PERU: 12.11.2007 - 22.01 2008

Route: Puno, Cusco, Aguas Calientes, Cusco, Ayacucho, Huancayo, Huanuco, Huaraz, Casma, Trujillo, Chiclayo, Máncaro, Tumbes

Geradelte Kilometer: 3451 Km                   Höhenmeter: 28675m

 

Vorwort: Peru war eines von den Ländern, in denen das Radeln nicht nur reiner Genuß war. Klar, die Inkaruinen von Machu Picchu und der Titikakasee waren schon beeindruckend, doch die vielen zuweilen üblen Schotterpisten (mehrere gebrochene Speichen, eine gebrochene Felge, Gepäckträger und Gepäckträgerbefestigung gebrochen) die sich von den auf 2000m gelegenen Tälern über Pässe zwischen 4000m und 4800m schlängeln, die vielen aggressiven Hunde, die allgegenwärtigen "Gringo"- oder "Gringo gib mit Geld"- Rufe, die zuweilen extremen Wetterbedingungen mit Schnee auf den Pässen und der extremen Hitze in den Tälern oder an der Küste haben uns ganz schön viel abverlangt. Nach den anstrengenden Zeiten mit den Bergbewohnern waren die unglaublich freundlichen Küstenbewohner dann wie Balsam auf der Seele, und insbesondere Willian und seine Familie sowie Lucho und Aracelli haben wir es zu verdanken, daß wir nicht komplett frustriert gewesen sind. Anders als viele andere Radreisende haben wir wie üblich auch in Peru nahezu ausschließlich wild gezeltet  und haben uns dabei nie unwohl oder gar gefährdet gefühlt, auch wenn wir vielleicht unsere Zeltplätze etwas sorgfältiger ausgewählt haben als in den Nachbarländern.

 
233. Wochenbericht 11.10. - 18.11.2007

Route: Puno, Cusco, Santa Theresa, Aquas Calientes, Cusco, Abancay
 
Titikakasee: Der Name des berühmten Sees setzt sich aus den Worten "Titi" und "Kaka". zusammen. Während "Titi" übersetzt "Puma" heißt, bedeutet "Kaka" "Stein, Fels oder grau". Sieht man den Titikakasee von oben so kann man mit etwas Phantasie die Form eines Pumas erkennen, der gerade ein kleines Tier fängt, und von den schwimmenden Inseln aus hat der Titikakasee eine gräuliche Farbe (komisch wo er sonst doch leuchtend blau ist). Zusammengesetzt heiß Titikaka also "grauer Puma".
 
Flamingos: Wir sind etwas erstaunt, als wir mitten am Ufer des Titikakasees Flamingos sehen. Bisher haben wir Flamingos eher in weniger dicht besiedelten Gegenden gesehen (mit Ausnahme der Flamingos bei Calafate).Die Flamingos sind sehr nahe am Ufer und so mache ich mich auf die Photopirsch.
 
Dreckbär: Auf dem Rückweg von meiner Flamingosafari will ich einen anderen Weg nehmen um nicht direkt am Ackerrand entlang laufen zu müssen. Hätte ich das mal lieber schön bleiben lassen, denn obwohl es so aussieht als wenn ich über eine grüne Wiese laufen würde breche ich zweimal bis an die Knie in schwarzgrünen Morast ein. Der schwarzgrüne Morast klebt etwa 1 cm dick an meinen Beinen, Füßen und Schuhen und sieht so lecker aus, daß Nadine mir lieber nicht zu nahe kommen will. Den gröbsten Morast kann ich mit einem Stecken wegkratzen, doch der Versuch meine Füße im See zu waschen scheitern, da das ganze Ufer hier sehr schlammig ist. Ein paar Kilometer weiter, dann endlich eine felsige Stelle mit klarem Wasser und so bin ich letztendlich dann doch wieder ein sauberes Schweinchen.
 
Ausflug zu den Uros: Die Uros, oder Islas Flotantes (Schwimmende Inseln), sind eine Inselgruppe im Titikakasee, die ausschließlich aus Schilf (Totara) gebaut sind. Um sich vor den aggressiven Collas und Inkas zu schützen haben sich die Uros vor einigen Jahrhunderten hier auf ihre selbstgebauten Inseln im Titikakasee zurückgezogen und auch heute noch leben mehrere hundert Uros an diesem ungewöhnlichen Ort. Da wir vermuten daß die Situation auf den Inseln durch den starken Tourismus bereist stark angespannt ist, entscheiden wir uns nicht mit unseren Booten zu ihnen zu paddeln um die Situation nicht überzustrapazieren. Ausserdem wissen wir ja bereits dass bei starken winden unsere Boote nicht optimal sind und windig ist es hier allemal.Mit einem der Touroperator wollen wir jedoch auch nicht fahren und so begeben wir uns um 6:30 Uhr morgens an den Hafen um mit einem der normalen Shuttleboote zu fahren. Als wir ankommen meint der Ticketverkäufer, daß noch 4 Mitfahrer fehlen würden, bevor das Boot ablegen würde (wir sind die ersten). Kein Problem denken wir kommt doch alle paar Minuten eine neue Gruppe Touristen an. Doch alle ankommenden Touristen haben eine Tour gebucht. Auch die jungen Backpacker scheinen eine prall gefüllte Reisekasse zu haben, denn alle gehen sie gemeinsam mit einem Tourguide zu einem der Boote und verschwinden in Richtung der Inseln. In unserem Reiseführer steht, daß die Schule auf der Insel für Spenden von Stiften sehr dankbar ist, und so ist es kein Wunder, daß es hier am Bootssteg einige Frauen gibt, die den Touristen noch schnell ein Paar Bleistifte (im 12er Pack) oder Buntstifte verkaufen wollen. Vermutlich bekommt die Schule mittlerweile schon so viele Stifte geschenkt, daß sie sie an die Verkäuferinnen am Bootssteg wieder zurück verkaufen können (wundern würde es uns nicht wenn es so laufen würde).
 
Mitreisende: Wir warten bereits eine Stunde auf unsere fehlenden Passagiere und sind bereits am zweifeln ob die Idee mit dem normalen Boot zu fahren wirklich so gut war (mittlerweile haben uns nämlich einige hundert Touristen mit ihren Guides passiert), als plötzlich eine Peruanerin aus Arequipa (eine Stadt etwas 300 Km nordwestlich von Puno) mit ihren beiden erwachsenen Söhnen ebenfalls mit dem normalen Boot fahren will. Die Peruanerin ist etwas aufgeregt und zudem etwas dominant, doch ebenfalls eine gute Kundin der Bonbonverkäuferin die ihr noch schnell 3 Tüten Bonbons für die Kinder auf der Insel verkauft( eigentlich will die Peruanerin nur 2 Tüten doch die Verkäuferin überzeugt sie daß drei Tüten besser wären, da sie schließlich 3 Inseln besichtigen würde (letztendlich sehen wir aber doch nur 2 Inseln und Kinder gibt es kaum, da die ja alle gerade in der Schule sind). Auch die Wackelpuddingverkäuferin findet bei unserer Peruanerin eine gute Kundin und so kauft sie für sich und ihre Söhne noch mal schnell 6x Wackelpudding. Gerade als der Mutter auffällt, daß ihr Photofilm eigentlich schon voll geknipst ist und sie gerade ihren jüngsten los schicken will um Nachschub zu kaufen kommt eine Frau vom Colca Cañon, dem zweittiefsten Cañon der Welt, der hier im Süden von Peru liegt, mit ihrer Tochter. Zum Glück hat die Bonbonverkäuferin jedoch auch Photofilme und so wird schnell noch ein Film aufs Boot geschmissen, bevor wir auch schon ablegen. Während der ganzen Aufregung der letzten Minuten ist dummerweise einer der Wackelpuddinge im Bootsinneren ins Wasser gefallen, der jünger Sohn fischte ihn zwar aus dem Wasser, doch weigert er sich diesen noch zu Essen und jetzt da etwas Ruhe einkehrt verzehrt ihn schließlich seine Mutter unter der mehrfachen Beteuerung daß kein Wasser durch die Plastiktüte gekommen sei. Nach einer Halbstündigen Bootsfahrt durch eine Gasse im Schilf kommen wir schließlich bei den Uros an. Zum Glück sind wir nicht selber mit unseren Booten gepaddelt, denn der Boden der Inseln liegt sicherlich 1m über dem Wasser, so daß wir vermutlich gar nicht hätten aussteigen können.
 
Konstruktion der schwimmenden Inseln: Auf unserer Insel bekommen wir dann von einem Inselbewohner eine Einführung in die Inselkultur. Insgesamt gibt es 40 Inseln die alle prinzipiell gleich sind, jedoch verschiedenen Namen haben. Die Inseln schweben quasi 14 m über dem Seegrund. Als "Fundament dienen die Wurzelstöcke der Totora. Anschließend kommen die Totora Halme auf die Wurzelstöcke und die Insel ist mehr oder weniger fertig. Da die Totora Halme im Wasser natürlich verrotten werden diese immer wieder oben nachgelegt. Auf dem Boden aus Totora Halmen werden dann die Hütten gebaut, die natürlich ebenfalls aus Totora sind. Wenn man sich auf den Inseln bewegt hat man das Gefühl als wäre man ein kleines Engelein auf seinem Himmelswölklein, so luftig leicht und federnd ist das Laufgefühl. Wenn man jedoch zu nahe an den Rand der Inseln kommt kann es gut sein, daß der Boden unter einem etwas nachgibt, doch naße Füße haben wir nicht bekommen. Ganz anders ist es dann jedoch vermutlich an einem stürmischen Regentag, wenn die Totora-Stücke an den Füßen kleben und die Insel schwer am schaukeln ist. Obwohl die Inseln mit Seilen am Seegrund verankert sind kann es doch schon mal vorkommen, daß sie vom Wind losgerissen werden und weiter auf den Titikakasee hinaustreiben. Als er das verängstigte Gesicht der Peruanerin aus Colca sieht meint unser Inselbewohner gelassen daß das keine Problem wäre da ja irgendwann der Wind schon wieder drehen würde und die Inseln wieder zurück in die Inselgemeindschaft treiben würde.
 
Inselbewohner: Auf unserer Insel leben 9 Familien, die sich vom Fischfang und mittlerweile vom Tourismus ernähren. Obwohl das Leben prinzipiell noch sehr traditionell verläuft (Fischfang, Bootsbau und Inslebau beanspruchen viel Zeit) ist das Kommunikationszeitalter auch bis zu diesem entlegenen Winkel Erde vorgedrungen. Während unser Inselbewohner uns die Konstruktion der Inseln erklärt hält er kurz inne, zückt sein Mobiltelefon, checkt eine SMS, lächelt kurz und erklärt uns anschließend weiter den Aufbau der Insel. Auf den Inseln gibt es neben einem Postbüro auch eine Schule, zu der die Schüler natürlich mit Booten rudern müssen. Interessanterweise müssen die Inselbewohner keine Steuern zahlen. Bis vor einigen Jahren konnten die Inselbewohner das Seewasser noch einfach so trinken, doch dank der modernen Zivilisation ist der Titikakasee mittlerweile so verschmutzt, daß sie das Wasser filtern müssen. Da wir nicht mit einer geführten Tour unterwegs sind haben wir das Glück auf eine der weniger oft besuchten Inseln zu kommen. Die Inselbewohner hier sind sehr nett, und kommen sogar auf uns zu um sich mit uns ganz normal zu unterhalten. Obwohl auch Touristensouveniers verkauft werden sind die Frauen hier sehr zurückhaltend; keine Spur von den im Reiseführer angekündigten "harten und penetranten Verkaufstechniken".
 
Inselküche: Die gesamte Insel ist natürlich leicht brennbar, so daß das Kochen auf der Insel etwas mehr Sorgfalt erfordert. Zum Kochen dient den Inselbewohnern eine Steinplatte auf der ein Ton Gestell, der Herd, steht. Geschürt wird der Küchenherd natürlich mit getrockneten Totora Halmen.
 
Fischfang: Wie kaum anders zu erwarten, stellt der Fischfang eine Hauptnahrungsquelle der Inselbewohner dar. Um sich das Leben hier ein klein wenig einfacher zu machen haben sich die Inselbewohner kleine "Teiche" mitten in ihren schwimmenden Inseln eingebaut, in denen sie sich Fische züchten (bzw. vermutlich die zu klein gefangenen Fische noch etwas wachsen lassen bevor sie im Suppentopf landen). Neben Fischen zählen aber auch Wasservögel zu den Nahrungsmitteln und wir sind erstaunt, daß viele Wasservögel völlig entspannt auf den Inseln umherspazieren, während ihre toten bereits entfederten Artgenossen wenige Meter daneben im Schatten liegen und darauf warten in die Pfanne geworfen zu werden
 
Bootsbau: Das Einzige Transportmittel der Inselbewohner waren ursprünglich die selbstgebauten Boote aus Totora, obwohl es mittlerweile auch viele Holzruderboote gibt. Für ein Schilfboot brauchen die Männer unserer Insel (9 Männer) etwa 1-1,5 Monate. Mit Seilen werden die Totora Halme super eng zusammengeschnürt, so daß das Boot sehr kompakt und schnittig wird. Leider sind die Boote jedoch nur etwa 9 Monate haltbar. Eigentlich wollten wir keine Spritztour auf einem der Schilfboote mache, doch da letztendlich auch die Frau aus Colca ihre Angst überwindet und sich auf das Boot begibt wollen wir als einzige Ausländer unserer Gruppe auch keine Spielverderber sein und fahren ebenfalls mit auf eine Nachbarinsel.
 
Rückfahrt: Auf der Rückfahrt packt unsere Frau aus Colca dann auf einmal das Bündel, das sie mit dabei hat auf und zum Vorschein kommen handgemachte und Handbestickte Taschen, Gürtel, Beutel und Handytaschen. Wenn man schon mal einen Ausflug macht kann man die Gelegenheit gleich nutzen an die anderen Touristen die eigenen Souvenierartikel zu verkaufen um sich so die Reisekosten zu verdienen. Die Frau aus Arequipa ist dann auch gleich ganz begeistert von den Taschen und kauft schließlich drei bestickte Handytaschen. Nadine hat es ein bestickter Gürtel besonders angetan und den sie hier zu einen Freundschaftspreis unter "Reisekameraden" erwirbt. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen, jeder macht Photos von jedem bis wir uns zurück in Puno voneinander per Handschlag verabschieden. Obwohl ein Ausflug zu den Uros sicherlich eine der "touristischsten" Sache ist die man am Titikakasee machen kann hat er uns sehr gut gefallen. Da wir mit dem normalen Boot gefahren sind und so in Gesellschaft der "Einheimischen" auf die Inseln gekommen sind, sind uns die Tanzdarbietungen der Inselbewohnerinnen (mehrere Frauen stehen nebeneinander in einer Reihe und singen den Refrain des alten Schlagers "Vamos a la Playa" und mit einem lauten "Huiiiii" drehen sie sich zum Abschluß einmal im Kreis) und die hartnäckigen Souvenierverkäufer erspart geblieben, so daß der Ausflug sehr schön war.
 
Auf nach Cusco: Die Gegend zwischen Puno und Cusco ist relativ dicht besiedelt und so ist es etwas schwieriger gute Zeltplätze zu finden. Wir radeln daher bis es quasi schon dunkle ist und bauen dann schnell unser Zelt abseits der Straße auf. Wir sind gerade dabei nach einem Zeltplatz Ausschau zuhalten als Nadine plötzlich einen alten Mann mit seinem Fahrrad (auf der er immer noch sitzt) im Straßengraben liegen sieht. Wir fahren zu ihm zurück und fragen ihm ob er einen Unfall hatte oder ob wir ihm helfen können. Die Verständigung ist äußerst schwierig wobei wir nicht wissen ob der Mann entweder quasi kein Spanisch spricht, betrunken ist, von einem Unfall noch unter Schock steht oder prinzipiell eher verwirrt ist. Letztendlich haben wir dann jedoch das Gefühl das er keinen Unfall hatte und vermutlich auf seinem Weg nach Hause von der Dunkelheit überrascht wurde und so hier die Nacht verbringen will. Die Einzigen Worte die wir von ihm verstehen sind, "no accidente" (kein Unfall) und panecito (Brötchen) und so geben wir ihm ein Drittel unserer Brötchen und eine Flasche Wasser. Uns ist immer noch nicht so klar was mit dem Mann genau los war, denn in der Gegend gab es eigentlich genügend Häuser an die er sich im Notfall hätte wenden können. Hunger scheint er jedoch gehabt zu haben, denn unsere Brötchen hat er umgehend verzehrt.
 
Waschanlage: Leider ist das Thema Umweltschutz hier in Südamerika oft noch ein eher unbekanntes Thema. Plastikflaschen werden genau da wo man die Flasche leergetrunken hat fallen gelassen oder aus dem Autofenster geworfen, Plastiktüten fliegen quasi überall herum (bevorzugt jedoch im Flüssen und an Weidenzäunen an denen sie hängenbleiben nachdem sie vom Wind weggeweht wurden) und wilde Müllhalden direkt am Ortsrand sind oft ein alltägliches Bild. Besonders schlimm finden wir es immer wenn wir sehen, daß Busse und Autos zum Waschen einfach in den nächstbesten Fluß gefahren werden. Kein Wunder also, daß sauberes Trinkwasser immer mehr zur Mangelware wird. Doch leider ist das oftmals ein völlig unnötiges, hausgemachtes Problem.
 
Begegnungen: Die Gegend zwischen Cusco und dem Salar de Uyuni scheint bei Radreisenden besonders beliebt zu sein, denn außer Neuseeland und Patagonien haben wir noch nie so viele Radler in so kurzer Zeit gesehen. Neben 2 deutschen (www.radventura.net) und 2 österreichischen Radlern (siehe Bolivienberichte), einem Portugiesen aus China (Macao), einem Brasilianer, 3 Radlern die wir nur aus dem Bus gesehen haben, 2 Engländern, einer Kanadierin, 3 Amerikanern aus Seattle, 2 Franzosen auf Liegerädern (globicyclette.yahoo.fr), einem Japaner (www.sekiji.net) und der fünfköpfigen französischen Familie (siehe Bolivienberichte) haben wir auch eine Familie aus der Schweiz angetroffen. Das macht mit uns 28 Radler auf gerade mal 1000 Km! Von den Radlern sind übrigens immerhin 8 (incl. uns) bereits länger als ein Jahr unterwegs. Unter anderem haben wir auch ein sehr nettes belgisches Pärchen auf einem Motorrad getroffen die von Alaska nach Feuerland in gerade mal 6 Monaten fahren wollen (ww.viaje-america.blogspot.com). Trotzt der knappen Zeit haben sie trotzdem als sie uns gesehen haben nochmal umgedreht um sich mit uns zu unterhalten. Das hört sich jetzt zwar nicht viel an, doch in den letzten 4,5 Jahren hat gerade mal ein Motorradfahrer angehalten und umgedreht hat schon gleich gar keiner!
 
Schweizer Radelfamilie: Kurz vor Cusco treffen wir auf Florian, Rebekka und Chan, drei Schweizern auf Fahrradweltreise (http://dreirad.fenris.ca/?page_id=2). Florian und Rebekka sind vor etlichen Jahren zu ihrer Weltreise aufgebrochen doch als Rebekka dann in Kanada auf einmal schwanger war haben die beiden erst einmal eine kleine Zwangspause eingelegt, was dank Rebekas Doppelstaatsbürgerschaft (Schweizerisch-Kanadisch) jedoch relativ problemlos war. Anders als viele andere haben die beiden, bzw. nun mehr drei, ihre Reisepläne nicht auf unbestimmte Zeit verschoben. Kaum war Chan groß genug um alleine längere Zeit im Fahrradanhänger zu verbringen haben sich die Drei wieder auf den Weg gemacht. Von Kanada über die USA und Mittelamerika hatte Chan dann noch das vergnügen sich von Papa durch die Welt kutschieren zu lassen, doch seit Cusco ist das bequeme Leben vorbei und der "harte Radelalltag" ruft. Hier in Cusco haben Sie nämlich ein spezialadapter aus der Schweiz bekommen, mittels dem man ein normales Kinderrad an einem normalen Fahrrad befestigen kann (das Vorderrad des Kinderrades kommt in den Adapter womit die Lenkung blockiert ist). So kann Chan nun, je nach Verkehrssituation, hin und wieder einige Kilometer selber radeln wobei er aber immer noch fest mit Mamas Rad verbunden ist. Doch zur Not gibt es ja immernoch den gemütlichen Fahrradanhänger von Papa, in den er sich zurückziehen kann, doch die gemütlichen Tag sind sicherlich schon gezählt :-). Was uns bei den dreien besonders beeindruckt hat, ist, daß sie trotz Nachwuchs ihren Reisestil mehr oder weniger beibehalten haben. Klar gibt es nun das ein oder andere Hostel mehr, doch prinzipiell wird gezeltet und wenn die Reisekasse leer ist, wird eben angehalten und gearbeitet! Obwohl wir sicherlich 2 Stunden am Straßenrand geschwätzt haben, und damit sicherlich Chans Geduld ordentlich strapaziert haben, war die Zeit viel zu kurz. Doch wenn man sich nicht gerade bei der Zeltplatzsuche trifft bleibt einem für derartige Reisebegegnungen nur wenig Zeit.
 

234. Wochenbericht 19.10. - 25.11.2007

Route: Cusco, Santa Theresa, Aquas Calientes, Cusco

 




Vermeidung des Monopolisten "Peru Rail": Die von einer englischen Firma betriebene Eisenbahngesellschaft "Peru Rail" stellt abgesehen vom Inka Trail (der nur über in teueren geführten Wandergruppen begehbar ist) normalerweise die einzige Möglichkeit da, um nach Machu Picchu zu gelangen. Peru Rail nutzt seine Monopolposition schamlos aus und verlangt Preise die man durchaus als unverschämt bezeichnen kann (insbesondere wenn man bedenkt, daß wir hier in Südamerika sind). Die Tickets für die 110 Km lange Strecke reichen vom billigen "Backpackerticket" für  96,- $US bis zum Ticket im Luxuszug "Hiram Bingham" für 588,-$US. Die etwa 40 Km lange Kurzstrecke von Ollantaytambo aus ist für lediglich 68,-$US zu haben. Peruaner zahlen übrigens in dem für ausländische Touristen verbotenen Lokalzug (von Ollantaytambo aus) unter 1,5$US! Derartige Extravaganzen sind mit unserem gemeinsamen Tagesbudget von etwa 13,-€ natürlich völlig ausgeschlossen und so wählen wir eine der weniger bekannten Alternativrouten. Von Cusco aus fahren wir per Bus etwa 7 Stunden lang nach Santa Maria. Wir brauchen etwas länger, da noch innerhalb von Cusco unser Bus einen Motorschaden erleidet (wir waren schon sehr skeptisch als wir bereits vor Abfahrt den Busfahrer mit dem Werkzeugkasten gesehen haben) und es etwas dauert, bis der Ersatzbus kommt. Der Ersatzbus ist etwas kleiner, so daß einige Fahrgäste nun auf Plastikhockern im Gang sitzen müssen. Von Santa Maria geht es dann mit einem Minibus(VW-Bus-Größe) in dem wir mit 23 Personen "leicht" eingepfercht sind und etwa zwei Stunden lang über abenteuerliche Schotterpiste (bei einem Erdrutsch müssen wir mit einem Drittel der Passagiere aussteigen und laufen) nach Santa Theresa fahren, wo wir die Nacht in einem überteuerten Hostel verbringen (wir haben uns über den Tisch ziehen lassen). Am nächsten Morgen gehen wir die letzten Kilometer nach Aquas Calientes zu Fuß an. Nachdem wir den Rio Urubamba in einer etwas abenteuerlichen Seilbahn überquert haben (für uns geht es bergab und wir können sitzen, doch die Schüler die auf unsere Seite wollen müssen mit bis zu 6 Mann stehen und sich dabei bergauf ziehen) geht es zunächst auf einer Straße 2 Stunden lang bis zu einem Wasserkraftwerk. Am Wasserkraftwerk müssen wir uns bei einem Polizeicheckposten registrieren bevor wir die letzten 2 Stunden auf den Bahngleisen bis nach Aquas Calientes, das Dorf zu Füßen von Machu Picchu, laufen koennen.

 
Besteigung des Putucusi: Von Aquas Calientes aus kann man den Putucusi, einen Berg direkt gegenüber von Machu Picchu besteigen. Der Weg ist steil und man darf auch über einige Leitern krabbeln, doch der Blick vom Gipfel ist grandios. Man  befindet sich etwas höher als Machu Picchu auf der anderen Talseite und ist völlig alleine. Während wir die erste Stunde den Gipfel noch für uns haben gesellt sich später noch ein sehr nettes Pärchen aus der Slowakei zu uns und wir genießen den Ausblick gemeinsam bevor wir vor den herannahenden dicken dunklen Regenwolken ins Tal flüchten.
 
Blattschneiderameisen: Auf dem weg zum Putucusi sehen wir auf einmal eine ganze Kolonne Blattschneiderameisen. Fasziniert schauen wir den kleinen Tierchen zu wie sie die riesigen Blattstücke aus eine Baumkrone zu ihrem irgendwo im Urwald versteckten Bau schleppen.  Ich hatte eigentlich immer gedacht, daß die Blattscheiderameisen die Blätter essen und war somit überrascht zu lernen, daß sie aus den Blättern den Nährboden für einen bestimmten Pilz anlegen, der dann ihre Nahrungsquelle ist. Ähnlich wie bei den Bienen gibt es auch bei den Ameisen verschieden "Kasten", die je nach Aufgabe sogar völlig verschieden Aussehen. So gibt es neben den Schneideameisen Träger, Gärtner (sie legen den Nährboden an), Wächter auch einen ganz kleinen Typ Ameise der sich auf den Blättern umhertragen läßt. Biologen vermuten daß diese kleinen Ameisen vielleicht dazu da sind um zu verhindern daß Wespen ihre Eier während dem Transport in die bereits geschnittenen Blätter legen.
 
Bustransfer: Da man dem durchschnittlichen Pauschaltouristen (damit meinen wir nicht die Leute die körperlich nicht dazu in der Lage sind) natürlich nicht zumuten kann die 400 Höhenmeter von Aguas Calientes zum Machu Picchu zu Fuß zurückzulegen wurde eigens für den bestehenden Shuttleservice eine Straße in den Berg gezimmert. Die Hin und Rückfahrt kostet schlappe 12 $US für die 8 Km lange Strecke (für den gleichen Preis kann man normalerweise in Peru sicherlich 500 Km fahren). Als wir auf dem Putucu sitzen sind ständig 10 - 14 Busse auf den Serpentinen unterwegs. Leider ist das Thema Umweltschutz am Machu Picchu jedoch wirklich ein sehr akutes Thema. So hat zum Beispiel eine Japanischen Universität 2001 bei Untersuchungen festgestellt daß zum damaligen Zeitpunkt die Westseite des Machu Picchu mit der unglaublichen Geschwindigkeit von 1 cm pro Monatam abrutscht! Wenn also der Touristischen Übernutzung nicht bald Einhalt geboten wird besteht durchaus die Gefahr, daß Machu Picchu irgendwann einfach ins Tal abrutscht! Und Besucher die sich aus Bequemlichkeit mit Bussen hoch kutschieren lassen tragen sicherlich nicht zur Entspannung der Situation bei.
 
Regenzeit: Der Wecker klingelt um 03:45 Uhr und mit eisernem willen quäle ich mich aus dem Bett. Umgehend schickt mich Nadine nach draußen vor die Türe um zu sehen ob es noch regnet (es hatte die ganze Nacht durch heftig geregnet). Es regnet nicht und so Frühstücken wir kurz und packen unsere sieben Sachen. Gerade als wir abmarschbereit sind hören wir auf einmal wieder das trommeln der Regentropfen auf dem Dach. Es regnet wieder und zwar so stark, daß wir beschließen noch einen Tag abzuwarten und verkriechen uns wieder in unserem Bett. Die Regenzeit hat gerade Angefangen und so regnet es mehr oder weniger durchgehend den ganzen Tag. In der Hoffnung, daß es morgen sicherlich wieder besseres Wetter gibt verbringen wir einen gemütlichen Tag im Hostel und ich nutze die Zeit um wieder ein paar Berichte ins Englische zu übersetzten.
 
Machu Picchu: Am nächsten Morgen als uns der Wecker um 3:40 Uhr aus dem Tiefschlaf reißt hören wir wieder das leichte trommeln auf dem Dach. Unser Ticket ist jedoch nur noch heute gültig und so machen wir uns trotzdem gemeinsam mit unseren Zimmernachbarn auf den Weg, doch als wir um 04:30h loslaufen regnet es nicht. Machu Picchu liegt auf einem Bergrücken und so dürfen wir ersteimal stramm bergauf, bevor wir schneller als erwartet bereits um 05:30h vor dem Eingangstor stehen. So sind wir aber dann auch einer der Ersten als die Tore zu der verlorenen Inkastadt eine halbe Stunde später geöffnet werden. Machu Picchu heißt übrigens "großer Berg" auf Quechua, der Sprache der Inkas.
 
Die Entdeckung von Machu Picchu: Irgendwie wurde Machu Picchu von den Spaniern übersehen und so gerät die Inkastadt in Vergessenheit, bevor sie 1911 von dem amerikanischen Historiker Hiram Bingham wieder entdeckt wurde. Ursprünglich bereits von dichtem Urwald überwachsen gelang es Hiram Bingham und seinem Team die Anlage von 1912 bis 1915 vom Dschungel zu befreien. Obwohl es mehrere Studien über Machu Picchu gibt bleibt das Wissen über die alte Inkastadt eher vage. Einige Historiker vermuten daß Machu Picchu ein wichtiges Religiöses Zentrum  war während andere Historiker glauben, daß die Stadt zur Zeit als die Spanier kamen bereits unbewohnt war.
 
Ein neues Weltwunder: Die Ernennung zu einem der neuen Weltwunder wurden am Machu Picchu direkt in Bare Münze umgesetzt und so sind die Eintrittspreise direkt nach der Ernennung dieses Jahr von 20,- € auf 30,-€ angehoben. Doch das wird sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange bleiben denn wir haben schon Gerüchte über eine weiter Preiserhöhung gehört.
 
Wo sind sie denn: Normalerweise herrscht am Machu Picchu ein Riesen Andrang und eine große Touristengruppe folgt der anderen, doch die erste halbe Stunde sind wir nahezu alleine in der Anlage!
 
Ruhiger Aussichtspunkt: Auf dem Weg zum Huayna Picchu gibt es noch einen kleinen Berg, den Huchuy Huayna Picchu, und da gerade Nebelwolken am aufziehen sind machen wir den kurzen Abstecher. Was für eine Gute Entscheidung ,den während Huayna Picchu sich hinter dicken Wolken versteckt haben wir von dem kleinen Vorberg einen herrlichen Ausblich auf die von Nebelschwaden und Wolken durchzogene Inkastadt. Da alle anderen begierig sind auf den Huayna Picchu zu kommen (obwohl er komplett in den Wolken steckt) können wir den Ausblick hier völlig alleine genießen!
 
Huayna Picchu: Huayna Picchu, ("kleiner Berg" auf Quechua) ist der am südlichen Ende der Anlage gelegene Gipfel, von dem aus man einen herrlichen Überblick hat. Zumindest hier wurden die Besucher zahlen auf 400 Besucher pro Tag limitiert, wobei geführte Gruppen davon vermutlich ausgenommen sind. Da es gerade regnet sehen wir uns zuerst den Mondtempel an bevor wir von hinten auf den Huayna Picchu steigen. Da der Huayna Picchu zum Ende hin sehr steil wird führen atemberaubende Treppe, und Leitern die letzten Meter bis auf den Gipfel und jeder der nicht Schwindelfrei ist sollte sich zweimal überlegen ob er hierher will. Kurz unterhalb des Gipfel liegen noch die Ruinen einiger Häuser und Terrassen, deren dramatische Lage absolut beeindruckend ist.
 
Grandiose Aussicht: Die Aussicht vom Huayna Picchu hinunter auf Machu Picchu ist grandios und wir kommen gerade rechtzeitig als die Sonne raus kommt um sie in vollen Zügen in unserer Mittagspause genießen zu können.
 
Ah, ... hier sind sie: Oben auf dem Huaya Picchu treffen wir nach einem absolut ruhigen Vormittag dann letztendlich doch auf die Touristenmassen. Kaum auszudenken was hier oben los wäre gäbe es die Limitierung auf 400 Besucher pro Tag nicht!
 
Verbotene Flaschen! Sowohl auf der Eintrittskarte als auch auf Hinweisschildern am Eingang wird der Besucher darauf hingewiesen, daß Getränke in "Einwegflaschen strikt verboten" sind und lediglich Mehrwegbehälter beim Besuch des Machu Picchu erlaubt sind. Normalerweise sehen wir solche regeln ja etwas lockerer (haben wir doch in unserem ganzen Leben auch noch keine Plastikflaschen einfach ins Gebüsch geworfen), doch diesmal befolgen wir brav die Anweisung und nehmen lediglich unsere Thermosflasche mit. In der Anlage stellen wir dann jedoch fest, daß wir anscheinend die Einzigen sind die sich an das Einwegflaschen verbot gehalten haben und denken uns lediglich, daß die anderen halt etwas mutiger waren als wir. Etwas angefressen sind wir dann jedoch als die Aufseher in ihrem Kontrollposten am Eingang zum Huayna Picchu Wasser und Cola in Einwegflaschen, natürlich zum 5-fachen normalen Preis, verkaufen. Als wir die Wächter darauf ansprechen meinen sie sie würden das nur machen weil bald Weihnachten wäre! Ein dümmere Ausrede hätte ihnen wirklich nicht einfallen können!
 
Heiliger Stein: Der Heilige Stein ist eine riesige Steinplatte kurz vor dem Eingang zum Huayna Picchu und viele Touristen legen sich flach gegen sie. Als wir gerade das sind ist eine Gruppe Sikh (Sikhismus ist eine indische Religion und ein Mischung aus Hiduismus (Ideen von Karma, Meditation) und Islam (Eingottglaube)). Die Sikhs legen sich ebenfalls flach gegen den Heiligen Stein und kommen aus dem Schwärmen über seine Energie kaum mehr heraus.
 
Mysteriöse Schalen: Leider ist über die Inkas, ihre Kultur und ihre Religion nur sehr wenig Wissen erhalten geblieben und viele Theorien sind allenfalls mutige Spekulationen wie die Erklärungen für die Schalen zeigen. In einigen der Häuser sehen wir flachen aus dem Boden gehauene Schalen und die Erklärungen der Guides über ihrer Verwendung haben durchaus etwas abenteuerliches an sich: 1.: Getreidemörser (dazu sind sie aber viel zu flach). 2.: Kräutermalsteine (prinzipiell immer noch zu flach). 3.: Spiegel um die Sonne zu beobachten (dann können die Häuser aber keine Dächer gehabt haben, was im Winter und in der Regenzeit sicherlich sehr ungemütlich war). 4.: Erdbebenfrühwarnsysteme, die von 2 Männern beobachtet wurden und wenn es leichte Wellen auf dem Wasser gab dann soll das ein Anzeichen für die ersten Erdbebenwellen gewesen sein (zumindest eine mutige kreative Idee).
 
Atemberaubende Bergwelt: Die Ruinen von Machu Pichu sind zwar nicht schlecht, doch prinzipiell nicht außerordentlich gut erhalten. Für uns sind jedoch nicht die Ruinen sondern ihre spektakuläre Lage mitten auf einem Bergrücken besonders faszinierend. Besonders vom Huayna Picchu aus (hier geht es etwa 600m steil bergab ins Tal der Urumbaba Flußes der hier mehrere Schleifen macht) hat man einen grandiosen Ausblich auf die umliegende Bergwelt mit ihren steilen mit dichtem Urwald bewachsen Hängen. Insbesondere als ein Gewitter vorbeizieht sieht alles noch viel atemberaubender aus und wir können uns kaum sattsehen!
 
Inka Bücke: Die Inkabrücke ist zwar schon nicht schlecht, doch viel beeindruckender finden wir  den weiteren, mittlerweile mit Büschen zugewachsenen, weg mitten durch die Felswand hindurch. Ich meine den dünnen grünen Steifen in der Felswand in Hintergrund! Sicherlich nichts für Leute mit Höhenangst :-)
 
Das Inka Empire: Laut einer Legende (es gibt noch eine andere) soll Mánco Capac, der erste Inca, und seine Schwestern, geschaffen von der Sonne,  aus dem Titikakasee aufgetaucht sein. Mit seinem kleinen Stamm zog Mánco Capac in die Region von Cusco, wo sie die Stadt gründeten. Die nächste Generation waren überwiegend mit Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarn beschäftigt. Die Große Wende kam als Pachacuti 1538 endlich die verhaßten Chanca besiegte, sich zum Incakönig krönte und damit anfing die Grenzen des Reiches zu erweitern. Die Vergrößerung des Inkareiches wurde von seinem Sohn Topa Inca fortgesetzt  bis es schließlich seine riesigen Ausmaße erreichte. Lediglich die Mapuche in Chile konnten die Inkas (und auch die Spanier) nicht überwinden (dies blieb ein paar hundert Jahre später der chilenischen Armee überlassen nachdem sie den Krieg mit Bolivien und Peru gewonnen hatte). Doch schneller als das Inkareich unter Pachacuit und seinem Sohn Topa Inca gewachsen war wurde es keine hundert Jahre später mit der Ankunft der spanischen Conquisatores 1532 auch wieder zerschlagen.
 
Die Inka Kultur: Die Inkagesellschaft bassierte auf den weit entwickelten Techniken in der Produktion von Textilien, Bauwerken, Metallarbeiten und Keramik. Lama, Alpaka und Hund waren schon lange domestiziert und Getreide, Mais und Kartoffeln wurde auf an Steilhängen angelegten Terrassen angebaut. Für Notzeiten wurden Lebensmittelspeicher eingerichtet und die Methode der Haltbarmachung von Kartoffeln war das Dehydrieren (wir haben bereits 3x dehydrierte Kartoffeln gegessen, doch irgendwie vertragen sie sich nicht mit unseren Mägen). Zur Sicherung der Wirtschaftlichen Sicherheit galten eingeschränkte Persönlichkeitsrechte und so durfte niemand seinen Wohn- und Arbeitsplatz verlassen. Die Familie war wichtiger als die Einzelperson und die Familien wurden in Gruppen von je 10, 100, 500, 1000, 10000 und 40000 mit je einem verantwortlichen Führer zusammengefasst. Als Planwirtschaft spielten statistische Informationen vermutlich eine große Rolle um die Lebensmittelproduktion zu steuern. Zur Aufrechterhaltung der Kommunikation  haben die Inkas Steinwege angelegt über die Kuriere zu Fuß schnell Botschaften transportieren konnten. Während der Titel des Inakönigs erblich war, waren alle anderen Posten der Inkas offen für die jeweils talentiertesten, sodaß sich kein starres Kastensystem entwickelt hat. Wie bereits die Tiwanaku Kultur verehrten auch die Inkas die Sonne, deren Stellvertreter auf Erden der Inkakönig war. Wie auch viele andere Kulturen so verfügten  auch die Inkas über eigens für astronomische Untersuchungen errichtete Gebäude (Tempel).
 
Der Untergang der Inkas: Der Untergang des Inkareiches kam schnell und unerwartet: beim Tod vom Inca Huayna reichte das Incareich vom heutigen Süden Kolumbiens bis in die Mitte von Chile. Während der in Cusco geborene Huáscar den Süden mit Cusco als Hauptstadt bekam  sollte sein Halbbruder Atahualpa den Norden um Quito regieren. Um die Alleinherrschaft brach ein Bürgerkrieg aus den Atahualpa 1932 schließlich für sich entschied. Atahualpa maschierten gerade mit seinem 40000 - 80000 Mann starkem Heer Richtung Süden als er während einer Rast bei Cajamarca im November 1532 auf 179 berittene spanische Conquisatores mit ihren Führer Pizarro trifft. Als Atahualpa am nächsten Tag von seinen bei Thermalquellen gelegenem Lagerplatz mit 6000 getreuen zum Hauptplatz von Cajamarc ankommt (den er den Spaniern als Lagerplatz angewiesen hatte) hat die letzte Stunde des Inkareiches geschlagen. Atahualpa wirft eine von den Spaniern überreichte Bibel auf den Boden was die Spanier als Anlaß nehmen die Inkas anzugreifen. Von den Reitern und den Kanonen sichtlich geschockt treten die Inkas panikartig die Flucht an (während der sie laut Reiseführer sogar eine 2m dicke Maue einfach umgeworfen haben sollen). 7000 Inkas werden von den Spaniern niedergemetzelt und der Inkakönig Atahualpa gefangengenommen (was die anderen 33000 - 73000 Inkasoldaten gemacht haben wissen wir nicht). Ursprünglich wurde dem Inkaköig seine Freilassung versprochen wenn ein bestimmter Raum einmal mit Gold und zweimal mit Silber gefüllt werden würde. Viele Inkaschätze aus Cusco wurden herbeigeschafft und im Sommer 1533 war das Lösegeld zusammen. Die Spanier ließen die gesamten Kunstschätze einschmelzen (insgesamt 6000 Kg Gold und 12000 Kg Silber) und verurteilten Atahualpa  am 26. July 1533 trotzdem zum Tode. Es gab zwar noch einige weniger nennenswerte Aufstände in den folgenden Jahren, doch mit dem Fall von Atahualpa fiel auch  das Inkareich. Mir fällt es schwer zu verstehen, daß gerade mal 179 berittene Spanier mit ein paar Kanonen (die vermutlich mehr Lärm und Rauch produziert habe als ernsthaft schaden anzurichten) es geschaffte haben in nur einem Gefecht das gesamte Inkareich (damals etwa so groß wie Frankreich, Italien, die Schweiz und alle Benelux-Staaten zusammen) niederzuwerfen. Die Spanier waren sicherlich kriegstechnisch gesehen überlegen, doch das war die russische Armee in Afghanistan und die US Army in Vietnam allemal und doch haben sie nach vielen vielen Jahren ihre Niederlage eingestehen müssen. Wie gesagt für mich bleibt der Untergang der Inkas samt dem verschwinden des Wissens um viele Dinge ihrer Kultur ein Rätsel (Bei vielen Dingen die Inkas betreffend gibt es große Spekulationen und in den unterschiedlichen Quellen werden viele Sachen unterschiedlich dargestellt. Unsere Informationsquellen waren Lonely Planet: Peru und Footprint: Southameikahandbook). Auch Nadine hat da so ihre Vermutungen und so behauptet sie hartnäckig, daß die Inkagesellschaft sicherlich eine Skalvengesellschaft war. Wie sonst hätten sie sonst in so kurzer Zeit so viele riesige Bauwerke errichten können. Außerdem wäre es eine gute Erklärung dafür daß eine Handvoll Spanier das riesige Inkaheer besiegt hat, da die Sklaven gar keine Lust hatten zu kämpfen und froh waren befreit worden zu sein!
 
Heimreise: Von Aguas Calientes nehmen wir den direkten Weg auf den Bahnschienen Richtung Cusco. Normalerweise stehen uns nur 28 Km auf den Bahnschienen bevor, doch nach 5 Stunden und 21 Kilometern hält im strömenden Regen der Schienenwagen der Bahnstreckenarbeiter an und der Fahrer bietet uns an uns mitzunehmen. Wir passieren 2 Kontrollposten und jedes mal verstecken uns die Streckenarbeiter schnell unter ein paar Jacken damit wir nicht gesehen werden. Wir freuen uns nicht nur über die Mitnahme riesig sondern auch daß es hier in der Touristenrigion anscheinend doch Leute gibt die einem aus reiner Freundlichkeit und nicht aus finanziellem Interesse helfen. Doch da haben wir uns leider zu früh gefreut denn nach einigen Kilometern fordern die Streckenarbeiter auf einmal Geld. Wir wollen nicht unhöflich sein und geben etwas doch genau wie ihr Arbeitgeber so sind auch die Streckenarbeiter der Meinung , daß Ausländer da sind um ausgenommen zu werden. Da  ihnen das was wir ihnen gegeben haben zu wenig war werden wir kurzerhand (wir haben ihnen mehr gegeben als das Einheimischenzugticket !) auf offener Strecke nach etwa 10 Km wieder ausgesetzt! Den Platz bei Km 82 von dem aus wir hätten einen Minibus nehmen können haben wir bereits hinter uns gelassen und so müssen wir nun noch etwa 6-7 Km bis nach Ollantaytambo laufen (wir haben also nichts gespart und für die Mitnahme der Schienenarbeiter sogar mehr bezahlt als der Minibus gekostet hätte). Unterwegs treffen wir jedoch auf eine sehr nette peruanische Bäuerin, die gerade auf dem Weg zu ihrem Maisfeld ist. Sie kann es kaum glauben daß wir fast den ganzen Weg von Aguas Calientes bis hierher gelaufen sind (Von ihr erfahren wir daß die Einheimischen für die Zugstrecke gerade mal 1,-€ zahlen). Sie ist so begeistert von der Tatsache, daß wir von Cusco aus mit dem Fahrrad nach Lima radeln wollen und im Zelt übernachten, daß sie spontan in ihr Maisfeld springt um uns ein paar Maiskolben zu holen. Während wir auf ihre Rückkehr warten kommt eine ältere Peruanerin vorbei und da sie vermutlich nicht sicher ist ob wir hier Mais klauen wollen bleibt sie so lange bei uns stehen bis sie schließlich sieht, daß die Feldbesitzerin den Mais für uns holt. Eine dreiviertel Stunde später erreichen wir schließlich Ollantaytambo und nach einer kurzen fahrt in einem Minibus und einer längeren Busfahrt sind wir bei Einbruch der Dunkelheit schließlich wieder in Cusco.
 
235. Wochenbericht 26.11. - 02.12.2007 

Route: Cusco, Rio Apurimac, Abancay, Andahuaylash
 
Schnell noch mal ... : Eigentlich wollte ich nur noch mal schnell ins Internet um online eine neue Krankenversicherung abzuschließen (bei einer englischen Versicherung da die deutschen mich nicht mehr wollen da ich schon im Ausland bin). Ich habe gerade alles ausgefüllt, meine Kreditkartendaten eingegeben und die Info bekommen, daß das Überprüfen der Bankdaten etwa 2 Minuten dauern wird, als auf einmal die Internetverbindung in ganz Cusco zusammenbricht! Es dauert etwa eine Stunde, bis die Verbindung wieder funktioniert, doch ob der Versicherungsabschluß geklappt hat weiß ich natürlich nicht. Ich schicke der Versicherung eine Mail bekommen jedoch so schnell keine Antwort, sodaß ich sicherheitshalber per Skype anrufe. Der Vertragsabschluß hat nicht geklappt und kaum hat die nette Frau das auch schon gesagt bricht wieder kurz die Verbindung zusammen (diesmal aber nur ganz kurz). Also schließe ich erneut die Versicherung online ab, transferiere erfolgreich meine Bankdaten. Nun will ich nur noch kurz Geld zwischen meinen beiden Konten verschieben, mache aber aus irgendeinem Grund einen Fehler beim Identifyerer und nachdem ich das 2x gemacht habe ist mein Onlinezugang blockiert. O.k. dann also auch bei der Bank anrufen- Doch gerade als ich dabei bin mit der Bankangestellten mein Konto wieder freizuschalten ist mein Skype Guthaben leer (die Verbindung mit der Bank ist wesentlich teuerer als eine normale Verbindung) und unser Gespräch ist beendet. Ich versuche zwar schnell noch mit Nadine unser Guthaben aufzuladen doch diesmal entschließt sich Paypal unsere Bankdaten zu überprüfen wodurch der Prozeß etwa eine Woche dauern soll! Mittlerweile haben wir bereits Nachmittag und etwas genervt sieht Nadine nun doch ein, daß wir besser noch einen Tag bleiben und so checken wir, obwohl unsere gepackten Bikes bereits im Innenhof stehen wieder im Hostel ein. Bei der ganzen Aktion haben wir auch rausgefunden, daß unser Kartenlesegerät defekt ist und so verbringen wir den restlichen Nachmittag auf den diversen Märkten in Cusco auf der Suche nach Ersatz, bis wir schließlich in einem Elektroladen fündig werden. Die Einzigen die sich über meine Dussligkeit wirklich freuen sind Ulrike und José, ein deutsch spanisches Ralderpärchen, die mit uns im gleichen Hostel wohnen, denn so haben wir nochmal einen Tag um Reiseerfahrungen auszutauschen. Obwohl wir einige Tage in Cusco, der Touristenhauptstadt Südamerikas mit seinen Museen, Kirchen, Kopfsteinplflastergäßchen und dem schönen "Plaza der Armas" waren haben wir kein einziges Museum und keine einzige Kirche besucht und auch kein einziges Photo von der Stadt gemacht, waren wir doch zu sehr mit anderen Dingen (Reparaturen, nette Gespräche mit anderen Reisenden, ...) beschäftigt.
 
Rio Apurimac: Von Cusco (2400m) aus geht es auf geteerter Straße über zwei kleinere Pässe schließlich von 3660m bis hinunter zum Rio Apurimac auf 1900m. Der Rio Apurimac ist der Quellfluß des Amazonas. Von ein paar Amerikanischen Paddlern haben wir gehört, daß der Rio Apurimac einer der besten Wildwasserflüssen der Welt (WW II-IV) sein soll und insbesondere der "Black Canyon" absolut genial ist. Die Jungs versichern uns zwar, daß man die schwierigen Stellen alle gut umtragen kann, doch da die Regenzeit bereits eingesetzt hat verzichten wir sicherheitshalber auf ein weiteres Paddelabenteuer da die Gefahr besteht, daß es in einem Seitental so stark regnet daß der Fluß auf einmal unerwartet anschwillt (obwohl wir strahlenden Sonnenschein haben) und so urplötzlich wesentlich anspruchsvoller und gefährlicher wird als unseren Paddelkünsten gut tut. Wir kommen gegen Abend am Fluß an und wie zur Bestätigung  werden wir auf einmal von einem richtig heftigem Gewitter mit so starken Sturmböen die uns beim aufbauen sogar eine Zeltstange verbiegen, überrascht. Aber wir sind ja noch jung und der Rio Apurimac wird uns schon nicht davonlaufen.
 
Höhenmeter schrubben: Obwohl die Regenzeit schon eingesetzt hat haben wir uns von Ulrike und Jose überreden lassen doch die Route durch die Anden nach Norden zu probieren. Das Höhenprofil der Strecke schaut aus wie die Herzfrequenzkurve beim EKG. Die Straße führt von den Andengipfeln von über 4000m jedesmal wieder hinunter in die Flußtäler auf 1800m bevor es umgehend wieder über die nächste Bergkette geht. Die einzigen flachen Stücke sind der kurze theoretische Moment auf den Pässen und in den Tälern wenn man von Aufstieg auf Abfahrt wechselt und umgekehrt. Es sieht so aus als hätten wir die bergigste Streck der Welt gefunden!
 
Kartoffelanbau: Von Peru aus hat die Kartoffel die Welt erobert und auch heute noch scheint hier in den Anden die Kartoffel das am meisten angebaute Gemüse zu sein. Selbst in den Steilhängen auf knapp 4000m sehen wir immer noch Kartoffeläcker die von den Peruanern in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet werden. Zuweilen helfen auch von Ochsen gezogenen Holzpflüge (in den flacheren Bereichen sogar hin und wieder Traktoren) die Äcker zu pflügen, doch zumeist stehen die Peruaner und Peruanerinnen in ihren bunten traditionellen Kleidern mit eine Hacke in den Bergen und graben die Äcker um. Obwohl es knapp 4000 verschiedene Kartoffelsorten gibt zählt die Kartoffel immernoch als das Essen der armen Andenindianer und in den Restaurants wird meist Reis serviert.
 
Friedhof mit Aussicht: Sicherlich einer der Friedhöfe mit einer der schönsten Aussichten die wir auf unsere Reise gesehen haben.
 
Señor, Amigo und Gringo: Señor, Amigo und Gringo sind die drei Arten, auf die wir normalerweise angesprochen werden. "Señor" was am meisten Respekt ausdrückt wird leider am wenigsten benutzt. Von "Amigo" gibt es zwei Versionen. Die freundliche Version und respektvolle, wenn auch weniger Formale Version von Señor. Leider wird "Amigo" aber von den Mitarbeitern von Hostels, Reisebüros, Touranbietern und Restaurants gebraucht, die einen an den touristischeren Orten ständig ansprechen um dir ein Zimmer, ein Mittagessen oder ein Tour zu überteuerten Preisen unterzujubeln. Die mit Abstand unhöflichste Form der Anrede ist "Gringo". Wir haben zwar keine genaue Übersetzung ausfindig machen können, doch als Nadine in Bolivien mal gesagt hat, daß hier sehr viele Gringos wären wurde sie von den Einheimischen sofort zurechtgewiesen daß es sehr unhöflich wäre jemand als Gringo zu bezeichnen und daß es sich um "Extranjeros" (Ausländer) handle. So wurden wir in Bolivien auch nur ein mal als "Gringos" angesprochen und das von einem Mann der so betrunken war, daß er kaum mehr stehen konnte (er wurde auch gleich von seinem Freund zurechtgewiesen). Hier in Peru ist die Anrede "Gringo" jedoch unser Alltäglicher Begleiter. Selbst kleine Stöpsel die noch nicht einmal richtig laufen können rufen uns so. Obwohl hier in den Zentralen Anden vermutlich bis auf ein paar Radfahrer kaum Touristen vorbeikommen hören wir mehrmals täglich den Ruf "Gringo dame plata!" (Frei übersetzt: "Reicher Trottel gib mir Geld!". Wir glauben aber auch, daß viele der einfachen Andenbauern gar nicht wissen, daß "Gringo" ein unfreundliches Wort ist, denn oft rufen sie es uns freudestrahlend, mit leuchtenden Augen und euphorisch winkend hinterher). 
 
Die Nachfahren der Inkas: Peru wird auch gerne als das Ägypten der Anden bezeichnet, doch wie auch schon in Ägypten ist auch in Peru nicht viel von dem ehemaligen Glanz und Gloria übriggeblieben. Obwohl Peru 2002 die stärkste Wirtschaft in Südamerika war und das Einkommen in Peru etwa doppelt so hoch ist wie im benachbarten Bolivien scheint Armut hier ein großes Problem zu sein. Vermutlich wegen dem relativen Wohlstandes des Landes (auch Dank des Tourismus" sind Lebensmittel hier recht teuer (1l Milch 0,7€, 1 Kg billigster Käse 4,-€ sind z.B. teuerer als in Neuseeland!). Wir finden es teuer und es ist uns schleierhaft, wie gerade die Indios der Anden die von ihrer kleinen Landwirtschaft leben und über nahezu kein Einkommen verfügen, hier überleben können. Die Routa 3 ist eine zuweilen üble Schotterpiste und doch die Lebensader der zentralen Anden. Wo sind die gepflasterten Straßen der Inkas geblieben? Auch von den schönen Wasserkanälen die wir am Machu Picchu gesehen haben ist in den einfacheren Dörfern keine Spur zu sehen. In einigen Dörfern gibt es nur morgens oder Abends Wasser oder das Wasser sprudelt irgendwo aus dem Fels, und anstatt in einer schönen Wasserstelle landet es in eine tiefen Schlammpfütze die zugleich als Moskitobrutstätte dient. Besonders betroffen sind wir als wir die Häuser sehen in denen viele Dorfbewohner ihr Leben verbringen. Lehmböden  (die bei Regen eher schlammig sind) sehen wir sehr häufig und in einem Dorf auf 3000m sind viele Häuser aus ein paar Brettern zusammengeschustert und die Ritzen zwischen den Holsstämmen sind so groß, daß man locker mit dem Arm in die Hütte langen kann. Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie ungemütlich es hier im Winter oder bei einem Gewitter ist. Obwohl Bolivien wie gesagt viel ärmer ist haben wir dort nie eine derartige Armut gesehen. Wir hatten eher das Gefühl daß die Bolivianer zwar in sehr einfachen Verhältnissen aber dennoch relativ glücklich und zufrieden leben. Auch um die medizinische Versorgung scheint es in Peru wesentlich schlechter bestellt zu sein als in Bolivien. Während wir in Bolivien zum Beispiel nie Leute mit fehlenden Zähnen gesehen haben da sie alle (auch in den entlegensten Dörfern) künstliche Zähne haben sind hier nahezu zahnlose ältere Indios eher der Normalfall. Vielleicht liegt in der anscheinenden stärkeren Armut der ländlichen Bevölkerung ja der Grund daß man uns mehrmals täglich "Dame plata" hinterher ruft (etwas das wir in Peru nie gehört haben). Eigentlich ist die Kultur in Bolivien und in Peru (zumindest hier in den Anden) ja die gleiche und  so können wir die krassen Unterschiede nur schwer verstehen. Sicherlich nicht ganz unschuldig an dem krassen Einkommensungleichgewicht ist auch der Tourismus, der im Endeffekt nur einer kleinen wohlhabenden Mittel und Oberschicht zu gute kommt (abgesehen von den Internationalen Tourismusunternehmen aus Übersee). Der einfache Peruaner profitiert kaum von dem vielen internationalen Geld daß ins Land strömt. Im Gegensatz wird ihm seine relative Armut nur immer wieder vor Augen geführt. Vermutlich erging es Peru genauso wie Ladakh in Nordindien.. Als es vor etwa 25 Jahren für den Tourismus geöffnet wurde fragte die norwegische Wissenschaftlerin Helen Norberg einen der Dorfbewohner nach dem ärmsten Haus im Dorf. Der Mann antwortete ihr, daß es hier im Dorf keine Armut gäbe. Sie alle währen wohlhabend. Einige Jahre später, der Tourismus hatte den Ladakhis den westlichen Wohlstand vor Augen geführt, kommt der selbe Mann auf Helen Norberg zu und bittet sie verzweifelt: "Helena bitte helf uns, wir sind so arm!" Wir hoffen daß zumindest den Bolivianern dieses Schicksal erspart bleibt.
 

236. Wochenbericht 03.11. - 09.12.2007
 
Route: Cincheros, Ayacucho, Huanta

 
Harte Strecke: Die Strecke von Cusco von nach Ayacucho war alles andere als leicht! Auf  606 Km durften wir insgesamt 10100 Höhenmeter bergauf radeln. Die Straße führte uns ständig von einem auf etwa 1800m gelegenen Flußtal über bis zu 4250m hohe Pässe hinunter ins nächste Flußtal und wieder über den nächsten Paß. Bis auf die ersten 200 Km und ein kleines Zwischenstück von vielleicht 10 Km hatten wir es mit Schotterpiste zu tun die stellenweise so schlecht war, daß wir manchmal selbst bergab gerade mal 7 Km in einer Stunde radeln konnten. Zum Glück hatten wir jedoch bis auf zwei Abendgewitter keinen Regen und auch der Wind hat uns mehr oder weniger in Ruhe gelassen. Mit Gegenwind und Regen wäre dies aber mit Sicherheit die härteste Radeletappe auf unserer Reise geworden.
 
Wegezoll: Die teilweise üble Schotterstrecke hat dann auch ihren Wegezoll gefordert.
Nein, mit Wegezoll meine ich nicht die Peruaner, die mit einem Schubkarren und einer Schaufel bewaffnet ein Schlagloch mit Erde auffüllen und dann mit dem Schubkarren die Straße absperren um von allen durchkommenden Autos, Lkws und Bussen Geld zu verlangen; Fahrräder kosten hier nämlich nichts. Mit Wegezoll meine ich die unzähligen lockeren Speichen und eine gebrochene Speiche an Nadines Hinterrad (ja genau das, das sie in Nordargentinien neu bekommen hatte und das ich in letzte Woche Cusco nochmal in einem Radladen zum Nachzentrierten hatte!) sowie einen gebrochenen Gepäckträger, ebenfalls bei Nadine. Den Gepäckträger konnte ich notdürftig mit einem Kabelbinder reparieren und dann in Ayacucho bei einem sehr netten Kunstschlosser wieder schweißen lassen.
 
Ayacucho: Ayacucho wird als die zweitschönste Stadt Perus (nach Cusco) gerühmt, und macht ihrem Namen auch alle Ehre. Ein sehr schöner Plaza de Armas, eine großer Triumphbogen, viele Kirchen aus den Kolonialszeiten und viele Konolialbauten machen die Stadt zu einer kleinen Schatztruhe. Im Gegensatz zu Cusco wird Ayacucho jedoch kaum von ausländischen Touristen besucht, was sicherlich auch daran liegt, daß die Stadt während den aktiven Zeiten des "Leuchtenden Pfades" für Ausländer gesperrt war. Peruanische Touristen gibt es jedoch reichlich. Wir haben ein sehr schönes Hostel gefunden und die Aussicht von unserem Frühstücksplatz auf der Dachterrasse war wirklich sehr schön.
 
Sendero Luminoso: Die maoistische Revolutionsbewegung Sendero Luminoso ("Leuchtender Pfad") entstand hier an der Universität von Ayacucho in den 1970ern und wurde von den Ideen von Professors Abimael Guzmán genährt. Später entwickelte sich der Sendero Luminoso, unterstützt von den Hochlandindios, zu einer bewaffneten Guerilla Organisation die die Regierung mit tödlichen politischen, ökonomischen und sozialen Unruhen stürzen wollte. Die heiße Phase mit der Ermordung von Bürgermeistern und politischen Führern in entlegenen Städten, der Massakrierung von unkooperativen Dorfbewohnern, mit Bombenattentaten auf Polizeistationen und Kraftwerke sowie mit Zerstörungen von Projekten die von der Regierung und der Kirche finanziert wurden, war in den 80ern. Die Reaktionen der Regierung waren ebenso brutal und in dem so entstandene Bürgerkrieg starben oder verschwanden schätzungsweise 40000 - 60000 Peruaner (überwiegend aus dem zentralen Hochland). Als Abimael Guzmán 1992 gefaßt und zu einer lebenslangen Gefängnissstrafe verurteilt wurde brach die Bewegung nach und nach zusammen.
 
Kuhland und Ziegenland: So wie wir bergauf und bergab radeln wechseln wir auch ständig zwischen Kuhland und Ziegenland hin und her. Da es in der Region um die Pässe herum dank ausreichend Regen grüne Weiden gibt treffen wir hier in den luftigen Höhen stets auf viele Kühe (und Schafe). Je weiter wir jedoch in die Täler hinab kommen umso trockener und staubiger wird es, bis wir schließlich fast nur noch Dorngestrüpp und Kakteen um uns herum haben: Ziegenland! Für uns als Mitteleuropäer ist es in Ziegenland viel zu trocken, staubig und heiß (über 30°C) und wir versuchen immer wieder so schnell wie möglich hoch ins Kuhland zu kommen (schön kühl, wenn auch manchmal leichter Nachtfrost). Ein weiterer Nachteil von Ziegenland sind die vielen Sandfliegen, die es hier gibt. Von den vielen Stichen der Sandfliegen schauen unsere Beine aus als wenn wir Windpocken hätten. Die Stichstellen schauen aber leider nicht nur so aus wie bei Windpocken sondern sie jucken insbesondere bei mir auch noch wochenlang. Durch unsere ständige Berg- und Talfahrt wechseln wir auch ständig von einer Klimazone in eine andere und so fühlen wir uns als würden wir ständig von der Sauna in den Kühlschrank radeln, nur um kurz darauf wieder in der Sauna zu landen.
 

237. Wochenbericht 10.12. - 16.12.2007

Route: Huancayo, Jauja, Cerro de Pasco, Huanuco

 
Schönes Tal und Falk: Von Ayacucho aus folgen wir einem schönen trocken Flußtal langsam bergauf. Es geht zwar keineswegs flach, doch zumindest müssen wir keine riesigen Berge überqueren, auch wenn die vielen Sandfliegen die es hier unten gibt uns fast auffressen. Am späten Nachmittag treffen wir auf Falk einen Deutschen Motorradfahrer, der wie wir ebenfalls Peru nicht als soooo gefährlich empfindet (fast alle anderen Radler die wir treffen nächtigen aus "Sicherheitsgründen" fast ausschließlich in Hostels, in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Kirchen, ...) oder Familien, und als wir bereist 2 Stunden schwätzend am Wegesrand standen beschließen wir daß es vermutlich einfacher wäre hier unserer Zelte aufzuschlagen und gemeinsam hier die Nacht zu verbringen,. Gesagt getan und so sitzen Martin und Falk noch die halbe Nacht bei absolut klarem Sternenhimmel draußen um Reiseerfahrungen auszutauschen.
 
Pobre Gringita: Michi, einer unserer Freunde aus Limburg, hat uns per Email die Herkunft des Wortes Gringo geschickt. Demnach entstand das Wort Gringo im mexikanisch amerikanischen Krieg. Die Amerikaner trugen grüne (green) Uniformen und wurden von den Mexikanern aufgefordert nach Hause zu gehen "green go". Die Aussprache von "ee" ähnelt ja eher einem "i" und so wurde daraus Gringo! Einer anderen Definition zufolge entspringt das Wort der Bezeichnung "griego" (Grieche), doch ich habe noch nie was von Griechen in Südamerika gehört. Auch wenn gerade unter den gebildeteren und wohlhabenderen durchaus klar ist, daß Gringo eine sehr verächtliche Bezeichnung für weiße Ausländer ist, ist dies vermutlich vielen einfacheren Landbewohnern oder kleinen Kindern nicht bekannt. Einmal, wir füllen gerade unsere Wasserflaschen in einem kleinen Dorf auf, gesellt sich eine ältere Frau (sicherlich 70) zu uns um sich mit uns zu unterhalten. Als sie erfährt daß wir mit unseren Fahrrädern über den nächsten auf 4000m gelegenen Paß wollen, Nachts in unserem Zelt schlafen und dann auch noch mit unserem Benzinkocher unser Essen selber kochen "müssen" schaut sie Nadine ganz mitleidig an und meint aus tiefsten Herzen: "Pobre Gringita". Frei ins Deutsche Übersetzt würde das bedeuten "Armes kleines Dinilein (bzw. Nadinchen)". Doch meist ist für uns die freundliche Intention von Gringo nicht ganz so offensichtlich und so ist oft eine gehörige Portion Gleichmut erforderlich um die unzähligen Gringo rufe gelassen hinzunehmen (meist sicherlich 200x pro Tag)
 
Heisses Eisen: Reisen kann sehr fordernd sein und so wollen wir uns auch auf unserer  Internetseite den schwierigen Dingen stellen die uns auf unserer Reise begegnen, auch wenn es sicherlich einfacher wäre sich davor zu drücken! Wir  wurden von Juan, einem Fußballtrainer und seiner Familie in Jauja zum Abendessen eingeladen. Während der Unterhaltung meint Juan, der bereits eine peruanische Fußballmannschaft in Schweden trainiert hat, daß die Deutschen doch sehr rassistisch wären. Wir wurden mit dem Thema Rassismus bereits öfters auf unserer Reise konfrontiert und so fragen wir Juan was er unter Rassismus verstehe. Gemeinsam mit seiner Tochter, der ihr Lehrer auch erkärt hat daß Deutsche rassistisch wären, kommen wir zu einer Definition die besagt, daß Rassismus ist, wenn jemand auf Grund seiner Abstammung oder Rasse schlechter behandelt wird. Als Beispiele für Rassismus wurden Beschimpfungen oder wenn jemand aus den genannten Gründen einen erhöhten Preis zahlen muß, genannt. Gemäß dieser Definition konnte ich Juan zumindest beruhigen, daß Deutschland nicht nennenswert rassistisch wäre. Habe nämlich noch nie von einem Fall gehört, wo jemand mehr zahlen mußte weil er Ausländer ist und Beschimpfungen gibt es sicherlich doch kann ich mich kaum erinnern eine persönlich miterlebt zu haben. Wir berichten nun Juan von unseren Erfahrungen in Peru wo Beschimpfungen (Gringo Rufe) und plötzlich explodierende Preise zu unserem Alltag gehören. Täglich bekommen wir sicherlich an mindestens 50x Gringo oder "Gringo geb mit Geld" hinterhergerufen und die Schummeleien beim Einkaufen erleben wir auch fast jeden Tag. Nach Juans Definition wäre Peru also sehr rassistisch, doch Juan meint nun daß das was anderes wäre. OK. ich frage ihn nun ob es für ihn Rassismus gewesen wäre wenn er in Schweden mehr für sein Hotelzimmer hätte bezahlen müssen, weil er Peruaner ist was er natürlich mit "ja" beantwortet. Es folgt eine kurze nachdenklichen Pause und schließlich wechseln wir das Thema. Für uns war das Thema jedoch noch nicht so schnell beendet und so verbringen wir die nächsten Tage damit stundenlang über das Thema Rassismus nachzudenken.Warum ist es Rassismus wenn ein hellhäutiger Europäer einen dunkelhäutigen Südamerikaner schlechter behandelt aber nicht umgekehrt!? Warum ist es Rassismus wenn ein "Weiser"(selbst wenn er sehr arm ist) einen "schwarzen" Millionär bescheißt, während es wenn ein "armer Schwarzer" einen "weißen Millionär" kräftig übers Ohr haut absolut OK. bzw. sogar Ausgleichende Gerechtigkeit ist?! Glaube das Problem liegt darin daß das Wort Rassismus oft falsch verstanden und verwendet wird. Das eigentliche Thema ist nämlich nicht Rassismus sondern Diskriminierung. Diskriminierung ist für uns wenn jemand aus welchen Gründen auch immer schlechter behandelt wird als jemand anderes oder benachteiligt wird. So gibt es Diskriminierung gegen Ausländer, Frauen, Kinder, Homosexuelle, Kranke, Alte, ... (die Liste ließe sich vermutlich ewig fortsetzten). Die Gründe für Diskriminierung sind vermutlich ebenso vielfältig, doch ganz vorne mit dabei sind sicherlich Neid, Angst, Abscheu, Fehlinformation, Manipulation und Ignoranz. Lediglich wenn sich die Diskriminierung auf die Rassentheorie von Charles Darwin begründet handelt es sich jedoch um Rassismus. Doch meist ist der Grund für die Diskriminierung jedoch schlicht und  einfach purer Neid. Glaube daß ebenfalls viele "Neonazis" prinzipiell eher aus Neid (dem Ausländer geht es besser als mir!) handeln denn aus mißinterpretierten Rassentheoretischen Ansätzen (auch wenn diese vielleicht vorgeschoben werden!). Letztendlich müssen wir also feststellen, daß das was oft als Rassismus bezeichnet wird eigentlich eher Neid begründete Diskriminierung ist, was für den Betroffenen (wie z.B. uns hier in Peru) im Empfinden jedoch keine nennenswerten Unterschied macht (auch wenn es definitionsgemäß ein riesiger Unterschied ist!). Interessanterweise haben wir jedoch das Gefühl, daß der ausgeprägte Neid hier eher bei den wohlhabenderen und Reichen vorherrscht. Am intensivsten hatten wir das Gefühl bei einem extrem reichen Estanciabesitzer in Uruguay. Er hat uns abwertend als reiche Wohlstandskinder der 1. Welt bezeichnet die keine anderen Sorgen hätten und sich so Gedanken um Tierschutz machen könnten. Er hingegen, als Bürger der 3. Welt, hätte da ganz andere Sorgen! Nun ja, der gute Mann war sicherlich mehrfacher Millionär!!! Haben beim onlinestellen der Internetseite von den Ausländerfeindlichen Übergiffen auf Sudanesen in Dresden gelesen und sind bestürzt!!!!!
 
Bergwerksort: Bereits 3 Tage sind wir einem herrlichen Fluß gefolgt der sehr zum paddeln eingeladen hätte und wir waren schon am Überlegen wieder eine kleine Spritztour mit unseren Packrafts einzulegen als wir schließlich nach La Oroya gekommen sind. La Oroya ist das peruanische Zentrum für den Abbau von Metallen und vermutlich der verschmutzteste Ort den wir auf unserer Reise gesehen haben. Allein vom Durchfahren haben wir Kopfschmerzen und Atembeschwerden bekommen und als am nächsten Morgen ein Zug mit einem riesigen Tank mit der Aufschrift "Arsen" an uns vorbeigefahren ist waren wir mehr als froh unsere Boote in den Packsäcken gelassen zu haben. Prinzipiell scheint der Bergbau jedoch sehr erträglich zu sein, denn die von einem Erdrutsch halb verschütteten Eisenbahnwagons hat niemand mehr ausgegraben.
 
Achtung Stinktier: Nein mit Stinktier meine ich natürlich nicht Nadine, versuchen wir uns doch "fast" jeden Abend vor dem Schlafengehen zu waschen. Manchmal, bei Wassermangel oder bei gar zu widrigen Wetterbedingungen bleibt dies jedoch auf der Strecke, sodaß wir dann vermutlich schon ein wenig muffeln!
 
"No Mataras": "Du sollst nicht töten" ist sicherlich einer der gemeinsamen Glaubensgrundsätze aller Weltreligionen, doch kaum ein Glaubensgrundsatz wird so verachtet. Meist erfinden die Menschen einfach irgendeinen Grund warum man in dieser oder jener Situation dann doch töten darf. Sowie auch in den anderen südamerikanischen Ländern so bitten auch in Peru die Auto-, Bus- und Lkw Fahrer um den Schutz der diversen kirchlichen Schutzheiligen, doch auf der Straße wird gerast was das Zeug hält. Kurvenschneiden gehört hier anscheinend zum guten Ton und anstatt die Bremse zu benutzen wird einfach mit aggressiver Huperei der Weg "freigeblasen". Es gilt das Recht des stärkeren.  Daß einem ein voll besetzter Bus mit quietschenden Reifen auf einer kurvenreichen Bergstrecke auf der eigenen Spur entgegenkommt ist leider keine Seltenheit und so ist es kein Wunder daß die Straßenränder mit den Kreuzen der tödlich verunglückten gesäumt sind. Die Verwandten dieser Unfallopfer haben es mit der simplen Ermahnung an christliche Grundwerte zwar auf den Punkt gebracht, doch interessieren tut das leider keinen.
 
Wäsche Waschen: Wie auch schon in Indien so sind auch hier in Peru Flüsse beliebte Plätze um seine Wäsche zu waschen. Wäre das Wasser nicht schon von den Chemikalien der Minen und vom Öl der Autos, die im Fluß gewaschen werden, komplett verseucht würde zumindest das Waschmittel das einst klare Bergwasser untrinkbar machen.
 
Gewitterfronten: Die Regenzeit ist stetig im Vormarsch und mittlerweile kreisen eigentlich ständig gewaltige Gewitter um uns herum. Meist haben wir Glück und wir kommen entweder noch schnell vor dem Platzregen durch oder es hat gerade aufgehört als wir ankommen. Hin und wieder landen wir jedoch auch mitten drin und so ein Gewitter auf 4000m ist schon beeindrucken. Man ist ja quasi mitten drin statt nur dabei.
 

238. Wochenbericht 17.12. - 23.12.2007

Route: Huanuco, La Union, Huaraz

 
Radiointerview: In Huanuco legen wir einen halben Ruhetag ein um ein Radiointerview mit dem hr1 aufzunehmen. Von allen Radiointerviews die wir bisher mit dem hr1 gemacht haben war dies bisher das mit Abstand am harmonischste (im Hinblick auf Organisation, Kontakt und Interview), was Nadine sogar spontan zu dem Kommentar: ""Susanne kommt nicht vom hr1, oder? Die kommt doch direkt aus dem Himmel!" veranlasst hat.
 
Tempel der gekreuzten Hände: Vor den Toren von Huanuco liegt der "Tempel der gekreuzten Hände", benannt nach den in Lebensgröße in Ton gebrannten Hände die dort im Haupttempel zu sehen sind. Die gekreuzten Hände wurden vermutlich vor etwa 4000 Jahren gebrannt! 
 
Kotosch Kultur: Die Tempelanlage wurde von den Kotosch, eine der ältesten Andenkulturen gebaut. Leider ist von dem Leben und der Kultur der Kotosch nahezu nichts bekannt. Besonders beeindruckend finde ich die Grundrisse der Gebäude die um den Tempel herum liegen. Die abgespaceten Formen können völlig problemlos der Feder eines modernen Designer entsprungen sein.
 
Wahlwerbung:  Nein diese Wahlwerbung bedeutet nicht, daß Schaufeln verboten gehören und stattdessen Bagger gekauft werden sollen, sondern daß wer Arbeit will diese Partei wählen soll und dementsprechend sein Kreuz machen soll. Neben dem Parteiprogramm "Arbeit" (Schaufeln) gibt es auch die Parteiprogramme "Umwelt" (Baum),"Essen" (Suppentopf) und "Stärke" (Löwe). Hoffentlich sind die Symbole nicht auch auf den Wahlzetteln abgebildet, denn daß würde die offizielle Alphabethenquote von 90% in Peru dann doch in Frage stellen.
 
Treppe mit Entwässerung: Damit diese Lehmtreppe bei einem Regenschauer nicht einfach weggewaschen wird wurde in der Mitte eine mit einem Stein abgedeckte Wasserrinne eingebaut.
 
Pillendreherkäfer: Hier in den peruanischen Anden haben wir auf einmal Pilledreherkäfer entdeckt. Die Käfer laufen rückwärts und rollen dabei eine Mistkugel vor (bzw. hinter) sich her. Einmal habe ich zwei Käfer gesehen die gemeinsam eine Mistkugel gerollt haben. Während ich mich zum photographieren angepirscht habe lief plötzlich erst der ein und dann der andere Käfer in unterschiedlicher Richtung von der Mistkugel weg und flog schließlich davon. Da saß ich also nun mit meiner Kamera und eine verlassenen Mistkugel.
 
Wegezoll Teil II: Die harte Strecke fordert weiterhin ihren Tribut und nach einer weiteren gebrochenen Speiche bei Nadine ist nun Martins Rädchen dran. Nach 60000 Km brechen beide Lowrider Befestigungen (Vorderradgepäckträger). So brechen so wohl eine 5 mm Edelstahlplatte und eine 6 mm Edelstahlschraube!!! Auf dem Photo versuchen wir gerade die abgebrochene Schraube aus dem Rahmen rauszubohren. Zuerst haben wir noch versucht  eine Mutter aufzuschweißen um die Schraube raus zu drehen, doch nach mehreren verglühten Muttern wegen einer zu großen Elektrode am Schweißgerät und einigen Beinahe Herzinfarkten von Martin der seinen Alurahmen schon hat schmelzen sehen wechseln wir schließlich zur Aufbohrmethode. Auch hier wieder mehrere Beinahe Herzinfarkte nachdem der Mechaniker erst mit einem zu großen Bohrer und dann mit einem stumpfen Bohrer meine Vorderradgabel malträtiert. Letztendlich kauft der Mechaniker einen neuen Bohrer mit dem es gelingt die alte Schraube halbwegs rauszubohren. Beim ausweiten des Loches bricht der Bohrer jedoch ab. Irgendwann gelingt es mir den Mechaniker der in seiner Arbeitswut das Loch riesengroß ausweiten will zu bremsen und meine Schraube einzudrehen! Daß bei der ganzen Aktion meine Vorderradgabel nicht komplett zerstört wurde ist eigentlich ein kleines Wunder! Schließlich bricht kurz vor Huaraz dann auch noch meine Hinterradfelge von innen auf. Wegen der vielen Speichenbrüche die wir mit Nadines neuer Hinterradfelg wegen schlechter einspeicharbeit haben wollen wir dies mal jedoch versuchen die Felge schweißen zu lassen.
 
Bergbau: Die Berge Perus sind reich an Bodenschätzen und überall treffen wir auf Minen. Neben den professionellen Minen gibt es aber auch noch viele kleine Minen in denen die Minenarbeiter noch wir im vorletzten Jahrhundert alles in Handarbeit machen. Zum Abbau eines der Kohle, die  wie hier auf dem Poto in Schichten im Berg liegt, ziehen die Minenarbeiter auch heute noch mit Spitzhacke und Schaufel los und fahren anschließen die Kohle mit Schubkarren aus dem Berg! Die Tunnel selbst werden noch mit Holzpfählen abgestützt und elektrisches Licht gibt es in den Schächten genausowenig wie Presslufthammer oder Helme!
 
Minen: Ganz anders wirken da die großen Minen, in denen zumindest offiziell Arbeitssicherheit groß geschrieben wird. ("Als erstes Sicherheit, als zweites Qualität und dann Produktion"). Wie die Realität aussieht können wir anhand der Zugwaggons mit Arsen und Anhand der schwer verseuchten Flüsse jedoch nur vermuten!
 
Eingeschneit: Wir verbringen die Nacht auf etwa 4800m oberhalb des Abra Yanashalla Passes auf dem am Abend bereits etwas Schnee lag. Über Nacht fängt es jedoch heftig zu schneien an und obwohl Nadine in der Nacht zweimal den Schnee vom Zelt klopft ist am Morgen wieder alles dick unter Schnee begraben!
 
Fast weiße Weihnachten: Wir befinden uns gerademal 1000 Km südlich des Äquators und haben hier gerade Sommer!!! Wir schreiben den 21.12.2007 und seit Weihnachten 2003 in Jordanien haben wir das erste mal wieder fast weiße Weihnachten! Wenn uns beim  packen der Fahrräder und abbauen des Zeltes nicht halb die Finger abfrieren würden könnten wir die Schneelandschaft noch viel mehr genießen!
 
Harte Etappe: Unsere mittlerweile zugeschneite Schotterpiste führt uns immer weiter hoch in die Berge. Obwohl es gar nicht so steil ist müssen wir auf dem rutschigen Untergrund unsere Fahrräder oft schieben. Um uns herum tobt ein kleiner Schneesturm und wir fragen uns was die Wegbeschreibung "nur noch im Großen Bogen um das Tal herum und dann bergab bis Huaraz" wohl genau bedeuten soll. Hinter jeder Biegung hoffen wir auf die große Abfahrt doch stattdessen folgt nach einer kurzen Abfahrt ein weiterer Anstieg. Wir befinden uns vermutlich irgendwo zwischen 4800 und 4900 Höhenmetern und die dünne Höhenluft ,die schlechte Straße, der Schnee und der Schneesturm fordern alles von uns! Nach 23 harten Kilometern und 465m Anstieg erreichen wir endlich die erhoffte Abfahrt die dank großer Steine auf der Schotterpiste jedoch auch nicht so entspannend ist wie erhofft.
 
Versteckte Berge: Im Laufe des Tages bessert sich das Wetter jedoch  langsam, wir kommen aus der Schneezone heraus und hin und wieder können wir sogar vereinzelt einige der Bergriesen (insgesamt 50 Berge über 5700m!) der Cordilliera Blanca erkennen.
 
Endlich in Huaraz: Nach 25 Tagen (dabei 1,5 Ruhetage) haben wir die 1500 Km lange Etappe von Cusco nach Huaraz durch die zentralen Anden Perus bewältigt. 1000 Km davon haben wir auf zuweilen übler Schotterpiste zurück gelegt. Die Straße ging ständig bergauf und bergab und so haben wir insgesamt 20.000 Höhenmeter im Anstieg erklimmen dürfen. Besonders hart war die Etappe zu unseren schwer beladenen Fahrrädern an denen so viel kaputt gegangen ist wie während der gesamten 60000 Km zuvor nicht. Empfehlen wollen wir die Strecke keinem, aber Hardcore Radler, die von Bergen und übler Schotterpiste nicht genug bekommen können und denen aggressive Hunde und die allgegenwärtigen "Gringi Gringo" Rufe nichts ausmachen kommen sicherlich auf ihre Kosten. Die letzen Kilometer bis Huaraz auf schönen Teer sind jedoch ein wahre Wohltat und nachdem wir ein sehr nettes kleines Hostel gefunden haben werden wir hier über Weihnachten erst einmal unsere Wunden (bzw. die unserer Fahrräder) lecken, die Ausrüstung wieder reparieren, unsere Wochenberichte nachholen, ach ja und auch etwas Weihnachten feiern. Der Blick in die Cordilliera Blannca ist übrigens von unserer Zimmertüre aus!
 

239. Wochenbericht 24.12. - 30.12.2007

Route: Huaraz, Caraz, Cañon del Pato, Chimbote, Casma

 
Weihnachten: Weihnachten war, ganz wie vermutlich auch zuhause, dann doch viel stressiger als erwartet. Quasi den ganzen Tag haben wir damit verbracht unsere Wochenberichte und unseren Weihnachtsbrief zu schreiben und u verschicken. Selbst zum traditionellen Weihnachtskaffe waren wir noch nicht fertig sondern saßen noch schwitzend im Internetcafe. Am Abend haben wir es dann jedoch gerade noch geschafft in ein kleines Restaurant zu gehen, bevor wir müde in unsere Betten gefallen sind. Die Weihnachtsfeiertage haben wir ebenfalls in Huaraz verbracht und die meiste Zeit damit verwendet die Schäden an unseren Fahrrädern und einige andere Ausrüstungsgegenstände zu reparieren. Abenteuerlich war sicherlich die Aktion in der Martin seine von innen angerissene Hinterradfelge hat schweißen lassen. Der Schweißer wollte sich zwar nicht so recht an die Fahrradfelge ranwagen, doch mit viel gutem Zureden hat er es dann doch probiert und so wie es aussieht scheint die Aktion gelungen zu sein!
 
Aufklärung: Anscheinend hat die peruanische Tourismusbehörde bereits erkannt, daß der sogenannte "Gringo Rabatt" keine Seltenheit ist. In einer Aufklärungskampagne werden die Peruaner aufgefordert von den Touristen den "korrekten Preis zu verlangen" und die "Touristen nicht zu überfallen". In den Touristenzentren scheint die Kampagne schon zu fruchten, denn die Peruaner in Puno, Cusco und Huarz waren wesentlich freundlicher und ehrlicher als in den restlichen peruanischen Anden.
 
Beeindruckender Zeltplatz: Direkt am Eingang zum Cañon del Pato haben die Straßenbauer im ersten Anlauf den Tunnel zu nahe an den Cañon gemacht, Vermutlich aus Stabilitätsgründen haben sie anschließend einen weiteren Tunnel ein paar Meter weiter im Felsinneren gegraben und so bietet der Erste Tunnel für uns einen nahezu perfekten Übernachtungsplatz. Nach einigen Metern ist der Tunnel nämlich zum Cañon hin offen und so sitzen wir quasi wie auf einer überdachten Plattform mitten im Cañon.
 
Cañon del Pato: Der enge Cañon del Pato mit seinen steilen Felswänden, den vielen
Tunneln und dem sich tief unten schlängelnden Fluß entschädigen uns reichlich für den doch 150 Km langen Umweg auf unserem Weg nach Casma.
 
Energie auftanken: Die kleine Wohnsiedlung im Stromkraftwerk unterhalb des Cañon del Pato wirkt mit den netten kleinen Häusern und den Palmen wie eine kleine Feriensiedlung. Vielleicht ist das Ganze hier ja ein Versuchsprojekt des peruanischen Tourismusverbandes unter dem Motto: "Mal eben kurz Energie auftanken"!
 
Chilli: Das Tal unterhalb des Cañon del Pato ist sehr fruchtbar und so stoßen wir auf reichlich Ackerbau. Neben Wassermelonen, Tomate, Baumwolle, Rosen, Spargel, Reis, Erdbeeren, Mais, Kohl, und Kürbissen wird hier auch Chilli angebaut. Zum trockenen werden die Schoten dann einfach im Sand ausgelegt. Da die Gegend hier jedoch eher wüstenartig ist gibt es viele Bewässerungskanäle die das Wasser des Rio Santa auf die Felder leiten. In unserem Reiseführer war von Raftingtouren auf den Rio Santa abgeraten worden, da er durch viele Minen im Oberlauf sehr verschmutzt sei. Die Agrarindustrie scheint jedoch keine Problem damit zuhaben mit den giftigen Substanzen der Minenindustrie ihre Felder zu bewässern.
 
Übernachtung bei Charly: In Cusco haben wir Sekiji, einen japanischen Reiseradler kennengelernt und der hat seinem Freund Willian in Casma eine Email geschrieben in dem er Willian von uns erzählt hat. Ein paar Tage später bekamen wir ein Email von Willian in der er uns eingeladen hat ihn in Casma zu besuchen. Da unsere Erfahrungen mit den Peruanern bisher nicht ganz so erfreulich waren haben wir uns entschlossen den Umweg von etwa 200 Km auf uns zu nehmen und nochmal kurz einen Abstecher nach Süden zu machen. Wir hatten auf den letzten Kilomatern nach Casma strammen Gegenwind in der peruanischen Wüste und kamen so später als geplant erst gegen 17:30 am Sonntagnachmittag in Casma an. Was wir vorher nicht wußten war, daß Willian Journalist ist und prinzipiell immer abends arbeitet. Wir haben ihn glaube ich gerade auf dem Weg zur Arbeit erwischt und so bringt er uns zu seinem Cousin Charly bei dem wir die Nacht verbringen können. Gemeinsam mit Charly und einem weiteren Cousin gehen wir am Abend dann auf die Piste. Nach einer kleinen Stärkung in eine Bäckerei geht es mit Charlys Jeep kreuz und quer durch die Stadt, meist jedoch drehen wir Runden um den Plaza de Armas. Peruaner hören Musik prinzipiell liebend gerne sehr laut und obwohl eine der Boxen einen Wackelkontakt hat und nur teilweise funktioniert fliegen mir hinten fast die Ohren raus. Nach ein paar Runden um den Plaza parken wir das Auto und genießen die frische kühle nächtliche Brise auf einer Parkbank auf dem Plaza, bevor Nadine und ich letztendlich todmüde (der harte Gegenwindtag in der heißen Wüste war super anstrengend) auf unsere Isomatten fallen.
 

240. Wochenbericht 31.12. - 06.01.2007

Route: Casma, Chimbote, Trujillo

 
Willian: Willian, der 28 jährige Journalist der sich rührend mit seiner gesamten Familie  in Casma um uns gekümmert hat.
 
Willian und seine Familie: Am nächsten Tag werden wir von Willian abgeholt und fahren mit dem Motorradtaxi von Willian Cousin zu dem Haus seiner Eltern wo seine älteste Schwester bereits ein leckeres Mittagessen für uns gekocht hat. Da wir nicht wollten das Willian das Gefühl hat uns verköstigen zu müssen haben wir ihm nicht gleich erzählt daß wir Vegetarier sind und so heißt es Augen zu und durch als in der Suppe gekochte Hühnerbeine schwimmen und die Tomatensauce mit Thunfisch zubereitet ist. Wir stecken oft in einer Zwickmühlen denn wenn wir rechtzeitig sagen wollen daß wir Vegetarier sind heißt das quasi auch, daß wir erwarten, daß wir verköstig werden. Wenn wir den optimalen Zeitpunkt verpassen können wir im nachhinein auch nicht mehr sagen, daß wir eigentlich Vegetarier sind, da wir unsere Gastgeber ja nicht verletzen wollen. So kommt es daß wir hier in Casma mehr Huhn verzehren als in den letzten 15 Jahren! Willian hat übrigens  noch sechs Geschwister und so verbringen wir ein lustigen Nachmittag mit der Familie.
 
Willian's Tanten: Dank des peruanischen Kinderreichtums hat Willian natürlich auch einige Tanten und eine ganze kleine Heerschar von Cousins und Cousinen. Prinzipiell scheint Willian mit halb Casma verwandt zu sein und wenn nicht, dann kennt er die Leute zumindest durch seine Arbeit als Reporter. Wir verlieren jedoch recht bald komplett den Überblick da wir mehreren Verwandten Besuche abstatten. Am meisten Zeit verbringen wir jedoch mit zwei seiner Tanten die einen Eisstand haben (Geraspeltes Eis mit verschiedenen Saucen). Bei Nadine werden sofort Erinnerungen an Malaysia und Singapur wach wo eigentlich kaum ein Tag vergangen ist wo sie eines der leckeren Eise verzehrt hat.
 
Sylvester: Der Jahreswechsel steht an und Willian überredet uns ihn doch hier in Casma zu verbringen. Anders als bei uns wo das alte Jahr verabschiedet wird, wird in Peru jedoch die Ankunft des neuen Jahres gefeiert. Dies bedeutet, daß die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel nicht vom 31.12 auf den 01.01. stattfinden sondern erst nach Mitternacht stattfinden. Wir verbringen also den Abend bei Willian's Tanten und da wir als Radfahrer normalerweise ja um 8:00 Uhr ins Bett gehen, sind wir kurz nach 23:00 Uhr schon so müde, daß wir uns zurück auf den Weg zu Charly machen um ins Bett zu gehen. Wir sind gerade bei Charly angekommen als Willian einen Anruf bekommt und ausmacht das wir heute bei einer Bekannten übernachten wo es vorher noch eine kleine Sylvesterfeier gibt. Also packen wir unsere sieben Sachen zusammen und ziehen nochmal los, da wir denken, daß wir dort nach einem kurzen Hallo uns zum Schlafen legen können. Aber wie gesagt gehen die Feierlichkeiten in Peru erst nach Mitternacht los und so tauchen auf einmal alle Schwestern und die Mutter von Willian auf. Obwohl die Feier eigentlich im kleinen Kreis stattfindet wird wild zu lauter Musik getanzt und nur mit Mühe kann ich mich davor retten. Auch die versuche mich zu einem Glas Sekt oder zu einem Bier zu überreden sind hartnäckig doch mein Sektglas kann ich zum Glück an Nadine weitergeben. Völlig erschöpft können wir uns schließlich um 03:00 Uhr morgens zum Schlafen zurückziehen, doch nebenan gehen die Feierlichkeiten bis um 08:00 Uhr morgens weiter. Als wir um 10:00 Uhr aufstehen ist die Lehrerin immer noch wach und wurschtelt im Haus umher, doch nach einem Frühstück mit Cola, Kräckern und kaltem Huhn legt sie sich zumindest kurz zum Schlafen. 
 
El Viejo: Eine sehr nette Sylvestertradition in Peru ist, daß das alte Jahr in Form einer mit Kleidern ausgestopften Puppe symbolisch verbrannt wird. Die ausgestopften Puppen werden um Mitternacht dann auf der Straße angezündet.
 
Neujahresfest: William hatte es bis um 8:00 Uhr auf der Feier ausgehalten und so war es kein Wunder daß er nicht wie abgemacht um 9:00 Uhr wieder da war um mit uns die vor den Stadttoren gelegenen Ruinen zu besuchen. Stattdessen fahren wir am Nachmittag zu einem Neujahrsfest mit Liveband und reichlich Publikum wo wir diesmal um ein kleines Tänzchen jedoch nicht herumkommen.
 
Abschied: Trotz all der vielen liebenswerten Menschen, die wir hier in Casma kennengelernt haben heißt es für uns aber dann doch Abschied nehmen, denn die Regenzeit in Equador ist ebenfalls am herannahen. Nach einem leckeren Frühstück bei Willian's Freundin begleitet er uns mit dem Fahrrad noch bis an den Stadtrand bevor wir uns alleine wieder auf die Weiterreise machen.
 
Wüstenübernachtung: Die peruanische Küste ist überwiegend eine sandige Wüste, in der sich dank gesicherter Wasserversorgung die ehemaligen Oasen mittlerweile zu Städten entwickelt haben. Wir kommen durch Chimbote eine Stadt die ihre Einkünfte mit den dort ansässigen Fischfabriken macht. Wir haben anscheinend einen Zeitraum erwischt in dem wenig bis nicht produziert wird denn der Fischgeruch hält sich in Grenzen. Knappe 30 Kilometer später finden wir dann einen herrlichen Zeltplatz hinter einer Sanddüne und verbringen so eine ruhige Nacht.
 
Abenteuer Reifenwechsel: Bei diesen netten kleinen Reifen kann ein Reifenwechsel ganz schnell mal zum großen Abenteuer werden!
 
Casa de Ciclistas in Trujillo: Mitte der 80er hat Lucho sein Casa de Ciclistas "La Amistad" aufgemacht und seitdem knappe 1000 Radfahrer hier beherbergt. Während die ersten 15 Jahre mit 500 Besuchern noch recht gemütlich verliefen hat der Radreisebom der letzen Jahre dafür gesorgt, daß mittlerweile weit über hundert Radler ihren Weg zu Lucho finden. Da viele mehrere Tage bis sogar mehrere Monate hier bleiben ist eigentlich immer ein Radler hier. Aufgrund familiärer Unstimmigkeiten ist Lucho jedoch 2006 mit seiner Frau Aracelli, seiner 13 jährigen Tochter Angela und dem Baby Lance in ein um die Ecke gelegenes Haus gezogen, daß jedoch so kleine ist, daß es gerade mal für die Familie reicht. So herrscht zur Zeit die unglückliche Situation, daß die Radfahrer weiterhin im Haus von Luchos Mutter untergebracht sind (die mit den vielen Radlern eigentlich recht unglücklich ist), während Lucho wie gesagt nicht mehr hier wohnt. Viele der Radler die hier ankommen scheinen den Spruch "Mi casa es tu casa" (Mein Haus ist dein Haus) auch etwas falsch zu interpretieren und sehen das Casa de ciclistas eher als ein kostenloses Hostel. Gemeint ist damit aber eher: Fühle Dich wie zu Haue, was aber auch bedeutet das man sich beim aufräumen und putzen beteiligen soll. Prinzipiell wollen Lucho und Araceli ein neues Stockwerk auf ihr Haus setzen, um dann dort die Radler beherbergen zu können, doch momentan scheitern die Pläne noch an den finanziellen Mitteln. Um hier zumindest ein klein wenig helfen zu können haben wir einen Spendenfond eingerichtet, in dem die Radler eine Spende machen und somit  helfen können das neuen Casa de Ciclistas bauen zu können.
 
Musizierender Pfarrer: Hier in Trujillo haben sich auch einige Deutsche niedergelassen und so gehen wir zweimal zusammen mit Lucho in die Pizzeria eines deutschen Freundes. Am Wochenende macht hier Amadeus, ein deutscher Pfarrer, live Musik. Neben Klavier, Akkordeon, Melodika, und Trompete, spielt er auch Saxophon, während er von Lucho, der eigentlich Schlagzeuger ist mit einigen Rhythmusinstrumenten begleitet wird.
 
Chan Chan: 5 Km nördlich von Trujillo liegt die ehemalige Stadt Chan Chan des Chimu Imperiums. Die Chimu lebten in dieser Stadt mit ihren 60000 Einwohnern von 850 n.Chr.. bis zu ihrer Eroberung 1470 n.Chr. durch die Inkas. Die gesamte Stadt mit ihren Häusern, Kanälen, Tempeln und Lagerhäusern wurde aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut und so haben Fluten und die seltenen aber dennoch heftigen Regenfälle viele Teile der Stadt weggewaschen. Mittlerweile sich viele Bereiche der Stadt mit Dächern und Planen(wenn es mal regnet) geschützt, um eine vollkommene Zerstörung zu verhindern. Anders als die Vorgängerkultur der Moche haben die Chimu ihr Hauptaugenmerk jedoch nicht auf künstlerisch verzierte Ton Gefäße und prächtigen Fresken gelegt sondern auf Metallgegenstände und Stadtentwicklung. Irgendwie haben wir beim verlassen unseren Fahrrad und Haustürschlüssel vergessen und dies dummerweise erst festgestellt als wir an den 20 Km entfernten Huancas del Sol y de la Luna angekommen sind. Anstatt also die Ruinen den Moche zu besichtigen radeln wir wieder zurück nach Chan Cahan und haben das riesige Glück daß unser Schlüssel am Kassenhäuschen abgegeben wurde. So werden wir also noch einen Tag länger hier bleiben um auch die Mocheruinen zu besichtigen.
 
Haarlose Hunde: Diese haarlosen traditionellen peruanischen Hunde haben eine Körpertemperatur die höher ist als die von normalen Hunden. Traditionell sollen die Hunde damals als Körperwärmer zur Behandlung von Arthritis verwendet worden sein. Was uns jedoch stutzig macht ist die Tatsache daß wir hier in der Wüste sind und unter Umständen die Umgebungstemperatur jedoch zumindest die Temperatur der in der prallen sonne liegenden Steine wesentlich höher ist als die Körpertemperatur der Hunde.
 
Abschiedsparty: Eine von Luchos Schwestern geht für ein Jahr nach Brasilien um zu arbeiten, und so gibt es eine kleine Abschiedsparty für sie zu der Lucho sogar Wolfgang überreden konnte mit ihm etwas zu musizieren. Wir sind aufs neue fasziniert wir die Peruaner es schaffen auf einer Familienfeier am hellichten Tag mit lauter Musik und wildem Getanze auf die Beine stellen. Letztendlich ist dann jedoch überwiegend Nadine mit Lucho am tanzen.
 

241. Wochenbericht 07.01. - 13.01.2007

Route: Trujillo

 
Huaca del Sol y de la Luna: Die Sonnen- und Mondpyramiden südlich von Trujillo sind die beeindruckenden Überbleibsel der Moche Kultur, die hier von 100 - 800 n.Chr. das Zentrum ihres Imperiums hatten. Das interessante an den Pyramiden ist jedoch, daß es eigentlich jeweils immer 2 Pyramiden sind. Denn grob alle hundert Jahre haben die Moche nämlich ihren "alten" Tempel mit Lehmziegeln aufgefüllt und auf das so gewonnenen neue Fundament einen neuen größeren Tempel gebaut. D.h. während im äußeren die Form einer Pyramide erscheint liegt im inneren eine auf dem Kopf stehende Pyramide durch die nach obenhin größer werdenden Tempelanlagen. Da die neuen Tempel immer einfach oben drüber gebaut wurden und dabei auch die äußeren Mauern immer größer gemacht wurden entstand die Pyramidenform.
 
Wandmalereien: Dank der Tatsache, daß die alten Tempelanlagen komplett mit den Lehmziegeln aufgefüllt wurden und durch das trockene Wüstenklilma sind natürlich alle Wandfresken und Wandmalereien sehr gut erhalten!
 
Lehmziegel: Jeder Lehmziegel ist übrigens mit einem Symbol gekennzeichnet und die Archäologen nehmen an, daß die Markierungen aus Steuerrechtlichen gründen gemacht wurden um zu sehen, welcher Haushalt wie viele der Ziegel abgeliefert hat.
 
Moche Kultur: Die Moche waren ein sehr kriegerisches Volk, und Menschenopfer gehörten zu ihren Ritualen. So wurden Zweikämpfe mit jungen Männern (keine Kinder und Frauen) veranstaltet, bei denen der Verlierer anschließend geopfert wurde. Um dem Opfer die Qualen der Folter und die des anschließenden Opfertodes zu lindern bekam er jedoch einen speziellen Drogenkoktail verabreicht. Während der Zweikampf und das Opferritual nur im Beisein einiger hoher Adeliger vollzogen wurden trank der Hohe Priester anschließend das Blut des Opfers jedoch vor der Öffentlichkeit!
 
Geschichtsforschung: Die Moche waren Experten im Töpfern und mangels einer geschriebenen Sprache haben sie ihre Kultur auf den bemalten Tongefäßen dargestellt und so der Nachwelt erhalten. Viele Tongefäße werden übrigens oft in alten Mülhalden gefunden. So ist es also auch kein Wunder, daß Müllhalden bei Archäologen heiß begehrt sind, da sie hier viele interessante Dinge finden können anhand der er sie Rückschlüsse auf die längst vergangenen Kulturen ziehen können. Da haben unsere heutzutage riesigen Müllhalden also doch was gutes, denn mit dem vielen Plastikmüll machen wir zumindest einige Archäologen in ein paar Tausend Jahren sehr glücklich.
 
Regenschauer: Regen gibt es hier in Trujillo eigentlich kaum (vielleicht 3-5x im Jahr), doch als wir gerade hier sind fängt es ordentlich an zu schütten. Das Dach unseres Zimmers besteht lediglich aus einer mit Schilfmatten abgedeckten Plastikfolie doch beim ersten Regenguß am Vormittag funktioniert die Konstruktion noch recht gut und es tropft / fließt nur an zwei Stellen Wasser ins Zimmer. Doch als es am Abend nochmal heftig anfängt zu regnen wird es problematisch. Bereits am Vormittag hatten sich tiefe mit Wasser gefüllte Wannen in der Plastikfolie gebildet die durch die neuen Regenfälle mittlerweile so tief sind, daß die Dachbalken zu brechen drohen und die Folie kurz vor dem Reißen ist. Wir suchen zusammen mit Jean-Babtiste, einem Kanadischen Radler, der hier bereits seit einigen Monaten wohnt, alle verfügbaren Bretter auf der Dachterrasse zusammen und versuchen das Dach zu stützen und etwas zu heben, so daß das Wasser ablaufen kann. Die Folie ist durch die starke UV Strahlung jedoch schon recht brüchig geworden und fängt zu reißen an. Literweise fließt nun eine dunkelbraune Schlammbrühe ins Zimmer. Zum Glück haben wir am Vormittag das Zimmer gereinigt! Nach knapp 2 Stunden haben wir dann aber alles halbwegs soweit abgedichtet und verstärkt, daß wir die Nacht über ruhig schlafen können ohne befürchten zu müssen, daß alles zusammenbricht und wir von den Fluten weggeschwemmt werden.
 
Ende gut, alles gut! Nach dem etwas frostigen Empfang lockerte sich das Verhältnis mit Luchos Mutter und seinen Schwestern etwas nachdem wir nach der Abschiedsfeier der einen Schwester am Abend noch gemeinsam mit Lucho den Raum aufgeräumt und gewischt haben. Als wir dann aber auch noch das seit geraumer Zeit defekte große Wasserfaß (in Trujillo gibt es Nachts kein Wasser und so muß man tagsüber Wasser in ein Wasserfaß füllen um nachts die Toilette spülen zu können. ) repariert haben und wieder gegen die kleine Waschschüssel ausgetauscht haben die zwischenzeitlich herhalten mußte, war das Eis jedoch schließlich gebrochen. Zum Dank für unsere Hilfe wurden wir von Luchos Mutter auf einen Teller Suppe eingeladen und sind ganz erstaunt wir gut gelaunt und fröhlich sie ist. Aber ich kann ihren Frust den vielen Radlern gegenüber, die zuweilen ihr Haus nur als billige Übernachtungsmöglichkeit nutzen und nicht auch mal ein kleinwenig mithelfen, sehr gut nachvollziehen.
 

242. Wochenbericht 14.12. - 20.01.2007

Route: Trujillo, Chiclayo, Piura, Máncora

 
Pero mañana seguro! "Aber morgen sicher!". Ich glaube den Spruch haben vor uns schon manche Radfahrer hier von sich gegeben, doch irgend etwas gab es dann doch, was die geplante Abreise immer wieder nach hinten verschoben hat. Bei uns waren es der verlorene Schlüssel, die Abschiedsfeier der Schwester, die Reparatur des Daches und des Wasserkontainers und eine Radrundfahrt mit den Jugendlichen der Stadtteiles Porvenir. Zum Schluß haben wir dann noch gewartet bis zwei Argentinier und ein Franzose die mittlerweile auch angekommen waren sich neue Fahrradtaschen haben schneidern lassen (dem Argentinier waren seine geklaut worden). 60 Km nördlich von Trujillo soll es nämlich ein Dorf geben in dem sich einige Diebe auf Radreisende spezialisiert haben, doch da sie sich an 5 Radfahrer nicht rann wagen wollen wir zusammen abreisen. So stehen wir mit gepackten Fahrrädern am Montagmorgen schließlich mit 5 Reisefahrrädern bereits vor dem Haus und machen die Abschiedsphotos. Das letzte Photo ist gerade gemacht und als Lucho dem Argentinier seine Kamera zurück gibt fällt diese aus irgendwelchen Gründen auf den Boden und das Objektiv ist verbogen. Auf der Suche nach einem Mechaniker, der die Kamera reparieren kann, vergeht dann auch dieser Tag und so "checken" wir am Nachmittag wieder ein! Lucho will uns immer noch nicht gehen lassen und unter der Abmachung daß wir morgen gemeinsam zuerst mit ihm seine Radwerkstatt aufräumen und anschließend noch zum Strand gehen bleiben wir noch einen weiteren Tag. Das Aufräumen der Radwerkstatt findet jedoch nach peruanischer Art erst am späten Nachmittag statt, so daß wir doch nicht zum Strand kommen. Aber morgen werden wir sicherlich aufbrechen!
 
Wir brechen schließlich doch auf! Kaum zu glauben doch nach 10 Tagen brechen wir schließlich doch wieder auf. Zum Abschied pflanzt Aracelli noch eine Rose gemeinsam mit Nadine und nach mehreren dicken Umarmungen sind wir dann doch wieder auf der Straße.
 
Begleitschutz: Um uns sicher durch Paijan, den Ort mit dem Fahrradräubern, zu bringen bekommen wir einen Geleitschutz aus Lucho, Jean-Babtiste und Enrique. In Paijan stecken die Räuber irgendwie mit den Motorradtaxis und der Polizei unter einer Decke. In den Ort zu fahren ist noch nicht so das Problem, doch im Ort entdecken einen die Motorradtaxifahrer und organisieren den Überfall. Nachdem man dann Paijan  verlassen hat lauern einem die Räuber hinter der nächsten Sanddüne oder in den Zuckerrohrfeldern auf und überfallen einen. Die Polizei nimmt das Ganze recht gelassen, obwohl bekannt ist wo die Räuber wohnen! So rollen wir also anfangs mit 5 und später mit 6 Fahrrädern abssolut sicherf und unbehelligt durch den Ort. Nach einem letzen Abschiedsphoto in der Wüste radeln unsere Aufpasser dann aber wieder zurück, wobei sie jedoch ab dem Ort den Bus nach Trujillo genommen nehmen wollen. 
 
Eisfabrik: In Casma waren wir von dem Besitzer einer kleinen Eisfabrik aus Chiclayo eingeladen worden bei ihm zu übernachten, wenn wir durchkommen würden. Als wir schließlich ankommen werden wir natürlich mit einer leckeren Eisplatte bewirtet und ich muß mich wirklich sehr zusammennehmen "no gracias" zu sagen als mir noch mehr Eis angeboten wird. Am Ende hätte ich ihnen noch die ganze Fabrik leergefuttert!
 
Leben auf der Müllhalde: Die Müllentsorgung ist prinzipiell noch ein sehr ernstes Thema in Südamerika und so lange es keine staatlich organisiertes System gibt und so lange die Armut der Sozialen Unterschicht noch so erschreckend ist wird es auch noch weiterhin Menschen geben die auf und von der Müllhalde leben müssen!
 
Wüstendurchquerung: Auf unserem Weiterweg nach Norden müssen wir durch eine kleinere Wüste auf der wir für knappe 200 Km keine Wasserversorgung haben. Wir füllen unseren Wassersack und alle Wasserflaschen bis zum Rand auf, und so reicht es dann sogar noch für eine kleine Katzenwäsche am Abend.
 
Mala Vida: Zugegeben, der kleine Ort am Rande der Wüste kann seinen Bewohnern nicht viel mehr als Hitze, Wind und Sand bieten, doch um ihn "Mala Vida", "schlechtes Leben", zu taufen gehört schon eine ganz gehörige Portion Humor (oder Resignation!). Besonders erschreckend ist bei dem Namen daher auch die Aufschrift auf dem Haus der Medizinischen Versorgung: "Posto de Salud Vida Mala", bzw.: "Gesundheitsposten Schlechtes Leben"!
 
Durchgeknallte Reisende: Auf unserem Weiterweg nach Norden treffen wir erst auf einen deutschen Reiseradler der in 7 Monaten von Alaska bis hierher geradelt war!!!! (Wir planen für die Strecke knappe 1,5 Jahre!). Anscheinend ohne richtige Ruhetage zu machen, ohne Reiseführer und ohne Fahrradtacho ist dieser Radler unterwegs und so ist es kein Wunder, daß er mittlerweile völlig ausgebrannt ist. Er ist körperlich und mental so erschöpft, daß er eigentlich keine Lust mehr zum weiterradeln hat. Nur wenige Kilometer später treffen wir dann mitten im Nichts auf einen Wanderer aus Kolumbien der sich, für den Frieden, zu Fuß auf den Weg nach Feuerland gemacht hat. 4,5 Monate hat er von Kolumbien bis hierher benötigt und noch weitere 12 Monate sind geplant. Der selbst gebastelte "La Paz" Helm (Frieden) scheint aber kein besonders guten Sonnenschutz zu bieten. Was uns nämlich etwas stutzig mach ist, daß der Kolumbianer sehr schlecht Spanisch spricht. Vermutlich hat ihm die tropische Sonne etwas zu stark auf den Helm geschienen und so ist er etwas dehydriert und somit etwas verwirrt. Kein Wunder, hat er doch lediglich eine 250 ml große leere Wasserflasche mit sich, die wir ihm dann auch gleich 2x auffüllen.
 
Máncora: Seit 16 Monaten sind wir nun in Südamerika ohne auch nur ein einziges mal im Meer gebadet zu haben. Wenn wir am Meer waren war es dank der winterlichen Temperaturen viel zu kalt und als es wärmer wurde waren wir in den Anden unterwegs. Nun kurz vor der Ausreise aus Peru nutzen wir unsere letzte Gelegenheit für einen kurzen Badeurlaub!
 
Skorpion: Bereits zum zweiten Mal hat sich nun hier in Peru ein Skorpion in den Nacht unter unserer Zeltplane versteckt. Als wir die Plane dann jedoch wieder zusammenpacken flüchtet er schnell unter die nächste Erdscholle, zurück in den sicheren Schatten.
 
Grenzübergang: Die Grenze von Peru nach Ecuador ist ganz so wie wir sie lieben. Die Ausreiseformalitäten müssen wir bereits vor den letzten Städtchen machen. Nun heißt es wieder einmal irgendwie durch ein Gewirr aus Straßenständen und Läden auf die Ecuadorianische Seite der Grenze zu gelangen. Dort müssen wir uns erneut durch einige enge und unübersichtliche Einkaufsstraßen durchfragen, bis schließlich 6 Km später am Stadtausgang der Checkposten kommt an dem wir unseren Einreisestempel erhalten
 

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