INDIEN 2: 05.10. - 23.11.04

Route Kanu: Ganges von Rishikesh über Haridwar, Fathegarh, Kanpur und Allahabad nach Varanasi      

Route Bike: Varanasi, Darjeeling, Malda, Jemo, Kalkutta

Kilometer Kanu: etwa 1000 Km   Km Bike: 675 Km

Einkauf und Gemüseklau: Wir hatten keine Ahnung wie weit wir es pro Tag mit dem Kanu schaffen würden und wie es in den nächsten Wochen mit der weiteren Lebensmittelversorgung werden würde. Daher entschieden wir uns, so viel wie möglich bereits hier in Rishikesh zu besorgen. Neben einem kleinem Dampfkochtopf (man kann schneller garen und spart so Benzin) und einer Chapattiplatte (um auf dem Benzinkocher Chapattis, das indische Fladenbrot, backen zu können) kauften wir uns auch noch einen 20l Wasserkanister (insgesamt hatten wir somit etwa 35l Wasser für etwa 4-5 Tage). Außerdem kauften wir neben Mehl, Reis, Nudeln, und diversen Sorten Linsen (gelb, rot und braun) auch reichlich Obst (Bananen, Äpfel, Limonen) und Gemüse (Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch, Gurken, Blumenkohl, Ingwer und Karotten) ein. Da die Packkapazität unserer Räder jedoch beschränkt ist, entschieden wir uns, erst einmal mit dem normalen Gepäck und dem Kanu runter bis zum Ganges zu fahren und anschließend sollte dann Nadine noch den vollen Wasserkanister so wie das Obst und Gemüse holen. Wir informierten die Angestellten unseres kleinen Guesthouses von unserem Vorhaben und radelten zum etwa 1 Km entfernt gelegenen Ganges. Während ich das Boot aufbaute radelte Nadine zurück und die restlichen Sachen, die wir in unserem Zimmer deponiert hatten, zu holen. Sie schaute nicht schlecht, als der volle Wasserkanister bereits ausgeleert und sämtliches Obst und Gemüse verschwunden war. Sie fragte einen der Angestellten nach unseren Sachen und, nachdem er durch mehrere Räume in der Anlage gegangen war, brachte er einen Teil unserer Sachen wieder zum Vorschein. Nadine nahm die Sachen entgegen, füllte den Wasserkanister erneut und radelte wieder zum mir an den Ganges. Bei einer genaueren Begutachtung unserer Gemüsevorräte mußten wir dann jedoch feststellen, daß etwa knapp 1/3 fehlte und so machte ich mich auf den Weg zum Swiss Cottage. Ich stellte den Angestellten zur Rede und forderte unser restliches Obst und Gemüse. Erst tat er so, als wisse er von nichts, um dann zuerst aus seinem Zimmer unserem Beutel Limonen zu holen. Nun behauptete es wäre alles. Als ich hartnäckig blieb verschwand er vom Gelände und kam nach einer Weile mit unserem Kilo Äpfel zurück. Ich blieb weiter hartnäckig worauf hin er aus seinem Zimmer unsere 3 Gurken holte. Nun wurde mir das ganze Theater zu dumm und ich ging einfach in sein Zimmer um zu sehen, ob er nicht noch etwas versteckt hatte, und wurde natürlich fündig! Bevor er mir unseren Beutel mit Limonen zurückgab stibitze er sich nämlich noch 5 Limonen, die er auf seinem Bett deponierte. Bis auf eine Packung Kekse, die wir bis heute vermissen, haben wir aber unser ganzes Obst und Gemüse wieder bekommen. Eigentlich hatten wir so etwas hier nicht erwartet, da das Swiss Cottage eigentlich einem Swami (eine Art Mönch) gehörte. Eigentlich kommen viele Leute hierher, um Yoga zu lernen und zu praktizieren. Nun ja, der Swami, war mittlerweile etwas alterssenil (Kommentar von George, der uns den Übernachtungsplatz empfohlen hatte) und spielte den halben Tag mit einem Hundewelpen, und seine Helfer waren anscheinend nicht ganz so "heilig". Ein andere Mitarbeiter des Swiss Cottage hatte uns übrigens tags zuvor davor gewarnt bei Leuten, die einem am Ganges zu sich ans Ufer rufen, anzulegen. Laut seiner Aussage wurde ein deutsches Ehepaar auf ihrer Paddeltour vor ein paar Jahren dabei ausgeraubt. Damit, daß wir bereits schon vor unserem ersten Paddelschlag beraubt werden würden haben aber wohl weder wir noch er gerechnet!

Bootaufbau: Während Nadine also nochmal zurückfuhr um unsere restlichen Sachen zu holen begann ich mit dem Aufbau unseres Kanadiers. Ich hatte das Boot noch nicht einmal ganz vom Fahrradanhänger abgeladen, da war ich auch schon von einer Schar schaulustiger Inder umringt. Zum Glück kannte ich alle Handgriffe bereits, denn sonst wäre ich bei den vielen Neugierigen die teilweise fast ins Boot hineinkrochen und beim Aufpassen auf unsere restliche Ausrüstung vollkommen überfordert gewesen. Nach knapp 2 Stunden, zwischendurch mußte ich ja noch unser restliches Obst und Gemüse wieder zurückholen, war das Kanu aufgebaut und alles Gepäck verstaut.
 
Lange Fahrt: Insgesamt hatten wir nun etwa 1000 Km auf dem Ganges bis nach Varanasi, die heiligste Stadt der Inder, vor uns. Insgesamt planten wir mit Tagesetappen von durchschnittlich 30 Km und rechneten somit mit etwa 4 Wochen auf dem Indiens heiligem Fluß. Da der Ganges hier gerade erst aus den Bergen, dem Himalaja, kam verfügte er noch über ordentlich Strömung. Wir hatten die ersten kleineren Stromschnellen gerade gut hinter uns gebracht als unsere Fahrt nach gerade mal 5 Km auch schon wieder unterbrochen wurde. Wir waren an einen Staudamm gekommen! Bei uns in Europa ist so ein Staudamm nur ein kleines Problem. Man fährt einfach durch eine Schleuse und kann so ein paar Minuten später auf der anderen Seite einfach weiter paddeln. Hier in Indien bedeutete dies aber: Alles aus dem Boot ausladen und die etwa 10m hohe, steile und zur Hälfte schlammige Böschung hochtragen, alles auf die Fahrräder verladen, mit den Fahrrädern vor zum Staudamm radeln, das Boot holen, zwischendurch die Sachen nochmal abladen und durch ein enges Tor im Absperrzaun tragen, die Fahrräder an die nächste mögliche Einstiegsstelle auf der anderen Seite des Staudammes bringen, das Kanu holen, alles wieder einladen, und dann endlich weiterpaddeln! Alles in allem dauert eine Umtrageaktion zwischen 1,5 - 2 Stunden, bei einer Temperatur von über 30 Grad eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit!
 
Gangesbaden in Haridwar: Nach einer ruhigen Nacht an einem schönen Sandstrand erreichten wir am nächsten Morgen dann Haridwar. Haridwar ist eine der 7 heiligen Städte Indiens und so zieht es ständig massenhaft Pilger in die Stadt am heiligen Fluß. Die meisten Pilger kommen hierher nur um einmal im Ganges baden zu können, oder um an der Abendpuja (hier ist sie aber etwas pompöser als in Rishikesh) teilzunehmen. Viele, gerade jüngere Inder, hatten hier einen riesigen Spaß, indem sie sich von einer Brücke aus in die reißenden Fluten (der Ganges hat hier sehr starke Strömung) stürzten.

Naturschutzgebiet und Tunnelfahrt: Direkt vor Haridwar war dann wieder ein Staudamm (etwa 20 Km vom letzten entfernt). Wir hatten gerade unsere gesamte Ausrüstung ausgeladen, als ein Auto anhielt, ein uniformierter Beamter ausstieg und uns erklärte, daß der Ganges zwischen Rishikesh und Haridwar ein Naturschutzgebiet sei. Da natürlich Paddeln und Zelten dort nicht erlaubt waren, nahm der Parkranger unsere Personalien auf und fuhr einfach weiter! Wir brachten also alle unsere Sachen auf die andere Seite des Staudammes und entschieden uns in einen Seitenkanal (offensichtlich ein Kanal der ein paar hundert Meter später wieder in den Ganges führen sollte) einzusteigen. Wir beluden das Boot wieder und fuhren in die starke Strömung ein. Erst jetzt viel mir auf, daß der Kanal an beiden Seiten ausbetoniert war und meinte noch zu Nadine: "Hoffentlich kommt jetzt nichts wildes!" (Für Nichtpaddler: in einem ausbetonierten Kanal hat man nahezu keine Chance im Falle einer Kenterung aus dem Wasser zu kommen). Wir fuhren um die erste Kurve und sahen zu unserem Entsetzen, daß die ohnehin schon starke Strömung noch mehr zunahm und sich bereits größere Stromschnellen (so groß, daß ordentlich Wasser ins Boot schwappte) bildeten. Nach den nächsten Kurve, mittlerweile hatten wir bereits richtig große Wellen (also noch mehr Wasser im Boot), sahen wir etwa 50m vor uns auf einmal einen Tunnel, in den das Wasser hineinschoß. Ich sah in den Betonritzen des Kanals einige größere Binsensträucher und wollte versuchen uns dort festzuhalten. Da die Sträucher aber außerhalb meiner Reichweite lagen sprang ich kurzerhand ins Wasser, verfehlte sie aber dennoch. Nun hing ich mit der einen Hand am Boot, während ich mit der anderen Hand mein Paddel wieder aus dem Wasser fischte und eine meiner Sandalen (sie hatte sich beim Sprung ins Wasser gelöst) festhielt. Als ich alles wieder hatte versuchte ich das Kanu so gut wie möglich von hinten zu stabilisieren, während wir durch starke Stromschnellen und mit richtig Tempo in den Tunnel rauschten. Wie wir wissen, gibt es ja bekanntlich 2 Arten von Tunneln. Zum einen die, bei denen man Anfang und Ende sieht (also durchschauen kann) und zum anderen die, die so lang sind, daß man kein Ende sehen kann. Wir hatten es mit einem Tunnel der 2. Art zu tun und nachdem der Eingang hinter einer Kurve verschwunden war, war es stockfinstere Nacht. Natürlich hatten wir immer noch starke Strömung und Stromschnellen. Nadine rechnete fast damit daß ihre letzten Minuten nun angebrochen waren und fragte mich "Kann man darin sterben?", während ich versuchte zu verstehen, wo wir hier gelandet waren (Eine Kraftwerkturbine konnte es nicht sein, sonst wäre vor dem Tunnel zumindest ein Gitter gewesen. Auch sonst viel mir nichts erklärbares gefährliches ein). Während ich so grübelte lies auf einmal die Strömung nach und es wurde still. Ich legte mein Paddel ins Boot und zog mein Sandale wieder an. Nadine hatte gar nicht mitbekommen , daß ich absichtlich ins Wasser gesprungen bin und befürchtete das schlimmste und fragte also "Lebst du noch?" Martin: "Ja ich bin hier!". Ich schwamm also vor zu Nadine und tröste sie ein wenig. Wieder hinten am Boot sah ich auf einmal ein schwaches Licht. Ich berichtete sofort Nadine davon, doch sie konnte leider nichts sehen. Eigentlich verwunderlich, da ihre Augen viel besser sind als meine. Nach und nach wurde das Licht immer größer und auch die Strömung nahm wieder zu (ich stieg übrigens nicht wieder ins Boot, da ich es, in Erwartung erneuter Stromschnellen, von außen wesentlich besser stabilisieren konnte). Als bereits ein riesiger Tunnelausgang erkennbar war, sah endlich auch Nadine das Licht; das Kanu hatte sich im Tunnel gedreht ( was Nadine in ihrer Angst gar nicht richtig wahrgenommen hatte) und so hielt Nadine ständig in die falsche Richtung nach dem Licht Ausschau. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie erleichtert wir waren, als wir auf der anderen Seite des Tunnels wieder ins Freie schossen und noch dazu, als es wieder bewachsenes Ufer gab. Unter den Jubelschreien von Kindern die hier im Wasser tollten (und sicherlich noch nie gesehen haben wie ein Kanu aus dem Tunnel kam) stoppten wir im erstbesten Schilfbestand. Die nächste Viertelstunde verbrachten wir dann damit das ganze Wasser wieder aus dem Boot zu schöpfen. Schäden haben wir übrigens bei der ganzen Aktion keine erlitten und verloren haben wir lediglich ein kleines Handtuch. Wir waren froh, daß wir aus der ganzen Sachen mit weniger als einem blauen Auge davongekommen waren und würden eigentlich am liebsten gar nicht so viel davon berichten. Wir hoffen aber, daß so neben uns auch noch einige andere aus unserem Fehler lernen können. Wir werden zumindest nie wieder in ausbetonierten Kanälen paddeln!

Zuschauer gefällig? Bevor wir weiterfuhren erkundigten wir uns bei den Kindern noch nach der weiteren Strecke. Erst erfuhren wir, daß hier in ein paar Kilometern noch weitere Strudeln auf uns warten würden. Außerdem erfuhren wir, daß dieser Kanal nicht in den Ganges führen wird sondern eine ganz andere Richtung einschlug. Da der Ganges etwa 500m weiter westlich verlief (wir waren auch etwa 2 Km vom Staudamm entfernt und hatten im Tunnel einen Berg durchquert), durften wir ein zweites Mal in Haridwar unsere Kanu ausladen. Während beim Ausladen lediglich das halbe Dorf, bei dem wir gestrandet waren, als Zuschauer hatten, kamen beim Einladen noch zwei LKW Ladungen voller Schaulustiger hinzu (eigentlich kamen sie zum arbeiten hierher). Mittlerweile sind wir jedoch dies bezüglich relativ abgehärtet, so daß wir einfach weiter unser Boot beluden und dann weiter gen Varanasi paddelten.
 
Trockenlegen: Am Morgen nach unserer Tunneldurchquerung wollte Nadine eigentlich nur etwas aus unserer Essenkiste holen. Das Feuchte Klima in der Kiste kam ihr etwas spanisch vor und so untersuchte sie die Sache etwas genauer. Am Vortag war ja einiges an Wasser ins Boot geschwappt, so daß unsere Fahrradpacktaschen quasi im Wasser standen. Da unsere Packtaschen natürlich nicht dafür gemacht waren um im Wasser zu schwimmen, drang etwas Wasser in unsere Packtaschen. Um wenigstens einen Teil unserer Vorräte zu Retten brauchten wir den halben Vormittag um all unser Ost und Gemüse und unsere Vorräte an Reis und Nudeln wieder in der Sonne zu trocken!
 
Flußüberquerungen mal anders: Die üblich Art auf die andere Seite eines Flusses zu kommen ist ja normalerweise die mittels einer Brücke. Gerade im oberen Lauf des Ganges waren jedoch kaum Brücken vorhanden und die wenigen Pontonbrücken, die es einmal gab lagen mittlerweile als große Rosthaufen auf beiden Seiten des Ufers. Boote gab es in dieser Gegend leider auch nicht (warum auch immer) und so "entwickelten" die Inder 2 Alternativmethoden zur Flußdurchquerung. 1. Schwimmen: man zieht sich bis auf die Unterhose aus, wickelt seine Klamotten (auch bei Männern meist eh nur ein Wickelrock und ein T-Shirt) als ein Art Turban um den Kopf, legt sein restliches Hab und Gut auf den Turban und schwimmt einfach durch den Ganges. Auf der anderen Seite angekommen lässt man sich einfach kurz von Sonne und Wind trockenen, zieht seine Klamotten wieder an und geht weiter. 2. Schlauchmethode: Man organisiere sich einen alten Auto- oder Lkwreifenschlauch und pumpe ihn auf (Profis binden ihn in der Mitte etwas zusammen). Nun kann man sich gemütlich mit seiner ganzen Ausrüstung auf den Schlauch setzten und auf die andere Seite paddeln. Diese "Schlauchboote" sind übrigens auch bei Fischern sehr beliebt, die so ihre Fischernetze auslegen.

Unschöne Attacke in Fathegarh: Ich war gerade dabei an einem Pumpbrunnen unseren Wasserkanister wieder aufzufüllen, als ich auf einmal eine warme Flüssigkeit auf meinen Rücken tröpfeln fühlte. Natürlich schaute ich sofort nach oben um die Ursache dafür herauszufinden und so tröpfelte mir die warme Flüssigkeit direkt ins Auge. Ich drehte mich sofort weg, rieb mir mein Auge wieder trocken und als ich dann wieder nach oben schaute sah ich gerade noch wie ein Affe, der direkt über mit auf einem Ast gesessen hatte sich gemütlich davon trollte. Da war ich nun also von einem Affen vollgepinkelt worden! Na super!!! Zum Glück stand ich gerade neben einem Brunnen, so daß ich mich wenigsten direkt wieder waschen konnte.

Fährboot: Hin und wieder gab es auch mal Fährboote die die Menschen über den Ganges übersetzten. Unweit einer solchen Übersetzstelle ließen wir uns zu unseren täglichen Mittagspause im Schatten nieder. Das Fährboot, das übrigens mit einer langen Bambusstange angeschoben und gelenkt wird hatte bereits ein paar mal übergesetzt, als der Fährmann anscheinend beschloß, seinen Fahrgästen eine kleine Abkühlung zu gönnen und etwa 15m vor dem Ufer anhielt (Der Fluß war hier vielleicht 100m breit)! So mußten also alle Fahrgäste (die alten und die neuen durch etwa hüfthohes Wasser laufen, um vom Boot ans Ufer bzw. umgekehrt zu kommen). Als das Boot wieder voll war, legte es wieder ab (wir waren noch beim Tee trinken und mussten anschließend noch abzuspülen und unser Boot wieder packen). Das Fährboot kam jedoch nur etwa 30m weit, bevor es auf einer Sandbank auflief. Zuerst versucht der Fährmann das Boot noch alleine wieder flott zu bekommen, doch letztendlich mußten alle männlichen Passagiere aussteigen und schieben. Ein paar Passagiere die erst jetzt zur Anlegestelle kamen liefen durchs etwas über Hüfthohe Wasser bis zum Boot, halfen mit anschieben, und stiegen dann mit ein. Irgendwie war das jedoch nicht der Glückstag des Fährmannes, bzw. besser gesagt der Passagiere, denn in Flußmitte lag eine kleine Insel und das Boot war mittlerweile so von der schwachen Strömung abgetrieben worden, daß es direkt auf die Insel auflief! Also mussten wieder einige männliche Fahrgäste aussteigen um das Boot um die Insel herumzuziehen. Nun stiegen wir in unser Boot ein und als wir gerade noch Sichtkontakt zu unserem Fährboot hatten war es immer noch nicht auf der anderen Seite angelangt. In Deutschland würde so etwas einen kleine Volksaufstand verursachen, nicht so hier in Indien. Als das Boot nämlich zum 2 .mal auflief nahmen lediglich einige Passagiere ihre Sachen und schwammen ans andere Ufer (hatten anscheinend am Nachmittag noch was vor), Während die anderen entweder das Boot zogen oder entspannt auf dem Boot sitzen blieben.

Wanted! Geheimnisvoller Fisch: Fast täglich sehen wir täglich auf dem Ganges einen sehr eigentümlichen Fisch. Meist macht er sich mit einer Art Ausatemgeräusch (hört sich zumindest so an) bemerkbar, wenn er kurz an die Wasseroberfläche kommt. Bisher haben wir von dem Fisch aber stets nur einen Teil des Rückens mit seiner "fleischigen" Rückenflosse gesehen. Der Teil der aus dem Wasser schaut ist mindestens 40 cm lang und 20 cm hoch. So wie die Proportionen wirken schätzen wir daß der Fisch (oder was auch immer) sicherlich 1m lang und 40 cm dick sein muß! Wären wir am Meer würden wir sicherlich behaupten einen Delphin gesehen zu haben, doch hier auf dem Ganges?! Außer dem Ausatemgeräusch macht unser geheimnisvoller Fisch übrigens keine Geräusche. Kennt sich vielleicht jemand mit Fischen aus und kann uns per E-mail oder Gästebucheintrag verraten was wir da gesehen haben?
 
Des Rätsels Lösung! Kaum hatte ich den Eintrag zu dem Geheimnisvollen Fisch geschrieben, als sich das Rätsel umgehend am nächsten Vormittag löste. Wir waren gerade los gepaddelt, als wir wieder aus nächster Nähe dieses ominöse Geräusch hörten. Nun liesen wir uns ein wenig treiben und versuchten den "Fisch" zu beobachten. Wir konnten es zunächst selbst kaum glauben, aber wir waren Mitten in einer ganzen Delphinfamilie gelandet. Während die älteren Tiere nur ein klein wenig auftauchten um kurz zu atmen sprang ein kleiner junger Delphin gleich mehrmals beim Atmen aus dem Wasser, so daß wir ihn mühelos erkennen konnten. Wir liesen uns natürlich weiterhin mit der Strömung treiben und beobachteten die Delphinfamilie, die fröhlich um uns herumtollte. Mal tauchte ein einzelner Delphin auf, mal tauchten sie zu zweit oder zu dritt nebeneinander auf oder es streckte nur einer kurz seinen Kopf zum Atmen aus dem Wasser. Ständig war etwas geboten. Natürlich versuchte ich auch ein paar gute Photos zu machen, doch stets war ich zu langsam. Insgesamt ließen wir uns eine gute halbe Stunde treiben und da die Strömung hier recht gut war hatten wir sicherlich 1 -1,5 Km zurückgelegt, doch die Delphinfamilie blieb stets in einem Abstand von 5m-50m um uns herum.

Festival am Ganges: Während unserer 2. und 3. Woche auf dem Ganges muß es wohl irgendein größeres Festival gegeben haben. An allen größeren und kleineren Orten, an allen Brücken und Fährstellen und insbesondere an allen Tempeln war ein riesiger Betrieb. Zuweilen standen die Gläubigen zu hunderten im Ganges um zu baden und ihre Opfergaben darzubringen. An einigen Stellen wurden aus Stroh gebastelte Puppen der Gottheiten feierlich zum Ganges getragen und dann zu Wasser gelassen. Überall wurde Musik gemacht, gesungen und getrommelt und das sogar täglich bis weit nach Mitternacht. Irgendwie witzig, wenn man auf einer einsamen Sandinsel im Zelt liegt und von überall her die verschiedensten melodischen und weniger melodischen musikalischen Darbietungen durch die Nachtluft hallen. Durch das fehlen der üblichen Nebengeräusche wie Autos, Eisenbahnen, Stadtlärm im allgemeinen, konnte man die Feierlichkeiten meist selbst aus einigen Kilometern Entfernung hören. Um was für ein Festival es sich handelte konnten wir leiden nicht herausfinden, da sich die Englischkenntnisse der ländlichen Bevölkerung am Ganges anscheinend nur auf "Kam hir" (Come here) beschränkte und unsere Kenntnisse in Hindi keines Wegs besser waren.

Unglaubliche Tierwelt: Auf unserer Donaupaddeltour haben uns viele der "alten Hasen" versucht unsere Idee mit dem Kanu auf dem Ganges zu paddeln versucht madig zu machen ("Auf dieser Dreckbrühe würde ich nie paddeln! Überall nur Abfall und Leichenteile, ....!). So begannen wir unsere Paddeltour mit etwas gemischten Gefühlen. Was wir dann aber an einem Artenreichtum an Tieren gesehen haben hätten wir uns nie erträumen lassen: Störche ( mehrere Arten: Schwarzstörche, Weißstörche, ...) Kormorane, Reiher (mehrere Arten: Fischreiher, Kuhreiher, ...), Kraniche, Ibise, Eisvögel (3 Arten: normal, türkis-braun, weiß-schwarz), Pelikane, Kiebitze, Säbelschnäbler, Seeadler, Eulen (sehr große, nahezu so groß wie ein Uhu), Bussarde und andere Greifvögel, Papageien, Pfaue, unzählige andere Wasservögel die wir leider nicht kannten, Flußkrebse, Muscheln, Wasserschildkröten, Schlangen (weniger zu unserer Freude), Skorpione, Füchse, Affen, Leguane (etwa 1m lang), Delphine, Aale, Fische die in Scharen auftraten und auf der Wasseroberfläche entlangsprangen (glaube sie heißen Schlammspringer) und sogar eine Gottesanbeterin (großes Insekt). Ein Ornithologe hätte seine wahre Freude gehabt! Das Einzige Tier, das wir nur einmal gesehen haben, war der Flußkrebs, ansonsten war von allen anderen Tieren, Vögeln und Fischen ständig reichlich zu sehen! Auch die Fluchtdistanzen waren größtenteils sehr gering, so daß wir teilweise bis auf wenige Meter an die Tiere herankamen. Und wenn es in einem Gewässer schon Flußkrebse gibt, dann kann auch die Wasserqualität nicht ganz so übel sein.

Wasserleiche: Der Ganges ist der heiligste Fluß in Indien. Für gläubige Hindus ist es daher etwas ganz besonderes, wenn sie nach ihrem Tod verbrannt werden und die Asche dann in den Ganges gestreut wird. Als besonders guter Platz hierfür gilt Varanasi, die heiligste Stadt Indiens. Nachdem was uns erzählt worden war soll jedoch manchmal das Feuerholz nicht ganz ausreichen (reine Preisfrage), um die Leiche komplett einzuäschern, so daß man daher auch halbverbrannte Knochen im Ganges antreffen soll. Da wir nicht unbedingt auf Erlebnisse dieser Art erpicht waren, entschieden wir uns lediglich bis Varanasi zu paddeln. Die ersten 12 Tage blieben wir vor unschönen Erlebnissen dann auch verschont. Anstatt ein paar Knochen trafen wir beim Paddeln dann aber das, was man antrifft, wenn leider kein Geld für Feuerholz vorhanden war: eine komplette Leiche! Als wir unsere erste Leiche sahen waren wir natürlich zunächst etwas schockiert und überlegten sogar kurzzeitig, ob wir den Leichenfund nicht im nächsten Ort bei der Polizei melden sollten. Da jedoch die Einheimischen die Leiche vom Ufer ebenfalls gesehen hatten keinerlei näheres Interesse zeigten entschieden auch wir, daß die Sache wohl so ihre Richtigkeit haben würde. Leider sollte dies aber nicht unsere einzige Erfahrung mit Leichen auf dem Ganges bleiben und gerade in der letzten Woche sahen wir täglich mindestens eine Leich (max. 5 Leichen pro Tag), abgesehen von den Tierkadavern, die auch auf dem Ganges trieben. Nachdem wir während der ersten 2 Wochen nicht nur uns sondern auch unser Geschirr im Ganges gewaschen hatten entschieden wir uns von da an aus hygienischen Gründen doch lieber unser Trinkwasser auch zum waschen und abspülen zu nutzen.

Schattenplätze: Obwohl die extreme Hitze des Sommers bereits nachgelassen hatte, schien die Sonne immer noch sehr kräftig vom Himmel. So suchten wir mittags stets nach einen kühlen Plätzchen im Schatten. An den flachen Uferböschungen gab es jedoch nie irgendwelche Bäume und dort wo es Bäume gab hätten wir unser Boot nicht mehr sehen können. Also suchten wir uns nahezu jeden Mittag irgendeine Steilwand und Martin grub mit seinem Paddel einfach eine kleine Sitzbank in den Sand.
 
Achtung schwimmende Kuhherden kreuzen! Wäre sicherlich ein spaßiges Verkehrszeichen doch an einigen Stellen sicherlich nicht unangebracht. Da natürlich die saftigsten Weiden immer auf der anderen Seite des Flusses lagen und Brücken Rah gesät waren trieben eigentlich alle Kuhhirten ihre Herden durch den Ganges. Daß sich Wasserbüffel zum nassen Element hingezogen fühlen war uns ja bekannt, doch daß auch ganz normale Kühe so bereitwillig durch einen Fluß schwimmen war uns neu. Den Kuhhirten war das Schwimmen meist zu anstrengen und so hielten sie sich einfach an einem Wasserbüffel oder einer Kuh fest und ließen sich durchs Wasser ziehen. Gerade kurz vor Sonnenuntergang war in der Nähe von kleinen Ortschaften ein derartiger Betrieb an den Überschwimmstellen, daß wir die Lücken zwischen den verschiedenen Kuhherden nutzen mussten um nicht mit einer schwimmenden Kuh zu kollidieren. Einmal sahen wir sogar ein Ochsengespann, bei dem die beiden Wasserbüffel einen Karren schwimmend durch das Wasser ziehen mußten. Der Kutscher stand dabei auf dem Karren und schaute nur ab der Brust aus dem Wasser.

Pilgerreise der etwas anderen Art! In einem kleinen Ort, wir waren gerade dabei unsere Keksvorräte wieder etwas aufzufrischen, trafen wir auf zwei Pilger der besonderen Art. Sie maßen den gesamten Weg bis zum Ganges (wo sie gestartet waren wissen wir leider nicht) mit ihren Körperlänge aus. Das heißt: flach auf den Boden legen und mit dem ausgestreckten Arm eine Markierung in den Sand machen, aufstehen und bis zur Markierung vorlaufen, erneut hinlegen und eine Markierung in den Sand machen, ..... , so lange bis man an seinem Ziel angekommen ist. Um sich dabei nicht zu verletzen trug einer der beiden Pilger sogar Schoner an Händen, Ellenbogen, Knien und Brust, während der andere lediglich mit einem als Rock gewickeltem Handtuch und einem T-Shirt bekleidet war. Am Ganges angekommen, wurden eine kleine religiöse Zeremonie an ihnen vollzogen, bevor sie sich in die Fluten stürzten um den Staub der Straße abzuwaschen. Mir sind die Gründe für eine derart beschwerliche Art der Pilgerfahrt zwar schleierhaft, doch habe ich höchsten Respekt vor der Leistung der beiden. Dagegen ist unsere kleine Fahrradtour ja das reinste Kinderspiel!

Einkaufen und Wasserversorgung: Einer der unsicheren Punkte unserer Paddeltour war die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser. Laut unserer Karte sollte es über weite Strecken keinerlei Ortschaften geben um unsere Vorräte wieder aufzufrischen. So deckten wir uns bereits in Rishikesh reichlich mit Grundnahrungsmitteln wie Reis, Nudeln, Milchpulver, Toastbrot, Käse, Kekse!!!, so wie Obst und Gemüse ein. Als wir unterwegs waren, stellte sich die Versorgung dann jedoch als relativ unproblematisch dar. Spätestens alle 7 Tage, meist jedoch schon nach 5 Tagen, trafen wir auf irgendeinen nennenswerten Ort. Während wir in den kleineren Orten unsere Einkäufe problemlos zu Fuß erledigen konnten (natürlich immer nur einer, der andere mußte, umringt von einer ganzen Horde Inder beim Boot bleiben) ging es in den Großstädten (Allahabad und Kanpur zwei Millionenstädte) per Fahrrad auf Einkaufstour. Unseren enormen Bedarf an Keksen konnten wir zum Glück jedoch an jeder Brücke ergänzen. Alle Brückenübergänge werden nämlich von den Indern genutzt um ihrem heiligen "Ganga" einen kurzen Badebesuch abzustatten und somit gab es neben den üblichen Ständen mit Blumenkränzen, Puffreis, und Kokosnüssen (als Opfergaben für den Ganges) stets ein paar kleine Buden mit Snacks, Bananen und Keksen. Zur Trinkwasserversorgung hatten wir uns in Rishikesh extra noch einen 20l Wasserkanister besorgt und konnten insgesamt 34l Wasser mitnehmen. Zwar hätten wir so bis zu 5 Tagen ohne aufzufüllen auskommen können, doch wir nutzten jede Nachfüllmöglichkeit (Ortschaft, Brücke, Staudamm) und ergänzten unsere Wasservorräte ständig an den reichlich vorhandenen Brunnen.

Zusammenfluß Ganges und Yemuna: In Allahabad, einer Großstadt mit etwa 2 Mio. Einwohnern liegt der Zusammenfluß von Ganges (schlammig braunes) und dem Yemuna (grünes und relativ klares) Wasser. Nach hinduistischem glauben soll hier auch der "Fluß der Erleuchtung" mit in den Ganges fließen. Allahabad ist für viele Hindus ein Wichtiger Pilgerort, da in der Schlacht der Götter mit den Dämonen um jeden Topf mit der Flüssigkeit die einen unsterblich macht, Krishna den Topf unter seine Kontrolle bringen konnte und vor den Dämonen rettete. Dabei schwappte jedoch etwas von der Flüssigkeit aus dem Topf und je ein Tropfen landete in einer von 4 Indischen Städten (neben Allahabad übrigens auch Haridwar). Um diesen Sieg zu feiern pilgern jährlich Tausende Hindus nach Allahabad um hier im Ganges zu baden, oder sich in einem Boot über die Stelle an der sich Ganges und Yemuna treffen, rudern zu lassen. Alle 12 Jahre gipfelt das Ganze dann im sogenannte Kumb Mela (Festival um die Rettung des Topfes (Kumb) zu feiern). Bis zu 20 Mio. Hindus pilgern dann "zum baden" nach Allahabad.
 
Bad in Ganges: Weniger aus religiösen als aus hygienischen Gründen nutzte auch ich kurz nach dem Zusammenfluß von Ganges und Yemuna zum baden. Offiziell badete ich zwar im Ganges, doch an dieser Stelle hatte sich das klare grüne Wasser des Yemuna noch nicht mit dem Gangeswasser vermischt. Welch eine Freude!
 
Zeremonien am Ganges: Als wichtige religiöse Pilgerstätte haben sich im laufe der Jahrhunderte am Ganges natürlich auch viele Riten und Zeremonien entwickelt. Neben dem üblichen Gangesbad und den morgendlichen Waschungen trinken auch viele Gläubige das Gangeswasser oder nehmen es in Kanistern mit nach Hause. Andere stehen stundenlang im Fluß um zu meditieren oder schöpfen mit einem Krug oder mit ihren Händen Wasser aus dem Ganges um es dann wieder in den Fluß zu gießen. Viele Gläubige werfen Blumen, Kokosnüsse, Räucherstäbchen (als ganze Packungen) oder brennende Kerzen als Opfergaben in den Fluß. Nicht immer sind die Opfergaben so wie zum Beispiel in Haridwar schön in einem kleinen Boot aus Bananenblättern dekoriert sondern werden einfach mit Plastiktüte in hohem Bogen aufs Wasser geworfen. An nahezu allen Brücken war es ein ertragreiches Geschäft die Gläubigen eine Runde über den Ganges zu rudern. Natürlich wurde das Gangesufer auch für religiöse Musikfestivals und Belehrungen genutz. Gerade in den Orten lagen nahezu alle Tempel am Ganges, so daß die Gläubigen Hindus (der Ganges ist aber auch für die Sikh und die Jainiisten heilig) von dort direkt in den "Ganga" gehen konnten. Zusätzlich gab es auch noch die von den Priestern durchgeführten Zeremonien wie zum Beispiel in Rishikesh und Haridwar.

Zeltplatzsuche bei Nacht: Üblicherweise treffen wir tagsüber kaum auf Menschen der Ansiedlungen. Irgendwie kam es jedoch, daß wir dann passend zu Beginn der Abenddämmerung wieder in etwas dichter besiedelte Gegenden kamen. Nach unserer Steinwurfattacke aus den Bergen waren wir natürlich auf keine weiteren nächtlichen Störungen erpicht und versuchten stets zumindest außer Sichtweite von Orten, Anglern, Booten oder ähnlichem zu paddeln. Einige male kamen wir dabei dann natürlich von der Dämmerung in die Nacht, was die ganze Sache natürlich noch spannender machte. Einmal hätten wir in der Abenddämmerung beinahe einen im Wasser stehenden Angler übersehen und überfahren. Nach einem heftigen Ausweichmanöver in letzter Sekunde sind wir etwa 1m an ihm vorbeigerauscht. Ein anderes mal sind wir 1 Stunde nach Sonnenuntergang durch ein ausgelegtes Fischernetz gefahren und anschließend auf einer Sandbank aufgelaufen. Während die Fischer versuchten die Ursache für die abendliche Störung ausfindig zu machen machten wir uns, unser Kanu hinter uns herziehend, aus dem Staub. Wieder ein anderes mal hatten wir endlich einen Zeltplatz, als genau dann ein Fischerboot um die Ecke kam. Das Boot fuhr zwar in eine andere Richtung, doch die Zeit in der wir abwarteten bis das Ruderboot außer Sichtweite war nutze eine Schlange um unter unser Boot zu schwimmen (wir haben dann so lange Lehmbrocken ums Boot geworfen bis wir dachten die Schlange müsste nun weg sein. Zur Sicherheit habe ich zum Ausladen dann aber doch meine Gummistiefel angezogen). Einmal fanden wir zunächst im dunklen nur eine Sandbank die sich beim näherer Erkundung als ein etwas festerer Sumpf entpuppte (man brauchte nur mehrmals über eine Stelle zu laufen um in einer Pfütze zu stehen). Wir suchten weiter nach einem Zeltplatz und fanden etwas später einen schönen Platz auf der Dammanlage vor einer Staumauer. Nadine nutzte zum Zeltaufbau ihre Taschenlampe woraufhin ein Fischer auf uns aufmerksam wurde und mit seinem Boot zu uns herruderte. Er sprach uns vom Wasser aus an und wir entschieden uns nicht zu antworten und still zu sein. Als schließlich nach etwa 20 Minuten ein paar seiner Kollegen herbei gerudert kamen und ihn überzeugen konnten, daß es wohl nichts spannendes zu sehen gäbe, paddelte auch er nach Hause. Während wir darauf warteten, daß der Fischer wieder weiterpaddeln würde nutzten die Moskitos die Gelegenheit zu einem Generalangriff auf uns. Insbesondere mich (Martin) haben sie so stark attackiert, daß ich überall Beulen hatte und sogar einige Allergische Reaktionen wie taube Lippen und etwas Schwindelgefühle zeigte (am nächsten Morgen war aber alles wieder gut). Teilweise waren wir bis zu 2 Stunden nach Sonnenuntergang noch auf dem Wasser, haben jedoch stets einen guten Zeltplatz gefunden. Meist waren wir am nächsten Morgen sogar extrem überrascht, wie schön und idyllisch unser Übernachtungsplatz doch wieder war.

Tiere immer wieder Tiere! Auch wenn wir bereits über die Artenvielfalt der Fauna im und um den Ganges berichtet haben, so müsste ich noch viel mehr schreiben, um der Realität nur annähernd gerecht zu werden. Es gab eigentlich keinen einzigen Platz am Ganges an dem wir nicht irgendein Tier gesehen hätten. Störche und Reiher traten meist gleich in Riesengruppen auf und Delphine, Wasserschildkröten und Eisvögel waren unsere ständigen Begleiter. Oft kamen wir an die Tiere sogar näher heran als es im Zoo möglich ist. Obwohl ich oft und gerne in der Natur bin habe ich in meinem ganzen Leben noch nie so viele verschiedene Tiere in so kurzer Zeit in freier Wildbahn gesehen.
 
Riesen Tagesetappen: Normalerweise paddelten wir täglich wischen 5 und 6 Stunden und legten so vermutlich um die 40 Kilometer zurück (wir hatten meist etwas Strömung die uns half). Genauer Können wir unsere Angaben leider nicht machen, da es auf dem Ganges keine Kilometerangaben gibt wie auf den großen Flüssen in Deutschland. Zwischen Allahabad und Varanasi begann der Ganges jedoch extrem stark zu mäandrieren (hoffe das schreibt man so) daß wir, obwohl wir tagsüber sicherlich gut über 40 Km gepaddelt waren, am Abend unserem Ziel nur knappe 15 Km näher gekommen waren. Schön frustrierend, wenn man sein Ziel bereits kurz vor dem Auge hat und trotzdem nicht ankommt!
 
Großwäschereien: Neben den vielen Pilgern trafen wir am Ganges immer wieder viele Großwäschereien . Vermutlich viele Hotels bringen ihre Bettwäsche zu Großwäschereien, die die Bettwäsche dann im Ganges waschen. Hierzu werden die Wäschestücke üblicherweise ins Wasser getaucht und anschließend auf einem Stein ausgeschlagen. Wie die Wäsche davon sauber wird ist uns zwar schleierhaft, doch irgendwie scheint es zu funktionieren. Normalerweise wird die frisch gewaschen Wäsche dann am Ufer (meist Sand) zum trockenen ausgelegt (eine Wäscheleine sahen wir in den 4 Wochen nur einmal) , hier in Varanasi wurden dafür jedoch die großen Treppenanlagen genutzt!
 
Ankunft in Varanasi: Nach 25 Tagen und etwa 1000 gepaddelten Kilometern erreichten wir "endlich" (Zitat Nadine, die wirklich tapfer gepaddelt hatte!) Varanasi, die heiligste Stadt der Inder. Varanasi (bzw. das alte Benares) liegt nahezu ausschließlich am Westufer des Ganges und ist für seine vielen Ghats (Treppenanlagen die zum Ganges führen) berühmt. So hatten wir auch keinerlei Probleme ein Hotel zu finden. Wir liesen uns einfach von der Strömung am Ufer entlang treiben und beobachteten das morgendliche Treiben am Ufer, gaben einer italienischen Reporterin am Ufer kurz ein Interview und hielten vor der Treppenanlage vor unserem ausgewähltem Hotel einfach an. Das Hotel lag direkt am Wasser und so war es nur ein Katzensprung bis zur Rezeption! Da unser Zimmer noch belegt war nutzten wir die verbleibende Stunde um auf der gepflasterten Uferanlage unser Boot auszuladen, zu zerlegen und zu waschen (Wasser war ja reichlich vorhanden!). Die Einwohner waren von ihren Pilgern anscheinend schon allerlei obskure Dinge gewohnt, so daß wir bei unserer Reinigungsaktion lediglich von einer kleinen Gruppe Schaulustiger umringt waren! Kaum hatten wir unser Boot gereinigt und verpackt, da war unser Zimmer auch schon frei und wir konnten einchecken. Von allen Großstädte die wir bis jetzt besucht hatten war die Hotelsuche hier mit Abstand am einfachsten gewesen!
 
Fazit Martin: Wenn man an Indien denkt, denkt man automatisch an Übervölkerung, Armut, Slums, stinkende Großstädte, chaotischer Verkehr, Lärm (oben, unten, hinten, vorne, links und rechts), und an was sonst noch alles. Währen unsere Einkäufe in der Städten nicht gewesen, die einen wieder in die Realität zurückholten, hätten wir sicherlich fast vergessen, daß wir in Indien waren. Man konnte fast sagen wir erlebten Natur pur, und die paar Fischer, Kuhhirten und Bauern die wir täglich sahen fügten sich wie selbstverständlich in dieses ruhige idyllischen Bild mit ein. Für mich Erlebnisse, die ich hier in Indien nie derart erwartet hätte. Normalerweise würde ich jedem sofort empfehlen mal ein paar Tage auf dem Ganges zu paddeln, wären da nicht die vielen Leichen und Tierkadaver. Obwohl auch ich die Leichen und Tierkadaver als unangenehm empfunden haben (insbesondere den süßlichen Verwesungsgeruch) fand ich die Tierwelt und das friedliche Leben der Menschen am Ganges doch zu beeindruckend. Jemand der etwas schwächer besaitet ist könnte jedoch zumindest bis nach Naraura paddeln. Hier liegt die letzte Schleuse und bis dahin haben wir keine einzige Leiche gesehen.
 
Fazit Nadine: Es gibt viele Mythen über den Ganges, aber nicht alle sind wahr. Ich erwartete einen völlig verdreckten Fluß, indem es aufgrund der schlechten Wasserqualität keine Lebewesen mehr gibt. Dies war aber weit gefehlt. Der Ganges verwöhnte uns mit einer bezaubernden Tierwelt die diese Paddeltour zu einem unvergesslichen Erlebnis machten und somit sogar mich daran zweifeln liesen ob die Wasserqualität wirklich so schlecht ist. Außerdem waren wieder meiner Erwartungen viele Regionen kaum bis gar nicht besiedelt und das leben wirkte hier noch sehr ursprünglich und idyllisch . Das einzige was aber leider kein Mythos bleiben sollte, war das die Inder ihre Leichen in den Fluß werfen. Oft roch man Sie schon lange bevor man sie irgendwo erspäht hat, was zumindest den Vorteil hatte das man dann einen großen bogen um die Leichen die sich in unterschiedlichen Verwesungszustand und alter ( von Neugeborenen bis zum Kreis) befanden herum paddeln konnte. Somit bietet der Ganges eine bezaubernde Tierwelt und nahezu einen Zeitsprung 100 Jahre in die Vergangenheit Europas ist aber trotzdem nicht unbedingt was für schwache Gemüter.
 
Abendpuja in Varanasi: Allabendlich zelebrieren Priester an den Ghats in Varanasi eine Puja (Hinduistische Zeremonie). Hier in Varanasi war sie natürlich im Vergleich zu Rishikesch und Haridwar um einiges spektakulärer. So wurde die Puja zum Beispiel von Livemusik, einem Trommler und einem Harmoniumspieler und Sänger, begleitet. Die 3 Priester waren alle gleich angezogen und zelebrierten die Puja absolut synchron! Den eigentlichen Hintergrund dieser Pujas am Ganges haben wir leider nie erfahren. Besonders beeindruckend fanden wir wieder den Teil der Puja, in dem die Priester brennende Leuchter schwenken.

Leichenverbrennung: Üblicherweise werden die Hindus nach ihrem Tod verbrannt. Der bestmögliche Ort für eine Verbrennung ist für gläubige Hindus natürlich am heiligen Fluß in ihrer heiligsten Stadt. Daher gibt es in Varanasi 2 Ghats, an denen ständig Leiche verbrannt werden (während wir da waren wurden gerade 10 Leichen verbrannt). Laut unseres Guides der behauptete hier als Leichenverbrenner zu arbeiten werden für eine Einäscherung 250 Kg benötigt, wobei die Holzpreise von etwa 1,-€ bis knapp 60,-€ je Kilogramm variieren sollen (unsere Informationsquelle war aber vermutlich nicht so seriös, da wir von einigen anderen Touristen sowohl andere Holzmengen als auch Preise gehört haben). Prinzipiell werden die Leichen erst gewaschen und anschließend unter anderem mit Honig eingerieben. Nun werden die Leichen in ein Tuch gehüllt (Frauen: rot, junge Männer: weiß, alte Männer: golden) und auf 2 Bambusstangen befestigt und mit Blumen geschmückt. Vier Familienangehörige tragen die Leiche dann in den Ganges, wo sie mehrmals untergetaucht wird. Erst jetzt wird sie auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Übrigens läßt sich der Älteste Sohn nach der Einäscherung seine Haare abrasieren. Nicht verbrannt werden übrigens lediglich 5 Personengruppen: Heilige (sie haben das nicht mehr nötig), Kinder, schwangere Frauen, Menschen die durch ernsthafte Krankheiten gestorben sind (damit sich die Krankheitserreger bei der Verbrennung nicht verbreiten können) und Menschen, die an einem Schlangenbiss gestorben sind. Sie bekommen einfach einen Stein um den Bauch gebunden und werden im Ganges versenkt, bzw. wie wir mittlerweile wissen auch einfach so in den Ganges geworfen.

Disneyland?! Viele Hindutempel sind oft sehr eigenwillig und durch die vielen verschiedenen Gottheiten im Hinduismus und durch die Vorliebe der Inder für alles schräge und schrille wirkten sie auf uns oft sehr skurril. Ein besonderes Prachtstück haben in Varanasi entdeckt. Im Erdgeschoß des Tulsi Manas Tempel befand sich lediglich ein ganz normaler und schlichter Tempelbereich, während die eigentliche Hauptattraktion im ersten Stock auf uns wartete. Für den unglaublichen Eintrittspreis von 0,03 € durften wir einen Bereich besichtigen, der aus lauter Nischen bestand, wobei in jeder Nische aus grell bemalten Kunsstofffiguren  religiöse Szenen dargestellt waren. Soweit war Ales noch in Ordnung, doch die Figuren bewegten sich alle (mehr oder weniger) im Rhythmus zur jeweiligen Musik. Hier gab es tanzende Ballerinas, Wahrsagerinnen die in ein Feuer schauten, Gottheiten die sich irgendwie bewegten, und viele andere erstaunliche Attraktionen. Den krönenden Abschluß bildete aber ein etwa lebensgroßer Saddhu, der im Schneidersitz sitzend irgendwelche Gebete aufsagte. Dazu bewegte sich sein Mund ständig auf und zu, während als Hintergrundmusik ein Mädchen mit Pipsstimme ein indisches Lied sang. Irgendwie hatten wir das Gefühl in Disneyland gelandet zu sein anstatt in einem Tempel. Aber wie sagte schon Friedrich der Große: "suum quique" ("jedem der seine (Glaube)").

Buddhismus in Sarnat: Etwa 10 Km nordöstlich von Varanasi liegt Sarnat. Sarnat ist der Ort an dem Buddha vor weit über 2000 Jahren unter einem Bodhibaum anfing zu lehren. Dementsprechend ist Sarnet natürlich ein bedeutendes Pilgerzentrum für Buddhisten aus aller Welt. So haben hier unter anderem Buddhisten aus Japan, Malaysia, Thailand, Burma, Korea, China hier eigene Tempel und Klöster errichtet.
 
Janiismus: In Sarnat besuchten wir zum ersten mal einen Tempel der Janiisten. Der Janiismus ist dem Buddhismus sehr ähnlich, wobei es in einigen Gruppierungen sehr strenge Vorschriften gibt. So gibt es zum Beispiel eine Gruppierung in der keinerlei persönlicher Besitz erlaubt ist, was selbst Bekleidung mit einschließt. Dementsprechend laufen diese Janiisten dann splitterfasernackt ihr Leben lang durch die Gegend. Essen dürfen sie lediglich Obst und Gemüse, das auf der Erdoberfläche gewachsen ist (also z.B. keine Kartoffeln) und Fallobst, .In einer weniger strengen Ausrichtung dürfen die Mönche einen Staubwedel besitzen um den Weg freizukehren um ja auf keine Insekten zu treten, und einen Mundschutz (um keine Insekten versehentlich einzuatmen) besitzen. Die Laien hingegen können ein ganz normales Leben führen.

Zugfahrt: Nach Belutschistan (Iran/Pakistan) stand uns mit Bihar wieder mal ein etwas gefährlicher Streckenabschnitt bevor. Bihar ist der ärmste Bundesstaat Indiens und verfügt daher über eine relativ hohe Kriminalitätsrate. Überfälle auf Touristen und auf Busse sollen hier laut unserem Reiseführer auf der Tagesordnung stehen. Daher entschieden wir uns kein Risiko einzugehen und Bihar mit dem Nachtzug zu durchqueren. Bereits die Buchung der Fahrräder stellte sich diesmal als relativ kompliziert heraus. Wir kamen über eine Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof an und gingen direkt zum Parceloffice. Nachdem man uns 20 Minuten lang immer wieder damit vertröstete daß wir noch kurz warten müssten hieß es dann auf einmal der Gepäckwagen wäre bereits voll, außerdem wäre es jetzt schon zu spät und der verantwortliche Bahnbeamte meinte er hätte für uns keine Zeit. Ich blieb hartnäckig worauf er mich an seinen Vorgesetzten verwies. Ich lief zum Büro des Vorgesetzten, der zwar ebenfalls meinte, daß es schwierig werden würde noch Gepäck in den Zug zu bekommen, aber er würde sein bestes versuchen. Gemeinsam mit einem Assistenten des Chef gelang es mir in einer nervenaufreibenden Aktion, mittlerweile war die Zeit wirklich knapp, die Fahrräder und unser Kanu doch noch für unseren Zug zu buchen. Der Zug kam dann mit einer Stunde Verspätung an und nach dem wir endlich unser Gepäck im Zug hatten (alle Tagespendler wollten ebenfalls mit diesem Zug fahren und versperrten alle Gänge) wartete eine ruhige und erholsame Nacht auf uns. Als ich am nächsten Morgen, in New Japalguiri dann unsere Fahrräder und das Kanu abholen wollte meinte der zuständige Beamte, daß er jetzt den Gepäckwagen nicht mehr öffnen könne, da die Zeit dafür zu knapp sei (insgesamt 15 Minuten), und so fuhr der Zug mit unseren Rädern einfach weiter!!! Die nächsten 1,5 Stunden verbrachte ich dann beim Chef des Parceloffice  und beim Stationsvorsteher um unser Problem zu klären. Letzendlich konnten sie mir aber nicht versprechen, daß unsere Fahrräder am nächsten Tag da sein würden. Wir verblieben dann so, daß wir unser Gepäck im Parceloffice deponieren durften und unsere Räder auf dem Rückweg von Darjeeling wieder abholen würden. Mal sehen ob das klappt!?

Kachenjunga: Ein Höhepunkt in Darjeeling ist sicherlich der Anblick des Kanchenjunga, dem mit 8586m dritthöchsten Berg der Welt! Normalerweise fahren alle Touristen gegen 5 Uhr morgens auf den 11 Km entfernt gelegenen Tiger Hill. Von dort aus soll man nämlich den Kanchenjunga bei Sonnenaufgang ganz besonders gut sehen. Bei guten Sichtbedingungen kann man vom Tiger Hill übrigens noch drei weitere 8000er sehen: Mt. Everest, Makalu und Lohtse. Wir hatten Glück und erwischten ein Hotel mit einer vergleichbar guten Aussicht und konnten den Kanchenjunge wie vom Tiger Hill aus sehen. Lediglich der Ausblick auf die anderen Riesen blieb uns verwehrt, da wir dafür etwas zu niedrig lagen. Abgesehen war es morgens meist bereits etwas diesig. Der Anblick des Kanchenjunga bei Sonnenaufgang war ziemlich eindrucksvoll, auch wenn wir in der kalten Morgenluft ganz schön schlotterten.

Tee gefällig? Berühmt ist Darjeeling jedoch überwiegend für seinen Tee, der hier an nahezu allen Hügeln in der Umgebung angebaut wird. Natürlich besuchten wir auch eine Teeplantage und besichtigten eine Teefabrik. Erntesaison für Tee ist hier von April bis November. Nach dem der Tee gepflückt wurde kommt er auf einen Gitterrost und wird 12 Stunden lang mit heißer Luft getrocknet, so daß er anschließend noch einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 30% besitzt. Anschließend kommen die Teeblätter in eine Maschine in der sie so lange gerollt werden, bis die Zellstrukturen aufgebrochen sind und die inneren Säfte austreten können. Nun werden die Teeblätter auf lange Tische gelegt, so daß der Fermentierungsprozeß stattfinden kann. Nach etwa 2 Stunden wird der Fermentierungsprozeß abgebrochen (die ehemals grünen Blätter sind nun Dunkel) indem die Blätter in einen Trockenofen gesteckt werden. Hier werden die Blätter so lange getrocknet, bis sie einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 2-3% haben. Anschließend werden die Blätter in einer Sortiermaschine in 4 verschiedene Qualitätsstufen sortiert und zum Abschluß lesen Frauen noch alle Fremdstoffe (Grashalme, Teezweige, ...) aus dem Tee. Nach der Führung nutzten wir natürlich unsere Chance um an einem kleinen Teestand direkt vor der Fabrik den Tee der höchsten Qualitätsstufe zu probieren. Der Name ist leider unglaublich lang und so konnten wir ihn uns leider nicht merken, doch obwohl oder gerade weil der Tee nur 5 Sekunden (ja ich habe wirklich 5 Sekunden geschrieben) aufgebrüht wurde schmeckte er ganz hervorragend.

Eine "Kurzgeschichte": Eigentlich hatten wir mit dem Parceloffice in New Japalguri vereinbart, daß wir vom Bahnhof in Darjeeling telefonisch Nachfragen können, ob unsere Räder wieder eingetroffen sind (der Bahnhofbesitzt nämlich nur eine Eisenbahninterne Telefonleitung und keine öffentliche Telefonverbindung). Leider war in Darjeeling seit 2 Jahren das Eisenbahntelefon kaputt und somit hatten wir keine Möglichkeit das Parceloffice in New Japalguri telefonisch zu erreichen. Also entschieden wiruns nach vier Tagen Aufenthalt in Darjeeling unser Glück zu probieren und zurück nach New Japalguri zu fahren. Wieder meiner Erwartung waren die Fahrräder und das Boot sogar da. Das Glück sollte uns aber nicht hold bleiben. Ich war gerade dabei die Fahrräder zu beladen, als ich ein großes Loch im Bootssack entdeckte. Bei einer genaueren Untersuchung unseres Gepäcks stellten wir dann fest, daß noch 4 unserer Radtaschen teilweise riesige Löcher (bis zu 20x30 cm) hatten. Die Ursache war schnell gefunden: RATTEN!!! Wir meldeten also umgehend unseren Schaden den Bediensteten des Parceloffice, die unsere Taschen daraufhin auch neugierig begutachteten. Normalerweise gibt es in Indien ein System bei dem die Bahn dem Kunden bis zu 2,-€/Kg für verlorene oder beschädigte Gegenstände erstattet. Wir erwarteten also, daß wir nun unseren Schaden schriftlich aufgenommen wurde. Zunächst einmal passierte jedoch gar nichts! Nach knapp einer Stunde kam dann schließlich der Stationmaster (Hauptverantwortliche für den  Bahnhof), begutachtete unsere Taschen, begutachtete dann einen Nebenraum (vollkommen überfüllt mit Müll; ein Rattenparadies!) und verschwand dann wieder ohne auch nur einen Ton zu uns zu sagen. Nach etwa 1 3/4 Std. hakten wir dann doch noch mal etwas energischer nach, was denn nun weiter passieren würde, und wurden zum Chef der Parceloffice geschickt. Dieser war natürlich nicht aufzufinden und nach etwa einer weiteren halben Stunde bequemte sich dann der Stationmaster wieder aus seinem Büro. Diesmal war er dann sogar bereit mit uns zu sprechen!!! Welch Ehre!!! Er erklärte uns daß wir eben Pech gehabt hätten und er ja nichts für die Ratten könnte. Großzügig bot er uns an er könnte ja einen Schuhflicker holen, der die Taschen wieder zusammenflickt. Wir erklärten ihm, daß wir wasserdichte Taschen hätten die zusammengeschweißt sind und nähen daher nicht möglich wäre (außerdem gibt es dieses Material in Indien nicht). Wir erklärten ihm weiterhin, daß wir gerne von dem Rückerstattungssystem der Eisenbahngesellschaft Gebrauch machen würden. Der Stationmanager behauptete erst, daß es so Etwas nicht geben würde und als wir ihm dann die diesbezüglichen Textstelle auf unserem Transportbeleg zeigten motzte er uns an, daß es uns nicht zustehen würde hier den Lehrer zu spielen! Wenn wir nicht bereit wären sein "großzügiges" Angebot anzunehmen (uns wurden Taschen in Gesamtwert von etwa 350,-€ zerstört!) würden wir eben gar nichts bekommen! Wir sind zwar sehr geduldig, doch derart unverschämt lassen wir uns auch nicht gerne behandeln. Also besorgte ich mir die Telefonnummer der zuständigen Beschwerdestelle (sind an jedem Bahnhof angeschrieben) wackelte zu einer Telefonzelle außerhalb des Bahnhofes (im Bahnhof gab es keine) und rief der Regionalmanager der Eisenbahngsellschaft an. Einer seiner Mitarbeiter erklärte mir dann, daß ich natürlich von dem Erstattungssystem Gebrauch machen könne. Er bat mich den Vorfall zunächst bei der Bahnpolizei (RPF) zu melden und mich anschließend mit dem Commercialmanager (wer auch immer das ist) in Verbindung zu setzten. Die Polizisten vom RPF schickten mich zu den Polizisten der GRP (andere Bahnpolizei). Nachdem ich dem dienst habenden Offizier unsere Geschichte geschildert hatte passierte zunächst gar nichts. Zwei junge Inder halfen mir dann beim übersetzten und nach einer Stunde erklärte er mir dann, daß er leider nichts für mich tun könne und schickte mich wieder zum RPF!!!! Die beiden jungen Inder erzählten mir später dann, daß er zu ihnen gesagt habe er wolle uns gar nicht helfen!!! Diesmal war ein Offizier im Büro der RPF und dieser begleitete mich dann zurück zur GRP. Der Vorfall wurde erneut beratschlagt und nach insgesamt 1,5 Std. durfte ich dann endlich den Vorfall schriftlich niederschreiben und der Polizei übergeben! Sie meinten die Bearbeitung würde vermutlich mehrere Monate dauern! Nun versuchte ich vergeblich den Commercialmanager zu erreichen und rief schließlich wieder bei der Beschwerdestelle an. Dieser verwies mich dann an einen anderen Commercialmanager mit einem Büro auf dem Bahnhof. Leider war dieser jedoch gerade in einer Besprechung. Nachdem ich etwa eine halbe Stunde gewartet hatte fragte ich dann vorsichtig nach wann denn die Besprechung zu Ende wäre (5 Min. 1 Std. oder heute gar nicht mehr). Antwort bekam ich jedoch keine! Nach ein paar Minuten fragte ich abermals nach der Rückkehr des Commercialmanagers; ich bekam wieder keine Antwort und der Bahnbeamte verlies wortlos den Raum. Ich wartete weitere 5 Min. geduldig bevor ich wieder einen Frageversuch wagte. Diesmal bekam ich die patzige Antwort, dass er es nicht wisse und daß sie mir sowieso nicht weiterhelfen könnten! Also machte ich mich wieder auf den Weg zur Telefonzelle um bei der Beschwerdestelle anzurufen. Mein wirklich freundlicher Gesprächspartner bat mich dann zum Stationmaster zu gehen. Da ich ihm die unkooperative Haltung des Stationmasters schilderte meinte er er würde ihn anrufen, so daß wir keine weiteren Schwierigkeiten zu erwarten hätten (mittlerweile saßen wir bereits knappe 7 Stunden am Bahnhof). Wir hatten jedoch keine Lust uns wieder von dem Startionmaster behandeln zu lassen, als wären wir der letzte Dreck und so wollten wir lieber noch etwas auf den Commercialmanager warten. Nach knapp einer halben Stunde betrat schließlich der Stationmaster den Raum, drehte eine Runde und verschwand ohne auch nur von uns Notiz nehmen zu wollen (neben einem Beamten waren wir die Einzigen in dem Raum). Als er das zweite mal in den Raum kam sprach ich ihn an ob er uns denn jetzt weiterhelfen könne. Antwort: "Sie sind noch nicht bereit Hilfe zu akzeptieren". Nun ja da anscheinend hier wirklich keine Hilfe zu erwarten war bat ich ihn, ob er nicht zumindest die Adresse und Telefonnummer der Zentrale der Eisenbahngesellschaft geben können. Antwort: "Nein ich will sie ihnen nicht geben. Sie können vor an den Ticketschalter gehen und sich dort einen Fahrplan kaufen. In dem Fahrplan stehen dann alle Adressen!" Diese Antwort durften wir uns also nach insgesamt 8 Stunden anhören und das von einem höheren Angestellten der Bahn der kaum zu verstehen war, weil er, wie übrigens den ganzen Tag, den Mund voll mit Pan (indische Kaudrogen die aus der Beetlenuß gewonnen wird) hatte! Es war mittlerweile bereits dunkel und so mußten wir uns notgedrungen erst einmal ein Hotel nehmen. Am nächsten Morgen rief ich wieder bei der Beschwerdestelle an. Diesmal wurde ich anscheinend direkt mit dem Regionalmanager verbunden. Nachdem ich ihm den Vorfall geschildert hatte entschuldigte er sich erst einmal für das Verhalten des Statuionmasters, meinte er würde ihn sofort telefonisch kontaktieren und bat mich noch einmal zu ihm zu gehen. Ich hatte zwar wenig Lust, doch ich machte mich ein weiteres mal auf den Weg zu meinem "Freund". Vor dem Büro der Stationmasters traf ich dann einen jungen Inder, der vermutlich mit irgend einen höheren Bahnbeamten verwandt war (vermutlich mit dem Regionalmanager, denn er hatte sowohl dessen Dienst- als auch Mobiltelefonnummer in seinem Handy gespeichert). Nun kam der Stationmanager aus seinem Büro und nachdem er den jungen Inder begrüßt hatte bat er mich in sein Büro. Nachdem wir platzgenommen hatten, der junge Inder ging ebenfalls mit in das Büro, meinte er nur er wäre bereit alles in seiner Macht stehende für uns zu tun. Ich bräuchte nur meine Wünsche zu äußern (vermutlich ein weiterer Fall von Dr. Jeckyl und Mr. Hide).Nun mischte sich der junge Inder in das Gespräch ein und erklärte mir wie das indische Eisenbahnsystem funktioniert und daß der Stationmaster eigentlich ein ganz kleines Licht ist (der Stationmaster hat dabei stillschweigend zugehört). So erfuhr ich nun endlich, daß ich eine Beschwerde schreiben könne auf Grund derer dann die Höhere Kommission der Eisenbahngesellschaft über eine Erstattung der Schadenssumme entscheidet. Nach 25 Stunden durfte ich nun also endlich den Vorfall offiziell und schriftlich der Eisenbahngesellschaft melden. Anschließend bot mir dann der Stationmaster erneut einen Schuster an der unsere Taschen notdürftig reparieren würde (unser Erstattungsanspruch würde davon laut seiner Aussage jedoch nicht beeinträchtigt). Der Schuster hatte doch kein annähernd vernünftiges Material, so daß ich dankend auf die Notreperatur verzichtete. Zum Abschied hat mir unser Stationmaster dann sogar noch die Hand geschüttelt (o.k. ich habe die Initiative ergriffen). Geld werden wir vermutlich nie sehen und müssen den Schaden komplett aus eigener Tasche tragen (wir benötigen zumindest 2 neue Taschen), doch zumindest haben wir den moralischen Sieg davongetragen!

West Bengalen: Von New Japalguri ging es für uns dann durch West Bengalen
weiter Richtung Süden. West Bengalen wurde in den letzten Jahrzehnten von
den "Kommunisten" regiert, die die Großgrundbesitzer enteignet haben,
alles Land Unter den eigenen Funktionären aufgeteilt haben, die Bevölkerung ständig zu irgendwelchen absurden Streiks aufgerufen haben und so einen ehemals wohlhabenden indischen Bundesstaat in den Ruin getrieben haben (den Rest hat dann der Monsun mit riesigen Überschwemmungen gemacht). So waren die Straßenverhältnisse zumeist auch katastrophal. Stellenweise konnte man stundenlang kaum mehr als 3m geradeaus fahren. Stets musste man irgendwelchen riesigen Schlaglöchern ausweichen. Auch hier war wieder alles so dicht besiedelt, daß an Zelten nicht zu denken war. Also übernachteten wir wieder auf einfachen Seilbetten in den Fernfahrerraststätten. Lediglich in der Gegend um Maldah wollte uns niemand haben (wir wurden insgesamt von 4 Hotels und 3 Fernfahrerraststätten abgewiesen). Uns blieb also nichts anders übrig als bis mitten in die Nacht hineinzufahren, auf indischen Straßen und bei dem indischen Verkehr ein wahres "Vergnügen", bis sich schließlich ein ziemlich heruntergekommenes Hotel unser erbarmt hat.

"Preisfrage": Wie wächst eigentlich eine Ananas? In der Erde, auf einer Palme (wie Kokosnüsse), als Staude (wie Bananen), an einem Strauch (wie Brombeeren), auf der Erde (wie Melonen), auf einem Baum (wie Mangos), oder sonstirgendwie?

Bäuerliches Leben in West Bengalen: West Bengalen ist überwiegend von bäuerlichem Leben geprägt (die Industrie hat nach den vielen von den Kommunisten iniziierten Streiks längst das Weite gesucht), wobei  hauptsächlich Reis und Zucker angebaut wird. Symptomatisch für die einfachen Verhältnisse hier sind die landwirtschaftlichen Maschinen: Ochsenkarren und Ochsen die einen Holzpflug ziehen! Als wäre die harte Arbeit nicht schon genug haben die Bengalischen Bauern mittlerweile (nach dem Bau mehrerer Staudämme am Ganges) auch mit regelmäßigen Überschwemmungen in der Monsunzeit zu kämpfen.

Kinderheim in Jemo: Nach 5 Tagen und 415 Km errichten wir dann Jemo. In Jemo steht ein Kinderheim und eine Behinderteneinrichtung die von der Gandhi Kinderhilfe e.V. aus Bad Camberg (30 Km südlich unserer Heimat Limburg) aufgebaut wurde und betreut wird. Der "Vater" der Initiative Dr. B.N. Roy war gerade mit seiner Frau zu Besuch vor Ort und hatte uns bereits vor einigen Monaten per Email eingeladen. Offen gestanden sind wir mit sehr gemischten Gefühlen nach Jemo gefahren. Wir waren immer noch dabei unsere Erlebnisse vom Bahnhof in New Japalguri und die Abweisungen der Hotels und Fernfahrerraststätten zu verarbeiten. Außerdem war uns während unseres fünfmonatigen Indienaufenthaltes stets aufgefallen, daß es in Indien mehr als genug zu Essen gibt, und daß auch die Wasserqualität nicht so schlimm war (wir haben immer Leitungswasser getrunken). Ferner gibt es in Indien so viele unglaublich reiche Menschen, die sich um ihre Armen einen feuchten Kehricht kümmern. Verschlimmert wird die Situation sogar noch dadurch, daß viele Lehrer und Ärzte in den Krankenhäusern und Schulen bewußt mangelhaft arbeiten, um dann in Privatpraxen und als Nachhilfelehrer zusätzlich Geld zu verdienen!!! All diese Gedanken schwirrten also in unserem Kopf umher, als wir auf das Gelände des Kinderheimes in Jemo fuhren. Wir stiegen gerade von unseren Rädern, als wir auch schon von Herr und Frau Roy sowie einer ganzer Schar Kinder herzlich begrüßt wurden, und ehe wir uns versahen waren unsere Räder und unsere Ausrüstung in einem Büroraum verstaut. Wir wurden in einem sehr schönen Gästezimmer (auch der Rest der Anlage war wunderschön gepflegt) untergebracht und konnten uns erst einmal den Staub der Straße abwaschen, bevor wir mit einem vorzüglichen Mittagessen verwöhnt wurden. Auch in den folgenden Tagen wurden wir wirklich rührend umsorgt. Wir können getrost sagen daß wir uns sehr wohl gefühlt haben.

Kinderheim und Projekte: Unsere Skepsis gegenüber Hilfsprojekten in Indien haben wir ja oben schon geäußert, und so waren wir umso glücklicher als wir feststellten, hier an einem Ort gelandet zu sein, der alle negativen Berichte über Entwicklungshilfeberichte (Veruntreuung und falscher Einsatz von Spendengeldern) Lügen strafte. Die Kinder wurden rundherrum sehr gut und liebevoll betreut, so daß man regelrecht spüren konnte das Sie sich wohlfühlten . Neben dem Kinderheim wurde von der Gandhi Kinderhilfe e.V. auch noch eine Schule (incl. "Nachhilfelehrer") für Kinder aus armen Familienverhältnissen unterhalten. Besonders begabte Schüler wurden  sogar eine weiterführende Schulausbildung ermöglicht. Ermöglicht wird dies unter anderem mit Patenschaften die man für gerade mal 6,-€/Monat und Kind übernehmen kann! Das Biyoendu Memorial Institut ist jedoch keine in sich geschlossenen Einrichtung. Die angegliederte Krankenstation steht allen offen. Ferner wird eine kleine Schule unterhalten, in der Frauen zu Näherinnen ausgebildet werden. Auch um die bedürftigen Familien der Gegend kümmert man sich durch den Bau von Brunnenanlagen oder durch die Vorfinanzierung von Fahrradrikschas und Nähmaschinen, so daß sich verarmte Familien ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können. Besonders gut hat uns gefallen daß die Fahrradrikschas und Nähmaschinen prinzipiell nur vorfinanziert werden. So haben die Familien die Möglichkeit Geld zu verdienen ohne dabei ihr Selbstwertgefühl zu verlieren. Zu verdanken ist diese wirklich sinnvolle und rundum gelungene Einrichtung dem unermüdlichen Einsatz der Familie Roy aus Bad Camberg. Herr Roy stammt eigentlich aus Jemo und ist vor über 40 Jahren nach Deutschland ausgewandert um sein "Glück" zu versuchen, und versucht nun seiner alten Heimat etwas zu helfen. Wir waren stets beeindruckt, von der unkomplizierten und herzlichen Art mit der die Roys sich um all die kleinen und großen Sorgen in und um das Kinderheim gekümmert haben. Übrigens ist jeder stets herzlich willkommen um sich das Projekt mit eigenen Augen anzusehen. Infos gibt es bei: Gandhi Kinderhilfe Bad Camberg e.V. Röntgenstr. 25a 65520 Bad Camberg, 06434 / 5471, http://www.gandhi-kinderhilfe.de/http://de.f409.mail.yahoo.com/ym/Compose?To=gandhikinder@compuserver.de&YY=26528&order=down&sort=date&pos=0&view=a&head=b

Bengalisches Feuer: In West Bengalen war gerade Kalipuja (Feierlichkeiten zu Ehren der Göttin Kali) und so gingen wir mit Herrn Roy zu einer offiziellen Veranstaltung nach Kandi. Nachdem eine Gauklertruppe eine hervorragende Darbietung zum besten gegeben hatte wurden wir mit den Honoratioren der Stadt auf die Bühne gebeten und durften dort der Ehrung der besten Schüler des Distriktes sowohl beiwohnen als auch selbst einige Urkunden und Geschenke übergeben (so ganz wohl haben wir uns mitten im Rampenlicht  jedoch nicht gefühlt). Zum Abschluß gab es dann ein kleines Feuerwerk, genauer gesagt ein Bengalisches Feuer; und das in West Bengalen!

Spenden: Aus unserem großen Spendenaufruf sind großartige 400,- € zusammengekommen (jedoch nur 5 Spenden insgesamt). Wir selbst waren von dem
gesamten Projekt sehr überzeugt (hier wird mit Herz und Hirn gearbeitet!) und so haben wir uns als Radreisende daher entschieden, das Geld
dementsprechend zu verwenden. So wird von dem Geld eine Fahrradrikscha (150,-€) und ein Pumpbrunnen (250,-€) angeschafft werden. Die
Fahrradrikscha wir dann unter Familien ohne eigenes Einkommen verlost werden, wodurch
diese Familie in der Zukunft in der Lage sein wird für ihr eigenes Auskommen zu sorgen (die Familie muß zwar in Raten nach eigenem Ermessen den halben Kaufpreis der Rikscha abbezahlen, doch mit der Möglichkeit nun Geld zu verdienen ist das kein Problem und so können sie auch ihr Selbstwertgefühl bewahren). Für den Brunnen haben wir uns entschieden, da uns auf unserer Reise tagtäglich bewußt wird, wie wichtig frisches Trinkwasser ist. Oft
haben wir Frauen und Kinder gesehen, die Wasserkanister kilometerweit von nächstgelegenen Brunnen nach Hause schleppen mußten, und so können wir zumindest ein Paar Familien zu frischem Wasser verhelfen. Weitere Spenden können entweder auf unser Spendenkonto oder direkt auf das Spendenkonto der Gadhi Kinderhilfe Bad Camberg e.V. : Vereinigte Volksbank e.G. Limburg BLZ 51190000 Konto Nr.: 42331 überwiesen werden.

Auflösung: Tja auch wir haben nicht schlecht geschaut, als wir sahen, daß die Ananas in eine kleinen Staude/Palme nahezu auf dem Boden wächst. Ober und unterhalb der Ananas sind ein paar Blätter und in der Mitte sitzt dick und fett die leckere Frucht! Gerade in Norden von West Bengalen gab es riesige Felder mit den kleinen, ca. 50 cm hohen, Ananasstauden.
 
Zielsprint: Nach vier wirklich wunderschönen Tagen in Jemo verabschiedeten wir uns schweren Herzens von dem Kinderheim. Kalkutta, unser letztes Etappenziel in Indien lag nur noch 240 Km vor uns. Trotz zuweilen übler Straßenbedingungen erreichten wir Kalkutta nach nur zwei Tagen! Besonders anstrengend waren die letzten 20 Km vor Kalkutta. Die Schlaglöcher stapelten sich schon übereinander und der Verkehr wurde immer dichter. Obwohl wir uns noch in der Mittagspause Hände und Gesicht gewaschen hatten erreichten wir das Haus der Familie Roy in Kalkutta, sie hatten uns eingeladen auch in Kalkutta bei ihnen zu Gast zu sein, schwarz wie die Neger.
 
Ticketkauf in Kalkutta: Wir waren nun mittlerweile knapp 1,5 Jahre unterwegs, und da Myamar (ehemals Burma) zu keinem seiner Nachbarländer Grenzübergänge besitzt mussten wir wohl oder übel ein Flugzeug nehmen. Für
uns ein ganz neues und aufregendes Abenteuer!!! Auf Empfehlung von Herrn Roy wollten wir unser Ticket bei Biman Bangladesch  Airline buchen. Herr Roy kannte der Regionalmaneger von Biman in Kalkutta und so wurden wir
sogar noch nach Ladenschluss durch den versteckt liegenden Hintereingang (ein 6 jähriges Mädel hat uns den unbeschrifteten Eingang gezeigt) in die Büroräume gelassen. Unser Kundenbetreuer war außergewöhnlich nett und nach knapp 2,5 Stunden hatten wir nicht nur ein Flugticket zum Sondertarif (fast der halbe Normalpreis (120,- € pro Pers.) sondern auch die Zusage, daß wir unsere Fahrräder ohne Übergepäck bezahlen zu müssen mitnehmen durften (wir rechneten grob mit 80 Kg). Zusätzlich bekamen wir auch einen Brief mit, in dem alle Biman Mitarbeiter gebeten wurden uns bestmöglich zu unterstützen, da wir ja schließlich per Fahrrad bis nach Kalkutta geradelt waren. Auf dem Photo ist uebrigens Herr Roy zu sehen.
 
Abschied von Familie Roy: Nach etwa 1,5 Wochen mußten wir dann leider Abschied von Herrn und Frau Roy nehmen. Wir möchten den beiden nochmal ganz herzlich für ihre ungewöhnlich Gastfreundschaft, die vielen langen und für uns sehr interessanten Gespräche über die indische Kultur und die Hilfe beim besorgen der Flugtickets danken. Auch an die leckeren Menüs, die ihre Köchin tagtäglich auf den Tisch zauberte (insbesondere die leckeren Gemüse Strudelrollen zum Frühstück), werden wir und unsere Hüften sicherlich noch eine Weile zurückdenken. Leider ist es uns übrigens in der ganzen Zeit nie gelungen beide gemeinsam zu photographieren (meist war Herr Roy wieder dabei etwas für das Kinderheim zu organisieren).
 
Flughafen Kalkutta: Nachdem wir unsere Fahrräder gereinigt, etwas zerlegt hatten verpackten wir sie schön ordentlich in Pappkartons und die Folie von alten Mehlsäcken. Sah wirklich professionell aus. Mit dem Jeep der Roys ging es dann zum Flughafen. OK. zugegeben, unsere grobe Gewichtsschätzung mit 80 Kg war etwas blauäugig. Doch obwohl wir schon alle schweren Sachen ins Handgepäck gepackt hatten brachten wir stolze 106 Kg auf die Wage am Check in! Natürlich gab es sofort Diskussionen mit dem Bodenpersonal und dem
verantwortlichen Bimanmanager. Trotz unseres Begleitschreibens wollte er uns noch 40 Kg Übergepäck berechnen. Zum Glück hatten wir die Telefonnummer unseres netten Kundenbetreuers mit dabei und bei einem kurzen Telefongespräch konnten dann alle Unstimmigkeiten geklärt werden. Wir durften unsere 106 Kg mitnehmen ohne dafür Übergepäck zu bezahlen!
 
Zwischenladung Dakah: Nach einer Verspätung von etwa 2,5 Stunden durften wir dann endlich an Bord des Flugzeuges. Wir waren ziemlich überrascht, als wir uns in einer relativ neuen A310 wiederfanden (haben wir doch mit einer alten Klapperkiste gerechnet). Nun gut das Bordpersonal war dann etwas unfreundlich (der Flugbegleiter raunzte uns an als wir ihn nach vegetarischem Essen fragten), doch ansonsten waren wir mehr als positiv überrascht. Nach nur einer halben Stunde Flugzeit (ab Einchecken waren mittlerweile aber 6 Stunden vergangen!!!) landeten wir dann in Dakah. Dakah ist die Hauptstadt von Bangladesch. Wir hatten einen Transitaufenthalt von 16 Stunden und so wurden wir von einem gut organisierten Shuttleservice in ein gemütliches Hotel gebracht (schöne saubere Zimmer). Überraschenderweise machte Dakah einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck auf uns. Nach dem Schmutz und Lärm der Indischen Großstädte hätten wir es in dem ärmeren Nachbarland eher anders erwartet. Vermutlich wird es aber im Rest des von Hochwassern geplagten Landes eher schlimmer aussehen. 

Wo ist unser Gepäck? In Bangkok kam dann die große Ernüchterung. Von unseren 5 Gepäckstücken (2x Bike, 1x Kanu, 1x Schlafsäcke und Zelt, 1x Rest der Ausrüstung) kamen nur 4 in Bangkok an. Nachdem das Gepäckförderband zum x-ten mal mit ein paar übriggebliebenen Koffern und ohne unsere Tasche an uns vorbeigefahren kam stellten wir uns der Realität und meldeten den Verlust. Die freundliche Dame nahm unsere Verlust zu Protokoll und versprach uns, uns umgehend über den Verbleib unseres Gepäcks zu informieren. Und wir hatten uns in Kalkutta extra noch eine große Sporttaschen zugelegt in der wir fast alle unsere Radtaschen samt Inhalt verstauen konnten, da wir dachten, daß bei zu vielen kleinen Taschen leicht eine verloren gehen könnte. Tja nun war nahezu unsere Gesamte Ausrüstung im Wert von etwa 2600,- € verschollen!

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Broschüre über unsere

Weltreise!

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