GEORGIEN: 22.10. - 27.10.2003

Route: Poti, Batumi

Distanz: 125 Km

 
Vorwort: Wir wurden mehrfach gewarnt, aber wir wollten unsere eigenen Erfahrungen machen. Zum Glück haben wir zu Anfang sehr schöne Erfahrungen mit der Bevölkerung und deren Gastfreundschaft gemacht. Aber das korrupte Polizeiwesen hat uns schwer zugesetzt, und wir waren froh, als wir das Land wieder verlassen durften. Nun Teilen auch wir die Meinung, daß Georgien zur Zeit kein Reiseland ist.
 

Nach 3 Stunden Verspätung begann die Zollkontrolle und Ausreise aus Rußland, soweit alles noch unkompliziert. Am Hafen wartete dann auch schon das Schnellboot (Kometa 51). Leider saß davor jemand mit einer Gepäckwaage und wollte dann eine Pauschale von 40$ für beide Fahrräder (zusammen). Da wir aber beim Ticketkauf extra die Fahrräder erwähnt hatten, waren wir jetzt nicht bereit den Preis zu zahlen. Es brach ein kurzes Wortgefecht zwischen uns und dem Schiffspersonal aus, was aber zu keinem Ergebnis führte. Kurzentschlossen wand Martin sich hilfesuchend an eine Zollbeamtin. Die Beamtin meinte, leider nichts machen zu können, da es sich um ein georgisches Schiff handle. Ein Gepäckverlader, der das Gespräch mitbekam organisierten dann aber, daß der der Kartenkontrolleur und somit der Kapitän des Schiffes informiert wurden. Der Kapitän kam kurze Zeit später und wir durften dann, ohne zu zahlen, unsere Fahrräder direkt über die Kaimauer und einen Heckausleger auf das Heck des Schiffes (Tragflächenboot) verladen. Im Schiff suchten wir uns dann, mit einem etwas unguten Gefühl im Bauch, ein Platz in der Nähe unsere Fahrräder. Zu unserem Erstaunen sagte aber keiner des Personals mehr was wegen der 40$ und einer der beiden entpuppte sich sogar als recht netter Kerl (Bot uns was zum trinken an, klopfte uns zum Abschied auf die Schulter). Gegen 21.00 Uhr (bereits stockfinstere Nacht) erreichten wir endlich den Hafen von Poti. Die Zollkontrolle verlief unkompliziert, so daß wir knapp eine viertel Stunde später das Zollgebäude verlassen konnten. Nun standen wir mitten in Poti, einer Stadt ohne Straßenbeleuchtung, und wußten nicht so recht wohin. Zum Glück fanden wir schnell und ohne in einen der zahlreichen offenen Entwässerungsschächte (bis zu 1m² groß) zu fallen nach etwa 10 Km im angrenzenden Wald einen schönen Zeltplatz.

 
Am nächste Tag wechselten wir Geld in einer Bank, die von mehreren, mit Schnellschußgewehren bewaffneten Personen bewacht wurde. Danach wurden wir im vorbeifahren von einer Frau zum Tee eingeladen. Den Rest des Tages fuhren wir durch strömenden Regen. Wie es der Zufall so will waren bei Einbruch der Dunkelheit rechts das Meer und links die Berge, und somit für uns kein Zeltplatz auffindbar. Als wir dann schon ziemlich verzweifelt waren, winkte uns jemand aus seinem Haus zu sich und lud uns zum Übernachten ein. Zu Hause waren nur der Vater eine Tochter und die Babuschka (Oma), die sofort anfingen, uns mit allerlei Leckereien zu bedienen. Als es am nächsten Morgen immer noch regnete, wurden wir kurzerhand eingeladen noch einen Tag zu bleiben, was wir dankend annahmen. Mittlerweile war auch der Rest der Familie zu Hause und es herrschte auch sonst ein reges kommen und gehen. Den Nachmittag verbrachten wir mit den Männern der Familie bei Dame- und Bagammonspiel, während die Frauen damit beschäftigt waren, in der Küche ein Festmahl vorzubereiten und Haus und Hof zu putzen. Gegen Abend kam dann der erwartete Besuch und überreichte der jüngsten Tochter (Anna) ein Geschenk. Nicht nur Anna, sondern auch wir wurden ganz verlegen, da wir natürlich auf einen Geburtstag nicht vorbereitet waren und kein Geschenk hatten. Nun begann das Festmahl. Während die "Kinder" der Familie (alle bereits erwachsen bzw. verheiratet) in der Küche blieben, wurden wir mit an den Tisch gebeten. Nun begannen die Männer (Vater u. ältester Sohn und 2 Gäste) nacheinander jeweils das Glas zu erheben, ein "paar" Worte an alle zu richten, und dann das mit Wein gefüllte Glas in einem Zug zu leeren. Während dem gesamten Essen war immer einer der Männer damit beschäftigt eine Ansprache zu halten (stets mehrere Minuten). Nach 2 Stunden wurde der bereits schwer angeschlagene älteste Sohn, und noch eine Stunde später dann einer der Gäste entlassen und nach Hause gefahren. Da wir uns bereits am Vorabend als wenig trinkgewaltig gezeigt hatten, durften wir, gemeinsam mit den Frauen, eine Flasche "Champagner" leeren und sind so ungeschoren davongekommen. Die letzten Gäste waren gerade dabei zu gehen, als wir endlich den Grund der Feier erfuhren. Zu Gast war die Familie von Annas zukünftigem Ehemann. Sie überbrachten im Namen der Familie den Verlobungsring und feierten dann die Verlobung gebührend. Ungewöhnlich für uns war vor allem die Tatsache, daß die beiden frisch verlobten nicht an der Feier teilnahmen. Der künftige Bräutigam war nicht mitgekommen und Anna war damit beschäftigt in der Küche zu kochen. Am nächsten Mittag nutzten wir dann eine "kurze" Regenpause um uns wieder auf den Weg zu machen.
 
Bereits am erste Tag hatten wir schon mehrmals Bekanntschaft mit der Georgischen Straßenpolizei gemacht. Den ersten beiden Polizisten war es etwas langweilig. Sie winkten uns zu einem kleinen Schwätzchen zu sich und luden uns zu einer Portion Sonnenblumenkernen ein. Als nächstes folgte eine Zollkontrolle. Fast waren wir schon durch, als wir vom letzten Posten noch gestoppt wurden. Nach dem üblichen "woher" und "wohin", meinte zwar der eine noch irgendwas von Dollar und wurde penetranter, doch sein Kollege schickte uns weiter. Die dritte Kontrolle wurde dann richtig nett. Die vier Beamten hatten sich anscheinend damit abgefunden, daß sie in ihrem Job nicht richtig ernst genommen wurden (nur selten stoppte auch wirklich ein Auto, daß sie anhalten wollten) und waren einfach nur an uns und unserer Art zu reisen interessiert. Aus Angst, wir würden zu wenig essen, organisierten Sie uns dann sogar noch eine Tüte voll Obst. Nach knapp einer Stunde wurden wir dann wieder entlassen. Die vierte Kontrolle (am 1. Tag!!!) war dann ziemlich unangenehm. Kaum hatten uns die Polizisten gestoppt, bemängelten sie auch schon, daß wir keine Nummernschildern an den Fahrrädern hatten. Dann wollten sie unsere Fahrradpapiere sehen. Als wir diese auch nicht vorweisen konnten, wollten sie von uns eine Strafe kassieren. Wie gut, daß wir fast kein russisch können. Also erklärten wir Ihnen, daß wir nichts verstehen und warteten ab. Es dauerte zwar eine Weile, aber unsere Taktik ging auf. Kurz vor Einbruch der Nacht durften wir dann endlich weiterfahren. Am schlimmsten ist es uns dann in der 5. Polizeikontrolle am 3. Tag ergangen. Wie üblich wurden wir gestoppt. Anschließend wollte einer der Polizisten mein Rad probefahren. Da er es aber nicht schaffte aufzusteigen, schob er es um das Polizeiauto und lehnte es an. Nun begann er zusammen mit seinem Kollegen in Windeseile meine komplette Lenkertasche auszuräumen. Kaum zu glauben, aber die Beiden durchstöberten alle Papiere und Geldbeutel! Das Geld, das sie fanden drückten sie mir in die Hand. Etwas nervös wurde ich dann, als sie das Pfefferspray fanden. Wie nicht anders zu erwarten probierten sie es auch sofort aus, waren aber mit der Erklärung, daß wir es gegen Hunde benötigen zufrieden. Nun versuchte ich die Lenkertasche wieder einzuräumen. Als ich das Geld wieder an seinen üblichen Platz stecken wollte bestanden die Polizisten darauf, daß ich es in die Hosentasche stecken sollte. Kaum war die Lenkertasche wieder geschlossen, wurde ich auch schon von einem Polizisten nach Waffen durchsucht. Daß er auch in meine Hosentasche Griff machte mich stutzig. Direkt nach der Durchsuchung griff ich in meine Hosentasche um zu kontrollieren, ob das Geld noch da war, und da ich einen Bündel spürte, gab ich mich damit zufrieden. Nadine wurde gleichzeitig etwa 15m hinter mir ebenfalls von einem Polizisten kontrolliert. Zum Glück gab er sich mit einer reinen Sichtkontrolle zufrieden. Denke die Polizisten wollten uns nur trennen. Als dann alles erledigt war, sollten wir umgehend weiterradeln. Einen Kilometer später wollte ich dann doch wissen, was mit dem Geld los war. Erschrocken mußten wir feststellen, daß sie uns einen Geldbündel mit etwa 60$ geklaut hatten! In meiner Aufregung habe ich bei meiner Kontrolle nämlich nicht mehr gespürt, ob in meiner Hosentasche ein oder zwei Geldbündel waren. Genervt und frustriert erklommen wir einen kleinen Paß auf dessen Höhe uns ein, bereits auf der Strasse wartender, Jugendlicher anhalten wollte. Da uns dieser aber nicht ganz geheuer war, fuhren wir weiter. Daraufhin rannte er uns, offensichtlich stark erbost, nach und versuchte dabei etwas aus seiner Jackentasche zu ziehen. Wir befürchteten, er könnte eine Pistole ziehen und versuchten schnell zu flüchten. Vor lauter Schreck rauschte Nadine geradewegs in den Graben. Gerettet wurden wir vermutlich nur durch ein paar zufällig in diesem Augenblick vorbeikommende Autos, denn nun ließ der Jugendliche von uns ab. Geschockt radelten wir weiter, nur um im Tal wieder von der Polizei gestoppt zu werden. Diesmal mußte ich mit einem Polizisten in das Polizeiauto steigen. Neben der Paßkontrolle wollte er unsere Registrierung sehen. Ich erklärte ihm dann auf deutsch, daß wir davon nichts wußten und dementsprechend auch keine vorweisen können. Als er aber hartnäckig auf einer Registrierung bestand erzählte ich ihm reichlich theatralisch, daß wir vor knapp 30 Minuten von seinen Kollegen ausgeraubt worden sind. Ziemlich erstaunt holte er einen weiteren Kollegen, so daß ich die Geschichte nochmal wiederholte. Nun wollten sie wissen, wieviel Geld wir noch haben. Also holte ich Nadines Geldbeutel. Nachdem er diesen komplett leergeräumt hatte nahm er 45$ und 10 Lei in sein Protokoll auf. Nun sollte ich wieder aus dem Auto aussteigen und weiterfahren. Ziemlich verdutzt fragte ich dann, mit Hilfe des Wörterbuches, einen weiteren Polizisten, ob er uns nicht helfen könne. Erst jetzt bequemte sich sein Kollege etwas zu unternehmen und fing an zu telefonieren. Nun wollten sie noch wissen, was für ein Auto die Kollegen hatten und ob es nicht ein roter Lada Niva war. Als ich dies verneinte waren sie sichtlich erleichtert. Kurz darauf kam dann der Polizeichef (in einem roten Lada Niva) vorgefahren. Wiederum sollte ich mit den Polizisten in das Polizeiauto einsteigen. Nun wollten sie erneut Nadines Geldbeutel sehen. Kaum hatten sie ihn in der Hand öffneten sie auch schon das Fach für Kleingeld und "fanden" dort unser gestohlenes Geld. Nun wurde ich vom Polizeichef zurechtgewiesen, daß ich das nächste mal lieber genauer prüfen soll, bevor ich etwas als gestohlen melde. Von einem Polizisten wurde ich dann aufgefordert den Polizeichef für seine "Bemühungen" zu entschädigen. 20$ wurden als ausreichend angesehen!!! Nun wurde ich mehrmals (etwa 20x) vom Polizeichef gefragt, ob ich noch ein Problem hätte, was ich aber stets verneinte. Als auch von Nadine das Auffinden unseres Geldes bestätigt wurde, wurden wir aufgefordert schleunigst zu verschwinden. So hatten wir also Glück im Unglück und konnten unseren Schaden auf 20$ begrenzen. Nun hatten wir genug von Georgien und seiner Polizei und beschlossen, das Land umgehend zu verlassen. Interessanterweise wurden wir auf den letzten 40 Km von keiner einzigen Polizeikontrolle mehr gestoppt, während wir auf den ersten 70 Km von jeder Polizeikontrolle, insgesamt 6 Mal, kontrolliert wurden. Anscheinend hat der Polizeichef, aus Angst selbst aufzufliegen, seine Jungs zurückgepfiffen. Erleichtert erreichten wir am Abend, nach einem unkomplizierten Grenzübertritt, die Türkei.
 
Zum Glück haben wir in Batumi noch die Gelegenheit genutzt ein paar Gummistiefel zu kaufen, da wir sowohl in Georgien als auch in der Türkei einen kleinen Kaltwettereinbruch, mit ständig starkem Regen, hatten. Auch die Temperaturen waren mit etwa 12° Celsius nicht mehr ganz so kuschelig warm. Um unsere Socken und Schuhe zu trocknen haben wir so insgesamt 5 Tage gebraucht.
 
Trotz unseres kurzen Aufenthaltes haben wir in Georgien alles erlebt, was zu erleben war: strömenden Regen, Straßen die sich in Seen verwandelten, groß geschriebene Gastfreundschaft, ständige stundenlange Stromausfälle und ein sehr korruptes Polizeiwesen.

 

I

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