißtreibender Arbeit
erreichten wir eine Tankstelle mit einem kleinen Laden. Erschöpft ruhten
wir uns im Windschatten des Tankstellengebäudes etwas aus. Nadine war
das Ganze etwas zu heftig so daß sie nur noch bereit war bis zum nächsten
Ort zu fahren (etwa 6 Km entfernt) um von dort aus mit dem Zug nach Kairo
zu fahren (120 Km). Also ging es wieder auf in den Kampf. Wir hatten
Glück und wurden von einem LKW mit starken Kühlerproblemen überholt. Da
er nur mit einer Geschwindigkeit von 15 - 25 Km/h auf der Autobahn dahinzuckelte
konnten wir uns super in seinen Windschatten hängen. Leider brauchte aber
der Motor nach einer knappen halben Stunde eine Generalüberholung, so
daß wir wieder unseren Spaß mit dem Wind hatten. Von der auf der Karte
verzeichneten Stadt war natürlich weit und breit keine Spur! Kurz darauf
hielt ein LKW hinter uns. Der Fahrer wollte eigentlich nur die Bremsanlage
des Anhängers prüfen, doch wir konnten ihn überreden uns bis Kairo mitzunehmen.
wir hievten also die voll bepackten Räder auf die Ladefläche, verzurrten
sie und schon ging die Reise weiter. Unterwegs gab es zwar eine Polizeikontrolle.
Während ich mich mit dem Sohn des LKW Fahrers auf dem Bett versteckte
wurde Nadine mit meiner Mütze und einer Sonnenbrille etwas verkleidet.
So und mit Hilfe eines Schmiergeldes von 5 Ägyptischen Pfund (0,7 €) durften
wir aber problemlos passieren. So erreichten wir am Nachmittag einen von
Kairos Vororten. Nun durften wir unsere Erfahrungen mit dem Verkehr in Kairo machen. Es gibt zwar Ampel, aber da sich eh keiner an sie hält wird der Verkehr mehr oder weniger von einigen Polizisten geregelt. Alles fährt kreuz und quer durcheinander, es wird viel gehupt und überall sind noch Fußgänger auf der Fahrbahn die trotz dichtem Verkehr noch die Fahrbahn kreuzen. Wir haben uns dann einfach darauf verlassen, daß alles schon irgendwie klappt und sind einfach losgeradelt. Völlig ohne Probleme sind wir dann auch im Stadtzentrum angekommen. Später hörten wir dann einen beliebten Witz über Kairos Verkehrs- und Taxichaoss: Ein Tourist kommt am Flughafen an und will mit dem Taxi in sein Hotel fahren. Da er bereits von dem Verkehrschaoss gehört hat bittet er den Taxifahrer langsam und vorsichtig zu fahren. Er würde ihm dafür auch das Doppelte bezahlen. Ungeachtet dessen rast der Taxifahrer los, rauscht mit 80 Km/h durch die Straßen. Auch die erste rote Ampel ignoriert er. Der Tourist ist total verzweifelt und bietet dem Fahrerden dreifachen Fahrpreis, wenn er doch endlich langsam fährt. der Taxifahrer rast aber unbeeindruckt weiter und meint nur: "No Problem, I´m a professional!". Nachdem der Taxifahrer noch zwei weitere rote Ampeln mit 80 Km/h überfahren hatte hält er plötzlich an einer grünen Ampel an. Völlig verwirrt fragt der Tourist warum er denn nicht weiterfährt, die Ampel wäre doch schließlich grün. Darauf der Taxifahrer: "May be another professional!"
Ein weiteres Highlight von Kairo ist
der Besuch des islamischen Viertels. Direkt an der Hauptstraße wurden
wir von einem Ägypter angesprochen. Fathi erzählte uns, daß er aus diesem
Viertel komme und es uns gerne kostenlos zeigen würde. Gemeinsam mit ihm
ging es dann in ein Wirrwarr aus Gassen. Hinter jeder Ecke wartete eine
neue Überraschung auf uns: Märkte, alte Moscheen, alte Paläste der Sultane,
staubige und völlig verdreckte Straßen, Zeltnäher und die Schreiner die
die bei den Touristen beliebten Schmuckschatullen in unermüdlicher Kleinarbeit
herstellen. Wir sahen so Plätze an die wir alleine nie gekommen wären.
Zum Abschluß lud uns Fathi noch auf eine Tasse Tee ein. Er führte uns
zu einer Art kleinem Laden. Dort zeigte er uns viele Bilder von den Touristen
die er in den letzten 40 Jahren herumgeführt hatte. So trugen wir uns
auch in sein Gästebuch ein. Neben Tee organisierte er uns auch etwas zu
Essen (Linseneintopf mit Brot, ein Beduinengericht). In seinem Laden,
der eigentlich einer Rumpelkammer glich, hatte er auch ein paar Schmuckschatullen
und Gebetsketten. Er zeigte uns alles und erzählte uns viele Geschichten
um die Gegenstände. Nadine verliebte sich in eine Gebetskette aus Sandelholz.
Etwas geschockt waren wir, als wir den Preis von 9,- € erfuhren. Als er
sie uns dann für 8,- € anbot schlugen wir zu. Glücklich verabschiedeten
wir uns und stürzten uns wieder ins Marktgewimmel. Irgendwie vermisste
ich auf einmal mein kleines Taschenmesse mit Kugelschreiber. Ich hatte
es verwendet um mich in sein Buch einzutragen und nun konnte ich es nicht
mehr finden. Wir suchten uns eine ruhige Ecke auf dem Basar und räumten
den Rucksack aus, doch von dem Messer war nichts zu finden. Also machten
wir uns wieder auf den Rückweg. Dank der Hilfe eines netten Ägypters gelang
es uns sogar wieder den "Laden" in einer Seitengasse zu finden, doch natürlich
war niemand mehr dort. Auch in seinem Stammkaffe war er nicht anzutreffen.
da unser Helfer einen Laden für Antiquitäten hatten fragten wir ihn nach
dem Wert der Gebetskette. Tja und dann erfuhren wir, daß unser Schmuckstück
einen Wert von maximal 2,- € bis 3,- € hat. Enttäuscht gingen wir
zurück ins Hotel. Nun stellten wir auch noch fest, daß mein Geldbeutel
verschwunden war. Zum Glück hatten wir uns die Adresse und Telefonnummer
von Fathi aufgeschrieben. Wir erreichten ihn auch prompt und vereinbarten
einen Termin für den nächsten Vormittag. Ehe wir Fathi trafen besorgten
wir uns auf dem Touristenmarkt eine nahezu identische Gebetskette (sie
war nur nicht so dreckig) für weniger als 1,- €! Sogar etwas früher traf
dann auch Fathi ein (für Araber eigentlich ungewöhnlich). Wie durch ein
Wunder fanden wir dann auch das Messer. Nachdem ich mich in sein Gästebuch
eingetragen hatte gab ich es ihm, da er noch eine Anmerkung dazuschreiben
wollte. Komischerweise lag das Messer dann auch genau in der Ecke neben
seinem Sitzplatz!!! Nachdem wir nun also das Messer wieder hatten konfrontierten
wir ihn mit seiner überteuerten Kette. Wir zeigten ihm die neue Kette
und fragten ihn warum sie so teuer war, während sie auf dem Markt wesentlich
günstiger zu erwerben sei. Er erkannte die neue Kette nicht und erklärte
uns irgendwas von Sandelholz und Original Beduinenkette. Wir erzählten
ihm daß wir die Kette auf dem Basar für weniger als einem Euro gesehen
hätten. Er tat so als würde er uns nicht glauben und meinte, daß wir sie
dann schon hätten kaufen sollen um sie ihm zu zeigen. Nun präsentierten
wir ihm seine Kette. Er wagte zwar noch einen letzten Versuch indem er
auf einmal meinte seine (dreckige) Kette wäre antik, doch schließlich
rekapitulierte er. Doch anstatt uns das gesamte Geld zurückzuerstatten
gab er uns nur 7,- €. Den Rest wollte er für die Bewirtung und für seine
Führung einbehalten. Eigentlich wollten wir unser ganzes Geld zurück,
doch ich glaube da hätten wir ewig warten können. Also behielten wir als
Gegenwert die Kette die er uns verkauft hatte. Auch ein Bild von uns und
unsere Visitenkarte von nahmen wir wieder mit. Wir wollten nämlich nicht,
daß er in unserem Namen weiterhin andere Touristen betrügt. Nun ja, den
Geldbeutel haben wir irgendwie beim durchsuchen unseres Rucksackes verloren
aber abgesehen von meinem Personalausweis und ein paar Visitenkarten war
er eigentlich leer, so daß wir mit einem blauen Auge aus der ganzen Nummer
wieder rausgekommen sind. Wir wollten gerade losfahren als uns auf der Straße
ein Mitarbeiter eines anderen Hotels erzählte, daß es verboten wäre mit
dem Fahrrad von Kairo nach Luxor zu fahren. Erst vor eine halben Jahr
hätte ein deutsches Paar vergeblich versucht eine Genehmigung von der
Polizei zu bekommen. Also fuhren wir direkt zu Touristenpolizei. Nachdem
ich endlich den zuständigen Polizieoffizier gefunden hatte erklärte er
mir, daß es prinzipiell möglich ist. Für eine Genehmigung sollten wir
am nächsten Tag einen ausgearbeiteten Tourenplan mit sämtlichen Hotels
vorlegen. Das Niltal ist zwischen Beni Suef und Qena aus Angst vor terroristischen
Anschlägen seit dem Attentat in Luxor (1997) eigentlich für Touristen
geschlossen. Obwohl seit einigen Jahren keine Gefahr mehr besteht hält
die Touristenpolizei aber weiterhin an ihren alten Politik fest. Also
checkten wir wie wieder im Hotel ein. Diesmal in einem schönen Penthousehotel
mit schöner Dachterrasse. Gemeinsam mit einem Dänischen Radler den wir
hier trafen, erarbeitete wir einen Routenplan und schrieben unseren Antrag.
Am nächsten Morgen ging es dann zurück zur Polizei. Der zuständige Offizier
schickte uns mit einem Polizeibeamten zur Touristeninformation. Während
ein Mitarbeiter unseren Antrag und den Routenplan ins Arabische übersetzte
schrieb der Polizist alles auf. Anschließend ging es wieder zurück zu
seinem Chef. Lange prüfte der zuständige Offizier unseren Antrag und die
geplante Reiseroute, bevor er meinte, daß die angaben ausreichend seien
und nun dem Polizeichef zur Genehmigung vorgelegt werden würden. Er machte
noch einen kurzen Kontrollanruf in unserem Hotel und erklärte uns, daß
wir in zwei Tagen wiederkommen sollten. Bis dahin wäre die Sache entschieden.
Und genauso war es dann auch. Als wir 2 Tage später wieder in seinem Büro
saßen erklärte er uns, daß unser Antrag genehmigt wurde. Er würde nun
die Genehmigung per Fax an alle zuständigen Polizeistationen schicken,
so daß wir keine Probleme auf unser Reise haben würden, sofern wir uns
nur strikt an unseren Tourenplan halten würden. Er wünschte uns viel Glück
für unsere Reise und so verabschiedeten wir uns glücklich. Auch wenn die
ganze Antragstellerei etwas umständlich war wurden wir von der Touristenpolizei
sehr nett und zuvorkommend behandelt, und allein um das fast idyllische
Treiben auf der Polizeistation zu erleben war es die ganze Sache schon
wert. Da eine Reise nach Ägypten ohne Pyramidenbesuch
wie ein Sommer ohne Eiscreme ist, machten auch wir uns mit unseren Rädern
auf den Weg. So statteten wir zuerst den Pyramiden von Sakkara und anschließend
den Pyramiden von Dashur einen Besuch ab. In Dashur stehen die Knickpyramide
(ab der Hälfte wurde hier aus Stabilitätsgründen der Winkel geändert,
so daß die Pyramide einen Knick aufweist) und die Rote Pyramide (Erste
richtige Pyramide). Wir hatten gerade ein paar schöne Gegenlichtaufnahmen
vor der Roten Pyramide gemacht und wollten gerade zur Knickpyramide weiterradeln,
als wir von einem Polizisten angehalten wurden, der uns erklärte, daß
sie jetzt schließen würden und wir daß Gelände verlassen müssten. Gnädig
gestattete er uns noch ins Innere der roten Pyramide zu krabbeln, doch
dann wurden wir mit Polizeieskorte vom Gelände gebracht. Laut unserem
Reiseführer wären die Pyramiden eine Stunde länger geöffnet gewesen. Am
Kassenhäuschen erklärte man uns kurzerhand, daß sie vor einem Jahr die
Öffnungszeiten verkürzt hätten und wir einfach morgen wiederkommen sollten.
Stark verärgert über die Tatsache, daß sie uns ohne jegliche Information
noch eine halbe Stunde vor Schließung auf das Gelände gelassen haben,
und enttäuscht, die Knickpyramide nicht gesehen zu haben, zogen wir von
dannen. Das Niltal selbst ist sehr stark besiedelt, so daß es nahezu unmöglich ist, hier einen Zeltplatz zu finden. So radelten wir also gen Wüste und fanden in einer Sandgrube einen Übernachtungsplatz. Da die Abbauarbeiten auch in der Nacht nicht ruhten, schliefen alles andere als erholsam. Ein paar Meter weiter konnten wir dafür am nächsten Morgen unser Zelt vor der Knickpyramide und vor der Roten Pyramide photographieren. Und nun die Preisfrage: Was ist unser Zelt? Nachdem Sandra im Dezember uns als erstes besucht hatte kündigte sich
nun Ufo, unser wirklich alles überragender "Homesupport", an. Da Ufo mit
einem Standbyticket flog, und die Flüge alle recht ausgebucht waren, rechneten
wir eigentlich erst am Freitag mit ihm. Ufo hatte natürlich Glück und
wurde gleich von der ersten Maschine mitgenommen. Leider checkten wir
unsere E-mails erst als Ufo bereits festen Boden unter den Füßen hatte,
so daß wir ihn nicht vom Flughafen abholen konnten. Nachdem die erste
Euphorie der Wiedersehensfreude etwas abgeklungen war, war für uns wieder
einmal "Weihnachten". Und was gab es für uns nicht wieder für tolle Sachen:
Eine neue Kamera (bei der alten ist der Bildschirm defekt so daß sie in
die Reparatur muß), einen neues wintertaugliches Zelt, einen dicken Daunenschlafsack
für Nadine (ein herzliches Dankeschön für Zelt und Schlafsack an Jack
Wolfskin), massenhaft Schokolade und unzählige Umarmungen, die Ufo von
den Daheimgebliebenen überbringen durfte. Gemeinsam ging es dann am nächsten Morgen
zu den weltberühmten Pyramiden von Giza. Wie in allen touristischen Gegenden
auf der ganzen Welt sind auch hier die fliegenden Händler, Guides und
Kameltreiber besonders aufdringlich. Ich erklärte also Ufo, daß er sie
sich am besten mit einem freundlichem "La schükran" (Nein Danke) vom Leibe
halten soll. Kaum hatte ich den ersten Postkartenkäufer verscheucht, er
war gerade dabei an meinem Fahrrad rumzufingern, als auch schon eine Gruppe
Kameltreiber auf uns zukam. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da
hatten sie Ufo schon einen Turban um den Kopf gewickelt, und 2 Sekunden
später saß er dann auch schon auf einem Kamel. Ufo, kaum zu unterscheiden
von Lawrence von Arabien, hatte einen riesen Spaß mit der ganzen Aktion.
Nachdem ein paar Photos gemacht waren nutzten die Kameltreiber ihre Chance
und trabten samt Ufo gen Wüste davon. Also flitze ich hinterher und brachte
den Trupp zum stehen. Nachdem ich Ufos Photo von einem der Kameltreiber
zurückbekommen hatte folgten die Preisverhandlungen. Zuerst forderten
die Jungs knapp 10,- €. Als wir ihnen zu verstehen gaben, daß es viel
zu viel ist, bestanden sie hartnäckig auf 4,- €. Schließlich zahlte Ufo
ihnen 2,- € für diesen 5 Minütigen Kamelritt. Immer noch zu viel, den
normalerweise hätte man dafür 1 Stunde lang ein Kamel reiten können. Während
Nadine und ich uns über die Abzocke ärgerten, war Ufo sichtlich glücklich.
Auch wenn der Kamelritt stark überteuert war, so hatte er doch einen riesigen
Spaß an der ganzen Aktion. Natürlich haben wir uns auch die Pyramiden
und die Sphinx angesehen, doch das Highlight des Tages blieb weiterhin
Ufos Kamelritt. Immer wenn wir daheim von unserem Reisevorhaben
erzählt haben waren fast alle der Meinung, daß wir vermutlich die ersten
sind, die auf so eine verrückte Idee gekommen sind. Wir haben zwar mittlerweile
schon einige anderen Weltenbummler getroffen, doch noch nie so viele auf
einmal wie im Dahab Hotel in Kairo. Gemeinsam mit Felix und Anita (seit
Juli 2003 mit dem Tandem aus der Schweiz auf Hochzeitsreise nach Südafrika),
Rob (seit September 2001 von Canada über USA, Südamerika und Afrika bis
Kairo gekommen) und Argus (in Brasilien gestartet und über Asien bis hierher
geradelt) feierten wir einen gemütlichen Bikerabend. Insbesondere Rob
hatte viele wunderbare Geschichten zu berichten. Durch seine lebhafte
Art zu erzählen war es eine wahre Freude ihm zuzuhören. Er kommt jetzt
nach Europa und auch nach Deutschland. Wenn ihr ihn also trefft ladet
ihn unbedingt zu euch nach Hause ein. Es wird garantiert ein unvergesslicher
und amüsanter Abend. Neben seiner unglaublichen Hilfsbereitschaft und seiner positiven Lebenseinstellung ist Ufo auch für sein Kaufverhalten berühmt. Man könnte ihn auch als einen "aggressiven Konsumenten" bezeichnen. So sind wir dann also auf dem Touristenbasar in Kairo eingelaufen. Der Turban den Ufo bei seinem Kameltreiber am Vortag gesehen hatte beeindruckte ihn so stark, daß er ebenfalls einen "Bürgermeisterhut" wollte. Dank unserer Ermahnungen und unserer Mitthilfe zahlte er nur einen um 50% überteuerten Preis. Doch nun war sein Ehrgeiz geweckt. Sonst ist Ufo eigentlich nur darauf aus möglichst viel zu kaufen. Aber nun ging es ihm darum, möglichst viel für möglichst wenig Geld zu erwerben. Da sich unser gemeinsames Barvermögen auf nur 21,- € belief, war es für einen langen Einkaufsspaß absolut erforderlich gut zu handeln. Und Ufo lief zur Höchstform auf. So erstand er nacheinander eine Trommel, eine kleine Wasserpfeife, eine mittlere Wasserpfeife, Tabak für die Wasserpfeifen, eine "einsaitige Geige", und, nachdem der Kauf eines Bauchtanzkleides durch Nadine vereitelt worden war, ein Männerkleid. So war natürlich die Frage: "Who is the best buyer?" leicht zu beantworten: UFO!!!
Gemeinsam mit Maeds, dem Dänen, besuchten wir
Salah in Maadi, 20 Km südlich von Kairo. Salah haben wir auf der Fähre
von Jordanien nach Ägypten kennengelernt. Salah ist zwar in Kuwait geboren,
aber mit seiner Familie 1991 nach dem Einmarsch der irakischen Truppen
nach Jordanien geflüchtet. Da sein Vater sowohl eine Firma in Amman (Jordanien)
als auch in Kairo hat, reist Salah oft zwischen den beiden Städten hin
und her. Da wir von Salah aus unsere Fahrt durch das Niltal starten wollten
empfing uns bereits vor seiner Haustüre die Polizei. Damit hatten wir
nun wirklich nicht gerechnet. Salah erzählte uns dann, daß die Polizei
bereits 4x bei ihm angerufen hatte und nun einen Polizisten dazu abgestellt
hatte um uns zu beschützen. Natürlich war uns die ganze Sache super unangenehm.
Salah irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten war natürlich das letzte
was wir wollten. Mit Genehmigung des Polizisten fuhren wir dann in ein
nahegelegenes Nobelrestaurant. Um in das Restaurant zu gelangen mußte
man bereits im Garten über Teichanlage gehen. Innen war alles wunderschön
eingerichtet. Leider war der Arabische Raum (hier liegt man auf Matten
und Kissen auf dem Boden) bereits voll belegt, so daß wir in einen anderen
Nebenraum geführt wurden. Auch dieser war mit seinen kleinen Sitzgruppen
sehr gemütlich eingerichtet. Sofort fühlten wir uns hier wohl. Während
sich Salah, einer seiner Freunde und Maeds mit einer Wasserpfeife vergnügten,
genossen wir einen Cappuccino und eine heiße Schokolade. Als wir zurück
kamen war unser Aufpasser verschwunden. Salahs Bruder erzählte uns, daß
der Polizist, nachdem wir weg waren, zu seiner Familie gefahren war und
in 1,5h wieder da sein wollte. Zeitangaben sind in Ägypten aber immer
etwas sehr relatives. Als der Polizist als wir ins Bett gehen wollten
immer noch nicht da war rief Salah bei der Polizeistation an um sich zu
beschweren. "Schließlich könne er nicht die ganze Nacht auf unsere Fahrräder
aufpassen." Als wir am nächsten Morgen dann gen Luxor starteten war jedoch
von der Polizei wieder weit und breit nichts zu sehen. So ganz schlau
wurden wir aus der Sache ja nicht, doch uns war es ja ohnehin lieber ohne
Polizei zu reisen. Nach 60 Km kam dann der erste Polizeicheckpoint. Die Polizisten erklärten uns, daß sie uns zu unserer Sicherheit mit einem Polizeiauto folgen würden. Was nun kam war eine Hetzjagd durch das Niltal. Gemeinsam mit der an jedem Checkpoint wechselnden Polizeieskorte legten wir die 711 Km von Maadi bis Luxor in nur 6 Tagen zurück. Durch die Polizeibegleitung waren wir gezwungen uns an unseren Zeitplan zu halten und in Hotels zu übernachten, und das bedeutete daß wir bis zu 145 Km pro Tag zurücklegen mußten. Meist starteten wir gegen 8:00 Uhr, nachdem wir eine halbe Stunde auf die Polizei gewartet hatten, um nach zwei Pausen von je 30 Min. gegen 16:30 Uhr in unserem Hotel anzukommen. Entgegen unseren Erwartungen waren die Polizisten alle sehr freundlich. Auch der Wechsel der Eskorten klappte meist völlig reibungslos. Lediglich im Polizeidistrikt von Sohag hatten sie es nicht ganz so mit der Organisation. Für die letzten 20 Km unserer 114 Km langen Etappe wechselten sie 3x die Eskorte aus, wobei wir insgesamt knapp 1,5 Std. auf das neue Polizeiauto warten mußten.
Als wir Luxor erreichten, entschieden wir uns unsere Fahrt durch das
Niltal hier zu beenden (eigentlich wollten wir bis Aswan). Maeds wollte
vor seinem Heimflug noch ein paar Andenken in Kairo einkaufen, Nadine
hatte keine Lust mehr auf die langen Tagesetappen und bei mir hatte sich
die Achillessehne etwas entzündet. Nachdem wir eine Nacht in Luxor im
Hotel verbracht hatten fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Zug und ohne
Bikes nach Aswan um von dort mit einer Felukka (kleines Segelboot) in
4 Tagen nach Luxor zu segeln. Das Anheuern der Felukka war doch etwas schwieriger
als erwartet. Wir fanden zwar einen Kapitän, der bereit war mit uns bis
Luxor zu segeln, doch da er keine weiteren Mitfahrer hatte verabredeten
wir, daß er und wir bis zum Abend versuchen würden noch andere Interessenten
zu suchen. Leider waren sowohl wir als auch er erfolglos, so daß wir den
ersten Tag vertrِdelt hatten. Da nun die Zeit für die Fahrt nach
Luxor zu knapp war suchten wir nun nach einem Kapitän für einen dreitägige
Tour nach Esna. Bedingt durch den niedrigen Wasserstand fanden wir aber
nur einen Kapitän, der mit uns nach Edfu fahren wollte. Auch hier scheiterte
unsere Tour an weiteren Mitfahrern. Dann fanden wir endlich einen Kapitän,
der schon 2 Passagiere hatte. Im Gegensatz zu uns wollten sie aber erst
am Abend des naechsten Tages zu einer Zweitagestour starten, so dass uns
das auch nicht weiterhalf. Wir waren schon kurz davor aufzugeben als uns
ein weiterer Kapitän ansprach. Mt ihm gingen wir erst einmal in ein Kaffeehaus
um bei einer Tasse Tee unsere Pläne zu besprechen. Da auch er keine anderen
Passagiere hatte hätten wir sein Boot exklusiv anheuern müssen, was natürlich
unser Budget gesprengt hätte. Er hatte jedoch einen Bekannten der für
ein Reisebüro Felukkatouren zusammenstellt und nach einem kurzen Telefongespräch
berichtete er uns daß er ein Boot hätte, das am nنchsten Vormittag
zu einer zweitägigen Tour nach Kom Ombo starten würde. Obwohl der Preis
etwas teuer war ließen wir uns darauf ein. Kaum zu glauben, aber in Assuan
gibt es hunderte von Felukkas und sehr viel Touristen, die gerne eine
mehrtägige Tour unternehmen würden. Die Felukkafahrer versuchen sich jedoch
untereinander die Kunden wegzuschnappen. Außerdem versuchen sie zu verhindern,
das Passagierzahlen von 6-8 Touristen je Boot Zustandekommen, da sie lieber
Exklusivfahrten verkaufen wollen. Viele Touristen verzichten dann einfach
auf eine Tour, weil ihnen das ganze Theater viel zu kompliziert und zu
anstrengend ist. Durch die ganze Sucherei nach einem Felukkakapitän waren wir also länger
als geplant in Assuan, so das wir unsere Chance nutzten um den weltberühmten
Assuanstaudamm zu besuchen. Der Assuanstaudamm ist der einzige Staudamm
am Nil, dem längsten Fluß der Welt. Oberhalb der Staumauer liegt der Lake
Nasser, ein riesiger Binnensee. So haben wir also eine riesige Staumauer
erwartet, doch was wir dann zu sehen bekamen enttäuschte uns ein klein
wenig. Durch die schrägen Mauern fällt der maximale Hِoehenunterschied
von 110m kaum auf. Auch die Staudammlänge von über 3 Km kommen in dem
Tal kaum zur Geltung. Das Einzige was unsere Erwartungen bei weitem übertraf
waren die Massen von Touristen, die sich hier tummelten. Busweise wurden
sie zur Staudammbesichtigung gekarrt. Am nächsten Morgen gingen wir kurz vor 10:00 Uhr an
Bord unserer Felukka. Waerend ein paar Mitreisende noch Geld abheben gingen
hatte ich noch ein kleines Streitgespräch mit unserem Reisevermittler,
der versuchte uns noch ein paar andere "Schnäppchen" anzudrehen. Nachdem
ich ihm erklärte, daß seine Preise zu hoch wären und wir auch ohne seine
Hilfe bestens zurechtkommen würden. Daraufhin wurde er etwas unverschämt
und forderte uns sogar auf, daß wir ja von Bord gehen kِoennten
(natürlich ohne uns unseren Fahrpreis zurückzuerstatten). Ich war schon
dabei unsere Sachen zu packen, als der Kapitän intervenierte und den Mitarbeiter
des Reisebüros des Bootes verwies. Es dauerte zwar noch eine ganze Weile
bis sich unsere Gemüter (insbesondere meines) wieder etwas beruhigt hatten,
doch als er dann kurz vor 12:00 Uhr losging war wieder Ruhe eingekehrt.
Der Wind war sehr gut, so daß wir sportlich über den Nil segeln konnten.
Die Gischt spritzte mehrmals über das Bug bis zu uns und das Boot lag
so schräg im Wasser, daß nur ein paar Zentimeter fehlten bevor das Wasser
ins Boot lief. Das Mittagessen war etwas knapp bemessen, so daß wir unseren
Hunger mit Brot stillen mußten. Auch während dem Rest der Fahrt bekleckerte
sich unsere Crew beim Kochen nicht mit Ruhm. Die erste Nacht verbrachten
wir dann nach einem sehr schِnen Sonnenuntergang an einer ruhigen
Sandbank am Ufer. Wir kamen am Vormittag des zweiten Tages gut voran und
waren sichtlich überrascht, als unser Kapitän nach eine knapp zweistündigen
Mittagspause am frühen Nachmittag die Felukka verließ. Er verkündete uns
er wolle den Rest des Tages mit seiner Familie verbringen. Sein Sohn,
der an Bord blieb, würde uns dann am nächsten Vormittag in Kom Ombo absetzen.
Da Kom Ombo jedoch schon in Sichtweite war, hatte sein Sohn die allergroeßte
Mühe die Zeit zu vertrِoedeln. Dank Segel gelang es ihm jedoch langsamer
als die Stroeِmung zu fahren. Besonders beeindruckend war, als er
sogar einen Kreis fuhr! Nun ja, nach eineinhalb Stunden legte er dann
am Nachmittag an und verkündete, daß wir hier die Nacht verbringen würden.
Unweit unserer ـUebernachtungsstelle lag vermutlich ein kleines
Dorf und die Jugendlichen hatten einen riesen Spaß daran, am Ufer zu sitzen
und uns beim Lesen zu beobachten. Mitten in der Nacht kam dann auch noch
die Wasserschutzpolizei. Während sie uns weiterschlafen ließen mußte der
Sohn des Kapitäns ihnen Rede und Antwort stehen. Sie kontrollierten die
Schiffspapiere und nach knapp einer halben Stunde verzogen sie sich dann
wieder. Bis zum nنchsten Morgen. Wir hatten bereits zu Beginn der
Dنmmerung abgelegt und versuchten gerade den Fuß zu queren (Kom
Ombo lag auf der anderen Flußseite), als sie wieder mit ihrem Motorboot
auftauchten. Mit ihrem Schlauchmotorboot schoben sie uns auf die andere
Flußseite. Kaum auf der anderen Seite angelangt wollten sie auch schon
Schmiergeld haben. Da der Sohn des Kapitنns (vom Kapitän war weit
und breit nichts zu sehen) kein passender Kleingeld hatte fragt er uns
ob wir ihm denn nicht wechseln kِnnten. Wir hatten aber nicht genügend
um zu wechseln, und so fragte er uns, ob wir nicht das Schmiergeld bezahlen
würden, was wir natürlich ablehnten. Nach dem Frühstück verließen wir
dann unsere Felukka und fuhren mit dem Zug zurück nach Luxor. Denke mit
dem Richtigen Kapitän ist so ein Segeltrip auf dem Nil ein riesiger Spaß.
Doch wie so viele Aegypter in den Touristengebieten sind auch die meisten
Felukkakapitäne darauf aus ohne großen Aufwand viel Geld zu verdienen.
Um dies zu erreichen erzählen sie ihren potentiellen Kunden das blaue
vom Himmel herunter, doch wenn man dann auf dem Boot ist, ist alles ganz
anders. Da unsere Gruppe auf dem Boot aus zwei Pärchen und 3 Koreanern
bestand waren wir dementsprechend auch nicht so einig um unsere Interessen
durchzusetzen. Mit den passenden Mitfahrern und einem guten Kapitän ist
so eine Felukkatour jedoch sicherlich ein riesiger Spaß.
Wenn man schon mal in Luxor ist, dann darf natürlich ein Besuch im Tal der Koeِnige nicht fehlen. Also mieteten wir für Nadines Mama und Steffi ein paar Fahrräder, setzten mit der Fähre auf Westufer über und radelten los. Der Eingangsbereich mit seinen Absperzäunen ist so geschickt gestaltet, daß man erst an einer etwa 100m langen Front von Souvenirhändlern vorbei muß. Natürlich hatten es wieder "alle" Händler auf Nadines Mama abgesehen, doch sie schlug sich wacker. Das Tal der Kِoenige selbst wirkt sehr unscheinbar, in einem engen Wüstental führen einfach ein paar Gänge in die Tiefe. Die Grabkammern selbst sind so unterschiedlich wie die Pharaonen, für die sie erbaut wurden. Da gibt es Grabkammern, die vor farbenprنchtigen Gemälden der Gِtter des alten Aegyptens nur so überquellen, und Grabkammern, die über mehrere Treppen und Gänge sehr tief unter die Erde führen. Das "Paradestück" im Tal der Koeِnige ist sicherlich die Grabkammer von Tut Ench Ammun, doch im Gegensatz zu seiner auكergewoeِhnlich schِnen Totenmaske (Aegyptisches Museum in Kairo) ist die Grabkammer eher unscheinbar. Durch seinen frühen Tot war es gerade noch mِoeglich 2 Wände in der Kammer zu bemalen, und auch da haben sich die Maler im Vergleich zu den anderen Kammern nicht mit Ruhm bekleckert. Dementsprechend waren wir ziemlich enttäuscht, zumal der Eintrittspreis für seine Grabkammer teuerer ist, als der Besuch des Tals der Koeِnige.
Auch dem Hatschepsuth Tempel und dem Tal der Kِoeniginnen statteten wir per Fahrrad einen Besuch ab. Leider war der Hatschepsuth Tempel auf Grund von Renovierungsarbeiten geschlossen, was die Aegypter aber nicht davon abhielt, weiterhin Eintrittskarten zu verkaufen. Leider konnte man damit aber nur in den Vorhof, wo es nicht besonders viel zu sehen gab. Die Grabkammern im Tal der Kِoeniginnen waren noch schِoener als die im Tal der Koeِnige. Vor allem die wunderbaren Wandmalereien hatten es uns angetan. Traurig fanden wir aber wieder mal das Verhalten der "Museumswärter". Statt auf die Grabanlagen zu achten waren sie, wie auch in allen anderen Tempelanlagen, nur darauf aus moeِglichst viel Bakschisch (Trinkgeld) von den Touristen abzukassieren oder die Euros, die sie bereits bekommen hatten, in Aegyptische Pfund zu tauschen. Teilweise wollten sie sogar Trinkgeld dafür haben, daß sie uns zeigten, daß in einer Grabkammer ein Sarg steht. Wobei ein mehrere Tonnen schwerer Steinsarkophag in einem kleinen Raum natürlich kaum zu übersehen ist. Hin und wieder baten wir sie dann doch etwas mehr Respekt vor ihrer eigenen Kultur zu zeigen. Schließlich waren die Grabkammern und Tempel bei ihren Vorfahren heilige Plätze. Meist schauten sie daraufhin etwas bekümmert oder erklärten uns, daß ihre Englischkenntnisse zu schlecht seien um uns zu verstehen...
Wenn man denn schon mal als "Normaltourist" unterwegs
ist darf natürlich ein Eselritt auch nicht fehlen. Also heuerten wir ein
paar Esel samt Guide an um damit in die Berge zu reiten. Unsere Esel waren,
bis auf Nadines, allesamt nicht die allerschnellsten, aber immerhin mußten
sie nicht ständig geschlagen werden um zu laufen. So tippelten also die
Esel mit ihren schnellen kleinen Schrittchen voran. Wir hatten gerade
der Wüstengürtel am Fuß der Berge erreicht, als uns unser Guides erِffnete,
daß sie eigentlich keine Genehmigung hätten um Eseltouren anzubieten,
und wir daher nicht in die Berge dürften. Während ich sehr enttäuscht
darüber war, daß wir wieder einmal angelogen worden waren, war der Eselritt
für Nadines Mama doch recht anstrengend, und so machten wir uns wieder
auf den Rückweg. Wir kehrten noch auf auf eine Tasse Tee im Elternhaus
eines unserer Guides ein, und nach knapp 4 Stunden waren wir wieder wohlbehalten
zurück. Uns schmerzten zwar die Oberschenkel etwas und wir brauchten ein
paar Minuten um wieder normal laufen zu koeِnnen, doch insgesamt
hat uns der Eselausflug sehr viel Spaß gemacht.
Am nächsten Morgen wollten wir dann mit dem Zug zurück nach Kairo. Ich
hatte mich erfolgreich durch die Wateschlage bis an die Kasse gekämpft
um vom Kartenverkäufer zu erfahren, daß alle Züge nach Kairo in den nächsten
4 Tagen restlos ausgebucht waren (islamisches Schlachtfest und Neujarsfest).
Nun war guter Rat teuer. Wir entschieden uns, unser Glück zu versuchen
und einfach in den Zug einzusteigen. Gesagt getan. Wir hatten Glück und
erst als wir unsere Fahrräder und das ganze Gepäck im Gang verstaut hatten
wollte der Schaffner unser Ticket sehen. Anscheinend war ihm der Aufwand
uns wieder aussteigen zu lassen zu groß und so verkaufte er uns die
Fahrkarten. Die nächsten 10 Stunden verbrachten wir gemeinsam mit Hühnern,
Enten und vielen Aegyptern. Alle saßen wir dicht gedrängt am Boden des
Waggons. Etwas Abwechslung brachte nur die Polizei immer wieder ins Spiel.
Da sie im benachbarten Wagon ihr Hauptquatier hatte mußten wir also alle
paar Minuten aufstehen und einen der vielen Polizisten durchlassen. Vِoellig
erschِoepft erreichten wir so am Abend dann endlich Kairo. Nachdem wir in Konia in der Türkei eine Vorführung der Sufitänzer
verpaßt hatten, holten wir dies nun in Kairo nach. Die Vorführung fand
in der Mohammed Ali Moschee in der Zitadelle statt. Wir waren zwar schon
knapp eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn da, konnten aber nur
einen Platz im hinteren Drittel ergattern. Obwohl die kleine Moschee bereits
proppevoll war drängte sich, kaum das die Musiker angefangen hatten zu
spielen, noch ein Busladung voll Touristen laut schwätzend in die Moschee.
Wir hatten noch Glück, da sie sich vor uns noch in den Gang setzten, doch
ab unserer Höhe blieben die "Nachzügler" einfach im Gang stehen, so daß
alle anderen nichts mehr sehen konnten. Ein paar Bekannte von uns saßen
etwas weiter hinten und konnten von der ganzen Vorführung quasi nichts
sehen. Die Vorführung selbst war sehr beeindruckend. Jeder kennt ja von
den diversen Freizeitfahrten die Spielchen, bei denen man sich 10x im
Kreis drehen muß um anschließend ein paar Meter geradeaus zu laufen. Sehr
zur Freude aller Mitreisenden gelingt dies jedoch meist nicht und man
läuft im Kreis oder fällt einfach um. Der tanzende Derwisch drehte sich
nun, mit seinem rockähnlichem Gewand, etwa eine halbe Stunde lang im Kreis.
Da dies an sich schon eine absolut respektable Leistung ist weiß sicherlich
jeder, der schon einmal einen Wiener Walzer getanzt hat. Nach seiner Tanzdarbietung
blieb er dann aber sogar noch einfach abrupt stehen, bedankte sich beim
Publikum und marschierte von der Bühne, als wäre nichts gewesen. Auch
der zweite Tänzer war absolut sehenswert, auch wenn er sich nur zwanzig
Minuten lang im Takt zu Musik drehte. Mehr noch als sein Vorgänger trug
er mehrere Gewänder übereinander, die er nacheinander auf imposante Art
ablegte. An unserem letzten Tag trafen in unserem Hotel Sarah und Bofix in unserem Hotel ein. Die beiden sind ebenfalls mit den Fahrrädern unterwegs und berichten über ihre Reise unter http://www.radnomaden.de/. Ersten Kontakt zu ihnen hatten wir bereits im Dezember. Die beiden radelten gerade durch Iskenderun in der Türkei, als sie von einem Polizisten auf dem Fahrrad verfolgt wurden. Sie versuchten zwar zu flüchten, aber er holte sie ein, nur um ihnen freudestrahlend dann unsere Visitenkarte zu präsentieren. Der Polizist war Müstüfa und er hatte uns ein paar Tage vorher eingeladen bei Ihm zu übernachten. Seitdem hatten wir zwar hin und wieder Kontakt per Email, doch daß wir uns nun tatsächlich getroffen haben war wirklich ein glücklicher Zufall. Im Gegensatz zu uns sind sie mit nur einem Platten bisher relativ ungeschoren davongekommen (waren allerdings aber auch nicht in Rumänien).
Mitten in der Bergwelt des Sinai liegt dann sein Namensgeber, der Berg Sinai. Hier war es wo Moses den brennenden Dornbusch gesehen hat und wo er die goldenen Tafeln mit den 10 Geboten von Gott erhalten hat. Noch immer steht am Fuße des Berges Sinai ein griechisch orthodoxes Kloster mit 22 Mönchen. Wir kamen hier an einem Sonntag an, und konnten die Stille des Klosters und der Berge in ruhe genießen. Ganz anders als an den Tage, an denen die Mönch Führungen durch ihr Kloster anbieten. In Massen werden dann die Touristen von den Badeorten am Roten Meer mit Reisebussen und Jeeps hierher gefahren um diesen geschichtsträchtigen Ort zu bevölkern. Von der Ruhe und dem Frieden den wir hier erlebten ist dann leider nicht mehr so viel zu spüren (und zu hören).
Unsere letzen drei Tage verbrachten wir am Strand
in Nuweiba. Wir mieteten uns eine Strohhütte in einem einsamen Camp etwa
3 Km südlich der Stadt. Von den Betreibern des Camps (Angehörige eines
der lokalen Beduinenstammes) liehen wir uns auch eine Taucherbrille und
einen Schnorchel. Wir hatten ja schon viel über die tollen Schnorchelmöglichkeiten
im Rote Meer gehört, doch wir erwarteten eigentlich nur, daß wir ein paar
Fische sehen würden. Was wir dann sahen übertraf bei weitem alle unsere
Erwartungen. Direkt vor unserem Camp lag das Stone House Riff. Wir mußten
also nur ein paar Meter weit vom Ufer wegschwimmen und nach unten sehen,
um in eine komplett andere Welt einzutauchen. Neben dem faszinierenden
Korallenriff waren da auf einmal ganz viele Fische. Nicht nur ein oder
zwei Fische wie wir erwarteten, sondern hunderte von Fischen in allen
nur erdenklichen Farben, Formen und Größen. Vor allem der Lion Fisch hatte es uns sehr angetan. Ebenfalls
zu unserem Erstaunen waren die Fische völlig unbeeindruckt von dem komischen
Wesen, daß auf einmal in ihren Welt auftauchte. Mit einem kleinen Schmunzeln
mußte ich an die vielen Angler in Deutschland zurückdenken, die der Meinung
sind, daß Lärm und vor allem Badegäste die Fische vertreiben würde. Vielleicht
sind die Fische bei uns ja anders, aber hier waren wir oft weniger als
1m von den Fischen entfernt ohne daß eine große Panik ausbrach oder sie
gar Flucht ergriffen. Das Einzige was unsere Freude am Schnorcheln minderte
war die Wassertemperatur. Länger als eine halbe Stunde konnten wir es
leider nie aushalten. Auch am Nächsten Tag wollten wir wieder die Unterwasserwelt
erkunden. Nadine war gerade noch zum Telefonieren gefahren, als der Campbetreiber
zu mir kam und fragte, ob er sich für eine Stunde mal die Schnorchelmaske
leihen könne. Natürlich gab ich sie ihm. Als er sie dann nach 1,5 Stunden
immer noch nicht zurückbrachte fragte ich nach, wann wir sie denn wieder
haben könnten. Nun eröffnete er mir, daß er sie für mehr Geld als er sie
uns vermietet hatte an jemand anderes weitervermieten konnte, und meinte
noch ich müssten dafür natürlich Verständnis haben. Was soll man da noch
sagen... So haben wir unseren "zweiten Schnorcheltag" also beim Kniffelspiel
am Strand verbracht. Am nächsten Tag ging es dann mit der Fähre zurück nach Aqaba.
Laut unserer Information sollte die Fähre gegen 12:00 Uhr ablegen. Beim
Kartenkauf um 10:00 Uhr fragte ich dann nochmal nach der Abfahrtszeit
und bekam zur Antwort: "Die Fähre fährt, wenn die Moslems aus der Moschee
zurück sind" (Es war Freitag und Freitag ist bei den Moslems der heilige
Tag so wie bei uns der Sonntag). Nun versuchten wir unsere restlichen
Ägyptischen Pfund zurück in US Dollar zu tauschen, doch die Banken weigerten
sich. In einer Bank behaupteten sie sogar sie hätten gar keine Dollar,
und das wo das Fährticket doch nur in Dollar bezahlt werden kann (die
Schiffahrtsgesellschaft akzeptiert ebenfalls keine Ägyptischen Pfund)
und alle Ägypter auch ihr Geld tauschen müssen. Etwas verärgert verließ
ich die Bank und konnte dann bei einem Ladenbesitzer unsere Restgeld eintauschen.
Die Pass- und Zollformalitäten liefen schnell und unkompliziert und gegen
11:00 Uhr waren wir auf dem Schiff. Wir fanden ein paar schöne Plätze
am Heck des Schiffes und warteten auf die Abfahrt. Da um 12:00 Uhr immer
noch Passagiere an Bord gebracht wurden rechneten wir schon mit einer
Verspätung. Immer als im Halbstundentakt wieder ein paar neue Passagiere
an Bord gebracht wurden hofften wir auf eine baldige Abfahrt, aber nichts
passierte. Dann mußten auf einmal wieder einige Passagiere das Schiff
verlassen (warum auch immer) und gegen 16:00 Uhr ging es dann endlich
los. Unser Weltreiseradführer empfiehlt wegen dem malerischem Treiben
an Bord das langsamer Boot (es gibt auch eine Schnellfähre) zu nehmen,
und meint damit die Ägypter, die überall auf dem Boot in kleinen Grüppchen
zusammensitzen, essen und sich unterhalten. Was die Verfasser des Buches
dabei aber leider übersehen haben ist, daß sie so daß Boot binnen kürzester
Zeit in eine Müllhalde verwandeln. Um denn Müll in die aufgestellten Mülleimer
zu werfen müsste man nämlich aufstehen. Außerdem macht es auch viel mehr
Spaß seine leere Plastikflasche einfach ins Meer zu werfen! Es lebe der
Umweltschutz! Um möglichst schnell von Bord zu kommen drängelten bereits
vor Ankunft in Aqaba einige ägyptische Passagiere gen Ausgang. Doch erst
nachdem das Schiff angelegt hatte und alle LKW und Autos abgeladen waren
wurden die Türen für die Passagiere freigegeben. Was sich nun ereignete
erinnerte mich stark an die schlimmen Ausschreitungen in einem holländischem
Fußballstadion vor etlichen Jahren, bei dem unzählige Fans einfach
zu Tode gequetscht oder zu Tode getrampelt wurden. Etwa 2000 Passagiere
versuchten gleichzeitig durch eine etwas 1m breite Türe zu kommen. Jeder
drängelte, schob und schrie. Ich wurde mehrmals so gequetscht, daß ich
keine Luft mehr bekam und mich immer noch wundere, warum ich mir keine
Rippe gebrochen habe. Nadine wurde gegen die Brüstung geknallt, verriß
sich dabei komplett den Rücken und schaffte es nur im Schutz von zwei
Ägypterinnen mit Kleinkindern den rettenden Ausgang zu erreichen. Mit
über 4 Stunden Verspätung waren wir nun also wieder in Aqaba in Jordanien
angekommen. Rückblickend konnten wir auf unserer gesamten Reise fast ausschließlich nur über die positiven Erfahrungen berichten, die wir in den verschiedenen Ländern mit den Menschen gemacht hatten. Auch oder besonders gerade dann, wenn man es nicht so erwartet hätte, wie zum Beispiel die Herzlichkeit der Menschen in der Ukraine und Rußland und die ungewöhnliche Gastfreundschaft in der Türkei und in Syrien. Leider haben wir jedoch sehr viele unschöne Erfahrungen in Ägypten gemacht. Wir haben uns oft sowohl untereinander als auch mit den vielen anderen Reiseden über dieses Thema unterhalten. Viele verurteilen aber, bedingt durch ihre schlechten Erfahrungen, das ganze Volk, und wir möchten es uns nicht ganz so einfach machen. Auch wenn ich im folgenden oft pauschal den Plural verwende, ist damit natürlich nicht jeder Ägypter gemeint. Immer wieder beeindruckend fanden wir auf der einen Seite die fast schon kindliche Offenheit und die Neugierde mit der man uns begegnete. Auch wunderte uns immer wieder die Fähigkeit der Ägypter ihre teils sehr heftigen verbalen Auseinandersetzungen ohne körperliche Gewalt zu lösen, so wie die Zufriedenheit mit ihrem Leben. Auf der anderen Seite versuchen sie einen aber bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit zu betrügen. Insbesondere wenn man versucht etwas zu kaufen wird man sehr oft belogen, daß sich die Balken biegen. Uns ist klar, daß Handeln ein Teil der arabischen Kultur ist, doch in keinem anderen arabischen Land, das wir bis jetzt besucht haben, wurde so hart gehandelt wie in Ägypten. Oft ähnelte der Handel eher einem Kampf mit Worten als einem Spiel, bei dem man sich dann rechtfertigen mußte, wenn man nichts gekauft hatte. Leider haben wir auch meist die Erfahrung gemacht, daß Freundlichkeit sehr berechnend eingesetzt wird. Bis auf wenige Ausnahmen endete ein sehr freundlich begonnenes Gespräch damit, daß man versuchte uns etwas zu verkaufen, eine Tour anzubieten oder ein Hotel zu vermitteln. Oft hatten wir das Gefühl, das man uns nicht als Menschen sieht, sondern einfach nur als Euroscheine auf zwei Beinen. Interessant fanden wir die Tatsache, daß auch andere arabische Touristen (z.B. aus Jordanien) bei den Preisen beschissen wurden, teilweise sogar schlimmer als wir. Besonders traurig fanden wir unseren Eindruck, daß die Ägypter wenig unternehmen um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Anstatt ihren Kindern eine vernünftige Ausbildung zu geben begnügen sie sich damit, aus den Leistungen anderer Profit zu machen. Die zwei Haupteinnahmequellen des Landes sind der Tourismus (Touristen kommen um die Zeugnisse einer längst vergangenen Hochkultur zu bewundern) und der Suezkanal, den die Franzosen und Engländer gebaut haben. Doch leider reicht das nicht aus um die ständig und schnell wachsende Bevölkerung zu ernähren. Hoffentlich waren unsere Erfahrungen an unserem letzten Tag in Ägypten nicht symptomatisch für das Selbstwertgefühl der Ägypter und die Zukunft des Landes: Banken wollen ihr eigenes Geld nicht eintauschen und die Ägypter drängen sich fast zu Tode, nur um möglichst schnell das Schiff / Land verlassen zu können...
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