|
ARGENTINIEN: 05.04. - 17.06.2007
Route: Bariloche, San Martin, Alumine, Zarate, General Ancha,
Saladillo, Buenos Aires, Tigre, Rosario, Colon
Kilometer: 2869 Km Höhenmeter total:
12675 m
|
|
Vorwort: Bei Argentinien fallen vermutlich
jedem vermutlich sofort Schlagworte wie "Pampa" und "Tango" ein, und
beide beschreiben die beiden Extreme dieses riesigen Landes. Auf der
einen Seite die endlose Pampa, tausende von Kilometern Weide- und
Ackerland, das für uns Reiseradler trostloser kaum sein kann. Die
Pampa ist vermutlich die langweiligste Stecke auf unserer gesamten
Reise gewesen und die wenigen Städte wirken wie einsame Inseln im
endlosen Meer aus Feldern und Weiden. Ganz anders dagegen die Argentinischen
Anden die vor allem im Lake Distrikt wunderschön und sehenswert, allerdings
auch touristisch etwas überlaufen, sind. Das andere Extrem ist der
Tango, das Synonym für die Hauptstadt des Landes, Buenos Aires. Wer
gedacht hat, daß New York die Stadt ist die niemals schläft der war
vermutlich noch nie in Buenos Aires, denn hier bekommt man sogar um
3:00 Uhr oder 5:00 Uhr morgens keine Sitzplatz in den öffentlichen
Bussen weil diese voll gefüllt sind. Wie man so schön sagt kommen
die Peruaner von den Inkas, die Mexikaner von den Mayas und die Argentiniern
von den Schiffen, und so ist es kaum verwunderlich, daß die meisten
Argentinier europäischer Abstammung sind. Auch wenn Argentinien selbst
im seiner kurzen Geschichte seinen Anteil an Revolutionen und Militärputschs
hatte, so zählt die Republik Argentinien zu einer der ältesten Demokratien
der Welt, und durch ihre offene, freundliche und höfliche Art sind
uns die Argentinier sehr ans Herz gewachsen. Etwas schwieriger war
dann die Sache mit dem Verkehr und der Zeltplatzsuche. Prinzipiell
gibt es in Argentinien nicht allzu viele Straßen, die dementsprechend
teils sehr stark befahren sind. Vor allem viele LKW-Fahrer rasen wie
verrückt und so haben wir eine kleine Fahne an Martins Gepäckträger
befestigt, die etwa einen halben Meter in die Fahrbahn steht, so daß
uns die Lkw Fahrer zum einen besser sehen können, und zum anderen
einen größeren Bogen um uns machen müssen. Viele haben die Botschaft
verstanden und fahren sehr rücksichtsvoll, doch viele andere fangen
schon kilometerweit hinter uns an zu hupen und wenn wir nicht in allerletzter
Sekunde schnell noch die Fahrbahn verlassen würden, würden sie uns
einfach totfahren! Mehrmals sind wir nur mit knapp einem derartigem
Schicksal entgangen und einmal wurde Martin sogar von einem Polizeibus
angefahren. Auch wenn riesige Teile des Landes nahezu kaum besiedelt
sind ist es uns trotzdem meist sehr schwer gefallen einen Zeltplatz
zu finden, da alles Land eingezäunt ist (Seen, Wälder, Äcker, Viehweiden,
...). So befinden wir uns öfter als uns lieb ist in unmittelbarer
Nähe von stark befahrenen Straßen wieder, wo die Lkws dann quasi fast
durch unser Zelt donnern. Rückblickend ist Argentinien jedoch ein
sehr schönes Reise- und auch Radreiseland, und insbesondere die Berge
Patagoniens sind absolut einen Besuch wert. Einen großen Bogen sollte
man jedoch um die Pampa und die stark befahrenen Fernstraßen machen,
es sei denn man ist Masochist. Wer sich übrigens mehr für die turbulente
Geschichte Argentiniens interessiert dem möchten wir das Buch "A short
history of the Argentinans" von Felix Luna ans Herz legen. |
|
201. Wochenbericht 04.04. - 08.04.2007
Route: Villa Angostura, Bariloche |
|
Wieder in Argentinien: Als wir
bei der Ausreise aus Chile den Zollbeamten darauf aufmerksam machen,
daß in meiner Einreisekarte noch unsere Packrafts eingetragen sind
und er den Zollvorgang bitte aus dem System löschen möge, da wir das
Land samt Booten nun verlassen, schaut er uns mit ganz großen Augen
an und versteht nur Bahnhof. Nur erkläre ich ihm, daß wir für die
Boote in Punta Arenas keine Einfuhrsteuer zahlen mußten und stattdessen
eine "Temporäre Nutzungsgenehmigung" hätten. Der Vorgang wäre unter
der auf der Einreisekarte angegebenen Bearbeitungsnummer im Computersystem
des Zolls. Er bräuchte also nur die Nummer aufzurufen um den Vorgang
abzuschließen. Unser Zollbeamter versteht immer noch Bahnhof und fragt
erst einmal seinen Kollegen, der genauso ratlos ist. Daß wir Boote
mit ausführen wo wir doch mit Fahrrädern unterwegs sind ist ihm ebenfalls
etwas schleierhaft, doch als ich ihm die Photos von den Booten und
den Packsack in dem sie stecken zeige haben wir zumindest diese Hürde
genommen. Nun geht er erst einmal zur internationalen Polizei, doch
die haben mit der Sache natürlich nichts zu tun. Nun werde ich gefragt
ob ich denn nicht ein großes Zollformular hätte, doch das habe ich
natürlich nicht. Immer noch etwas mit der Situation überfordert meint
er einfach nur, daß wir weiter fahren könnten. Ich traue der Sache
nicht und bitte ihn daher mit Stempel und Unterschrift auf meiner
Einreisekarte zu quittieren, daß ich die Boote mitgenommen habe. Erst
überlegt unsere Zollbeamte eine Weile, doch dann gibt er uns unwillig
doch den gewünschten Stempel samt Unterschrift. Nun quälen wir uns
wieder über den 1300m hohen Pass der zwischen den beiden Grenzposten
liegt, was wir diesmal schneller als das letzte mal schaffen. In Argentinien
werden wir absolut herzlich begrüßt. Der Eingangscheckposten reicht
uns die vorausgefüllte Grenzpostenkarte (auf der dann die einzelnen
Stationen wie Immigration, Zoll, und Lebensmittel Check abgezeichnet
werden) locker beim vorbeiradeln zu (Sein chilenischer Kollege hat
und mürrisch gefragt ob wir zu Fuß unterwegs wären). Unsere Einreiseformalitäten
dürfen wir am Ausreiseschalter erledigen, wobei wir die Jungs aber
noch darauf hinweisen müssen, daß sie uns eine Einreisekarte ausstellen
müssen (haben sie vergessen) und die Zollformalitäten werden ebenfalls
quasi im Vorbeigehen erledigt. "Ciclista?", "Si!" und bums haben wir
unseren Stempel. |
|
Preisfrage: Was ist das für eine blaue
Flüssigkeit in der Flasche? Nein es ist nicht die neueste Kreation
von Coca Cola und auch nicht ein alkoholisches Mixgetränk mit dem
blauen Likör. Auch Domestos mit seinem WC Reiniger hat hier seine
Finger nicht im Spiel. Farbiges Duftlampenöl kommt der Sache schon
sehr nahe, ist aber leider nicht die korrekte Lösung. Für all diejenigen
die die Richtige Antwort eh schon die ganze Zeit wußten hier die Bestätigung:
Es ist normales "Super" Tankstellenbezin in Argentinien. Nadine meint
zwar es gäbe keinen richtigen Grund für die Geschichte, ich fand jedoch
die Farbe ziemlich witzig und zu einem Photo gehört halt zumindest
auch eine kurze Story . |
|
Ostern: Als wir nach Villa Angostura, den
ersten Ort in Argentinien kommen sind wir etwas verwundert über die
vielen argentinische Touristen die wir hier antreffen. Offenbar scheint
hier wieder Urlaubszeit zu sein, obwohl die Sommerferien doch gerade
erst waren. Plötzlich dämmert es uns: vielleicht ist ja Ostern! Um
ganz sicher zu gehen frage ich an der Tankstelle nochmal nach. Ja
wir hätten heute Gründonnerstag, bekommen ich zur Antwort und im gleichen
Atemzug fragt mich der Tankwart wo ich den herkommen würde, und ob
da wo ich herkomme Ostern an einem anderen Termin gefeiert wird. Als
ich ihm erkläre, daß wir Radler sind und schon so lange unterwegs
sind, daß wir hin und wieder den Überblick verlieren lacht er kurz
und wünscht uns eine gute Reise. Am Karfreitag kommen wir in San Carlos
de Bariloche (oder kurz: Bariloche) an. Der Touristen Trubel auf den
wir hier treffen stellt alles in den Schatten was wir bisher in Südamerika
erlebt haben. Die Straßen und die Souvenierläden sind proppe voll.
Für Unterhaltung sorgen auf dem Marktplatz einige Holzschnitzer, die
mit ihren Motorsägen Skulpturen aus Baumstämmen schneiden. Sehr zu
unserer Freude gibt es hier in der Gegend anscheinend einige Schweizer,
denn auf dem Marktplatz können sich die Touristen zusammen mit einem
Bernhardiner, incl. Schnapsfäßchen um den Hals, fotografieren lassen.
Komisch ich hatte immer gedacht das christliche Konsumfest wäre Weihnachten.
:-))) |
|
202. Wochenbericht 09.04. - 15.04.2007
Route: Bariloche, Villa Cathedral, Villa Suiza, Bariloche |
|
Cathedral: Bei Bariloche wollen wir eine
5-tägige Wandertour, die Nahuel Huapi Traverse machen, die als mittel
bis fordernd ausgeschrieben ist. Für den ersten Tag empfiehlt Lonely
Planet den Aufstieg vom Tal auf den 2200m hohen Grat nur dann nicht
mit dem Sessellift zu machen, wenn es einem zu teuer ist, oder um
seinen Charakter zu bilden. Der Sessellift soll laut Reiseführer von
2003 nicht einmal 2,- € kosten, und soll will Nadine lieber Lift fahren.
Als wir dann vor Ort erfahren, daß der Lift dann doch 6,50 € kostet
gibt es eine kurze Planänderung: Nadine will nun doch lieber ihren
Charakter bilden. Obwohl wir hin und wieder etwas querfeldein gehen
kommen wir gut voran und so sind wir nach nicht einmal 2,5h samt Pause
oben am Grat angelangt, wo wir auf etliche Tagestouristen treffen.
Ein argentinischer Familienvater zählt gerade seine Geldvorräte und
steckt das Geldbündel dann kopfschüttelnd wieder ein; wohl doch gar
nicht so billig hier. Im Bad füllt Nadine nochmal unsere Wasserflasche
auf, und als bei ihr beim Händewaschen eine leicht dunkle Brühe in
den Abguss fließt ist eine Argentinierin in Designerklamotten etwas
irritiert; Sie kann sich vermutlich nicht vorstellen wie man sich
im Lift so schmutzig machen kann. Nun geht es dem Grat folgend immer
weiter in die Berge und zunehmend wird auch das Gelände schwieriger.
Als wir mitten in einem steilen Geröllhang stecken, in dem wir hin
und wieder auch etwas klettern müssen, treffen wir auf zwei Israelis,
die ihren Weg verloren haben. Sie wollen erstemal in die gleiche Richtung
wie wir und so folgen sie uns. Beim Abstieg zum Refugio Frey entscheiden
wir uns aber an der einsamen Laguna Schmoll unsere Nacht lieber hier
zu verbringen. So ersparten wir uns nicht nur jetzt den Abstieg sondern
morgen auch den Aufsteig da wir hier wieder vorbei müssen. |
|
Sonnenaufgang: In der Nacht haben wir ordentlich
Frost und so fällt es insbesondere mir sehr schwer morgens für den
Sonnenaufgang aus dem Zelt zu krabbeln. Zum Glück bin ich jedoch aufgestanden,
denn die beleuchteten Berge sind wirklich sehr schön. |
|
Eisskulpturen: Durch den harten Frost in
der Nacht ist auch das ganze Wasser im Boden gefroren und so wurde
die oberste Gesteinsschicht von Eiskristallen etwa 5cm angehoben.
Gemerkt habe ich das jedoch nur deshalb, da ich beim laufen ungewöhnlich
eingesunken bin. Die langen Eiskristalle mit den kleinen Steinchen
an der Spitze schauen schon ziemlich skurril aus. |
|
Tag 2: Der 2. Tag führt uns dann über zwei schöne
Grate und ein schönes Tal das wir durchqueren müssen zum Refugio San
Martin. So faszinierend die Ausblicke von den Graten auch waren, so
anstrengend waren auch die zwei Abstiege durch loses Geröll und Felsbrocken
ins Tal. Dank Geröllabfahrt (wenn die Steine klein genug sind kann
man einfach mit ihnen hinunter rutschen) und neuseeländischer Wanderstecken
bekommt Nadine jedoch keine Knieprobleme |
|
Schneesturm: Am dritten Tag schneit es
zwar hin und wieder etwas, doch da es noch zu warm ist schmilzt der
Schnee sofort wieder. In der folgenden Nacht setzt jedoch ein Schneesturm
ein und als die Schneemassen von den umstehenden Bäumen auf unser
Zelt krachen wagt Nadine einen Blick nach außen. Unser Zelt ist komplett
eingeschneit, und damit der viele Schnee unser Zelt nicht zum Einsturz
bringt wischt sie alles runter. Ein paar Stunden später, es hat unaufhörlich
weiter geschneit, krachen wieder die Schneemassen aufs Zelt. Während
Nadine, die Tapfere, sich wieder in den Schneesturm wagt schaffe ich,
der Schlafmuffel, es immerhin einen Arm aus dem Schlafsack zu strecken
um von innen gegen das Außenzelt zu klopfen. |
|
Gemütliches Frühstück: Nachdem
Nadine Nachts so tapfer war ist es nun an mir morgens erst den Schnee
vom Zelt zu schaufeln und anschließend im frostigen Schneesturm den
Tee zu kochen. Im Zelt ist es jedoch nicht ganz so frostig, denn hier
haben wir immerhin 6°C. |
|
Laguna de los Tempanos: Um nicht
den ganzen Tag im Zelt sitzen zu müssen machen wir am frühen Nachmittag
einen kleinen Ausflug zur Laguna de los Tempanos. Der Schnee hat jedoch
nahezu alle Markierungen verdeckt, so daß wir manchmal eine Weile
brauchen um den richtigen Pfad zu finden. Als wir dann nach etwa 30
Minuten an der Laguna angekommen sind ist von den steilen Felswänden
die sie umgeben sollen leider nichts zu sehen, da alles mit dicken
Schneewolken verhangen ist. Nichts desto trotz war der kleine Ausflug
im Schnee jedoch sehr schön. |
|
Abbruch: Sicherheitshalber hatten wir für
unsere 5-tägige Wandertour schon Essen für 7 Tage eingepackt. Die
ersten beiden Tage liefen noch wie geplant, doch durch den Wintereinbruch
saßen wir insgesamt 3 Tage in unserem Zelt. Nachdem eine Wetterbesserung
weit und breit nicht in Sicht ist machen wir uns schließlich am 6.
Tag wieder auf den Rückweg nach Bariloche. |
|
203. Wochenbericht 16.04. - 22.04.2007
Route: Bariloche, Villa Angostura, San Martin de los Andes |
|
Regentage: Bereits in Bariloche wußten
wir vom Wetterbericht aus dem Internet, daß uns eine viertägige Regenperiode
bevorstand. Am ersten Regentag blieben wir noch hart und radelten
so lange bis wir bis auf die Unterhose naß waren. Prinzipiell ist
hier im Nationalpark Nahuel Huapi jedoch wild zelten verboten und
so gehen wir ausnahmsweise auf eine Viehweide. Wir haben mehr als
ausreichend essen und auch moralisch sind wir auf mehrere Regentag
vollkommen eingestellt. Wir wollen den Regen aussitzen! Am zweiten
Tag regnet es mehr oder weniger durchgehend und als am dritten Tag
der Regen aufhört trauen wir der Sache zunächst nicht, da noch dicke
Wolken über uns hängen. Als wir uns schließlich eingestehen, daß es
heute wohl nicht mehr regnen wird ist es jedoch bereits so spät, daß
wir den Tag doch lieber im Zelt verbringen. Am 4. Tag dann wieder
Regen. Für etwas Spannung sorgte jedoch dann gegen Abend der Besitzer
der Viehweide, der uns von der Straße aus gesehen hatte und nun zu
uns kam. Natürlich war er nicht gerade glücklich, daß wir seit nunmehr
3 Tagen auf seiner Weide zelteten, doch da es leicht regnete und wir
ihm versicherten, daß wir morgen weiterfahren würden dürfen wir noch
eine Nacht bleiben. |
|
Ruta Los Siete Lagos: Vorbei
an 7 idyllischen Seen fahren wir nun bei strahlend blauem Himmel bis
nach San Martin de los Andes. Obwohl überwiegend ungeteert ist die
Strecke eine extrem beliebte Touristenroute und selbst jetzt in der
Nebensaison sind hier noch viele Tourbusse unterwegs. |
|
Katzenklo: Auf einem freien Campingplatz
im Nahuel Huapi Nationalpark haben wir dieses nette Schild gefunden,
auf dem die Besucher aufgefordert werden von den Katzen zu lernen
und so wie diese ein 20cm tiefes Loch zu scharren um darin ihre Exkremente
samt Toilettenpapier zu verscharren. Ein kurzer Blick um die Ecke
überzeugte uns jedoch davon, daß die Lektion der Katzen nicht ganz
so wie erhofft in die Tat umgesetzt worden ist, da überall kleine
Häufchen und Toilettenpapier zu sehen sind. Wir vermuten, daß die
Katzen den Argentiniern vorenthalten haben wie man sich mal schnell
ein paar Krallen wachsen lassen kann, um die 20cm tiefen Toilettenmulden
zu graben. |
|
Atlantik oder Pazifik: Es gibt
vermutlich nicht viele Bäche auf dieser Welt (wenn überhaupt einen
anderen) in dem sich das Wasser entscheiden kann ob es lieber in den
atlantischen Ozean oder lieber in den pazifischen Ozean fließen möchte.
Einer dieser wenigen Bäche ist der Arroyo Culebra kurz vor San Martin
de los Andes. Während der linke Hauptarm des Arroyo Culebra in den
Atlantik fließt strömt der rechte Abzweig, der nunmehr Arroyo Pil-Pil
heißt, vermutlich dank bautechnischer Unterstützung auf die andere
Seite der Anden, um dann in den Pazifik zu münden. Wir fanden das
ziemlich beeindrucken und da es sowieso bereits später Nachmittag
war haben wir an dem Bach gleich unser Zelt aufgeschlagen. |
|
204. Wochenbericht 23.04. - 29.04.2007
Route: San Martin de los Andes, Alumine, Zapala, Cultural Co |
|
Nachtfrost: Von San Martin de los Andes,
einem idyllischen Touristenbergdorf, das mit seinem Holzhäusern auch
gut in der Schweiz stehen könnte, radeln wir über Junin de los Andes
weiter am Rand der Anden entlang nach Norden. Die guten Teerstraßen
werden zu Schotterpisten, während die herrlichen herbstlichen Bergwälder
kargen Hocheben weichen müssen. Daß wir mittlerweile Herbst haben
wird immer deutlicher, denn jeden morgen haben wir nun dicken Frost
auf unserem Zelt. Nicht nur unser Zelt sondern auch wir brauchen nun
lange bis wir morgens wieder auftauen, so daß wir eigentlich kaum
vor 10:30 Uhr loskommen. Tagsüber klettern die Temperaturen hier in
den Bergen dann am Spätnachmittag gerade mal mit Mühe auf 11°C - 12°C.
Wo ist unser Sommer geblieben? |
|
Araukarien: Araukarien sind eine uralte
Baumart die im englischen Monkey Puzzle Tree heißt, da die Rinde der
älteren Bäume aussieht wie ein riesiges Puzzle, das selbst einen Affen
verrückt machen würde, müsste er es machen. Obwohl die Landschaf hier
im Regenschatten der Anden liegt und es relativ trocken ist scheinen
die Araukarien jedoch gut zu gedeihen. |
|
Wüste mit Gaucho: Nach dem Lago
Alumine geht es für uns über Schotterpisten dann vollends in die Wüste.
Kein Baum oder Strauch weit und breit (bis auf diesen einzigen), dafür
jedoch 360° Rundumsicht und das auf einer Höhe von knapp 1800m. Wir
haben von unserem Zelt aus gerade die letzten Sonnenstrahlen hinter
dem Horizont verschwinden sehen, als wir ein Pfeifen und Johlen hören
das langsam näher kommt. Ein paar Minuten später steht auf einmal
ein Gaucho mit seinem Pferd vor unserem Zelt. Malerisch wie aus dem
Bilderbuch sehen wir die Silhouette von Roß und Reiter vor dem gelb
leuchtendem Abendhimmel. Der Gaucho kommt gerade von der Arbeit und
ist auf dem Weg zu der armseligen Blechhütte, die wir vor einigen
Kilometern passiert hatten. Er lädt uns zwar ein, die Nacht bei ihm
zu verbringen, doch wir haben es uns in unserem Zelt schon zu gemütlich
gemacht, als daß wir in der kalten Nacht nochmal umziehen wollten.
So zieht unser Gaucho der bereits untergegangenen Sonne nach, wobei
er weiterhin fröhlich vor sich hin pfeift und johlt. Noch lange hören
wir sein "Jihay" über die offene Fläche schallen. Am nächsten Morgen,
wir haben geraden die letzen Frostreste von unserem Zelt geschüttelt,
steht unser Gaucho wieder vor unserem Zelt, diesmal jedoch eingemummelt
in einen dicken Wollponcho. Er fragt uns ob wir letzte nach auch so
gefroren hätten wie er, und als wir dies verneinen meint er anerkennend,
daß wir wohl ein sehr gutes Zelt hätten. Seine Hütte jedenfalls wäre
eiskalt gewesen. Er erklärt uns, daß er jetzt zur Arbeit müsse und
mit einem "Jihay" macht er sich wieder auf dem Weg. Wir packen unser
Zelt und begeben uns ebenfalls auf die Straße. Wir sind bereits einige
Kilometer geradelt und haben bereits Mittag, als wir unserem Gaucho
wieder begegnen, als er sich gerade mit einem Berufskollegen unterhält,
während nebenan ein Kuhherde grast. Doch anscheinend ist dies nicht
seine Kuhherde und sein Arbeitsplatz noch weiter entfernt , den nun
reitet er uns langsam hinterher. Nach ein paar Kilometern winkt er
uns zu und biegt seitlich in die Berge ab. Wir radeln weiter bergauf
über einen Paß und als wir gegen 16:00 Uhr auf der anderen Seite wieder
ins Tal rollen schauen wir nicht schlecht, als wir auf einmal wieder
unseren Gaucho vor uns sehen. Ok. dann wird das wohl mit der Arbeit
heute nichts mehr denken wir uns und mit einem "Buen viaje"
und "Suerte" (Gute Reise und viel Glück) verabschieden wir
uns ein letztes mal von unserem Gaucho. |
|
Mysteriöse Buddeltiere: Das schöne
an wüstenartigen Gegenden ist, daß es dort zwar vermutlich nicht viel
mehr Tiere als normal gibt, aber mangels Bewuchs sieht man sie wenigstens
alle. So haben wir bei einer Pause eine Kolonie von Buddeltieren entdeckt,
die ständig Sand im hohen Bogen aus ihren Bauten geschleudert haben.
Natürlich bin ich sofort auf Photosafari gegangen und bin sogar bis
auf wenige Meter an einen Bau rangekommen. Das Buddeltierchen hat
mich immer wieder lange gemustert, mich als ungefährlich eingestuft
und mit seinen "Bauarbeiten" weiter gemacht. Erst als ich bis etwa
3m herangeschlichen war ist es in seinen Bau verschwunden wo es laut
vor sich hin gemotzt hat. Wir sind uns jedoch nicht sicher was für
ein Buddeltierchen wir gesehen haben. Prinzipiell kommen für uns Erdhörnchen,
Murmeltier und Lemming in Frage. Erdhörnchen sitzen aber gerne auf
ihren Hinterbeinen um nach potentiellen Feinden Ausschau zu halten
was unser Buddeltier jedoch nicht gemacht hat. Prinzipiell sieht unser
Buddeltier einem Murmeltier schon sehr ähnlich, doch Murmeltiere sind
locker 3-4x größer; also auch kein Murmeltier. Obwohl wir beide noch
nie Lemminge gesehen haben und nicht einmal wissen auf welchem Kontinent
sie leben, bevor sie sich bei Übervölkerung zu Tode stürzen, tippen
wir jedoch stark auf einen Lemming. Wenn jemand mit der Fauna Südamerikas
etwas bewanderter ist als wir wären wir für Hinweise was für Buddeltier
wir hier entdeckt haben natürlich sehr dankbar (Gästebucheintrag oder
Email an: martinlunz@yahoo.de) |
|
Argentinisches Rindfleisch: Das
hier sind die herrlichen Weiden, auf denen das berühmte argentinische
Rindfleisch "wächst". Für so manche Milchkuh in Europa, die ihr halbes
Leben lang in einem viel zu engem Stall steht, muß so das Paradies
aussehen. |
|
Wohlverdiente Pause: Am am Nachmittag des
29.04.2007 zwischen Zapala und Cultural Co war es dann soweit: wir
sind laut Tachostand 50000 Km geradelt. Gefeiert haben wir den Erfolg
bei einer Tasse Tee, gebrannten Erdnüssen (den Resten vom letzten
Weihnachten die es noch zu stark reduzierten Preisen gibt) und einigen
Keksen. |
|
Wein, Äpfel und Öl: Von den Anden
geht es für uns nun direkt runter in die Pampa. Wenn man von Horizont
zu Horizont außer niedrigem und dornigem Gebüsch und einigen Stacheldrahtzäune
nichts sieht, dann ist man in der Pampa Argentinien. Doch das Klischee
ist natürlich nicht ganz richtig, denn überall da wo dank Bewässerungskanälen
das Wasser in die trocken Pampa geleitet werden kann floriert der
Ackerbau. Zwischen Zapala und Neuquen treffen wir daher auf viele
Weinberge und Apfelorchards. Der andere Reichtum der Pampa liegt jedoch
unter der Erde: Öl. So kommt es, daß wir rechts neben uns einen Weinberg
haben während links Öl abgepumpt wird und das, obwohl wir doch eigentlich
in der Wüste sind. |
|
205. Wochenbericht 30.04. - 06.05.2007
Route: Cultural Co, Catriel, General Acha
|
|
Ameisen: In der Pampa wählen wir die sogenannte
Wüstenroute über Cultural Co, Catriel und General Acha. Für uns sind
wüstenartige Gegenden normalerweise immer sehr spannend, da man mangels
Bewuchs immer sehr viele Tiere sehen kann. Aus irgendwelchen Gründen
ist die Pampa hier jedoch weder von Guanakos noch Ñandus besiedelt,
so daß wir unsere Aufmerksamkeit den etwas kleineren Tierchen widmen:
den Ameisen. Zufälligerweise machen wir immer in der Nähe eines Ameisenbaues
Pause und kaum haben die Krabbeltiere herausgefunden, daß hier zwei
Radtouristen rasten kommen sie auch schon an um insbesondere unsere
Brotbrösel abzutransportieren. Immer wieder sind wir von den riesigen
Brocken, die eine einzelne Ameise tragen kann fasziniert und insbesondere
mir fällt es immer schwer mich von meinen Beobachtungen loszureißen. |
|
Teamarbeit: Alle Ameisen die wir getroffen
haben haben immer alleine gearbeitet, auch wenn die Last noch so schwer
und groß war. Auf einmal treffen wir jedoch auf einen Ameisenstamm
bei dem es Teamarbeit gibt. Um einen besonders großen und leckeren
Brocken von unserem Kaffestückchen zu ergattern arbeiteten gleich
7 Ameisen zusammen. Besonders erstaunlich ist wie sie es schafen scheinbar
ohne irgendeine Form der Kommunikation den Brocken über oder um Hindernisse
herum zu transportieren. |
|
Rastplätze: Wie im Outback in Australien
gibt es auch hier Rastplätze. Mit Schattenspendenden Bäumen, Grillstellen
samt Feuerholz und fließend Wasser sind die Rastplätze eigentlich
absolut luxuriös, doch leider haben sie ihre besten Zeiten bereits
lange hinter sich. Wenn sie nicht von Farmern heimlich als Viehweide
genutzt werden steht zumindest das Gras meterhoch und bis auf einmal
sind die installierten Wasserhähne auch schon eingerostet. |
|
Heißes Wasser: Bei uns in Deutschland
wurde der Mate Tee schwer in die alternative Ecke gedrängt und seine
Anhänger zuweilen sogar leicht verächtlich belächelt. Dabei ist der
etwas bitter schmeckende Mate, das Nationalgetränk der hartgesottenen
Gauchos, keineswegs was für Weicheier. Insbesondere die ersten Schlucke
ziehen einem fast die Schuhe aus, so stark und bitter ist das Gebräu,
doch von Aufguß zu Aufguß wirder milder. Ist man beharrlich lernt
man den Mate jedoch lieben und schätzen. Hier in Südamerika und speziell
in Argentinien, Uruguay und Südbrasilien ist der Matetee jedoch das
Nationalgetränk schlechthin. Getrunken wird der Mate zu jeder Tages
und Nachtzeit im Gehen, im Stehen, im Sitzen, beim Autofahren, im
Bus oder in der U-Bahn aus einer ausgeschnittenen und ausgehöhlten
kürbisähnlichen Frucht (meist kunstvolle verziert, mit Metallbeschlägen
oder mit Leder überzogen). Das Trinkgefäß wird einmal mindestens halb
mit den Mateblättern gefüllt und dann durch einen Trinkstrohhalm mit
Sieb getrunken. Der Mate ist sehr ergiebig und so wird ständig heißes
Wasser nachgegossen. Ist ein waschechter Argentinier dann außerhalb
seines Hauses oder Arbeitsplatzes unterwegs führt er neben seiner
Matetasse stets auch noch eine Thermoskanne mit heißem Wasser mit
sich, um ständig nachfüllen zu können. Schwieriger ist das Ganze dann
aber, wenn man länger als eine Thermoskannenfüllung unterwegs ist
oder sich gar auf Reisen befindet. Woher neues heißes Wasser bekommen?!
Doch dieses Problem wurde perfekt gelöst, denn an fast allen Tankstellen
gibt es einen Heißwasserautomaten an dem man sich für ein paar Centimos
seine Thermoskanne wieder auffüllen kann. Heißes Wasser ohne den Kocher
dafür auspacken zu müssen ist natürlich absolut super! Hier hat der
Heißwasserautomat sogar die Form einer Matetasse mit Trinkstrohhalm.
|
|
206. Wochenbericht 07.05. - 13.05.2007
Route: General Acha, Carhue, Saladillo |
|
Dornen: Wie in allen wüstenartigen Gegenden so ist auch die
Pampa die Heimat vieler dorniger und stacheliger Gewächse. Eine besondere
Spezialität der Pampa sind kleine etwa erbsengroße stachelige Bällchen,
die sich bei der leichtesten Berührung sofort an den Reifen festsetzen.
Um nicht täglich Stunden mit dem Flicken zerstochener Reifen zu verbringen
lassen wir stets allerhöchste Vorsicht walten, wenn wir die geteerte
Straße verlassen. Eines Abends rollen wir auf eine schöne gemähte
Wiese auf der wir unser Zelt aufschlagen wollen. Die Wiese wird von
einem Straßenbautrupp genutzt und so ist sie anfangs absolut dornenfrei,
so daß wir munter bis an deren Ende radeln. Aus irgendwelchen Gründen
hört die dornenfreie Zone jedoch auf einmal ohne Vorwarnung auf und
ehe wir uns versehen haben wir sicherlich je an die hundert der Stachelbällchen
in unseren Reifen stecken. Wir treten umgehend den Rückzug an und
verbringen die nächsten 15 Minuten damit die Reifen grob von den
Stachelbällchen zu befreien. Die Sonne ist bereits untergegangen und
da wir dringend einen Schlafplatz benötigen verschieben wir die richtige
Reifenkontrolle auf den nächsten Vormittag. Am nächsten Vormittag
benötigen wir dann nochmal 1 Stunde um zumindest die größeren abgebrochenen
Dornen mit einer Pinzette aus den Reifen zu ziehen. Der Aufwand sollte
sich lohnen, denn in der Folge haben wir keinen platten Reifen zu
beklagen. |
|
Zeitungsinterview: Hier in der
Pampa sind Reiseradler, ganz im Gegensatz zu Patagonien, eine
selten gesehene Rarität und so werden wir regelmäßig in den Städten
von Radio- oder Zeitungsreportern interviewt. Während die Radioreporter
meist so schnell sprechen, daß wir die Fragen eigentlich nicht verstehen,
so daß wir zuweilen etwas ganz anderes antworten (das fällt uns immer
dann auf, wenn die Frage dann nochmal wiederholt wird), beschränken
sich die Zeitungsreporter meist auf das Mindestmaß an notwendigen
Informationen: "2 Radfahrer aus Deutschland sind in unserer Stadt".
Insbesondere am Anfang sind wir etwas irritiert, daß die Zeitungsreporter
weder an unseren Namen interessiert sind, noch wieviel Kilometer wir
geradelt sind. Wir sind gerade an einem sehr windigen Tag mitten in
der Pampa unterwegs als wir von einem Auto langsam überholt werden
und der Beifahrer ein paar Photos von uns macht. Hundert Meter später
hält der Wagen an, der Reporter und sein Fotograf steigen aus und
interviewen uns über unsere Reise (diesmal werden wir sogar nach unseren
Namen gefragt!). Als wir gefragt werden, ob wir im nächsten Ort übernachten
werden meinen wir, daß wir noch etwas weiter müssen und dort nur Brot
einkaufen wollen. Der Ort liegt 3-4 Kilometer abseits der Landstraße
und so bietet uns der Reporter an, uns Brot zu besorgen und es für
uns an der Tankstele die sich am Abzweig befindet zu hinterlegen.
Gesagt, getan und so werden wir 1,5 Stunden später nicht nur mit Brot
sondern auch noch mit Crackern, Orangensaftpulver und Knabberstangen
beliefert. |
|
Typischer Pampatag: Die argentinische
Pampa gehört sicherlich zu den eintönigsten und stupidesten Radelstrecken
die wir auf unserer Reise zurückgelegt haben. Wir haben mittlerweile
Spätherbst und so geht die Sonne erst gegen 8:00 Uhr auf. Durch die
kalten und frostigen Nächte ist unser Zelt meist zugefroren und so
brauchen wir oft bis 10:00 oder gar 11:00 Uhr bis es aufgetaut, getrocknet
und verpackt ist. Die Pampa wird fast ausschließlich als Farmland
für riesige Rinder- und Sojafarmen genutzt, so daß wir außer Weidezäunen
eigentlich kaum etwas sehen. Das Highlight des Tages ist meist ein
totgefahrenes Stinktier das in irgendeinem Verwesungsstadium am Straßenrand
liegt. Nach 2-3 Stunden radeln dann die erste Pause. Wir erholen uns
bei einer Tasse Tee, Käsebrötchen und Kaffestückchen (die hier super
billig sind) und beobachten irgendwelche Ameisen (2. Tageshighlight).
Nun geht es wieder für 2h aufs Rad bevor wir eine weitere kurze Teepause
einlegen. Die Tage sind kurz und so haben wir nach der 2. Pause gerade
mal noch Zeit um ein paar Kilometer zu radeln, bevor es gegen 18:00
Uhr schon wieder zu dunkel zum Radeln ist. Wir bauen irgendwo direkt
neben der Straße unser Zelt auf (weiter weg können wir nicht, da ja
alles eingezäunt ist), in das wir uns dann auch direkt verkrümeln,
denn sobald die Sonne weg ist wird es sofort kalt und ungemütlich.
Es folgt eine lange Nacht und am nächsten Tag vermutlich wieder die
gleiche Prozedur. Lediglich alle paar Tage bildete ein kurzer Einkaufsbesuch
in einem Städtchen etwas mehr Abwechslung, doch da hier während der
Siesta die Geschäfte teilweise sogar zwischen 12:00 Uhr und 17:00
Uhr (meist zumindest zwischen 13 und 16 Uhr) geschlossen sind, ist
das richtige Timing oft ziemlich kompliziert. |
|
Sojafelder: Die Pampa wird Landwirtschaftlich
intensiv von vielen Großgrundbesitzern genutzt und neben Rindern,
die hier jedoch oft auf kahlen Weiden ohne Vegetation stehen (alles
kaputtgetrampelt) und sich vermutlich von Kraftfutter ernähren müssen,
ist Soja das große Geschäft. Wir haben hier gerade Erntezeit und überall
treffen wir auf riesige Mähdrescher die die endlosen Anbauflächen
abernten. Dadie Mähdrescher in der Anschaffung sehr teuersind gehören
sie nicht etwa den einzelnen Bauern, sondern es gibt spezialisierte
Erntekolonnen, die von Fram zu Farm ziehen um die Ernte einzufahren.
Mehtmal begegnen wir so einer Erntekolonen auch auf der Straße, wo
sie mit 1-2 mähdreschern, 2-4 Traktoren mit Anhängern sowie einem
Lkw und einign Wohnanhängern einen endrucksvollen Konvoi abgeben.
Soja sieht übrigens einer Erbse sehr ähnlich. Die Körner befinden
sich in einer Schote die mit anderen Schoten an einem etwa 50 cm hohen
Stängel wachsen. Quasi perfekt um mit dem Mähdrescher geerntet zu
werden. 90% des angebauten Soja sind übrigens genmanipuliert. Komisch,
daß gegen Genmaipulation, obwohl sie von dem Großteil der Menschen
abgelehnt wird, quasi gar nichts unternommen wird. Das Sojafeld auf
dem Foto liegt übrigens recht nahe an einem Fluß der nach heftigen
Regenfällen etwas über die Ufer getreten ist. |
|
Privatgrund! Betreten verboten!
Eines was anscheinend allen Ländern der sogenanntenn Neuen Welt (Australien,
Neuseeland, Chile, Argentinien, ...) gemein ist, ist, daß die europäischen
Auswanderer in ihrer grenzenlosen Gier und Überheblichkeit den Ureinwohner
ihre Ländereien abgenommen haben. Auch heute noch scheinen die Landbesitzer
und insbesondere die Großgrundbesitzer intuitiv zu wissen, daß das
Land, das sie beanspruchen eigentlich nicht Ihnen gehört, und um ihren
Anspruch zu rechtfertigen haben sie alle Ländereien eingezäunt und
mit Schildern "Privatgrund!" ihre Besitzansprüche für alle sichtbar
kenntlich gemacht. Wenn wir das Thema manchmal ansprechen bekommen
wir immer zu hören, daß die Zäune nicht für dafür da sind um die Menschen
draußen zu halten, sondern die Tiere drin. Nun gut, das mag ja teilweise
zutreffen, aber warum sind dann auch alle Seen, Getreidefelder, Äcker
und Wälder eingezäunt. Warum überall Schilder aufstellen und alle
Gatter zusätzlich mit dicken Vorhängeschlössern abschließen? Vermutlich
sind die Farmtiere in der neuen Welt cleverer als bei uns in Deutschland
und diese Vorsichtsmaßnahmen sind erforderlich, damit sie auf ihren
Weiden bleiben. Hier in Argentinien hat das zur Folge, daß nahezu
das gesamte Land eingezäunt ist. Völlig egal ob der nächste Ort mit
seinen 50 Einwohnern erst in 100 oder 200 Km kommt, es wird eingezäunt.
Ich komme mir manchmal vor wie in einem Gefängnis bei all den Zäunen,
und würde man auf einer Landkarte all die privat beanspruchten Großländereien
aus der Karte ausschneiden würde außer ein paar Straßen, ein paar
Städten und ein paar Nationalparks quasi nichts von Argentinien mehr
übrigbleiben. Quasi ein totes Gerippe. Interessanterweise ist dieses
extreme Besitzanspruchsdenken lediglich in der neuen Welt so ausgeprägt,
obwohl da proportional zur Landläche relativ wenige Menschen leben.
Im überbevölkerten Asien haben wir zumindest kaum Zäune gesehen. |
|
Unfall: Je näher wir an Buenos Aires herankommen,
desto wilder und hektischer wird der Verkehr. Bereits in den Bergen
habe ich mir eine etwa 1m lange Bambusstange aus dem Busch geschnitten,
diese an einem Ende mit Plastiktüten die im Wind flattern gut sichtbar
gemacht und hinten über die Gepäckrolle geschnallt. Beim radeln steht
die Bambusstange etwa einen halben Meter weit in die Fahrbahn hinein
und dank der im Wind flatternden Plastiktüten werden wir besser gesehen.
Ein weiterer Vorteil der Bambusstange ist, daß wir so noch etwas breiter
sind und der von hinten kommende Verkehr entweder richtig überholen
oder abbremsen muß. Außerdem haben ich mir einen Rückspiegel zugelegt
um den von hinten kommenden Verkehr besser im Auge haben zu können.
Bisher haben wir mit der Methode sehr gute Erfahrungen gemacht und
die gefährlichen Überholmanöver der Lkw Fahrer drastisch reduziert.
Nun, knappe 200 Km vor Buenos Aires wird aber der Verkehr so dicht,
daß mehr und mehr Lkw Fahrer meinen sie können uns mit ihrer Hupe
von der Straße blasen, den oft hören wir die lauten Fanfaren schon
viele hundert Meter hinter uns. Ins Dornenverseuchte Bankett können
wir nicht wirklich ausweichen und so sind meistens gute Nerven gefragt.
Besonders rücksichtslos sind dabei die Lkw Fahrer die die Argentinischen
Kühe zum Schlachthof fahren. Kurz vor Saladillo höre ich hinter uns
wider gehuptwird. Ich schaue in den Rückspiegel und sehe lediglich
einen Bus und da wir gerade keinen Gegenverkehr haben scheint die
Situation völlig ungefährlich. Doch anstatt auf die andere Fahrspur
auszuweichen rast der Bus weiterhin auf uns zu und während er uns
überholt erwischt er mich an der Bambusstange. Ich hätte einen Sturz
vermutlich noch irgendwie verhindern können, doch aus Prinzip lasse
ich mich ins Gras fallen (die Einzige Chance daß der Fahrer sieht,
daß er unser Lebenriskiert hat). |
|
Unfall mit der Polizei: Der
Bus hält an und nun sehen wir erst das allerbeste: Es ist ein Bus
der Polizei!!!!! Als der Fahrer zu uns kommt überschütte ich ihn lauthals
mit meinem ganzen Ärger über die rücksichtslosen argentinischen Autofahrer.
Doch anstatt sich zumindest zu entschuldigen meint der Fahrer nur,
daß er nicht in einem größeren Bogen überholen konnte, da er selbst
gerade von einem Lkw überholt wurde. Als ich ihn frage ob sein Bus
Bremsen hätte und ob diese funktionieren würden schaut er zwar etwas
betreten, doch zu einer Entschuldigung kann er sich immer noch nicht
durchringen. Nun kommen seine Kollegen aus dem Bus, und auch sie sind
nicht der Meinung, daß der Fahrer sich irgendetwas zu Schulden habe
kommen lassen, denn schließlich hätten Fahrräder nichts auf der Fahrbahn
verloren, sondern müssten nebenan in der Wiese fahren. Jegliche Diskussion
mit den Beamten ist sinnlos, was kein wunder ist, den Argentinien
ist für sein korruptes Polizeiwesen bekannt, und so lasse ich mir
von dem Fahrer seine Personalien geben und erkläre ihm, daß ich die
Sache dann wohl in Buenos Aires mit der Polizeibehörde regeln müsse
(die Polizisten sind von der Abteilung Gefangenentransport und mit
den Verkehrsregeln anscheinend nicht ganz so vertraut). Immerhin erkundigen
sich unsere Polizisten sich noch bei mir, ob ich nicht etwas gebrochen
hätte. Obwohl ich ihnen erkläre daß ich vermutlich noch unter Schock
stehe und leichte Schmerzen im Rücken hätte ist das für sie kein Grund
zur Beunruhigung und so fahren sie wieder weiter. Letztendlich sind
wir bei der ganzen Sachen lediglich mit dem Schreck davongekommen,
doch wir sind sichtlich erleichtert, als es 30 Km später plötzlich
einen Seitenstreifen gibt. Hier sind wir sicher!!! |
|
207. Wochenbericht 14.05. - 20.05.2007
Route: Saladillo, Buenos Aires |
|
Auf der Autobahn nach Buenos Aires:
Nach unserem Erlebnis mit dem Polizeibus wollten wir weitere unfreiwillige
Kontakte mit anderen Verkehrsteilnehmern gerne vermeiden, und so fragen
wir an einer Tankstelle vor den Toren der Riesenmetropole (65 Km vor
dem Zentrum) ein paar Polizisten einer Polizeischule die hier gerade
eine Pause machen, was die sicherste Möglichkeit wäre um ins Zentrum
zu fahren. Ohne zu zögern meint der Chef der Truppe: "la autopista",
die Autobahn. Wir fragen ihn ob man da als Radfahrer drauf dürfe und
er meint, daß es kein Problem sein sollte. Die sicherste Möglichkeit
wäre es auf jeden Fall. Etwas unsicher fragen wir auch nochmal den
Tankstellenwart und auch dieser nennt uns die Autobahn. Na gut, dann
halt über die autopista. Wir fahren gerade auf die Autobahn auf, als
uns ein riesiges Schild quasi entgegenspringt auf dem ganz klar erkennbar
ist, daß hier Radfahren verboten ist. Ok. dann halt doch die normale
Straße. Wir kommen auf der normalen Straße gerade mal 1 Km weit, als
wir an einem Polizei Checkposten landen. Erneut fragen wir nach der
sichersten Route. Die Polizeibeamten raten uns mehr als nur dringend
von der normalen Straße ab und sagen wir sollen unbedingt über die
Autobahn ins Zentrum radeln. OK. erlaubt wäre es zwar offiziell nicht,
doch es ist und bleibt die sicherste Strecke. Wir vertrauen der Polizei
und fahren auf die Autobahn. Die ersten Kilometer laufen sehr gut,
doch da es bereits Abend ist bauen wir nch bevor die ersten Häuser
anfangen unser Zelt auf. Am nächsten Morgen dann das große Abenteuer:
wir radeln über die Autobahn in die 13 Mio. Metropole Buenos Aires.
Die ersten 30 Km laufen noch sehr gut, doch ab dem Flughafen nimmt
der Verkehr ständig zu. Mehrmals werden wir von Polizeiautos überholt,
doch da sie kein Interesse an uns zeigen scheint das mit dem Radfahrverbot
auf der Autobahn nicht allzu streng zu sein. Wir halten uns äußerst
rechts am Seitenstreifen und lediglich die vielen Ein- und Ausfahrten
lassen unseren Adrenallinspiegel hin und wieder in die Höhe schnellen.
Dann kommen wir auf einmal an eine Autobahnkreuzung! 2 sechsspurige
Autobahnen kreuzen sich, und wir mitten drin. Zuerst wollen wir abfahren
und irgendwie anders um das Kreuz herumfahren, doch plötzlich stehen
wir mitten drin. Na gut, zurück geht nicht mehr, und nachdem wir ein
paar Minuten gewartet haben gibt es plötzlich eine Lücke im Verkehr,
so daß wir sicher die Aus- und Einfahrten überqueren können. Auf den
letzten Kilometern vor dem Zentrum wechseln wir dann auf eine wenig
befahrene Straße die parallel zur Autobahn verläuft und erreichen
so sicher das Hostel, das wir uns im Reiseführer ausgesucht haben.
Das Hotel ist leider ausgebucht und so radeln wir weiter bis mitten
ins Herz von Buenos Aires. |
|
Stadtbesichtigung mit Carlos:
An unserem 3. Abend werden wir von Carlos zu einer Stadtrundfahrt
abgeholt. Carlos und seine Frau haben wir bereits vor einigen Wochen
in den Bergen vor Alumine kennengelernt. Die beiden haben uns damals
ein paar sehr schöne Strecken empfohlen. Obwohl es bereits dunkel
ist, ist die Stadtrundfahrt sehr schön, denn alle alten Bauwerke sind
wunderschön beleuchtet. Vermutlich der größte Vorteil der nächtlichen
Stadtrundfahrt ist, daß es kaum Verkehr gibt und wir so nicht stundenlang
im Stau stehen müssen. Nach all der strampelei hatten wir schon fast
vergessen, wie schön es doch sein kann, bequem in einem Auto zu sitzen
und sich die Gegend anzuschauen. Natürlich ist so eine Stadtrundfahrt
im Auto ebenfalls sehr anstrengend und so lädt uns Carlos anschließend
zum Abendessen ein. Hauptnahrungsmittel in Argentinien ist jedoch
Fleisch, bzw. besser gesagt Rindfleisch und so ist Carlos etwas nervös,
als er erfährt, daß wir Vegetarier sind. Doch alle Sorge war umsonst,
denn in dem kleinen Restaurant in das wir gehen gibt es herrliche
Salate und leckere Pommes, die wir uns reichlich schmecken lassen.
Carlos spricht übrigens hervorragend Deutsch, so daß wir uns nicht
mit unserem schlechten Spanisch rumquälen müssen. |
|
Tourismus1st Class: In Buenos
Aires nimmt man die Betreuung der Touristen anscheinend etwas ernster
als anderswo. Reisenden denen diese Art von Service jedoch etwas zu
"einfühlsam" ist sollten sich jedoch sicherheitshalber lieber ein
anderes Urlaubsziel aussuchen. |
|
208. Wochenbericht 21.05. - 27.05.2007
Route: Buenos Aires
|
|
Spanischkurs: In Buenos Aires stellen wir
uns dann endlich unseren schlechten Spanischkenntnissen und melden
uns für eine Woche bei einer Sprachenschule an. Nach einem Einstufungstest
kommen wir beide in 2 verschiedene Kursgruppen und haben außerdem
komplett verschiedene Unterrichtszeiten. Nadine landet im fortgeschrittenen
Anfängerkurs und hat täglich zwei Gruppenstunden und zwei Privatstunden.
Ich lande im Kurs für Fortgeschrittene und habe täglich vier Gruppenstunden
und eine Einzelstunde. Unsere Sprachenschule ist vermutlich die günstigste
in Buenos Aires den wir zahlen gerade mal etwas mehr als 100,-€ pro
Person für eine Woche, doch dafür haben wir auch keine studierten
Spanischlehrer. Während bei mir die Gruppenstunden ziemlich gut und
anspruchsvoll sind (ich habe bisher ja nur mit Buch gelernt und kenne
die meisten Grammatikregeln, doch beim Sprechen und Verstehen habe
ich große Schwierigkeiten), ist Nadine recht genervt. Zum einen kommen
die anderen Kursteilnehmer (und zuweilen sogar die Lehrerin) regelmäßig
zu spät, woraufhin die Lehrerin erst einmal aufsteht und der jeweils
verschlafenen Dame noch einen Kaffe zubereitet. Anschließend werden
erst einmal die Erlebnisse der letzten Nacht ausgetauscht, doch leider
auf Englisch, das sie ja im Anfängerkurs ist. Wenn der Kurs dann nach
15 - 45 Minuten endlich losgeht ist Nadine bereits ordentlich am kochen.
Da der fortgeschrittene Anfängerkurs doch noch nicht so fortgeschritten
ist wie die Schulleitung versprochen hat, ist Nadine meist vollkommen
unterfordert und frustriert. Richtig Glück hat sie jedoch bei ihrer
Einzelstunde, da ihre Lehrerin sehr gut Deutsch spricht und so macht
sie hier richtig viele Fortschritte. Dafür sind jedoch bei mir die
Einzelstunden etwas nerviger, da ich quasi in nahezu jeder Einzelstunde
eine andere Lehrerin habe, so daß es leider nie klappt kontinuierlich
an meinen vielen Fehlern zu arbeiten. Aber ganz so schlimm wie es
sich anhört ist es nun auch wieder nicht. Wir haben viel Spaß und
kommen auch mit unserem Spanisch ordentlich weiter, wenn auch nicht
so wie erhofft, was aber vermutlich auch an viel zu hoch gesteckten
Zielen liegt. Prinzipiell können wir die Spanischschule EDENA jedoch
empfehlen, denn im Endeffekt hängt der Kurs ja immer vom einzelnen
Lehrer und allen Kursteilnehmern ab. |
|
Verkehr in Buenos Aires: Buenos
Aires ist mit seinen 13 Mio. Einwohnern ein unglaubliches Chaos aus
Autos, Bussen, Pferdekutschen und Fußgängern. Täglich fahren wir mit
unseren Fahrrädern etwa 5 Km in die Sprachenschule, und obwohl wir
es selbst kaum fassen können: Fahrrad fahren ist keinerlei Problem!
Die Autofahrer in BsAs sind Radfahrer gewöhnt, und so lange man nicht
zu sehr auf Verkehrsregeln besteht, sondern irgendwie kreuz
und quer oder auch gegen die Einbahnstraße durch die Gegend kurvt,
kommt man schnell und sicher voran. Kaum zu glauben, aber Buenos Aires
ist wesentlich sicherer zu radeln als Wellington (Neuseeland) oder
Sydney! Sehr angenehm fällt uns auch die nette höfliche Art der Porteños
(Bewohner von BuenosAires) auf. Egal wie trottelig wir Touristen
uns anstellen, stets gibt es jemanden der uns, meist sogar unangesprochen,
aus der Patsche hilft. Der Name Buenos Aires hat übrigesn nichts mit
der gut riechenden Luft zu tun sondern ist als dank an die wohlgesonnenen
Winde gemeint, die die Schiffe aus Europa hierher gebracht haben. |
|
Cartoneros: "Berühmt" ist Buenos Aires
unter anderem für seine Catoneros. Jede Nacht ziehen die Catoneros
mit ihren Handkarren durch die Stadt und sammel Kartons und leere
Plastikflaschen aus dem Müll, um sie dann weiter zu verkaufen. Vor
allem seit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch von Argentinien 2001,
bei dem die vorher an den US$ gekoppelte Währung gecrasht ist und
die Argentinier ihr gesamtes erspartes Vermögen verloren haben, ist
die Zahl der verarmten Menschen die sich als Catoneros ihren Lebensunterhalt
verdienen müssen massiv gestiegen. Durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch
ist damals nämlich die Hälfte der Bevölkerung Argentiniens unter die
Armutsgrenze gerutscht! Ich habe vor den Catoneros einen unglaublichen
Respekt! Obwohl sie durch den Wirtschaftscrash in den vollkommenen
Ruin getrieben worden sind haben sie den Kopf nicht hängen lassen
sondern nach Möglichkeiten gesucht, sich und die ihren zu ernähren.
Doch sie scheinen in einer anderen Welt zu leben, denn die normal
Werktätigen nehmen keine Notiz von ihnen. Würde ich daheim jemandem
mitten in der Nacht begegnen der im Müll wühlt würde ich sicherlich
die Straßenseite wechseln, doch von den Catoneros fühlen wir uns weder
bedroht noch belästigt. Noch sind die Catoneros relativ neu in Buenos
Aires, und so würden die Chancen sicherlich gut stehen, ihnen von
Staatswegen aus ihren Misere zu helfen. Eine Möglichkeit könnte sein
mit den Catoneros eine staatliche subventionierte Recyclingfirma zu
gründen die ihnen vielleicht nicht ein viel besseres Einkommen ermöglicht,
ihnen aber eine bessere soziale Stellung und soziale Absicherung verschafft.
Außerdem könnten die Catoneros so auch in der Firma aufsteigen und
ggf. sogar in andere Stellen vermittelt werden. Ferner könnte man
so auch verhindern, daß die Eltern nicht auch noch ihre Kinder auf
die Straße schicken müssen, sonder diese stattdessen eine Schule besuchen
können. Leider haben wir jedoch auch viele Kinder bei den Catoneros
gesehen, doch wenn diese Nachts Müll sammeln müssen und so am nächsten
Morgen nicht in die Schule gehen entsteht ein Kreislauf, dem vermutlich
nur sehr schwer wieder zu entkommen ist. Das Photo ist jedoch nicht
von den Catonero aus Buenos Aires sondern von einem Schicksalsgenossen
aus Montevideo, die dort jedoch Kutschen haben. |
|
209. Wochenbericht 28.05. - 03.06.2007
Route: Buenos Aires, Colonia, Montevideo |
|
Mutterbesuch und Jazzfestival: Normalerweise
war geplant, daß uns meine Mutter dieses Jahr im August in Peru besuchen
kommen sollte, doch wir sind leider etwas zu langsam, so daß wir den
Besuch kurzfristig auf ihre Pfingstferien in Buenos Aires und Uruguay
vorverlegt haben. Fast schon traditionsgemäß läuft ihr Flug jedoch
nicht ganz so wie geplant, so daß sie 2,5 Stunden später ankommt.
Ich war bereits morgens kurz nach 5 Uhr aufgebrochen um sie abzuholen.
Mit einem Verfahrer erreiche ich nach über 2 Stunden Busfahrt den
Flughafen. Als meine Mutter um 10 Uhr immer noch nicht da ist erkundige
ich mich bei der Information und erhalte dort die Auskunft, daß ihr
Flugzeug erst um 7:30 Abends (und nicht morgens wie ich dachte) ankommen
würde. Ich fahre also wieder 1,5 Stunden zurück in die Stadt, wo ich
umgehend meine Emails checke, nur um rauszufinden, daß meine Mutter
bereits am Flughafen ist. Wir haben uns um lediglich 5 Minuten verpasst!
Also nochmal 1,5 Stunden zum Flughafen, Mutter abgeholt und wieder
1,5 Stunden zurück. Bin vermutlich einer der wenigen Menschen die
an einem Tag 8 Stunden in Buenos Aires Bus gefahren sind. Nachdem
die große Bescherung mit alle unseren neuen Ausrüstungsteilen vorüber
ist machen wir uns am Abend auf den Weg zu einem Jazz Festival. Das
Festival ist sehr schön, doch Nadine hatte die glorreiche Idee nochmal
schnell raus zu gehen um ein paar Kaffestückchen zu kaufen. Während
sie nur kurz beim Bäcker war bildete sich eine riesige Schlange vor
dem Eingang, die so groß ist, daß es Nadine leider nicht mehr in die
Konzerthalle schafft. Stattdessen verbringt sie einen netten und frischen
Abend mit anderen Leidensgenossen in der Warteschlange. |
|
Parrilla: Dank schier unendlicher Weideflächen
für Rinder ist das argentinische Rindfleisch weltberühmt. Während
bei uns daheim jedoch insbesondere das argentinische Rindersteak bekannt
ist, ist eines der Nationalgerichte hier die Parrilla, eine Grillplatte.
Obwohl ich seit etwa 10 Jahren Vegetarier bin habe ich mich dazu hinreißen
lassen in Buenos Aires mal eine Parrilla zu probieren. Imposant war
die Parrilla, die für meine Mutter und mich auf einen kleinen Tischgrill
gebracht wurde zwar schon, doch ansonsten war sie eher ernüchternd.
Bekamen wir doch nicht wie erhofft verschiedene gegrillte Rindersteaks
serviert, sondern gegrillte Rinderniere, gegrillte Kutteln (irgend
ein Teil des Rindermagens), ein gegrilltes Rippchen und eine gegrillte
Blutwurst. Dazu noch alles reichlich fett. Mag sein, daß die Innereien
der Kühe in Argentinien ebenfalls weltklasse sind, mich konnten sie
jedoch nicht davon überzeugen wieder ins Lager der Fleischesser zu
wechseln. Highlight beim Parrilla essen war jedoch der Chefkellner,
der sich rührend um uns gekümmert hat und sogar das Photo von uns
gemacht hat. |
|
Tangoshow Teil 1: Frisch "gestärkt" von
der Parrilla geht es dann zu einer Tangoshow. Bereits am frühen Abend
haben wir diverse Tangoshowveranstalter ausspioniert, doch bei allem
schien der Kommentar im Reiseführer "völlig überteurte auf Touristen
abgestimmte Shows" zu stimmen, und so wählten wir einen kleineren
Veranstalter, der mit dem Kommentar "authentisch" betitelt war. Direkt
vor dem Lokal werden wir dann von einem Schlepper angesprochen, der
meinte die Show würde auch gleich anfangen. Wir gehen in Lokal nur
um festzustellen, daß es vollkommen leer ist, obwohl auf vielen Tischen
"Reserviert" Schilder stehen. Es wird also schon noch voll werden
denken wir uns. Obwohl wir die einzigen Gäste sind fängt die Show
umgehend an, jedoch nicht wie erwartet mit zackigen Tanzvorführungen
sondern mit einer Gesangsdarbietung. Tango ist nämlich nicht nur der
Tanz sondern auch ein Musikstil. Im Eintrittspreis mit inbegriffen
sind auch die Getränke und so bekommen wir eine Flasche Wein und Mineralwasser
serviert. Obwohl wir die Einzigen Gäste sind wird das volle Programm
durchgezogen. Die drei Musiker (Akkordeon, Klavier, Baß) sowie drei
Sänger spulen ihr Programm runter, als wäre das Haus voll und wir
ihre Ehrengäste. Nach etwa einer Stunde kommen dann noch zwei chilenische
Damen und noch etwas später ein Pärchen aus Kolumbien. Wir sind erleichtert!
Als eine Gruppe Männer kommt und sich an ein paar Tische setzt wagen
wir schon fast zu hoffen, daß nun das Lokal wirklich voll wird, doch
zwei Musikstücke später stellt sich heraus, daß es die Zweitbesetzung
der Band ist, denn nun lösen sie ihre Kollegen ab. Nach und nach wird
uns auch klar, was der Reiseführer mit authentisch gemeint hat. Alle
Musiker und die insgesamt 5 Sänger sind bis auf zwei Ausnahmen alle
hoch in den Sechzigern. Es wirkt fast so, als wenn sie alle vor vielen
Jahren bekannte Größen in der Tango Szene von Buenos Aires waren,
die jedoch nicht wahrhaben wollen, daß ihre Zeit mittlerweile vorüber
ist. Die fast krampfhafte Hingabe mit der sie sogar nur für uns drei
spielen ist professionell und mitleiderregend zugleich. Die Gründe,
warum die Künstler ihre Show aufrecht erhalten sind sicherlich sehr
vielfältig, finanzielle Interessen dürften es jedoch kaum sein, denn
für 15 Akteure (incl. Kellner) und 3-7 zahlenden Gästen dürfte für
den einzelnen wohl nicht allzuviel übrig bleiben. Vielmehr wirkt es
auf uns so, als wenn der Tango, die Musik und der Tanz, ihr Leben
war und ist, und dieses Leben gibt man halt nicht so einfach auf.
Uns jedenfalls schmerzt es zu sehen, wie insbesondere einige der Sänger
still und heimlich leiden. Gleich als wir ankommen bekommen wir einen
Stapel Cd's auf den Tisch gelegt und zwei Sänger machen uns sogar
darauf aufmerksam, daß sie ihre CD für uns auch handsignieren würden,
wenn wir sie kaufen wollen. Schließlich singt auch der Chef der Truppe.
Mehr als bei allen anderen Sängern fühlt man, daß er singt weil er
es liebt zu singen, auch wenn die in vielen Jahren einstudierte
Mimik eines älteren Herren vor so wenig Gästen etwas skurril wirkt.
Etwas lockerer scheinen die Sache jedoch die Musiker zu sehen, denn
ihre primären "Kunden" sind ja die Sänger. Auch scheinen sie die Musik
um der Musik willen zu machen und so schwelgt einer der Akkordeonisten
in seinen Melodien, während er vom Pianisten, der vorher mühevoll
mit kleinen Tippelschrittchen zu seinem Klavier gelaufen ist, unerwartet
zackig und schwungvoll begleitet wird. Vielleicht sind wir etwas zu
mutig, wenn wir es wagen hier parallelen zu Argentinien zu sehen,
ein großartiges Land mit großartigen Menschen und einer großartigen
wirtschaftlichen Vergangenheit, dessen Bürgen nach dem wirtschaftlichen
Zusammenbruch oftmals bis auf die Erinnerung an bessere Zeiten und
der Liebe zum Leben nicht viel geblieben ist. |
|
Tangoshow Teil 2: Obwohl die Musiker und
Sänger das Hauptprogramm des Abends gestalten gibt es zu jeder vollen
Stunde eine Tanzvorführung eines Tangopaares. Den Tango den ich noch
aus den Tanzschulzeiten kennen ist kantig und unromantisch. Ganz anders
jedoch der argentinische Tango hier in Buenos Aires. Den Tango den
wir hier sehen hat die Zärtlichkeit unterdrückter Leidenschaft, was
sicherlich auch mit der etwas lieblicheren Musik zu tun hat. |
|
Tangoshow Teil 3: Nach jeder Tanzvorführung
schnappen sich unsere beiden Profitänzer das Publikum um uns in die
Geheimnisse des argentinischen Tango einzuweihen. Während die Tänzerin
eher etwas lustlos an den Tanzunterricht herangeht gibt er sich reichlich
Mühe dabei die anwesenden Damen übers Parkett zu wirbeln. Meine Mutter
kann ihre jahrelangen Tanzschulbesuche voll ausspielen und schafft
es so sogar den Chef der Truppe zu einem Tanz aufzufordern. |
|
Stadtfriedhof: Insbesondere Ende des 18.
Jhr. bis Mitte des 19. Jhr. wurde in Argentinien und speziell
in Buenos Aires auf großem Fuß gelebt. Geld spielte bei der wohlhabenden
Oberschicht oft keinerlei Rolle, was sich unter anderem auch in den
Mausoleen auf dem pompösen Friedhof von Buenos Aires zeigt. Neben
vielen anderen Berühmtheiten Argentiniens liegt hier auch Eva Peron
begraben. |
|
Uruguay: Vom 30.05. - 05.06. haben wir
einen Ausflug nach Colonia und Montevideo in Uruguay gemacht. Berichte
darüber folgen wenn wir in ein paar Tagen etwas länger in Uruguay
sind. |
|
210. Wochenbericht 04.06. - 10.06.2007
Route: Buenos Aires
|
|
Arbeitsbesuch von Sandra: Nach
4 Jahren hat es endlich mal geklappt, daß wir Sandra nicht nur bei
einem Urlaubsbesuch treffen, sondern daß wir in der gleichen Stadt
sind die sie als Flugbegleiterin der Lufthansa anfliegt. Da sie gerade
mal 24 Stunden Aufenthalt hat verbringen wir beinahe die gesamte Zeit
miteinander. Besonders interessant ist für uns, daß sie uns am Abend
zum Essen mit ihren Crewkollegen einlädt und wir so die seltene Gelegenheit
haben, mal einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.
Obwohl wir diesmal keine Großbestellung bei ihr aufgegeben hatten,
da ja meine Mutter alle notwendige und anderweitigen Ausrüstungsgegenstände
schon mitgebracht hatte, lies sie es sich jedoch nicht nehmen uns
zumindest mit einigen Leckereien zu verwöhnen. |
|
La Boca: Gemeinsam geht es nach La Boca,
das ehemals italienische Stadtviertel von Buenos Aires. Mittlerweile
ist La Boca einer der ärmsten Stadtbezirke von Buenos Aires und ein
Besuch in den 3 - 4 von der Polizei streng überwachten Straßen um
die Fußgängerzone Caminito beschräkt. Wir drehen ebenfalls eine Runde
durch diese für Touristen künstlich hergerichtete Welt aus kunterbut
bemalten schiefen Wellblech und Hplzhäusern, und haben auch Spaß dabei
in den vielen Läden mit Touristenartikel zu stöbern. Letztendlich
werden wir auch fündig, und Sandra kauft ein Bild und eine Mate Tasse
und Nadine ebenfalls eine Mate Tasse. |
|
Straßentango: Tango ist eine Touristenattraktion
in Buenos Aires und so natürlich auch in La Boca. Um Touristen anzulocken
haben die Wirte Musiker und Tangotänzer angestellt, die für die Unterhaltung
der Gäste in den Straßenrestaurants und Straßencafés sorgen. |
|
Café Tortoni: Eines der berühmtesten Cafés
von Buenos Aires ist das Café Tortoni. Seit über hundert Jahren ist
es der Treffpunkt von Künstlern und Schriftstellern und da wir diesmal
schon einen Städteurlaub mit meiner Mutter machen statten wir dem
Café auch einen Besuch ab. Überrascht sind wir, daß das Café überwiegend
von Argentiniern frequentiert wird. Neben den herrlichen alten Räumlichkeiten
mit Marmorsäulen, Ledersesseln, den Portraits von vielen seiner berühmten
Besuchern und den Kellnern, die ebenfalls noch aus der großen alten
Zeit Argentiniens zu stammen scheinen, hat es uns jedoch ganz besonders
die Mousse au Chocolate Torte angetan. Meine Mutter, ein ausgesprochener
Schokoladenliebhaber, ist sogar der Meinung, daß das die beste Torte
ihres Lebens war! Am Abreisetag waren wir daher noch mal zum Torteessen
hier. |
|
Tigre Delta: Nur 30 Km von Stadtzentrum
von Buenos Aires entfernt liegt das Tigre Delta, ein riesiges Flußdelta
mit unzähligen Kanälen und Inseln. Kein Wunder, daß dies das Naherholungsgebiet
der Porteños ist. Wer es sich leisten kann hat ein kleines, bzw. größeres
Häuschen auf einer der Inseln, und für den Rest gibt es noch genügend
Cafés, Restaurants, Hotels und Campingplätze. Erreichen kann man das
Delta natürlich nur per Boot was jedoch mit den regelmäßig verkehrenden
Lanchas (Bootsbussen) keinerlei Problem ist. Auch wir fahren mit einer
Lancha zu einer der Inseln im Delta und steigen bei Tres Bocas (3
Mündungen) aus. |
|
Abenteuerpfad auf Tres Bocas:
Auf der Deltainsel Tres Bocas unternehmen wir eine kleine Rundwanderung.
Zunächst bin ich noch etwas belustigt, da der Rundweg in einer Broschüre
als Abenteuertrekking bezeichnet wird, doch dann wird aus dem mit
Gehsteigplatten gepflastertem Weg ein lehmiger Trampelpfad. Schließlich
dürfen wir auch noch einige Wasserläufe auf abenteuerlichen Holzbrücken
überqueren, so daß wir zwischendurch gar nicht mehr so sicher sind,
ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Zu unserem Schutz haben sich
übrigens 2 Hunde bereiterklärt uns auf dem Rundweg zu begleiten, so
daß wir sicher nach 2 Stunden wieder am Anlegesteg ankommen. |
|
Schwimmender Supermarkt: Für
diejenigen die im Tigre Delta wohnen ist der Gang zum nächsten Supermarkt
natürlich etwas schwieriger, und so gibt es hier schwimmende Supermärkte,
die vermutlich besser ausgestattet sind als so mancher Tante Emma
Laden. |
|
Besenflugschein: Da hat eine Hexe anscheinen
ihren Besenflugschein im Lotto gewonnen. Oder handelt es sich hier
um einen Fall von Trunkenheit auf dem Besen? |
|
Schwer beladen: Wäre dieses Holztransportschiff
noch etwas mehr beladen würde es sicherlich eine Zulassung als U-Boot
bekommen |
|
Leben auf der Straße: Während
wir in Uruguay waren waren in Buenos Aires Wahlen, und vermutlich
deswegen haben wir die ganze Zeit vorher nie Menschen getroffen, die
auf der Straße leben müssen. Wir vermuten, daß die Stadtregierung
sie für den Wahlkampf vorübergehend verräumt hat. Nun, gerade mal
ein paar Tage nach dem Wahlkampf, sehen wir sie auf einmal überall.
Egal ob in kleinen Grünanlagen oder in Häusernieschen, plötzlich sehen
wir überall Matratzen oder Kartons liegen, die für diejenigen, die
aus der Gesellschaft nach unten herausgefallen sind, das zu Hause
bilden. Kaum zu glauben, daß Argentinien einmal zu den 10 reichsten
Ländern der Erde gehört hat, doch das war noch vor Juan Perons erster
Amtsperiode. |
|
Hundekindergarten: In Buenos
Aires kann man seinen Hund tagsüber in einer Art Hundekindergarten
abgeben, wo er mit seinesgleichen sicherlich einen spannenderen Tag
verbringt als alleine daheim. Natürlich kann man hier seinen Hund
auch einem professionellen Hundespaziergänger anvertrauen, der ihn
dann zusammen mit 10 anderen Hunden gleichzeitig ausführt. |
|
Musicalbesuch und Abflug: Nachdem
wir in Montevideo schon eine Theateraufführung des kleinen Prinzen
gesehen hatten schauen wir uns an unserem letzten Abend noch ein Musical
in Buenos Aires an. Das Musical Camela handelt von der Liebe
von Camela zu eine Pfarrer zur Zeit von Rosa (in der ersten
Hälfte des 19. Jhr.). Als Camela dem Pfarrer ihre Liebe gestehtund
dieser seine Kutte auszieht, um mit ihr ein glückliches Leben zu führen,
werden sie verhaftet und zum Tode verurteilt. Obwohl wir gerade genug
verstehen um der Handlung überhaupt folgen zu können sind sowohl Bühnenbild
und die Gesangseinlagen wirklich sehr schön. Ein gutes Kulturangebot
ist vermutlich eines der wenigen Dinge, das mich an Großstädten reizt.
Am nächsten Tag gegen 21 Uhr soll dann der Flug meiner Mutter gehen.
Wir sind um 18:30 Uhr am Check In, nur um zu erfahren, daß wegen starkem
Nebel der Flug zu spät ankam, die Crew jetzt 12 Stunden Pause haben
müsse, und somit der Rückflug morgen Früh um 5:40 Uhr wäre. Gegen
4:00 Uhr sollte sich meine Mutter dann bitte im Bording Room einfinden!
Meine Mutter hat ja auf ihren Flügen schon viel erlebt, doch das ist
nun doch wieder etwas neues. Wir fahren also wieder 1,5 Stunden mit
dem Bus zurück zu unserer Gastfamilie und gönnen uns noch ein paar
Stunden Schlaf, bevor wir uns um 02:30 Uhr wieder auf dem Weg zum
Flughafen machen. Ziemlich erstaunt bin ich in Buenos Aires, daß hier
die Busse sogar die ganze Nacht hindurch fahren, und selbst als wir
um 2:30 Uhr in den Bus einsteigen müssen wir erst eine Weile warten,
bis wir einen Sitzplatz bekommen. |
|
211. Wochenbericht 11.06. - 17.06.2007
Route: Buenos Aires, Rosario |
|
Auf der Autobahn durch die Pampa:
Unsere nächste Etappe führt uns von Buenos Aires nach Rosario. Um
dem Stadtverkehr zu entgehen nehmen wir einen Vorstadtzug bis nach
Tigre, wo wir dann direkt auf die Autobahn wechseln. 300 Km Autobahn
durch die Pampa Argentiniens. Felder so weit das Auge reicht, hin
und wieder kreuzen einige schmutzige und stinkende Bäche. Wir haben
quasi jeden Tag Nebel oder Hochnebel, es ist kalt und wir haben meist
Gegenwind. Als wenn das nicht alles schon genug wäre donnert ein Lkw
nach dem anderen an uns vorbei, wovon uns abends ordentlich der Kopf
dröhnt. Eine Alternativroute gibt es nicht, und selbst Nachts müssen
wir in unmittelbarer Nähe der Autobahn unser Zelt aufbauen, da ja
ansonsten alles eingezäunt ist. Die Etappe gehört sicherlich zu den
langweiligsten und anstrengendsten unserer Reise, und obwohl es absolut
flach ist kommen wir dank Gegenwind kaum voran. Hinzu kommt daß wir
nach der langen Radelpause in Buenos Aires nicht gerade fit sind.
Lichtblicke sind da ein lebendes Stinktier und ein paar wilde Meerschweinchen
die wir sehen. Außerdem sieht Nadine einmal sogar kurz ein Gürteltier.
Kurz bevor Nadine jedoch in ernsthafte Depressionen verfällt erreichen
wir zum Glück aber Rosario bei strahlendem Sonnenschein. |
|
Tecnomaiz: Nein, Tecnomaiz ist nicht der
neueste Musikstil der Freunde der elektronischen Unterhaltungsmusik.
Doch wer weiß, wenn wir alle nur genügend genmanipulierte Lebensmittel
zu uns nehmen sind wir vielleicht alle bald auch so aufgedreht wie
die von chemischen Drogen aufgeputschten Liebhaber der elektronischen
Musik |
|
Geplanter Besuch bei Toto: Eigentlich
wollten wir in Rosario Toto, einen Argentinier den wir schon aus Limburg
kennen, besuchen. Leider ist er jedoch gerade irgendwo in Patagonien
unterwegs, so daß wir bei ihm zu Hause leider niemanden antreffen.
Toto war gerade umgezogen und wir habe zwar die neue Adresse doch
leider keine aktuelle Telefonnummer, und die Handynummer, die wir
notfallmäßig noch aus Deutschland geschickt bekommen, endet ebenfalls
bei der netten Bandansage der Telefongesellschaft, die meint wir sollten
doch die Telefonauskunft anrufen, da die gewählte Nummer nicht existieren
würde. Leider kam Toto erst zurück als wir Rosario schon wieder verlassen
hatten, so daß ein Wiedersehen vermutlich noch eine Weile warten muß. |
|
Fahrradreparatur: In Buenos Aires hatten wir Nadines Fahrrad
ein neues Tretlager und einen neuen Steuersatz verpasst. Die Radmechaniker
haben sich dort aber nicht mit Ruhm bekleckert und ich hatte damals
schon mehrfach Angst, daß sie während der 1,5 Stunden dauernden
Umbauaktion mit 2 Mechaniker das Rad ernsthaft beschädigen würden.
Nun, 300 Km später, ist dann das Tretlager auch schon wieder kaputt,
denn es macht Knackgeräusche das einem die Haare zu Berge stehen.
Also wieder in einen Radladen. Die Mechaniker hier verstehen ihr
Handwerk jedoch um einiges besser und fahren das Rad erst einmal
Probe. Erst meinen sie zwar, daß es lediglich die Kette sei, die
die Knackgeräusche macht (insbesondere als ich erzähle, daß die
Kette bereits 7000 Km drauf ist), doch letztendlich kann ich sie
davon überzeugen, doch das Tretlager zu tauschen. Nun ja und was
soll ich sagen, beim öffnen kommt es uns auch schon entgegengeflogen.
Da haben die uns in Buenos Aires für teueres Geld irgendein chinesisches
Billigteil eingebaut! Wir verstehen uns blendend mit dem Besitzer
des Radladens und unterhalten uns noch den halben Abend mit ihm.
Wir haben sogar die Vermutung, daß er uns das Tretlager besonders
günstig verkauft hat, den 10,- € für ein Shimano Tretlager samt
Umbau ist etwa die Hälfte wie das, was wir für das Billigteil in
Buenos Aires bezahlt haben!!!
|
|
Semana de la Bandera:
Hier am Rio Parana in Rosario liegt der Ort, an dem General Belgrano
1812, auf dem Weg um gegen die Spanier in Jujui zu kämpfen, das erste
mal die Argentinische Flagge hißte. Dem zu ehren wurde in Rosario
ein riesiges Monumento de la Badera mit einem 70m hohen Turm
von dem man einer herrlichen Blick über den Rio Parana hat. Die Woche
vor dem 20 Juni ist die "Woche der Flagge" die mit Festivitäten rund
um die Flagge gefeiert wird. Wir kamen passend zur Semana de la
Bandera nach Rosario, und konnten so ein kleinwenig dem bunten
Treiben rund um die Flagge beiwohnen. |
|
Näharbeiten zur großen Feier:
Die Vorbereitungen zur großen Feier am 20. Juni laufen auf Hochtouren
und so sitzen mehrere Schneiderinnen vor dem großen Monument und nähen
diverse Riesenflaggen zusammen. Auf einer Nähmaschine dürfen dann
sogar alle Passanten, große wie kleine, ebenfalls selbst mal ein Stück
der Fahne nähen. |
|
La Bandera: Anders als wir Deutschen haben
die Argentinier jedoch ein etwas natürlicheres Verhältnis zu Ihrer
Flagge, und so ist es dann auch kein Problem, daß man sich mal für
ein Photo in den blau-weis-blau gestreiften Stoff kuschelt. |
|
Che Guevara: Der große südamerikanische
Revolutionsheld der Moderne, Che Guevara, wurde 1928 hier in Rosario
geboren. Seit der Verfilmung seiner Motorradtagebücher wieder in aller
Munde ist Che Guevara aber schon lange ein Vorbild für viele Jugendliche
in aller Welt. Mir war der Kult um ih jedoch schon immer ein Rätsel.
Hier in Rosario gibt es gerade eine Photoausstellung über Revolutionshelden
und ehemaligen Freund von Fidel Castro, der schließlich im Kongo ermordet
wurde. Besonders aufgefallen sind mir natürlich zwei Aufnahmen. Zum
einen die, auf der er mit einem Freund auf einem Floß auf dem Amazonas
paddelt, und eine andere Aufnahme, wo er eine 4000 Km lange Fahrradtour
durch Argentinien unternommen hat. |
|
Über die Brücke nach Victoria:
Offiziell ist die Brücke über den Rio Parana für Fahrradfahrer gesperrt,
doch als wir auf die Brücke auffahren ist der Polizist in seinen Häuschen
so in seine Zeitung vertieft, daß er uns nicht sieht. Auf der anderen
Seite der Brücke ist jedoch eine Mautstelle und ein größerer Polizeiposten
die uns dann auch sofort anhalten. Sehr höflich erklären sie uns,
daß nach der Mautstelle keine Fahrräder mehr fahren dürften. Die Straße
nach Victoria wäre zwar eine normale Bundesstraße. doch es gäbe nur
eine Fahrspur pro Seite und kein Bankett, so daß es bei dem starken
Lkw Verkehr für Fahrradfahrer viel zu gefährlich wäre. Daher schlagen
die Polizisten uns vor, daß wir doch wieder über die Brücke zurück
nach Rosario fahren sollten und dort dann einen Bus nach Victoria
nehmen sollten. Ich frage höflich an, ob wir den Bus auch hier anhalten
könnten. Der Polizist funkt kurz seinen Chef an und meint, daß sie
versuchen würden einen Camionetta (Pickup) für uns anzuhalten.
Es dauert gerade mal 15 Minuten, bis es den Polizisten gelungen ist,
einen Camioneta anzuhalten dessen Fahrer uns bereitwillig mit
über die für Radler gesperrte Strecke nimmt. Erst will der Fahrer
zwar noch unsere voll beladenen Räder komplett auf die Ladefläche
verladen, doch als er versuchte eines der Räder anzuheben sieht er
schnell ein, daß es wohl doch einfacher ist alle Packtaschen vorher
abzuladen. Ein paar Minuten später sind wir und die Räder auf der
Ladefläche verstaut und los geht die 50 Km lange Fahrt durch die Flußlandschaft
des Rio Parana bis nach Victoria, wo wir wieder auf die Straße gelassen
werden. |
|
Flußlandschaft: Die Strecke von Rosario
nach Victoria führt durch eine riesige Flußlandschaft des Rio Parana,
mit unzähligen, Kanälen, Sümpfen und Inseln. Die Straße selbst verläuft
übrigens auf einem aufgeschüttetem Wall. Es wäre sicherlich sehr schöne
gewesen vom Fahrrad aus die Landschaft in aller Ruhe zu betrachten,
doch von der Ladefläche des Camionetta haben wir ebenfalls
eine gute Aussicht. Lediglich der Fahrtwind bei den ohnehin schon
frischen Temperaturen schmälert etwas die Freude an der schönen Fahrt. |
|
212. Wochenbericht 18.06. - 17.06.2007
Route: Victoria, Colon |
|
Palacio San José: Der Palacio San José
ist die Residenz des früheren Gouverneurs der Provinz Entre Rios,
José de Urquiza. Urquiza organisierte 1852 eine dreifache Allianz
von Argentinien, Brasilien und Uruguay um den General de Rosas, den
Gouverneur von Buenos Aires, der damals seit 17 Jahren ein Art Schreckensherrschaft
führte, zu entmachten, was 1852 bei Caseros gelang. Später wurde Urquiza
hier in seinem eigenem Haus ermordet. Besonders beeindruckend sind
für uns zum einem in welcher Pracht die argentinische Oberschicht
so kurz nach der Unabhängigkeit Argentiniens gelebt hat. Neben einem
riesigen Garten und einem künstlich angelegtem See mit Dampfschiff
verfügte der Palacio über eine eigene Kapelle, und im Hauptgebäudekomplex
über zwei große Innenhöfe, um die die jeweiligen Zimmer angelegt sind.
Während der erste Innenhof von den Verwaltungs- und Küchenräumlichkeiten
umgeben ist, liegen um dem zweiten Innenhof die Wohn- und Gesellschaftsräume
der Familie von José Urquiza. Zum anderen finden wir es absolut faszinierend,
hier diesen riesigen Palast mitten im Nirgendwo zu finden. Weit und
breit gibt es nicht viel mehr als Weiden und Sumpflandschaft und selbst
bei dem mittlerweile gut ausgebautem und wetterfesten Wegenetz ist
es zum Beispiel von Buenos Aires eine kleine Weltreise bis hierher.
Kaum vorzustellen, wie es wohl war den Palacio vor gut 150 Jahren
in einem regenreichen Sommer zu erreichen! Vermutlich ist damals die
Hälfte der Besucher nämlich irgendwo im Schlamm steckengeblieben.
|
|
Küche: Diese Küche zählte um 1860 vermutlich
zu den modernsten in Argentinien, hatte sie doch als erste im ganzen
Land fließend Wasser! Auch der achteckige Herd dürfte damals sicherlich
sehr ausgefallen gewesen sein. |
|
Gästetoilette: In der Kommode ist zugleich
ebenfalls die Gästetoilette eingebaut, für das dringende Bedürfnis
in der Nacht. Das Ausleeren am nächsten Morgen ist jedoch sicherlich
eine ganz besondere Freude! |
|
Nüsse und Orangen: Als wir gerade
dabei sind zu gehen sprechen uns die mittlerweile neugierig gewordenen
Mitarbeiter des Palacio an, und im Nu entwickelt sich eine sehr nette
Unterhaltung. Während der Unterhaltung sind der Sicherheitsmann und
eine Kartenverkäuferin unentwegt dabei Nüsse zu knacken und so kommt
es, daß sie auch uns Pecannüsse anbieten. Wir sind gerade in der Unterhaltung
dabei zu erklären, was wir als Vegetarier so essen, wodurch der Sicherheitsman
auf die Idee kommt, daß wir von hier zumindest ein paar Nüsse mitnehmen
sollten. Zusammen mit drei Angestellten gehen wir also in den Garten
des Palacio und sammeln bis wir eine große Tüte voll gefüllt mit Pecannüssen
haben. Zusätzlich bekommen wir dann auch noch eine Tüte mit einigen
Kilo Orangen, so daß wir uns um unseren Vitaminhaushalt der nächsten
Tage keine Sorge machen müssen. Voller beladen als nach einem Supermarktbesuch
machen wir uns schließlich kurz vor Sonnenuntergang wieder auf den
Weg. |
|
Thermalbad in Colon: Unser vorerst
letzter Ort in Argentinien ist diesmal der kleine Thermalort Colon
am Rio Uruguay, wo wir unseren müden Radlermuskeln bei einem gemütlichem
Bad in den 40°C warmen modernen Thermalbecken etwas Erholung gönnen.
Doch die Erholung war teuer erkauft, hatte es doch am Nachmittag so
stark geregnet, daß wir auf dem Weg zum Thermalbad komplett im Schlamm
versunken sind. Nadines Fahrrad war so voll Schlamm, daß sich kein
Rad mehr drehte und wir es am nächsten Tag erst einmal mit einem Hochdruckreiniger
wieder sauber und fahrbar machen müssen bevor wir weiter nach Uruguay
fahren. Doch wie auch für Paulchen Panther ist für uns in Argentinien
hier nicht aller Tage Abend, denn, "wir kommen wieder, keine Frage!"
|
|
|
I
Broschüre über
unsere
Weltreise!
50 Seiten, 113
Farbphotos
Hintergrundinfos, Geschichten
& mehr
6,95 €
(zzgl. 1,50 € Versandkosten)
Bestellung
per Email:
martinlunz@yahoo.de
Bezahlung per:
Banküberweisung:
NASPA, BLZ:
510 500 15
KontoNr.:
535297800
Pay
Pal :
nadinepuschkasch@yahoo.de
|
|
|